Der Mord an Samuel Yeboah – über Nazi-Terror und das Versagen der Behörden im Saarland — ein ausführlicher Beitrag

Mord an Samuel Yeboah

Samuel Kofi Yeboah

Am 19. Sep­tem­ber 1991 wurde Samuel Kofi Yeboah in Saar­louis durch einen ras­sis­tis­chen Bran­dan­schlag ermordet. Er ist eines der ersten Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt in West­deutsch­land nach der Wiedervere­ini­gung. Der oder die Mörder ver­schüt­teten im Erdgeschoss des Wohn­haus­es Ben­zin und entzün­de­ten es. Das Feuer bre­it­ete sich mit großer Geschwindigkeit über das gesamte Trep­pen­haus aus. Die hölz­erne Treppe bran­nte sofort, der Fluchtweg für die Eingeschlosse­nen war abgeschnit­ten. Men­schen, die im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss lebten, kon­nten sich über Fen­ster und einen Anbau ret­ten. Zwei Bewohn­er ret­teten sich durch Sprünge aus dem Fen­ster und erlit­ten schwere Ver­let­zun­gen. Der im Dachgeschoss wohnende 27-jährige Samuel Yeboah kon­nte sich nicht mehr vor dem Feuer in Sicher­heit brin­gen und erlitt schw­er­ste Ver­bren­nun­gen und eine Rauch­gasvergif­tung. Er ver­starb kurze Zeit später in einem Saar­louis­er Kranken­haus.
Die Ermit­tlun­gen wur­den 1991 von der Polizei Saar­louis geführt und nach nur elf Monat­en eingestellt, da kein Tatverdächtiger auszu­machen gewe­sen sei.1

Nach einem Zeug­in­nen­hin­weis wur­den die Ermit­tlun­gen dann 2020 über­raschend wieder aufgenom­men und auf­grund „gravieren­der Anhalt­spunk­te auf einen recht­sex­trem­istis­chen und frem­den­feindlichen Hin­ter­grund“2, der stets von der Saar­louis­er Poli­tik in Abrede gestellt wurde, von der Bun­de­san­waltschaft über­nom­men. Der mut­maßliche Täter soll auf ein­er Grill­par­ty gegenüber ein­er Bekan­nten mit der Tat geprahlt haben, die im Novem­ber 2019 zur Polizei gegan­gen sein soll. Es erfol­gten dann bei mehreren Nazis im Raum Saar­louis Haus­durch­suchun­gen durch die Bun­de­san­waltschaft und 150 Zeug:innen, vor allem aus der Nazi-Szene, wur­den bis­lang ver­nom­men.3

Aktuelles facebook-Profil-Foto von Peter Schröder (geb. Schlappal)

Peter Schröder, geb. Schlappal

Schließlich wurde am 4. April 2022 Peter Wern­er Schlap­pal, der heute Schröder heißt, wegen des drin­gen­den Tatver­dachts des Mordes an Samuel Yeboah ver­haftet. Ihm wird vorge­wor­fen, den Brand „aus sein­er recht­sex­trem­istis­chen und ras­sis­tis­chen Gesin­nung her­aus” gelegt zu haben. Zuvor habe er sich in ein­er Kneipe in Saar­louis mit zwei „recht­sex­trem­istis­chen Gesin­nungsgenossen”, ein­er davon war Peter Strum­pler, „unter anderem über die ras­sis­tisch motivierten Anschläge auf Unterkün­fte für Aus­län­der in Hoy­er­swer­da aus­ge­tauscht” und man habe die Bege­hung solch­er Anschläge auch in Saar­louis gut­ge­heißen, wie ein­er Mit­teilung der Bun­de­san­waltschaft zu ent­nehmen ist.4

Der Prozess gegen Peter Schlap­pal bzw. Schröder, der seit sein­er Fes­t­nahme in Unter­suchung­shaft sitzt, soll nun am 16. Novem­ber 2022 vor dem Ober­lan­des­gericht in Koblenz begin­nen. Die Anklageschrift umfasst 73 Seit­en; 75 Zeug:innen sind benan­nt, darunter viele Nazis wie zum Beispiel auch Peter Strum­pler.5 Weit­er­lesen

Zur Person: Peter Schlappal, der Hauptverdächtige im Mordfall Samuel Yeboah ist seit Jahrzehnten bekannt

In zahlre­ichen Veröf­fentlichun­gen von antifaschis­tis­chen Grup­pen wurde Peter Schlap­pal immer wieder auch im Kon­text recht­en Ter­rors benan­nt. So in ein­er Zusam­men­stel­lung der Autonomen Antifa Saar­brück­en zu einem Über­fall durch Neon­azis auf einen Stu­den­ten in Saar­brück­en im Jahre 1992 oder auch in unser­er Broschüre „Kein schön­er Land…“ aus dem Jahr 2000. Wir möcht­en hier nochmal kurz zusam­men­fassen um wen es sich dabei han­delt. Weit­er­lesen

Mord an Samuel Yeboah: Hausdurchsuchungen bei Saarlouiser Nazis — Verdächtiger Peter Werner Schlappal weiter auf freiem Fuß

Wie Spiegel Online berichtet, gibt es im Fall des durch einen Bran­dan­schlag am 19. Sep­tem­ber 1991 ermorde­ten Samuel Yeboah eine neue und konkrete Spur.1 In den Mor­gen­stun­den des heuti­gen 28. Jan­u­ar 2021, fast 30 Jahre nach der Tat, durch­suchte die Polizei die Woh­nung und den Arbeit­splatz eines heute 49-jähri­gen „seit Jahren aktiv­en Recht­sex­trem­is­ten“ aus Saar­louis. Nach Infor­ma­tio­nen der Antifa Saar / Pro­jekt AK soll es sich bei dem Beschuldigten um Peter Wern­er Schlap­pal han­deln. Ihm wird vorge­wor­fen, den Bran­dan­schlag verübt zu haben. Festgenom­men wurde der des Mordes an Samuel Yeboah sowie des 18-fachen ver­sucht­en Mordes beschuldigte Schlap­pal nicht. Außer­dem fan­den Durch­suchun­gen bei weit­eren vier Per­so­n­en statt. Weit­er­lesen