Update vom 19.11.2012:
Nach Veröffentlichung dieser Recherche — Information distanzierte sich das “Team Ballterrier” von Hector. Nach eigenen Angaben wurde seine Mitgliedschaft fristlos gekündigt und ein Hausverbot gegen ihn ausgesprochen. Darüber hinaus distanziere sich das “Team Ballterrier” von Rechtsradikalismus und menschenverachtenden politischen Einstellungen.
Christoph Hector (geb. 1985) trainierte bis vor wenigen Wochen Muay Thai (Thaiboxen) im Chorakee Gym in Merzig1 und Luta Livre2 beim “Team Ballterrier” in Saarbrücken. Er nahm in der Gewichtsklasse unter 76 kg für das CharokeeGym an (semi-)professionellen Wettkämpfen teil und konnte bereits zahlreiche Titel gewinnen. Bei den Wettkämpfen konnte er folgende Erfolge verzeichen: DBO Champion of Champions 2012, Deutscher AFSO K‑1 Champion 2012, Deutscher IFMA Meister 2010, Rheinland-Pfalz Meister 2010 und 2011, Deutscher Vize IFMA Meister 2009 und 2011 und Saarlandmeister 2008 und 2009.
Christoph Hector ist aber eben nicht nur MuayThai Kämpfer, sondern auch überzeugter Nazi.
Hector fiel bereits im Jahr 2010 auf, als erzusammen mit Frank Molina (Aktivist des“Hammer-Skin-Netzwerks“3), Peter Strumpler (Mitglied der ehemaligen “Kameradschaft Saarlautern“4) und Kevin Tkatsch (Führungsperson
der “Kameradschaft Saarsturm“5) am Eingang des “Rocco del Schlacko”-Festivals die Besucher_innen kontrollierte.6 Die Nähe von Hector zur organisierten Naziszene lässt sich jedoch nicht nur an diesem Ereignis festmachen, viel mehr verfügt Hector auch über Kontakte zu Mitgliedern der Kameradschaft “Sturmdivision Saar“7. So finden sich unter seinen Facebook-Kontakten neben Kevin Tkatsch unter weiteren Nazis auch Patrick Glaab und Sven Becker (beide “Sturmdivision Saar). Diese trainierten bis zur Veröffentlichung der Recherche-Info der AntifaSaar über die “Sturmdivision“8 Muay Thai im Saar Gym in Saarlouis. Als ihr rechter Hintergrund jedoch öffentlich gemacht wurde, setzte der Betreiber des Studios die beiden vor die Tür und stellte in einem Brief an die Antifa Saar klar, dass sein Studio mit Nazis und ihrem menschenverachtenden Gedankengut nichts zu tun haben will.
Hector trägt seine Gesinnung auch auf Wettkämpfen durch seine Tätowierungen offen zur Schau. So “ziert” seine linke Schulter ein Keltenkreuz. Das stilisierte Keltenkreuz dient in der extrem rechten Szene weltweit als Symbol für die »Vormachtstellung der weißen Rasse« und gilt gemeinhin als Zeichen der “White-Power”-Bewegung. Es findet in der rechten Szene beinahe unbegrenzte Verwendung. ln Anbetracht der weit über die Neonazi-Szene hinaus bestehenden Wahrnehmung des stilisierten Keltenkreuzes als “White-Power” Zeichen erscheint eine nicht-rassistische Interpretation des Symbols nicht möglich. Der Bundesgerichtshof hat im Oktober 2008 die Verwendung des stilisierten Keltenkreuzes in der Öffentlichkeit generell, also auch ohne Bezug auf eine verbotene Organisation, für strafbar erklärt. Des Weiteren hat Hector den Wahlspruch der “Schutzstaffel” (SS) “Meine Ehre heißt Treue” auf die Brust tätowiert9. Treue bezog die SS in diesem Zusammenhang auf die Person Adolf Hitlers, der Wahlspruch sollte die Bereitschaft signalisieren, für Nationalsozialismus und den Führer auch den Verlust des eigenen Lebens in Kauf zu nehmen.
Warum einem Nazi wie Christoph Hector die Gelegenheit gegeben wird, sein menschenverachtendes Weltbild z. B. auf Wettkämpfen und auf Werbung dafür in die Öffentlichkeit zu tragen, ist nicht zu verstehen. Kampfsportvereine sollten sich entschlossen gegen Nazis wenden und nicht den Eindruck erwecken, Nazi-zu-sein sei kein Problem.
Fußnoten:
1: Eine Distanzierung von Hector findet sich auf der Website des Chorakee-Gym bis heute nicht.
2: Eine brasilianische Kampfsportart, die dem Ringen und dem Judo am nächsten kommt.
3: Die „Hammerskins“ bzw. die „Hammerskin-Nation“ ist eine Naziorganisation, die 1986 in Texas (USA) gegründet wurde. Sie verfügen über einen vergleichsweise hohen Organisationsgrad und verstehen sich als „Elite“ der Nazi-Skins. Besonders aktiv sind die „Hammerskins“ bei der Organisation und Durchführung von Rechtsrock-Konzerten. Die „Hammerskins Westmark“ verstalten solche Konzerte häufig im grenznahen Frankreich.
4: http://antifa-saar.org/images/eject_ks_saarlautern.pdf
5: http://antifa-saar.org/images/Rechercheinfo_Kameradschaft_Saarsturm.pdf
6: http://antifa-saar.org/2010/08/17/pressemitteilungneonazis-als-security-beim-diesjaehrigen-rocco-del-schlacko-festival/
7: http://antifa-saar.org/images/RechercheInfo_SturmdivisionSaar.pdf
8: ebd.
9: Auch der Wahlspruch „Meine Ehre heißt Treue“ ist in Deutschland verboten.