Samuel Yeboah: Nazi Peter Schlappal wegen Mordverdacht verhaftet

31 Jahre nach der Ermor­dung Samuel Yeboahs hat die Bun­de­san­waltschaft am heuti­gen 4. April 2022 den Saar­louis­er Nazi Peter Wern­er Schlap­pal (50), der heute Schröder heißt, wegen des Bran­dan­schlags am 19. Sep­tem­ber 1991 ver­haften lassen. Schlap­pal wird der Mord an Samuel Yeboah sowie ver­suchter Mord in weit­eren 20 Fällen und Brand­s­tiftung mit Todes­folge vorge­wor­fen.

Aktuelles facebook-Profil-Foto von Peter Schröder (geb. Schlappal)
Peter Wern­er Schlappal

Schlap­pal ist am frühen Mor­gen in Saar­louis durch Polizeikräfte festgenom­men wor­den. Er soll im Laufe des heuti­gen Tages dem Ermit­tlungsrichter beim Bun­des­gericht­shof in Kral­sruhe vorge­führt wer­den. Wie die Bun­de­san­waltschaft mit­teilt, soll sich nach deren Ermit­tlun­gen die Ermor­dung Samuel Yeboahs wie fol­gt zuge­tra­gen haben:

Der Beschuldigte Peter S. besuchte am späten Abend des 18. Sep­tem­ber 1991 eine Gast­stätte in Saar­louis, wo er sich mit recht­sex­trem­istis­chen Gesin­nungsgenossen unter anderem über die ras­sis­tisch motivierten Anschläge auf Unterkün­fte für Aus­län­der in Hoy­er­swer­da aus­tauschte. Die Gespräch­steil­nehmer macht­en deut­lich, dass sie die Bege­hung solch­er Anschläge auch in Saar­louis gutheißen wür­den. Nach Schließung der Gast­stätte begab sich der Beschuldigte in den frühen Mor­gen­stun­den des 19. Sep­tem­ber 1991 zu einem Wohn­heim für Asyl­be­wer­ber in der Saar­louis­er Straße, um dort aus sein­er recht­sex­trem­istis­chen und ras­sis­tis­chen Gesin­nung her­aus einen Brand zu leg­en. Er betrat das Gebäude, goss im Trep­pen­haus des Erdgeschoss­es aus einem Kun­st­stof­fkanis­ter Ben­zin aus und entzün­dete es. Das Feuer bre­it­ete sich mit großer Geschwindigkeit im gesamten Trep­pen­haus aus und erfasste im Flur des Dachgeschoss­es einen 27-jähri­gen ghanais­chen Staat­sange­höri­gen. Dieser erlitt schw­er­ste Ver­bren­nun­gen und eine Rauchvergif­tung, die noch am Tattag zu seinem Tod führten. Zwei weit­ere Haus­be­wohn­er kon­nten sich nur durch Sprünge aus dem Fen­ster ret­ten und tru­gen dadurch Knochen­brüche davon. Den übri­gen 18 Bewohn­ern gelang es, sich unver­let­zt in Sicher­heit zu brin­gen.

Bere­its am 28. Jan­u­ar 2021 hat­te die Bun­de­san­waltschaft Woh­nung und Arbeit­splatz Schlap­pals durch­suchen lassen. Außer­dem fan­den damals Durch­suchun­gen bei weit­eren vier Per­so­n­en statt.

Peter Wern­er Schlap­pal, der am 13.05.1971 geboren ist und mit­tler­weile Peter Wern­er Schröder heißt, war in den 1990er Jahren in der Saar­louis­er Naziszene aktiv und neben Peter Strum­pler eine ihrer Führungs­fig­uren. Im März 1996 fungierte Schlap­pal beispiel­sweise auf ein­er Nazidemon­stra­tion in Saar­louis als Ord­ner. Im Okto­ber 1992 war er ein­er der Haupt­beteiligten an einem Über­griff von zwölf Neon­azis auf einen Stu­den­ten in Saar­brück­en. Am 18. August 1996 nahm Schlap­pal am sog. „Rudolf-Heß-Gedenkmarsch“ in Worms teil. Unter den rund 200 teil­nehmenden Nazis fan­den sich auch die Recht­ster­ror­is­ten Uwe Mund­los, Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben.

Im Vorder­grund ganz rechts: Peter Wern­er Schlap­pal auf ein­er Demon­stra­tion 1996 in Saar­louis neben den Nazis Uli Diehl und Siegfried Borchardt.

Antifaschis­tis­chen Struk­turen war seit län­gerem bekan­nt, dass Schlap­pal gemein­sam mit Peter Strum­pler in der Nacht der Ermor­dung Samuel Yeboahs am Tatort gewe­sen sein und damit auch bei seinen Kam­er­aden geprahlt haben soll. Seine Prahlerei ist Schlap­pal nun wohl zum Ver­häng­nis gewor­den: Er soll auf ein­er Par­ty Ende des Jahres 2020 mit dem Bran­dan­schlag geprahlt haben, woraufhin sich eine Besucherin der Par­ty als Zeu­g­in bei der Polizei gemeldet habe und die Ermit­tlun­gen wieder aufgenom­men wurden.

Nach der Ver­haf­tung Schlap­pals bleiben weit­er­hin viele Fra­gen offen. So muss unter anderen gek­lärt wer­den, wer Schlap­pal bei der Tat unter­stüzt hat, wer Mitwisser:innen waren und ins­beson­dere wie es sein kann, dass die Ermit­tlun­gen erst nach über 31 Jahren die Ver­haf­tung eines Tatverdächti­gen zur Folge haben. Die Antifa Saar / Pro­jekt AK fordert daher die sofor­tige Offen­le­gung der Ermit­tlungs- sowie Geheim­di­en­stak­ten im Fall Yeboah. 

Weitere Informationen zu Peter Schlappal und zum Mordfall Samuel Yeboah:

Weiterführende Informationen und Quellen

Stern-Inter­view (1986): Bere­its 1986 gibt die saar­ländis­che Naziszene ihre Mord­lust in einem Inter­view preis. Bei einem der Inter­viewten han­delt es sich um Markus Karl-Heinz Mang.

taz-Artikel (1991): Dieser Artikel wid­met sich den unsäglichen Zustän­den in Saar­louis. Auch noch nach dem Mord an Samuel Yeboah ver­harm­losen SPD und Grüne die rechte Szene der Stadt bzw. bestre­it­en sog­ar deren Existenz.