Im Oktober 1992, also 13 Monate nach dem Mord an Samuel Yeboah, überfiel ein Dutzend Nazis in Saarbrücken einen Studenten und prügelten diesen krankenhausreif. Zuvor machten sie sich am Itzenplitzer Weiher in Heiligenwald und dann in Neunkirchen auf die Suche um, in den Worten der Neonazis vor Gericht, „Neger oder Punks klatschen zu gehen“. Da sie dort niemanden ausfindig machen konnten, der in ihr Opferbild passte, machten sie sich auf den Weg nach Saarbrücken und stießen dann auf den damals 27jährigen Studenten. Aufgrund von Zeugenaussagen, die die KFZ-Kennzeichen der Fluchtfahrzeuge nennen konnten, wurden 12 Täter/innen ermittelt und noch in der gleichen Nacht ausfindig gemacht. Unter diesen befand sich auch Peter Werner Schlappal. Dieser gilt derzeit laut Polizei als Hauptverdächtiger im Mordfall Samuel Yeboah. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Samuel Yeboah
Zur Person: Peter Schlappal, der Hauptverdächtige im Mordfall Samuel Yeboah ist seit Jahrzehnten bekannt
In zahlreichen Veröffentlichungen von antifaschistischen Gruppen wurde Peter Schlappal immer wieder auch im Kontext rechten Terrors benannt. So in einer Zusammenstellung der Autonomen Antifa Saarbrücken zu einem Überfall durch Neonazis auf einen Studenten in Saarbrücken im Jahre 1992 oder auch in unserer Broschüre „Kein schöner Land…“ aus dem Jahr 2000. Wir möchten hier nochmal kurz zusammenfassen um wen es sich dabei handelt. Weiterlesen
Mord an Samuel Yeboah: Hausdurchsuchungen bei Saarlouiser Nazis — Verdächtiger Peter Werner Schlappal weiter auf freiem Fuß
Wie Spiegel Online berichtet, gibt es im Fall des durch einen Brandanschlag am 19. September 1991 ermordeten Samuel Yeboah eine neue und konkrete Spur.1 In den Morgenstunden des heutigen 28. Januar 2021, fast 30 Jahre nach der Tat, durchsuchte die Polizei die Wohnung und den Arbeitsplatz eines heute 49-jährigen „seit Jahren aktiven Rechtsextremisten“ aus Saarlouis. Nach Informationen der Antifa Saar / Projekt AK soll es sich bei dem Beschuldigten um Peter Werner Schlappal handeln. Ihm wird vorgeworfen, den Brandanschlag verübt zu haben. Festgenommen wurde der des Mordes an Samuel Yeboah sowie des 18-fachen versuchten Mordes beschuldigte Schlappal nicht. Außerdem fanden Durchsuchungen bei weiteren vier Personen statt. Weiterlesen
100 Menschen auf Kundgebung der Seebrücke Saar in St. Ingbert – Antifa Saar / Projekt AK thematisiert die Zusammenhänge zu Samuel Yeboah
Für den Dienstag, den 29. September hatte die Seebrücke Saar nach St. Ingbert vor die Stadthalle mobilisiert. Anlaß war, dass dort ursprünglich über einen Antrag der Partei dieLinke, St. Ingbert zum „Sicheren Hafen“ zu erklären, im Stadtrat entschieden werden sollte. Um dieses löbliche Unterfange zu unterstützen, wurde eine Kundgebung angemeldet. Der St.Ingberter Oberbürgermeister Ulli Meyer ließ diesen Antrag aber kurzer Hand von der Tagesordnung streichen, so dass auch dieses miese Verhalten zum Thema der Kundgebung wurde.
Knapp 100 Menschen fanden sich am frühen Dienstag Abend in St. Ingbert ein. Während sich die Vertreter_innen des örtlichen Ordnungsamtes anfangs mehr als unkooperativ zeigten und der angemeldete Platz wegen dort parkenden Autos nicht zur Verfügung stand, zog die Kundgebung dann kurzer Hand ein paar Meter weiter Richtung Stadthalle und nahm auch die eigentlich frei zu haltende Zufahrtsstraße ein. So soll das sein. Während die Ordnungsamts-Mitarbeiter_innen es sich nehmen ließen, hier und da noch ein paar blöde Bemerkungen fallen zu lassen und sichtlich vertraut mit den ankommenden AfD-Abgeordneten zu schäckern, wurde die Kundgebung mit Reden von der örtlichen dieLinke-Stadtratsfraktion, ConnAct, Sea-Eye, dem lokalen Bündnis für Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz, sowie der Seebrücke Saar fortgesetzt. Auch wir wurden für einen Redebeitrag angefragt und thematisierten die Zusammenhänge zwischen dem Mord an Samuel Yeboah, rechtem Terror und der Stadt St. Ingbert.
Video aus: Aktueller Bericht, SR, 29.09.2020
Lest hier unseren Redebeitrag: Weiterlesen
Bericht: 150 Menschen gedenken Samuel Yeboah in Saarlouis anlässlich des 29. Jahrestages seiner Ermordung
Etwa 150 Menschen versammelten sich heute auf dem Kleinen Markt in Saarlouis um Samuel Yeboah zu gedenken. Vor 29 Jahren wurde dieser durch einen rassistischen Brandanschlag im Saarlouiser Stadtteil Fraulautern ermordet. Der Kundgebungsplatz war gut gefüllt, was nicht zuletzt daran lag, dass die Teilnehmer*Innen den anberaumten Mindestabstand zueinander aufgrund der Corona-Pandemie konsequent einhielten. In den Reden ging es dieses Jahr vor allem darum, Zusammenhänge darzustellen. So betonten wir in unserem Redebeitrag das Versagen der polizeilichen und städtischen Behörden, die 29 Jahre lang leugneten, dass es sich beim Tod von Samuel Yeboah um einen rassistischen Mord handelte. Dass immer wieder von Vertreter_innen der Stadt bis hin zu den Grünen die Existenz einer rechten Szene in Saarlouis geleugnet und erst jetzt wieder Ermittlungen aufgenommen wurden.
Seit Anfang der 90er Jahre existierte im Saarland eine rechte Terrorstruktur. Neonazistische Gruppen, wie die FAP und Blood & Honour, waren feste Größen im Saarland und bundesweit vernetzt. Saarlouis war ein organisatorischer Schwerpunkt dieser Gruppierungen, deren Nachfolgeorganisationen, wie z.B. die Hammerskins bis heute noch im Saarland aktiv sind.
Auch darauf weisen antifaschistische Gruppen seit über 30 Jahren immer wieder hin und haben sogar ganze Broschüren und Bücher zu dem Thema veröffentlicht (Kein schöner Land 2000; Heimatgeschichten 2016). Selbstverständlich hoffen wir darauf, dass die neu aufgenommenen Ermittlungen die Täter von damals zu Tage fördern. Und auch die dahinterstehende rechte Terror-Organisation muss ausfindig gemacht und zerschlagen werden.
Pressemitteilung: 150 Menschen nehmen an Kundgebung zur Erinnerung an Samuel Yeboah teil – Antifa Saar spricht von rechtem Terror-Netzwerk
150 Menschen folgten heute dem Aufruf der Antifa Saar / Projekt AK und weiterer Organisationen zur Gedenkkundgebung anlässlich des 29. Jahrestages der Ermordung Samuel Yeboahs. Dieser wurde durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis-Fraulautern ermordet. Erst vor kurzem wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen und erst jetzt geht auch die Polizei von Tätern aus der Neonazi-Szene aus.
Sara Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK: „Wir sind mehr als gespannt, ob die Ermittlungen der saarländischen Polizei etwas Neues zu Tage fördern oder ob diese nur dazu führen den Fall endgültig wieder auf Eis zu legen. Es steht zu befürchten, dass verheerende Ermittlungsfehler oder gar Verstrickungen der damals eingesetzten Beamten und struktureller Rassismus bei der Polizei vertuscht werden, wenn nun die eigenen Kollegen und Amtsnachfolger ermitteln.“
Pressemitteilung: Antifa Saar / Projekt AK veranstaltet Kundgebung zur Erinnerung an Samuel Yeboah
Am kommenden Samstag, den 19.09.2020 veranstaltet die Antifa Saar / Projekt AK gemeinsam mit weiteren Gruppen in Saarlouis auf dem Kleinen Markt eine Kundgebung zur Erinnerung an Samuel Yeboah, der vor 29 Jahren durch einem rassistischen Brandanschlag ermordet wurde. Beginn ist um 15.00 Uhr.
Seit der Ermordung Samuel Yeboahs im Jahr 1991 weisen Aktivist_innen aus antifaschistischen Gruppen immer wieder auf den rassistischen Hintergrund der Tat hin, der sich vor allem auch aus dem Kontext der Tat ergibt. Die Ermittlungen wurden jedoch nach nicht mal einem Jahr eingestellt.
Sowohl die Stadt Saarlouis als auch die Polizei leugnen seitdem, dass sich in Saarlouis eine militante rechte Szene etabliert hatte, deren Vertreter bereits 1986 in einem Interview mit dem Stern ankündigten, auch Morde begehen zu wollen.
WeiterlesenKundgebung am 19. September 2020 in Saarlouis
Samuel Yeboah, politischer Flüchtling aus Ghana wurde am 19. September 1991 durch einen rassistischen Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis-Fraulautern ermordet. Die Täter_innen wurden nie ermittelt, die Ermittlungen nach wenigen Wochen eingestellt.
Während in den 1990er Jahren bundesweit ein entfesselter rassistischer Mob über hundert Menschen ermordete, gab es im Saarland eine Reihe schwerer Brand- und Bombenanschläge, von denen kein einziger aufgeklärt wurde. Gerade die rechte Szene in Saarlouis gehörte damals zu den am aggressivsten agierenden im gesamten Bundesgebiet und war gut vernetzt, dennoch wollten die damaligen Repräsentant_innen der Stadt diese nicht nur kleinreden, sondern sogar ganz bestreiten.
Für uns ist klar: Der Mord an Samuel Yeboah muß im Zusammenhang mit der Verharmlosung und Vertuschung rechten Terrors gesehen werden.
Anfang August wurde nun bekannt, dass die Polizei wieder ermittelt. Der Generalbundesanwalt ließ verkünden, dass jetzt „gravierende Anhaltspunkte auf einen rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Hintergrund des Anschlags“ hindeuteten. Aufgrund der Erfahrungen aus vergangenen Ermittlungen zu rechtem Terror im Saarland, dem NSU-Skandal und den Verstrickungen der Polizei- und Geheimdieste in rechte Netzwerke, befürchten wir eine weitere Verschleierung der Taten anstatt Aufklärung über rechten Terror. Es darf jedoch keinen Schlussstrich geben.
Auch heute trifft die Gewalt gegen Menschen die nicht ins „volksdeutsche“ Raster passen auf Beifall, mindestens aber auf Gleichgültigkeit – während Verschwörungsglaube, reaktionäre und offen rechte Positionen eine zunehmende Rolle spielen. Wir wollen dieser gesellschaftlichen Entwicklung und deren Akteur_innen vor Ort entgegentreten. Und wir werden nicht beim bloßen Erinnern stehen bleiben, sondern die Täter_innen von morgen aufhalten. Wir kämpfen für eine Welt ohne den Kompromiss mit der Barbarei, für eine Welt der Solidarität und Emanzipation.
Wir fordern die sofortige Offenlegung der Ermittlungs- sowie Geheimdienstakten im Fall Yeboah.
Wir fordern die Einsetzung eines öffentlichen Untersuchungsausschusses.
Wir fordern einen würdigen Erinnerungsort für Samuel Yeboah.
AUFKLÄRUNG STATT VERHARMLOSUNG DES RECHTEN TERRORS!
FÜR EIN WÜRDIGES GEDENKEN AN DIE OPFER RECHTER GEWALT!
ORGANISIERT DEN ANTIFASCHISTISCHEN SELBSTSCHUTZ!
Geht mit uns für diese Forderungen in Saarlouis auf die Straße!
Samstag, 19. September 2020
15.00 Uhr – Kleiner Markt Saarlouis
Der Aufruf wird unterstützt von: ConnAct Saar, Initiative Seebrücke Saar, Crithink e.V. — Gesellschaft zur Förderung des kritischen Denkens und Handelns, Heinrich-Böll-Stiftung.
Bitte beachtet die aktuellen Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus Mund-Nasen-Schutz und Abstände.
Mord an Samuel Yeboah — Antifaschistisches Bündnis wendet sich erneut mit offenem Brief an Saarlouiser Oberbürgermeister Henz
In einem offenen Brief wendet sich die Antifa Saar / Projekt AK und das von zahlreichen Gruppen unterstützte Kampagnenbündnis HASSHATKONSEQUENZEN erneut an den Saarlouiser Oberbürgermeister Henz und fordert ein würdiges Gedenken an Samuel Kofi Yeboah. Der Flüchtling aus Ghana wurde am 19.09.1991 in Saarlouis durch einen rassistischen Brandanschlag ermordet.

Erneuter Brief an der Saarlouiser Oberbürgermeister Henz (zum Herunterladen der Datei auf das Bild klicken)
Bereits am 22. August diesen Jahres wendeten sich die Gruppen an den Oberbürgermeister mit der Forderung nach einem würdigen Gedenken und einer Anerkennung des rassistischen Hintergrunds der Tat. Dies wurde von ihm strikt zurückgewiesen. In einem Antwortschreiben seinerseits und mehreren Verlautbarungen gegenüber Journalist_innen nahm er diesbezüglich Stellung.
Der aktuelle Brief des Kampagnenbündnisses greift die von Oberbürgermeister Henz gebrachten Äußerungen auf, widerlegt sie und ordnet sie politisch ein.
Am 24. September demonstrierten über 250 Menschen durch Saarlouis, um die Forderungen der Kampagne HASSHATKONSEQUENZEN zu unterstreichen. Auch bezüglich dieser Demonstration übt das Bündnis scharfe Kritik an dem (Nicht-)Verhalten von OB Henz. So heißt es in dem offenen Brief:
„Yeboah? Nie gehört!“
Die Saarlouiser Politik leugnet bis heute hartnäckig das rassistische Motiv der Ermordung Samuel Yeboahs. Dabei beruft sich der Saarlouiser Oberbürgermeister Roland Henz (SPD) ausgerechnet auf die Ermittlungsbehörden, die das Verfahren nach nicht einmal einem Jahr ergebnislos einstellten. Da nichts ermittelt wurde, lag schließlich auch kein rassistisches Motiv vor, so die zynische Argumentation der Lokalpolitik.

Antwort des Saarlouiser Oberbürgermeisters Henz auf unseren Offenen Brief (zum Herunterladen der Datei auf das Bild klicken)
In einem offenen Brief an den Saarlouiser Oberbürgermeister Roland Henz (SPD) hatte die Antifa Saar / Projekt AK gemeinsam mit Kooperationspartner_innen die politisch Verantwortlichen der Stadt Saarlouis aufgefordert, endlich ein würdiges Gedenken an den bei einem rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordeten Samuel Yeboah zu verwirklichen und das rassistische Tatmotiv als solches öffentlich zu benennen.1 In seiner Antwort weigerte sich OB Henz jedoch beharrlich, den rassistischen Hintergrund der Tat anzuerkennen und zeigte sich vor allem um den Ruf der Stadt Saarlouis besorgt. Er wolle „seine Stadt“ nicht in einem Atemzug genannt haben mit Städten, in denen vergleichbare Anschläge „zweifelsfrei“ rassistisch motiviert gewesen seien. Demgegenüber gibt Henz in einem Interview des Deutschlandradios zum Besten, dass er 1991 als Stadtverordneter in Saarlouis durch den Brandanschlag „erschüttert“ gewesen sei. Damals, so der heutige Oberbürgermeister, habe „keiner geglaubt, dass es nicht rassistisch ist“. Was seine Meinung zu ändern vermochte, verrät Henz nicht, stellt aber einen Satz später im gleichen Interview fest: „Es gab keine eindeutigen Hinweise auf eine rassistische Tat“.2