Ideologiekritik und Film — Vortrag und Diskussion mit Wolfgang M. Schmitt

Mittwoch 24. Januar 2024 ab 19.00 Uhr im KOSMOS / Futterstraße 4 / 66111 Saarbrücken

Warum Ide­olo­giekri­tik? Und warum Ide­olo­giekri­tik anhand von Fil­men? Diesen bei­den Fra­gen wid­met sich Wolf­gang M. Schmitt in seinem Vor­trag. Laut Wal­ter Ben­jamin ist es die Auf­gabe des Ide­olo­giekri­tik­ers, „nicht die wirtschaftliche Entste­hung der Kul­tur, son­dern der Aus­druck der Wirtschaft in ihrer Kul­tur“ zu analysieren und darzustellen. Der Film ist noch immer ein Massen­pro­dukt, in das investiert wird, um daraus Prof­it zu machen. Zugle­ich wirken die Pro­duk­tion­sweise sowie das gesellschaftliche Ver­hält­nis auf den Film ein, ja, sie for­men diesen. Das macht die Beschäf­ti­gung mit dieser Massenkun­st bis heute so auf­schlussre­ich. In seinem Vor­trag wird Wolf­gang M. Schmitt, bekan­nt durch seinen YouTube-Kanal „Die Fil­m­analyse“, Beispiele aus Gegen­wart und Ver­gan­gen­heit für die Ide­olo­giepro­duk­tion Hol­ly­woods vorstellen.
Kommt vor­bei und disku­tiert mit!

Piusbrüder + Co.: Von wegen “für das Leben” — my body, my choice!

Das fem­i­nis­tis­che Aktions­bünd­nis “My body — my choice” ruft auf:

Samstag, 17.11.2018 — 15:00 Uhr — Europagalerie Saarbrücken

Kommt mit uns auf die Straße, um für fem­i­nis­tis­che Inhalte und gegen den ‚Marsch für das Leben‘ zu demonstrieren!

Aufruf zur Kundgebung:

Es geht um mehr als Schwangerschaftsabbrüche –
die christlichen Fundamentalist_innen bekämpfen ganz offen:

- die all­ge­meinen Menschenrechte
— die Tren­nung von Kirche und Staat
— die Gle­ich­berech­ti­gung der Frau
— Homosexualität
— Religionsfreiheit
— Scheidungen
— Schwanger­schaftsab­brüche und Verhütungsmittel
— Sterbehilfe
— Die Errun­gen­schaften der Aufklärung

Beteiligt Euch am Protest gegen die sex­is­tis­che, homofeindliche, antifem­i­nis­tis­che und antifortschrit­tliche Agen­da der Pius­brüder und ihrer Fre­unde. Christliche Kul­tur­rev­o­lu­tion verhageln!

Weit­er­lesen

Deutsche Ideologie(n) – Wandlungen und Kontinuitäten: Symposium in Bonn am 15.10.2011

Anfang Okto­ber wer­den die Feier­lichkeit­en zur deutschen Ein­heit in Bonn stat­tfind­en. Doch was wird dort eigentlich gefeiert? Worüber freut sich Deutsch­land im Jahre 2011? Was ist “deutsch” und wie muss eine Kri­tik an der deutschen Nation heute ausse­hen? Diesen und weit­eren Fra­gen soll im Rah­men des Sym­po­siums “Deutsche Ideologie(n) – Wand­lun­gen und Kon­ti­nu­itäten” nachge­gan­gen wer­den. Dabei soll es nicht um die Frage gehen wie “nor­mal” oder “unnor­mal” Deutsch­land 2011 ist, son­dern was Deutsch­land von anderen Natio­nen unter­schei­det und ob “das Nach­leben des Nation­al­sozial­is­mus in der Demokratie als poten­tiell bedrohlich­er denn das Nach­leben faschis­tis­ch­er Ten­den­zen gegen die Demokratie” anzuse­hen ist, wie Theodor W. Adorno 1959 for­mulierte. Weit­er­lesen

Flugblatt zum diesjährigen Ostermarsch in Saarbrücken

Am Oster­sam­stag, 23. April 2011 fand in Saar­brück­en der alljährliche Oster­marsch unter dem diesjähri­gen Mot­to “Trup­pen raus aus Afghanistan — Bun­deswehr nix wie hemm” statt.

Im Fol­gen­den doku­men­tieren wir das Flug­blatt „Zwis­chen “Nix wie Hemm” und “Heim ins Reich” — Anmerkun­gen zum Saar­brück­er Oster­marsch“, welch­es sich kri­tisch mit der inhaltlichen Aus­rich­tung des Oster­marsches und dem dort aufge­trete­nen Lie­der­ma­ch­er David Rovics auseinandersetzt.

Flug­blatt „Zwis­chen “Nix wie Hemm” und “Heim ins Reich”
— Anmerkun­gen zum Saar­brück­er Ostermarsch“ 

Broschüre zur Kritik der Anti-Globalisierungsbewegung erschienen

Pünk­tlich zum Auf­takt der Proteste gegen den G8-Gipfel in Heili­gen­damm hat die Antifa Saar / Pro­jekt AK gemein­sam mit weit­eren Grup­pen einen Read­er veröf­fentlicht, in dem die inhaltliche Aus­rich­tung der Anti-Glob­al­isierungs­be­we­gung kri­tisiert wird. In der 38seitigen Broschüre mit dem Titel „Why your rev­o­lu­tion is no lib­er­a­tion!“ sind neben ein­er ein­lei­t­en­den Stel­lung­nahme der her­aus­geben­den Grup­pen sowohl Klas­sik­er der Kri­tis­chen The­o­rie, beispiel­sweise von Adorno und Horkheimer, als auch in jüng­ster Zeit ent­standene Texte wie beispiel­sweise von Poli­tik­wis­senschaftler Stephan Gri­gat enthalten.

Die Her­aus­ge­ber richt­en sich mit dem Read­er gegen die aktuell vorherrschen­den Analy­sen der Antiglob­al­isierungs­be­we­gung, die sich im weitesten Sinne als links und antikap­i­tal­is­tisch artikulieren, und dabei immer wieder lau­thals for­mulieren, eine andere Welt sei möglich.
Die Antifa Saar / Pro­jekt AK for­muliert ern­sthafte Zweifel, dass diese andere Welt bess­er ver­fasst sein wird als die Gegenwärtige.

Die Antiglob­al­isierungs­be­we­gung ist derzeit keineswegs mar­gin­al­isiert son­dern erfreut sich ein­er bre­it­en Sym­pa­thie, die über die bürg­er­liche Linke bis in die so genan­nte bürg­er­liche Mitte reicht und auch von Neon­azis geteilt wird.
Alexan­der Breser, stel­lvertre­tender Press­esprech­er der Antifa Saar / Pro­jekt AK meint dazu: „Es geht uns mit unser­er Broschüre nicht um eine pauschale Dif­famierung der glob­al­isierungskri­tis­chen Bewe­gung. Vielmehr muss eine linke Poli­tik, die diesen Namen auch ver­di­ent hat, neben ein­er Kri­tik der eige­nen Fehler auch eine Auseinan­der­set­zung mit den reak­tionären „Befreiungs­be­we­gun­gen“ leis­ten. Aber auch inner­halb ein­er sich selb­st als emanzi­pa­torisch darstel­len­den linken Bewe­gung ver­s­tum­men kri­tis­che Stim­men meist schnell um die Mobil­isierungs­fähigkeit vor Events wie dem G8-Gipfel, der die ihm zugeschriebene All­macht nur in der falschen Analyse besitzt, nicht zu gefährden.“

Der Read­er ist auch in englis­ch­er Sprache erhältlich und eine franzö­sis­che Ver­sion ist aktuell in Vorbereitung.
Die Broschüre kann gegen eine Schutzge­bühr von 3,50 € bei der Antifa Saar / Pro­jekt AK bezo­gen wer­den. Post­fach 103 207, 66032 Saarbrücken.
Eine online-Ver­sion wird in weni­gen Wochen unter www.antifasaar.de.vu abruf­bar sein.

ANTIFA SAAR / PROJEKT AK

Flugblatt zum 60.Jahrestag der Bombardierung Saarbrückens

60 Jahre Bom­bardierung von Saarbrücken
Schon Anfang dieses Jahres begann die “Saar­brück­er Zeitung” mit ihrer Suche nach Zeitzeu­gen der Bom­bardierung Saar­brück­ens 1944, um dann rechtzeit­ig zum Jahrestag die rührseli­gen Berichte eben­jen­er präsen­tieren zu kön­nen. Es wird gejam­mert, wie schlimm es damals doch war, als die Bomben­tep­piche der Roy­al Air Force auf Saar­brück­en niedergin­gen. Und erst die Zeit danach, aus­ge­bombt, in den Trümmern…
Die Schreck­en des Bombenkrieges sollen also noch ein­mal her­vorge­holt und ins kollek­tive Gedächt­nis der deutschen Volks­ge­mein­schaft gebran­nt wer­den. Eine Schein­de­bat­te, wie auch schon zu der Bom­bardierung Dres­dens, wird insze­niert: “waren diese Bombe­nan­griffe in dieser Art über­haupt nötig?” An ein­er ern­sthaften Diskus­sion dieser Frage beste­ht jedoch kein Inter­esse, denn die Frage ein­fach in den Raum gewor­fen erfüllt schon ihre Auf­gabe: Aus deutschen Tätern wer­den Opfer.
Unter den Tisch fall­en wer­den die zehn­tausende Ange­höri­gen der alli­ierten Luft­stre­itkräfte die bei ihren Ein­sätzen getötet wur­den. Dass nicht diesen Opfern gedacht wird, son­dern dem deutschen Täterkollek­tiv ist beze­ich­nend. Auch ist kein Ton der Trauer oder Empörung von deutsch­er Seite zu hören, wenn sich die Tage der Bom­bardierung von Städten wie Guer­ni­ca, Rot­ter­dam, Warschau, Lon­don oder Coven­try durch die deutsche Luft­waffe jähren. Auch die Tat­sache, dass im 2. Weltkrieg über 50 Mil­lio­nen Men­schen ihr Leben gelassen haben, scheint für das deutsche Kollek­tiv aus hal­luzinierten Opfern nicht weit­er von Inter­esse zu sein.
Aber auch die Beze­ich­nung “Bombenkrieg” an sich spricht schon Bände. Die Bom­bardierung deutsch­er Städte wird aus dem übri­gen Kriegs­geschehen ein­fach her­ausgenom­men, aus jeglichem Kon­text geris­sen und als ver­brecherisch abgeurteilt. Kein Ton ist zu hören von den Kriegsver­brechen der deutschen Wehrma­cht, den Massen­mord an den europäis­chen Juden, kein Ton von den Gräueln, welche die SS über ganz Europa gebracht hat. In diesem Kon­text ver­wun­dert auch nicht der fol­gende Text, der auf ein­er Saar­brück­er Inter­net­seite unter der Über­schrift “Die Geschichte von Bur­bach” zu find­en ist und welch­er den 5. Okto­ber 1944 zum Gegen­stand hat: “Ein schwarz­er Tag, der englis­che Luft­marschall Arthur Har­ris (genan­nt Bomber — Har­ris) hat­te für die Nacht zum 6. Okto­ber 1944 einen Dop­pelan­griff sein­er Luft­flotte auf Saar­brück­en befohlen.”
Die Saarab­stim­mung, bei der die Saar­län­der 1935 mit 90,76% der Stim­men den Anschluss an Nazideutsch­land durch­set­zten sucht man auf der Home­page allerd­ings eben­so verge­blich wie die Inbe­trieb­nahme des Gestap­o­lagers “Gold­ene Bremm” in Saar­brück­en. Die Aus­blendung von Krieg­sur­sachen, und das Aus­maß an Koop­er­a­tion der Bevölkerung mit den organ­isierten Ver­nich­tungsak­teuren sind auch hier Programm.

Während Städte wie Saar­brück­en erst jet­zt in größerem Stil ihre eige­nen Bom­bardierun­gen aus­bre­it­en und anprangern, gab es die Gedenkver­anstal­tun­gen anlässlich der Bom­bardierung Dres­dens, welche für den deutschen Opfermythos schon immer von beson­der­er Bedeu­tung war, schon ab 1946. Zu Zeit­en des Kalten Krieges wur­den diese Gedenkver­anstal­tun­gen in der DDR in erster Lin­ie gegen die West­al­li­ierten instru­men­tal­isiert. Eine neue Qual­ität wurde allerd­ings mit der Wiedervere­ini­gung Deutsch­lands erre­icht. Mit dem Fall der Mauer, welche auch als sicht­bares Sym­bol die deutsche Schuld aufzeigte, stieg das deutsche Selb­st­be­wusst­sein schla­gar­tig an. Seit­dem wird wieder fleißig an der kollek­tiv­en deutschen Iden­titäts­bil­dung gear­beit­et. In genau diesem Kon­text ist auch die “Diskus­sion” um den so genan­nten Bombenkrieg zu sehen. Der nicht zu leug­nen­den deutschen Schuld soll eine Erfahrung deutschen Lei­ds zur Seite gestellt wer­den. Hier­durch soll die Inkom­pat­i­bil­ität der unter­schiedlichen Erin­nerun­gen von Opfern und Tätern des Nation­al­sozial­is­mus negiert wer­den. Ziel ist die Erzeu­gung ein­er plu­ralen Erin­nerungskul­tur, die das Gedächt­nis von Opfern und Tätern gle­ich­stellt. Der Weltöf­fentlichkeit präsen­tiert man sich als Bombenopfer, Ver­trieben­er oder trau­ma­tisiert­er Wehrma­chtssol­dat und somit als Lei­d­tra­gen­der des Nation­al­sozial­is­mus. Dieses Unter­fan­gen wird durch die deutsche Dom­i­nanz der Medi­en­land­schaft in Län­dern wie Polen, Tschechien und Kroa­t­ien erhe­blich erle­ichtert. Deutsche Posi­tio­nen und Ide­olo­gien sind ohne weit­eres exportfähig.

Jahr für Jahr wird in deutschen Städten an den jew­eili­gen Jahresta­gen der Bom­bardierun­gen ein Stück weit­er am nationalen Mythos gebastelt. Den alli­ierten Stre­itkräften wird vorge­wor­fen (eben­falls) unnötige Ver­brechen began­gen zu haben. Auf diese Weise wird eine alli­ierte Schuld kon­stru­iert, die die Sin­gu­lar­ität der deutschen Schuld negieren soll. Auf zynis­che Weise wird den Alli­ierten vorge­wor­fen, dass sie sich nicht ihre Boden­trup­pen aufgerieben haben, son­dern stattdessen mit dem so genan­nten “moral bomb­ing” ver­sucht haben den Durch­hal­tewil­len der Deutschen zu brechen und den Krieg schnellst möglich zu been­den. Aus­ge­blendet wer­den jegliche Ursachen, die die Bom­barde­ments der Städte haben nötig wer­den lassen. Dass es die Deutschen waren, die “bis zum let­zten Blut­stropfen” kämpfen woll­ten, obwohl der Aus­gang des Krieges schon lange klar war, wird in diesem Kon­text gerne ver­schwiegen, eben­so wie die Tat­sache, dass durch die Zer­störung der nation­al­sozial­is­tis­chen Infra­struk­tur einige, wenn lei­der auch nicht allzu viele, Ver­fol­gte der deutschen Ver­nich­tung­sprax­is entkom­men konnten.

KONTAKT: www.antifa-saar.de.vu
e‑mail: antifasaar@yahoo.de

Kein Frieden mit Deutschland — Flugblatt zur Friedensbewegung Sommer 2003

Kein Frieden mit Deutschland

Glaubt men­sch den Bericht­en der Massen­me­di­en, scheint die Mehrheit der Deutschen, sowie die Regierung gegen den Krieg im Irak zu sein. Hier drängt sich die Frage auf, ob diese derzeit­ige Hal­tung denn ein plöt­zlich­er Schwank zum Paz­i­fis­mus sein soll? Wohl kaum; vielmehr zeigt dies den deutschen Son­der­weg als alte, neue Groß­macht auf, denn vom Paz­i­fis­mus war 1999 bei dem Angriff­skrieg gegen Jugoslaw­ien nicht viel zu spüren. Die Ablehnung des Krieges ist Aus­druck eines neuen, nationalen Selb­st­be­wusst­sein der von Teilen der Friedens­be­we­gung mit­ge­tra­gen wird. Hier­bei ist der gesellschaftliche Diskurs über Krieg und Frieden ist in Deutsch­land geprägt von politischen/ökonomischen Kalkül und Heuchelei. Was die einen erst in der EU, dann in der ganzen Welt durchzuset­zen ver­suchen, wussten und wis­sen die anderen schon längst an ihren Stammtis­chen — “klassenüber­greifend”. Die Deutschen sind wieder wer.
Deutsch­land hat sich in und über die EU als Groß­macht etabliert. Aus­druck hier­für ist unter anderem die mil­itärische Rolle Deutsch­lands in der EU. Zu Beginn der europäis­chen Zusam­me­nar­beit wurde Deutsch­land einge­bun­den, um somit den Wieder­auf­bau nach Nazideutsch­land zu kon­trol­lieren. Die Zeit­en haben sich geän­dert. Nun führt Deutsch­land mit dem “alten Europa” das Vere­inte an.
Während Deutsch­lands Groß­macht­sam­bi­tio­nen gle­ichzeit­ig mit den realen Ein­flussmöglichkeit­en weltweit wächst, lässt die Friedens­be­we­gung von sich hören. Diese stellt sich nach außen hin als eine Ansamm­lung von unter­schiedlichen Men­schen aus ver­schiede­nen poli­tis­chen Rich­tun­gen dar. Welche Fak­toren tra­gen dazu bei, dass die Friedens­be­we­gung zumin­d­est tem­porär als ein­heitliche Gruppe erscheint? Zen­tral sind hier­bei ver­schiedene Feind­bilder, die zum einen his­torisch rekon­stru­iert aber auch durch aktuelle eurozen­tris­tisch — anti­amerikanis­che Mobil­machung geschaf­fen und repro­duziert wer­den. So kann auch die erst­ma­lige öffentliche “Aufar­beitung” der “Bomben auf Dres­den” erk­lärt werden.

Haupt­feind sind die USA, dargestellt durch abstrak­te Sym­bole, wie z.B. die amerikanis­che Flagge verse­hen mit Bomben oder Hak­enkreuzen. Es wird sich per­son­al­isiert­er Feind­bilder bedi­ent (Bush als Mar­i­onet­ten­spiel­er), statt ökonomis­che Sys­teme zu analysieren. Nicht die materielle Basis ein­er Gesellschaft ist dann Ursache von Ungerechtigkeit­en, son­dern repräsen­tierende Per­so­n­en oder Per­so­n­en­grup­pen. Die Gle­ich­set­zung “Nazideutsch­land-USA” oder “Hitler-Bush” ist Aus­druck eines unre­flek­tierten, den Nation­al­sozial­is­mus rel­a­tivieren­den, latent anti­semi­tis­chen, deutschen Revan­chis­mus. Die Argu­men­ta­tion gegen einen Krieg ist oft­mals völkisch ori­en­tiert. Genau in diesen Kon­text passen auch die Mon­tags­demos, mit Hil­fe der­er ein Zusam­men­hang hergestellt wird zwis­chen den deutschna­tionalen Demos vor der Wiedervere­ini­gung und dem Krieg gegen den Irak. Die gemein­same Aus­sage: Wir sind das Volk! Die Mehrheit der Deutschen zu repräsen­tieren wird als pos­i­tives Fak­tum propagiert. Aus­druck ein­er Kri­tik­losigkeit gegenüber “Volksgenossen” ist die Tat­sache, dass sich Teile der Friedens­be­we­gung sol­i­darisch mit der deutschen Regierung zeigen. Logis­che Kon­se­quenz ist, nicht für Frieden son­dern lediglich gegen einen US-amerikanis­chen Krieg zu sein.

Ein Haupt­merk­mal der Friedens­be­we­gung ist auch, dass deutsche Inter­essen im weltweit­en Machtkampf nicht the­ma­tisiert bzw. ver­leugnet wer­den. So wird kaum oder nur unzure­ichend the­ma­tisiert, warum sich Deutsch­land an diesem Krieg nicht beteili­gen will. Fed­er­führend sind hier­bei näm­lich wirtschaftliche und welt­macht­poli­tis­che Gründe. Wirtschaftlich, weil Deutsch­land Han­dels­beziehun­gen zum Irak pflegt, im beson­deren wäre hier­bei die Rüs­tungsin­dus­trie zu nen­nen, macht­poli­tisch, weil aktuell eine neue Wel­tord­nung gebombt wird, die nicht zum Vorteil verhilft.

Ins­ge­samt wer­den poli­tis­chen Analy­sen moralis­che Appelle vorge­zo­gen. Nicht nur von ChristIn­nen, deren Organ­i­sa­tion: die Kirche, welche in der Ver­gan­gen­heit für jeden Krieg zu haben war. Paz­i­fistis­che Hal­tun­gen verkom­men dann zur Farce, wenn lediglich medi­al auf­bere­it­ete “Gewal­tak­te” kom­men­tiert wer­den, struk­turelle und alltägliche Gewalt jedoch uner­wäh­nt bleiben.

Wir sind eben­falls gegen diesen Krieg. Dieser Krieg ist wed­er poli­tisch gerecht­fer­tigt in Bezug auf eine mögliche Verbesserung der Leben­squal­ität für die Men­schen vor Ort, nach einem kriegerisch her­bei geführten Machtwech­sel, noch wird er geführt um eine direk­te Bedro­hung Israels abzuwen­den. Die USA sind bestrebt, eine für sie sin­nvolle Ord­nung im Nahen Osten einzuricht­en. Sin­nvoll in diesem Sinne meint einen ökonomis­chen Nutzen aus ein­er spez­i­fis­chen Machtkon­stel­la­tion ziehen zu kön­nen. Die USA ver­flo­gen eine mil­itärische Außen­poli­tik, die neben ökonomis­chen Inter­essen auch hege­mo­ni­ale Ansprüche im ara­bis­chen Raum durchzuset­zen ver­sucht. Wed­er der Irak, noch die BRD vertreten etwas Gegen­teiliges, was auch nur im ent­fer­n­testen als human­is­tis­che beze­ich­net wer­den kann. Im Irak beste­ht neben tief ver­wurzel­ten antiamerikanischen/antiisraelischen Ein­stel­lun­gen ein Sys­tem patri­ar­chaler und dik­ta­torisch­er Struk­turen. Aus diesen Grün­den ist prinzip­iell ein Sys­temwech­sel wünschenswert.

Wer diesen Krieg befür­wortet, gle­ichgültig mit welchen Grün­den und Begrün­dun­gen, reagiert lediglich auf aus­gear­beit­ete Kriegspläne. Der Kap­i­tal­is­mus herrscht weltweit, wed­er die USA, noch der Irak oder Deutsch­land ste­hen für emanzi­pa­torischen Fortschritt. Sowohl die Poli­tik der USA, als auch die Gesellschaftsstruk­tur des Irak sind bes­timmt von der Logik der Herrschaft. Herrschaft als Mod­ell ein­er Gesellschaftsstruk­tur lehnen wir ab, sei es unter dem ide­ol­o­gis­chen Deck­man­tel des Neolib­er­al­is­mus oder dem Dik­tum eines religiösen Fun­da­men­tal­is­mus. Frei­heit ist in Folge dessen nicht die Wahl für die USA oder für den Irak, Frei­heit bedeutet in diesem Fall vielmehr aus dieser Wahl her­auszutreten und die beste­hen­den Herrschaftsstruk­turen zu bekämpfen.

Gegen deutschna­tionale Inter­essen und Kapitalismus:
WEDER IHREN KRIEGNOCH IHREN FRIEDEN!