Archiv der Kategorie: Flugblätter
Flugschrift: Saargida und Sagesa – Extrem irre, relatv gefährlich!
Seit Ende 2014 sind Antifaschist_innen in der ganzen Republik mit einem neuen Phänomen konfrontiert. Im Oktober 2014 Jahres gingen sie in Dresden und Köln zum ersten Mal auf die Straße: Die Hooligans gegen Salafisten (HoGeSa) und die Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA). In Köln überraschte die angeblich nicht vorhersehbare Gewaltbereitschaft einer bis dato bereits im Niedergang geglaubten Begleiterscheinung der Fußballfankultur. In Dresden war es die stetig, bis in den fünfstelligen Bereich hineinwachsende Zahl der Teilnehmer_innen, die überraschte. Ableger der beiden Gruppierungen begannen im November 2014 auch im Saarland mit dem Versuch, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Folgten SAARGIDA und SAGESA anfänglich noch mehrere hundert Menschen auf die Straße, scheinen sie mittlerweile zu kleinen Gruppen verkommen zu sein, die oftmals zurecht vor allem Häme und Spott auf sich ziehen.
Mit dieser Flugschrift wollen wir Sagesa und Saargida näher beleuchten, ihre Strategien und Akteure in die Öffentlichkeit ziehen und Antifaschist_innen ein wirksames Mittel im Kampf gegen Saargida und Sagesa an die Hand geben. Die Flugschrift umfasst acht Seiten, wobei die erste Seite als Flugblatt kopiert und z.B. bei Aktionen von Sagesa an Passant_innen verteilt werden kann. Die Seiten zwei, fünf und sechs enthalten eine ausführliche Darstellung und Analyse der Aktivitäten von Saargida und Sagesa und beleuchten das Entstehen und die Entwicklung dieser extrem-rechten Gruppierungen. Auf den Seiten drei und vier, die als Doppelseiten angelegt sind, befinden sich Statistiken zu den Aufmärschen von Saargida und Sagesa, während auf Seite vier über 50 Aktivist_innen von Sagesa mit Name und Foto der Öffentlichkeit zu gänglich gemacht werden.
Aufruf zur Demonstration: „Gegen den Deutschen Opfermythos – Kein Wehrmachtsdenkmal in Riegelsberg!“
13. Februar 2016 — 14.00 Uhr
Treffpunkt: S Bahnhaltestelle Riegelsberg Süd
Download: Aufruf kurze Version [PDF]
Siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges hat der Gemeinderat in Riegelsberg beschlossen, auf dem dortigen Friedhof Gedenkplatten für die aus der Gemeinde stammenden Gefallenen der SS und der deutschen Wehrmacht zu errichten. Die Initiatoren sind dem rechten Spektrum zuzuordnen und streben eine Verharmlosung der Verbrechen der Wehrmacht und eine Wiederbelebung des nationalsozialistischen Heldengedenkens an. Die Mitglieder des Gemeinderats erweisen sich größtenteils als unfähig und unwillig, diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Erst nach antifaschistischer Intervention hat die Initiativgruppe mittlerweile zurückgezogen. Dennoch bleibt der Zwischenfall ein Skandal. Wir rufen daher alle dazu auf, sich gegen den geplanten Bau zu wehren und an unserer Demonstration am 13. Februar 2016 teilzunehmen.
Was ist bisher geschehen?
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Flugblatt: Für einen konsequenten Antifaschismus
Nazis morden, der Staat schiebt ab — Für einen konsequenten Antifaschismus

Antifaschist_innen stellen sich in Heidenau (Sachsen) einem marodierenden Nazimob entgegen (23.8.2015) “Es ist schade, dass wir so auftreten müssen, aber es ist gut, dass wir es können”
1991 — 2015
Am 19. September 1991 wurde Samuel Kofi Yeboah, der aus Ghana in die Bundesrepublik geflüchtet war, bei einem rassistischen Brandanschlag auf das Flüchtlingswohnheim in Saarlouis-Fraulautern, in dem Samuel Yeboah lebte, ermordet. Der Mordanschlag ist bis heute nicht juristisch aufgeklärt, die Ermittlungen wurden nach wenigen Wochen ergebnislos eingestellt. Samuel Yeboah war eines der ersten, lange aber nicht das letzte Opfer rassistischer und neonazistischer Brand- und Mordanschläge nach der sogenannten Wiedervereinigung. In einem Klima zunehmender rassistischer Mobilmachung sowohl auf der Straße als auch in den Reihen der etablierten Politik kam es im wiedervereinigten Deutschland täglich zu Übergriffen und Anschlägen auf Asylsuchende, Geflüchtete und Menschen, die der rassistische Mob als „Ausländer“ brandmarkte. Orte wie Hoyerswerda (17.–23.9.1991), Rostock-Lichtenhagen (22.–26.8.1992), Mölln (23.11.1992) und Solingen (29.5.1993) sind bis heute untrennbar verknüpft mit den rassistischen Pogromen, Übergriffen und Morden der Nachwendezeit.
Wenn man sich heute, im Jahr 2015, die Bilder aus Tröglitz, Freital und Heidenau anschaut, meint man sich unweigerlich zurückversetzt in die frühen 1990er Jahre. Unterkünfte für Geflüchtete werden angezündet, und auf den Straßen und im Internet tobt sich eine widerliche Melange aus Neonazis und rassistischen Bürgern aus und hetzt gegen „Asylanten“, „Ausländer“ und „Lügenpresse“. Hat sich nichts geändert in den letzten 25 Jahren? Dabei war man doch so stolz auf das „Sommermärchen“ 2006, als die ganze Welt die Gastfreundlichkeit der Deutschen kennen und lieben lernte.
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Aufruf zum Prozessbesuch! Gemeinsam gegen staatliche Repression!
Im Dezember 2012 soll vor dem Saarbrücker Amtsgericht mehreren Antifaschisten der Prozess gemacht werden.
Vorgeworfen wird ihnen Landfriedensbruch. Sie sollen in der Nacht des 13. Januar 2008 an einem Angriff auf den von Torsten Staudacher betriebenen Naziladen „First Class Streetwear“ im saarländischen
Neunkirchen beteiligt gewesen sein, in dessen Verlauf die Schaufenster des Ladens zu Bruch gingen und die Fassade besprüht wurde.
Wir rufen dazu auf, am Freitag den 14.12.2012 um 9:00 Uhr zahlreich zum Amtsgericht in Saarbrücken zu kommen und die Angeklagten durch unsere Anwesenheit im Gerichtssaal zu unterstützen. Bitte informiert Euch regelmäßig auf unserer Homepage über den genauen Termin und haltet euch auf dem Laufenden.
Recherche-Info: Christoph Hector – Muay Thai Kämpfer und Teil der saarländischen Naziszene

Update vom 19.11.2012:
Nach Veröffentlichung dieser Recherche — Information distanzierte sich das “Team Ballterrier” von Hector. Nach eigenen Angaben wurde seine Mitgliedschaft fristlos gekündigt und ein Hausverbot gegen ihn ausgesprochen. Darüber hinaus distanziere sich das “Team Ballterrier” von Rechtsradikalismus und menschenverachtenden politischen Einstellungen.
Christoph Hector (geb. 1985) trainierte bis vor wenigen Wochen Muay Thai (Thaiboxen) im Chorakee Gym in Merzig1 und Luta Livre2 beim “Team Ballterrier” in Saarbrücken. Er nahm in der Gewichtsklasse unter 76 kg für das CharokeeGym an (semi-)professionellen Wettkämpfen teil und konnte bereits zahlreiche Titel gewinnen. Bei den Wettkämpfen konnte er folgende Erfolge verzeichen: DBO Champion of Champions 2012, Deutscher AFSO K‑1 Champion 2012, Deutscher IFMA Meister 2010, Rheinland-Pfalz Meister 2010 und 2011, Deutscher Vize IFMA Meister 2009 und 2011 und Saarlandmeister 2008 und 2009.
Christoph Hector ist aber eben nicht nur MuayThai Kämpfer, sondern auch überzeugter Nazi. Weiterlesen
Flugblatt „In Gedenken an Max Braun“ erschienen

Aufkleber zu Max Braun [PDF]
Anläßlich der Einweihung des Max-Braun-Platzes am 18.10.2012 neben der Alten Feuerwache in Saarbrücken hat die Antifa Saar / Projekt AK zur Würdigung Max Braun´s ein Flugblatt über seinen politischen Werdegang und den Kampf gegen den Nationalsozialimus an der Saar verfasst.
Das Flugblatt kann hier in Druckqualität heruntergeladen werden oder in gedruckter Fassung bei uns bezogen werden (siehe Kontakt). Weiterlesen
“Wenn Nullen über Nullen reden”: Kritisches Flugblatt zu einer Podiumsdikussion der Jusos Saar und des Netzwerkes für Demokratie und Courage (NDC)
Wenn Nullen über Nullen reden
oder warum mit den Teilnehmer_innen der heutigen Podiumsdiskussion kein Kampf gegen Nazis zu führen ist
Heute Abend laden die Jusos Saar und das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Ist die NPD überhaupt das Problem?“. Ein Blick auf die Liste der Diskussionsteilnehmer_innen wirft jedoch vor allem die Frage auf, was die Veranstalter_innen dazu treibt, ausgerechnet mit diesen Leuten das „Problem“ Neonazismus lösen zu wollen.
Seit Anfang November 2011 die neonazistische Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), deren Mitglieder über mehr als zehn Jahre hinweg unbehelligt mindestens zehn Morde und etliche Bombenanschläge begehen konnten, aufgeflogen ist, scheinen viele Menschen in Deutschland schockiert und überrascht zu sein: dass Nazis, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet und man sie nicht daran hindert, Menschen ermorden, damit hätte nun wirklich niemand rechnen können. Und so zeigt man sich allerorten bemüht, das Bild eines anderen, bunten Deutschlands zu zeichnen, eines Deutschlands, dass sich qua Gnade der eigenen Vergangenheit bewusst ist, dass man „den Anfängen“ sich zu erwehren hat. In Jena rockten 50.000 Menschen mit Udo Lindenberg und Peter Maffay gegen den „braunen Spuk“ und für die „bunte Republik Deutschland“, und auch im Saarland will man scheinbar nicht untätig bleiben. So laden Jusos und NDC zur Debatte über die NPD neben ihrem Parteifreund Reinhold Jost diejenigen ein, die sie für fähig und willens erachten, den „Kampf gegen Rechts“ zu führen: Marc Brandstetter, Autor und Redaktionsleiter von „Endstation Rechts“, wird sich das Podium teilen mit dem ehemaligen Dienststellenleiter der Polizeibezirksinspektion Neunkirchen Werner Sick, dem Präsidenten des saarländischen Inlandsgeheimdienstes „Verfassungsschutz“ Helmut Albert, und der Neu-Ministerpräsidentin und langjährigen saarländischen Innenministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Ob all diese Koryphäen des saarländischen Antifaschismus nun der Einladung von Jusos und NDC folgen, oder nur Vertreter_innen schicken, wird an der banalen Tatsache, dass diese Leute und ihre Institutionen zu vielem gewillt sind, ganz sicher aber nicht zu einer wirksamen und ernstgemeinten Bekämpfung der extremen Rechten und der ihrem Handeln zugrunde liegenden Ideologien, freilich nichts ändern.
Mit Polizei, Geheimdienst und Abschiebeministerin gegen Rechts?
Den eingeladenen Podiumsdiskutant_innen nach zu urteilen, scheint „Rechtsextremismus“ für die Veranstalter_innen vor allem eine Spielart der Kriminalität zu sein, die mit staatlicher Repression zu lösen sei. Andernfalls lässt es sich nur schwer erklären, warum man sich einen exponierten Vertreter des Polizeiapparates geladen hat. Dabei hat die Polizei, gerade auch im Saarland, in der jüngeren Vergangenheit mehr als deutlich gezeigt, dass Neonazis und rassistisch oder antisemitisch motivierte Anschläge für sie kaum eine Rolle spielen. Der Umgang der saarländischen Exekutive mit Naziübergriffen ist durch Verharmlosungen und Täter-Opfer- Umkehr gekennzeichnet. Als ein antifaschistischer Jugendlicher nach einer Gedenkdemonstration in Erinnerung an Samuel Yeboah am 24. September 2011 in Dillingen von stadtbekannten Neonazis die Nase gebrochen bekam, sprach die Polizei von „üblichen Auseinandersetzungen“. Und bei der Serie von Brandanschlägen auf vorwiegend von Migrant_innen bewohnte Häuser in Völklingen schlossen die Ermittler nicht nur sehr schnell einen fremdenfeindlichen Hintergrund aus, sie suchten die Brandstifter sogar – wie die Recherchen eines Journalisten der „Saarbrücker Zeitung“ belegen – im Umfeld der Opfer und vermuteten „Familienfehden“ und „Milieuprobleme“. Dass die Morde des „NSU“ jahrelang ähnlich bewertet und verharmlost wurden – anstatt dem allzu offensichtlichen Verdacht nachzugehen, suchte die Polizei auch hier die Schuld bei den Opfern,
unterstellte ihnen Verbindungen ins Drogenmilieu und vermutete Streit um „Schutzgeld“, ebenso bei dem Heilbronner Polizistinnen-Mord, wo die Polizei die Täter zunächst in “mobilen sozialen Milieus” suchte — , ist wohl kaum Zufall. Wer sich bei seinen Ermittlungen von rassistischen Stereotypen und Vorurteilen leiten lässt, kann niemals Partner_in im Kampf gegen Rechts sein.
Noch absurder erscheint die Einladung von Dr. Helmut Albert, dem Präsidenten des sogenannten “Verfassungsschutzes” im Saarland. Was sich zuletzt wieder in den Erkenntnissen um den „NSU“ offenbarte, müsste aufmerksamen Beobachter_innen schon lange klar sein: der sogenannte „Verfassungsschutz“, dessen Arbeit sich jeglicher demokratischen Kontrolle entzieht und der selbst gerichtliche Urteile als nicht bindend erachtet, ist durch seine „V‑Leute“ aktiv an der Errichtung und Aufrechterhaltung
nazistischer Gruppierungen und Strukturen finanziell wie personell beteiligt und unterstützt damit rechte Straftaten bis hin zu Mordanschlägen.
Einen Nutzen für die Gesellschaft und das Zusammenleben erbringt diese Behörde, entgegen ihrer eigenen Behauptungen, jedoch nicht. Weder Morde noch Anschläge wurden durch Informationen des Inlandsgeheimdienstes verhindert. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren kam der Antifa Saar / Projekt AK immer wieder die wenig schmeichelhafte Aufgabe zu, sich als „alternativer Verfassungsschutz“ gerieren zu müssen und die Öffentlichkeit über Umtriebe der hiesigen Neonaziszene aufzuklären, über die die offiziellen Stellen schwiegen – beispielsweise über mehrere Nazikonzerte im Saarland und im grenznahen Frankreich, die jeweils mehrere hundert bis über tausend Besucher anzogen und maßgeblich von saarländischen Mitgliedern des neonazistischen „Hammerskins“-Netzwerks veranstaltet wurden. Die Damen und Herren aus dem Neugrabenweg Nr. 2 vertreiben sich währenddessen ihre Zeit viel lieber damit, antifaschistische Arbeit zu diskreditieren und in regelmäßigen Abständen linke Aktivist_innen anzuquatschen.
(unvollständige) Liste nicht aufgeklärter Anschläge im Saarland
1990 vor dem PDS-Büro in Saarbrücken wird ein Sprengsatz entdeckt
1991 Brandanschlag in Saarlouis-Fraulautern: Samuel Yeboah †
1992 im Orannaheim in Saarlouis-Wallerfangen wird eine scharfe Rohrbombe entdeckt
1992 Anschlag auf das selbstverwaltete Zentrum KOMM in Saarlouis
1999 Sprengstoffanschlag auf die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ in Saarbrücken
2006–2011 Elf Brandanschläge auf vornehmlich von Migrant_innen bewohnte Häuser in Völklingen
Ganz gleich, ob der VS nun nichts davon mitbekommt, was in der Naziszene vor sich geht, oder ob die gesammelten Informationen bewusst zurück gehalten werden – während der Nutzen dieser Behörde für die Allgemeinheit gegen Null geht, sind die Gefahren für Leib und Leben, die von den bezahlten Agenten und Spitzeln des VS ausgehen, immens. Anstatt mit diesen Leuten also über das „Problem Rechtsextremismus“ zu diskutieren, wäre einzig die Forderung nach einer Auflösung des „Verfassungsschutz“ die logische Konsequenz. Schließlich lädt man sich mit der saarländischen Ministerpräsidentin und ehemaligen Innenministerin, Annegret Kramp-Karrenbauer, ein exponiertes Mitglied der Landesregierungen unter Peter Müller ein,
dessen Amtszeit von einer rigiden Abschiebepolitik und durchgängiger Nicht-Aufklärung neonazistischer Anschläge geprägt war. Peter Müller und seine Parteigänger zeichneten sich im Jahr 1999 durch eine Hetzkampagne gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ aus, auf die am 9.März ein bis heute nicht aufgeklärter Bombenanschlag verübt wurde – kurz nachdem in der „Saarbrücker Zeitung“ eine von saarländischen CDU-Politikern initiierte großflächige Anzeige unter dem Titel ‘Unsere Väter waren keine Mörder’ erschienen ist. Keine Berührungsängste haben Müller und seine Saar-CDU auch mit dem extrem rechten Rand der Burschenschafts-Szene. So wurde etwa die antisemitische und rassistische „Burschenschaft Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken“ jahrelang von exponierten Mitgliedern der Saar-CDU hofiert und unterstützt — Peter Müller übernahm mehrmals die Schirmherrschaft für Veranstaltungen der Ghibellinia -, und auch nachdem eine Buchveröffentlichung über die Geschichte und die antidemokratischen Traditionen der Burschenschaft aufklärte, sah man in Müllers Partei keine Notwendigkeit, sich von der militanten Studentenverbindung zu distanzieren.
Alles Extremisten außer Mitte?
Auch der augenscheinliche Experte zur heutigen Thematik, Marc Brandstetter, ist nicht so unbelastet, wie es sein Engagement bei „Endstation Rechts“ vielleicht erscheinen lässt. Denn neben dem Kampf gegen den parlamentarischen Nazismus der NPD in Mecklenburg-Vorpommern widmet sich Brandstetter auch mit Herzblut der „Präventionsarbeit“ gegen „Linksextremismus“ und erläutert Schüler_innen ausführlich, warum ein roter Stern genauso böse ist wie das Hakenkreuz. Darüber hinaus publiziert er u.a im „Jahrbuch Extremismus und Demokratie“ der neu-rechten „Totalitarismusforscher“ und Nazi-Verharmloser Eckardt Jesse und Uwe Backes und vertritt mit diesen die wissenschaftlich wie politisch falsche und gefährliche „Extremismustheorie“, nach der menschenfeindliche Ideologien nur „links“ und „rechts“ und damit außerhalb einer „demokratischen Mitte“ existieren. Diese Theorie, die selbst wiederum Ideologie ist, setzt nicht nur außerparlamentarische Initiativen gegen Nazis, Rassismus und Antisemitismus mit dem Mord- und Totschlags-Programm der extremen Rechten gleich und erschwert damit antifaschistische Arbeit ungemein; sie leugnet auch, dass lebens- und menschenverachtende Einstellungen gerade in dieser „demokratischen Mitte“ in nicht unbeträchtlichem Maße zu finden sind und in ihr und ihren Institutionen reproduziert werden. So kann auch die Saar-CDU, die in der Vergangenheit mehrfach durch Geschichtsrevisionismus aufgefallen ist (s.o.), diesen an die Ränder der Gesellschaft projizieren und sich über jeden Verdacht erhaben fühlen. Nähme man es ernst mit dem Antifaschismus, so müsste man sich dem Rückgriff auf das Kampfvokabular und die Theorien der Extremisten der Mitte konsequent verweigern und verstehen, dass Antisemitismus, Rassismus und menschenfeindliche Einstellungen eben keine Randerscheinungen, sondern auch fest verwurzelt in der „Mitte der Gesellschaft“ sind und gerade auch dort bekämpft werden müssen. Doch von diesem Vorhaben scheinen die Veranstalter_innen meilenweit entfernt zu sein.
Fazit:
Um am Ende noch einmal auf das Thema des heutigen Abends zurückzukommen: nein, die NPD allein ist sicherlich nicht „das Problem“ und die Debatte um ihr Verbot lenkt als Nebelkerze von allem anderen ab. Wie der Frankfurter Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno schon 1960 feststellte, ist „[…] das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie“ — in ihren Geheimdiensten, Polizeien und in den Köpfen der sogenannten Mitte — „potentiell bedrohlicher denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie“ (Theodor W. Adorno, Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit?). Warum sich jedoch Vereinigungen, die ihrem Selbstverständnis nach – zumindest im Falle der Jusos Saar — „links“ sind, in dieser Frage ausgerechnet an diejenigen Institutionen wenden, deren Agieren Neonazis und rechte Ideologien gerade nicht bekämpft, sondern im Gegenteil verstärkt und stützt, wird wohl das Geheimnis der Veranstalter_innen des heutigen Abends bleiben. Wer es wirklich ernst meint mit dem Traum von einer besseren Gesellschaft, in der der Mensch nicht länger des Menschen Wolf ist, kann in Verfassungsschutz, Polizei und den Anhängern der „Extremismus-Theorie“ jedenfalls niemals Mitstreiter_innen finden – denn sie haben immer wieder bewiesen, dass sie einem besseren Leben konsequent entgegen stehen.
Eine kritische Handreichung der Antifa Saar / Projekt AK anlässlich der Podiumsdiskussion „Ist die NPD überhaupt das Problem?“ am 21.12.2011 in Saarbrücken.
Kontakt: antifasaar@yahoo.de – www.antifa-saar.org – Tel.: 0175–1271105
Antifa Saar / Projekt AK
DIE Kompetenz in allen Fragen zu Neonazismus und extreme Rechte im Saarland!
Kritisches Flugblatt zu einer Podiumsdikussion der Jusos Saar und des Netzwerkes für Demokratie und Courage (NDC)
Wenn Nullen über Nullen reden
… oder warum mit den Teilnehmer_innen der heutigen Podiumsdiskussion kein Kampf gegen Nazis zu führen ist
Die Jusos Saar und das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) haben am 21.12.2011 zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Ist die NPD überhaupt das Problem?“ eingeladen. Ein Blick auf die Liste der Diskussionsteilnehmer_innen wirft jedoch vor allem die Frage auf, was die Veranstalter_innen dazu treibt, ausgerechnet mit den eingeladenen Leuten das „Problem“ Neonazismus lösen zu wollen.
Flugblatt zum diesjährigen Ostermarsch in Saarbrücken
Am Ostersamstag, 23. April 2011 fand in Saarbrücken der alljährliche Ostermarsch unter dem diesjährigen Motto “Truppen raus aus Afghanistan — Bundeswehr nix wie hemm” statt.
Im Folgenden dokumentieren wir das Flugblatt „Zwischen “Nix wie Hemm” und “Heim ins Reich” — Anmerkungen zum Saarbrücker Ostermarsch“, welches sich kritisch mit der inhaltlichen Ausrichtung des Ostermarsches und dem dort aufgetretenen Liedermacher David Rovics auseinandersetzt.