Zur Person: Peter Schlappal, der Hauptverdächtige im Mordfall Samuel Yeboah ist seit Jahrzehnten bekannt

In zahlre­ichen Veröf­fentlichun­gen von antifaschis­tis­chen Grup­pen wurde Peter Schlap­pal immer wieder auch im Kon­text recht­en Ter­rors benan­nt. So in ein­er Zusam­men­stel­lung der Autonomen Antifa Saar­brück­en zu einem Über­fall durch Neon­azis auf einen Stu­den­ten in Saar­brück­en im Jahre 1992 oder auch in unser­er Broschüre „Kein schön­er Land…“ aus dem Jahr 2000. Wir möcht­en hier nochmal kurz zusam­men­fassen um wen es sich dabei handelt.

Aktuelles facebook-Profil-Foto von Peter Schröder (geb. Schlappal)Peter Wern­er Schlap­pal war von min­destens 1990 bis 1997 in der Saar­louis­er Neon­azi-Szene aktiv und enger Ver­trauter von Peter Strum­pler, der über Jahrzehnte als die zen­trale Führungs- und Inte­gra­tions­fig­ur der mil­i­tan­ten recht­en Szene im Saar­land im All­ge­meinen und in Saar­louis im Beson­deren wirk­te.
Auch Schlap­pal selb­st muss als zen­trale Fig­ur inner­halb der Szene ange­se­hen wer­den. Dass er gemein­sam mit Peter Strum­pler in der Nacht der Ermor­dung Samuel Yeboahs am Tatort gewe­sen sei und damit nicht nur bei seinen Kam­er­aden prahlte, pfif­f­en in Saar­louis die Spatzen von den Däch­ern. Eben­so, dass er sich seinen Leben­sun­ter­halt unter anderem mit Ein­brüchen finanziere.
Peter Wern­er Schlap­pal, der mit­tler­weile Peter Wern­er Schröder heißt, war auch in der bun­desweit­en Neon­azis­szene bestens ver­net­zt. So nahm er am 03.08.1996 an einem über­re­gionalen Tre­f­fen in Arfeld bei Bad Berleburg (NRW) teil, bei dem es um die Vor­bere­itung des zwei Wochen später anste­hen­den Rudolf-Hess-Marsches ging. Begleit­et wurde er zu diesem Tre­f­fen unter anderem von seinen saar­ländis­chen Kam­er­aden Uli Peter Diehl und Hol­ger Ket­tel, sowie dem dama­li­gen Anführer der Sauer­län­der Aktions­front (SAF) Thomas Kubi­ak, in dessen PKW die vier gemein­sam unter­wegs waren.

Die SAF galt zu diesem Zeit­punkt als die „bedeu­tend­ste neon­azis­tis­che Vere­ini­gung Nor­drhein-West­falens“. Kubi­ak verunglück­te im Fol­ge­jahr mit seinen Kam­er­aden Andre Zim­mer­mann (SAF) und Har­ald T. Mehr (Don­nerver­sand) auf der Rück­fahrt von einem Tre­f­fen im Ham­burg tödlich. Bei der Beerdi­gung der SAF-Aktivis­ten wur­den Hak­enkreuz­fah­nen ins Grab gelegt und „Sieg Heil“ skandiert.i Unter den Trauergästen befan­den sich neben dem saar­ländis­chen Nazi Uli Diehl auch hochrangige Mit­glieder des „Thüringer Heimatschutzes“, jen­er Vere­ini­gung aus der her­aus sich der „Nation­al­sozial­is­tis­che Unter­grund“ (NSU) entwick­elte.
Im Zuge der Veröf­fentlichun­gen und Skan­dale um die Ermit­tlun­gen zum NSU wurde bekan­nt, dass Zim­mer­mann V‑Mann des Ver­fas­sungss­chutzes war. 1997 warnte das Bun­deskrim­i­nalamt den Ver­fas­sungss­chutz vor dem Ein­satz von V‑Leuten an führen­den Stellen inner­halb der Neon­azi-Szene und nan­nte Zim­mer­mann als eines der Beispiele. Zeitweise wurde gegen die SAF wegen Bil­dung ein­er krim­inellen Vere­ini­gung ermit­telt. Das Ver­fahren ver­lief aber im Sande – auch weil der Geheim­di­enst Zim­mer­mann über diese Ermit­tlun­gen informierte und das BKA danach „keine rel­e­van­ten Gespräche“ mehr am Tele­fon mitschnei­den kon­nte.ii

Der u.a. auf dem Tre­f­fen in Bad Berleburg geplante Rudolf Heß-Marsch fand dann am 17.08.1996 in Worms statt. Aus dem Saar­land macht­en sich min­desten 5 PKWs mit Ange­höri­gen der saar­ländis­chen Naziszene auf den Weg zu diesem für sie zen­tralen Ereig­nis.
Etwa 200 Nazis demon­stri­erten eine halbe Stunde durch Worms um dem Hitler-Stel­lvertreter zu huldigen. Die Polizei sah sich dann doch gezwun­gen einzu­greifen und nahm Dutzende Neon­azis in Gewahrsam. Unter ihnen Peter Schlap­pal und die späteren NSU-Mit­glieder Beate Zschäpe und Uwe Mundlos.

Nazis aus der Region auf dem Rudolf Hess Marsch 1996 in Worms

Auf dem gle­ichen Auf­marsch in Worms wie Peter Schlap­pal auch NSU-Mit­glieder Beate Zschäpe und Uwe Mund­los (rechts).


Dies war aber nicht das erste Mal, dass Schlap­pal im Zusam­men­hang mit organ­isierten Struk­turen des recht­en Ter­rors auf­fäl­lig wurde. Am 9. Okto­ber 1992 war er Haupt­täter bei einem Über­fall auf einen Stu­den­ten in Saar­brück­en, bei dem dieser schw­er ver­let­zt wurde. Auf­grund von Zeu­ge­naus­sagen kon­nten die Täter und Täterin­nen noch in der gle­ichen Nacht von der Polizei ermit­telt wer­den. Bei den Durch­suchun­gen der Woh­nun­gen und PKWs wurde zahlre­ich­es Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al und auch Waf­fen gefun­den. Unter den Festgenomme­nen war ein Mit­glied des „Nationalen Ein­satzkom­man­do“ (NEK) der Nation­al­is­tis­chen Front (NF). Zu dessen Bil­dung hat­te der dama­lige Vor­sitzende der NF Meinolf Schön­born aufgerufen um es dann beim poli­tis­chen Straßenkampf und anderen Aktio­nen, wie beispiel­sweise Angriffe auf von Linken beset­zte Häuser einzuset­zen.iii
Ab 1997 wurde es dann um Schlap­pal eher still, während seine Kam­er­aden munter weit­er machen kon­nten. Ange­blich soll er Aus­sagen gegenüber der Polizei gemacht haben und dann in Ung­nade gefall­en sein. Dass er aber die „übliche Abrei­bung“ im Nach­gang ange­blich nicht bekam, ließ viele in der Szene stutzig wer­den. Es hieß, ins­beson­dere Peter Strum­pler hätte dies nach­drück­lich unter­sagt. Manche gin­gen so weit, auch Peter Strum­pler deshalb der Zusam­me­nar­beit mit den Behör­den zu verdächtigen.

Dies macht deut­lich, dass die saar­ländis­che Naziszene sich über Jahre hin­weg, von den saar­ländis­chen Behör­den nahezu unbe­hel­ligt agieren und sich bun­desweit ver­net­zen kon­nte. Ins­beson­dere auch die Über­schnei­dun­gen mit ter­ror­is­tis­chen Grup­pen wie dem NSU, der SAF und dem NEK sprin­gen förm­lich ins Auge.
In Saar­louis reagierte man darauf mit Pro­jek­ten der so genan­nten „akzep­tieren­den Sozialar­beit“ und stellte den Nazis Räume und Infra­struk­tur zur Ver­fü­gung. Rechte Organ­i­sa­tio­nen, wie beispiel­sweise die „Kam­er­ad­schaft Horst Wes­sel Saar­lautern“, zu deren Führungsmit­gliedern Schlap­pal gehörte, kon­nten sich in der Folge noch stärk­er ver­ankern, Nach­wuchs rekru­tieren und ihre Struk­turen aus­bauen. Als 1996 einige Nazis in Saar­louis aufs Maul beka­men organ­isierten sie mit Schützen­hil­fe der akzep­tieren­den Sozialar­beit eine Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Wo sind Eure Lichter­ket­ten“. Unter den Red­nern bekan­nte Nazi­größen wie Siegfried Bor­chardt aus Dort­mund (SS-Sig­gi). Die Sozialar­beit­er kom­men­tierten dies damals mit den Worten „Bess­er sie marschieren, als dass sie Häuser anzün­den“. Ord­ner auf dieser Demon­stra­tion war Peter Wern­er Schlappal.

Peter Schlap­pal 4.v.l. mit Ord­nerbinde.
Links daneben Siegfrid Bor­chardt (mit Borussen­front-Shirt), Uli Diehl (mit Ord­nerbinde) und Peter Strumpler


https://antifa-saar.org/2012/01/25/dokumentation-der-broschuere-kein-schoener-land/


i Urteil des OVG NRW vom 10. August 2001, AZ 5 B 1072/01

ii https://www.derwesten.de/region/westfalen/anfuehrer-der-sauerlaender-aktionsfront-war-ein-v-mann-id7306063.html

iii Zusam­men­stel­lung zum faschis­tis­chen Angriff auf einen Stu­den­ten im Okto­ber 1992 in Saar­brück­en und zum Prozess gegen die beteiligten Faschoskins im Mais 1995. Autonome Antifa Saar­brück­en, 1995