Wie Spiegel Online berichtet, gibt es im Fall des durch einen Brandanschlag am 19. September 1991 ermordeten Samuel Yeboah eine neue und konkrete Spur.1 In den Morgenstunden des heutigen 28. Januar 2021, fast 30 Jahre nach der Tat, durchsuchte die Polizei die Wohnung und den Arbeitsplatz eines heute 49-jährigen „seit Jahren aktiven Rechtsextremisten“ aus Saarlouis. Nach Informationen der Antifa Saar / Projekt AK soll es sich bei dem Beschuldigten um Peter Werner Schlappal handeln. Ihm wird vorgeworfen, den Brandanschlag verübt zu haben. Festgenommen wurde der des Mordes an Samuel Yeboah sowie des 18-fachen versuchten Mordes beschuldigte Schlappal nicht. Außerdem fanden Durchsuchungen bei weiteren vier Personen statt. Weiterlesen
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„Bevor es mit den Brandanschlägen im Raum Saarlouis begann, gab es ja bereits eine militante Rechte im Raum Saarlouis.“
Zum Mord an Samuel Yeboah: Interview mit Mitgliedern der ehemaligen Antifa Saarlouis
Wir haben mit Richard und Ilja gesprochen. Beide waren in den 90er Jahren in der Antifa Saarlouis aktiv. Mit ihnen haben wir über die damalige Zeit gesprochen um bewusst zu machen, wie kurz nach dem rassistischen Mord an Samuel Yeboah in Saarlouis mit Neonazis, aber auch dem antifaschistischen Widerstand gegen diese umgegangen wurde. Wir wollen damit aufzeigen, welche Stimmung in der Festungsstadt herrschte und wie fest verankert die rechte Szene in Saarlouis war. Aber lest selbst:
WeiterlesenWir fordern die Offenlegung der Akten im Fall Samuel Yeboah
Anfang August diesen Jahres wurde bekannt, dass die Polizei im Fall des rassistischen Mordes an Samuel Yeboah 1991 in Saarlouis wieder ermittelt. Der Generalbundesanwalt ließ verkünden, dass jetzt „gravierende Anhaltspunkte auf einen rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Hintergrund des Anschlags“ hindeuteten. Eine interne polizeiliche Ermittlungsgruppe spricht laut den Recherchen von SZ-Redakteur Michael Jungmann bereits jetzt von organisatorischen Defiziten, Schwachstellen, Fehlern und Pannen bei den damaligen Ermittlungen (SZ, 6.8.2020). Auch von mittlerweile vernichteten Akten bezüglich weiterer Brandanschläge aus der damaligen Zeit ist dort die Rede. Um zu verhindern, dass nun auch noch die letzten Hinweise vernichtet werden oder einfach verschwinden, fordert die Antifa Saar / Projekt AK die sofortige Offenlegung der Ermittlungs- sowie Geheimdienstakten im Fall Yeboah.
„Das, was bereits jetzt aus der Presse zu erfahren ist, lässt hellhörig werden – daher fordern wir eine Offenlegung der Akten. Bei den jetzigen Verlautbarungen der saarländischen Behörden handelt es sich um Floskeln, die uns bereits aus dem NSU-Skandal bekannt sind. Dort dienten diese dazu, Verstrickungen von Polizei und Geheimdiensten mit terroristisch agierenden rechten Gruppierungen zu verschleiern.”
Sara Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK
Die rechte Szene in Saarlouis gehörte Anfang der 1990er zu den am aggressivsten agierenden im gesamten Bundesgebiet und war gut vernetzt. In einem Interview im Magazin Stern kündigten Saarlouiser Nazis 1986 an, Morde begehen zu wollen. Fünf Jahre später musste Samuel Yeboah sterben. Der damalige SPD-Oberbürgermeister von Saarlouis, Alfred Fuß, wiegelte gerade mal eine Woche später Hinweise auf eine rassistische Tat ab. Gegenüber der taz erklärte er „Eine richtige Szene gibt es hier nicht.“ (taz, 26.9.1991). Der Mord an Samuel Yeboah darf nicht losgelöst davon betrachtet werden, dass die Saarlouiser Neonazi-Szene in den gesamten 1990er Jahren auf viel Verständnis und Wohlwollen von Seiten der Behörden und der Verwaltung traf.
Mehr Infos zum Fall Samuel Yeboah
Weiterführende Informationen und Quellen
Stern-Interview (1986): Bereits 1986 gibt die saarländische Naziszene ihre Mordlust in einem Interview preis. Bei einem der Interviewten handelt es sich um Markus Karl-Heinz Mang.
taz-Artikel (1991): Dieser Artikel widmet sich den unsäglichen Zuständen in Saarlouis. Auch noch nach dem Mord an Samuel Yeboah verharmlosen SPD und Grüne die rechte Szene der Stadt bzw. bestreiten sogar deren Existenz.
Dokumentation des Redebeitrages der Antifa Saar auf der Demonstration am 24.09.2011
Redebeitrag der Antifa Saar Projekt / AK anlässlich der Demonstration „20. Todestag von Samuel Yeboah – Demonstration gegen Rassismus und deutschen Nationalismus am 24.09.2011“ in Saarlouis.
Pressemitteilung: Neonazis prügeln Demo-Teilnehmer ins Krankenhaus
Saarlouis / Dillingen, den 28.09.2011
Nach Demonstration gegen Rassismus in Saarlouis — Neonazis prügeln Demo-Teilnehmer ins Krankenhaus
Wie erst jetzt bekannt wurde, wurden am vergangenen Samstag mindestens zwei Menschen Opfer neonazistischer Attacken in Saarlouis und Dillingen. Bei den Tätern handelt es sich um Mitglieder der Nazi-Kameradschaft „Sturmdivision Saar“, die ihren Schwerpunkt im saarländischen Dillingen hat. Bereits während der Auftaktkundgebung der Demonstration anlässlich des 20. Todestages von Samuel Yeboah am Samstag Nachmittag versuchten Mitglieder dieser Kameradschaft am Rande zu provozieren. Nach Informationen der Antifa Saar / Projekt AK kam es auch schon im Vorfeld der Demonstration durch diese Gruppe zu einem Angriff auf einen anreisenden Teilnehmer in Saarlouis. Weiterlesen
Bericht: 200 Teilnehmer_innen bei Demonstration in Gedenken an Samuel Yeboah in Saarlouis
In Gedenken an den vor 20 Jahren durch einen rassistischen Brandanschlag ermordeten Flüchtling Samuel Yeboah fand am vergangenen Samstag eine Demonstration gegen Rassismus und deutschen Nationalismus in der Saarlouiser Altstadt statt. Die rund 200 Teilnehmer_innen machten fast drei Stunden auf das nach wie vor fehlende öffentliche Gedenken an die Tat und den gesellschaftlichen Kontext, in dem diese entstehen konnte, aufmerksam. Weiterlesen
Pressemitteilung: Gedenkdemo an Samuel Yeboah mit 200 Teilnehmer_innen in Saarlouis
Saarbrücken, den 25.09.2011
Gedenkdemo an Samuel Yeboah mit 200 Teilnehmer_innen
Anlässlich des 20 Todestages von Samuel Yeboah erinnerten am gestrigen Samstag knapp 200 Menschen mit einer mehrstündigen Kundgebung und Demonstration in Saarlouis an die Ermordung des Flüchtlings aus Ghana. Die Teilnehmer_innen forderten eine Gedenktafel in der Stadt und ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik.
Auf der Auftaktkundgebung in der Französischen Straße sprach Peter Nobert als Vertreter des saarländischen Flüchtlingsrats und der Aktion 3. Welt Saar. Er forderte die Schließung des Flüchtlingslagers Lebach, in dem zahlreiche Menschen unter unwürdigen Bedingungen untergebracht sind. Ein Vertreter des Bündnis Buntes Homburg thematisierte in seinem Beitrag das kollektive Verdrängen, wie es im Fall Samuel Yeboah zu beobachten ist. Die Antifa Saar / Projekt AK machte in ihrem Redebeitrag auf den universalistischen Ursprung des antirassistischen Gedankens aufmerksam und warnte davor, diesen durch kulturrelativistische Auffassungen aufzuweichen und ins Gegenteil zu verkehren. Weiterlesen
Aktueller Bericht: Beitrag über den 20. Todestag von Samuel Yeboah
Pressemitteilung: Vor 20 Jahren wurde Samuel Yeboah durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordet
Vor 20 Jahren wurde Samuel Yeboah durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordet
Am Ort des Geschehens wurden am gestrigen Montag Morgen von einer Gruppe Antifaschist_innen Blumen niedergelegt und ein Gedenkstein temporär aufgestellt. Die Antifa Saar / Projekt AK fordert ein würdiges Gedenken und ruft für den kommenden Samstag zu einer Demonstration in Saarlouis auf. Weiterlesen
20. Jahrestag der Ermordung Samuel Yeboahs – zugesandter Kurzbericht eines Antifaschisten
Heute ist der 19.September 2011. Vor genau 20 Jahren wurde Samuel Yeboah in Saarlouis Opfer eines rassistischen Brandanschlages. Gegen 3:30 Uhr morgens war in dem Asylbewerber_Innenheim in Saarlouis Fraulautern mit Hilfe eines flüssigen Brennstoffs Feuer gelegt worden. Bis heute ist nicht ganz klar ob Samuel, der heute 47 Jahre alt wäre, versucht hatte durch das brennende Treppenhaus zu flüchten oder ob er bereits aus dem Haus hinausgekommen war und versuchen wollte anderen Menschen zu helfen. Weiterlesen