Pressemitteilung: Vor 20 Jahren wurde Samuel Yeboah durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis ermordet

Vor 20 Jahren wurde Samuel Yeboah durch einen ras­sis­tis­chen Bran­dan­schlag in Saar­louis ermordet

Am Ort des Geschehens wur­den am gestri­gen Mon­tag Mor­gen von ein­er Gruppe Antifaschist_innen Blu­men niedergelegt und ein Gedenkstein tem­porär aufgestellt. Die Antifa Saar / Pro­jekt AK fordert ein würdi­ges Gedenken und ruft für den kom­menden Sam­stag zu ein­er Demon­stra­tion in Saar­louis auf.

Am gestri­gen 19. Sep­tem­ber 2011 jährte sich die Ermor­dung des Flüchtlings Samuel Yeboah zum zwanzig­sten Mal. Bis heute erin­nert nichts in der „heim­lichen Haupt­stadt“ an das Geschehene. Vielmehr scheint es, als ob es den poli­tisch Ver­ant­wortlichen darum gehe, die dama­li­gen Ereignisse weit­er­hin zu verdrängen.

Der Bran­dan­schlag auf das ehe­ma­lige Hotel in der Saar­louis­er Straße fand in einem poli­tis­chen Kli­ma statt, in dem Asylberwerber_innen, beflügelt von einem nation­al­is­tis­chen Ein­heitswahn für gesellschaftliche Missstände ver­ant­wortlich gemacht wur­den und in der ganzen Repub­lik teil­weise pogro­mar­ti­gen Auss­chre­itun­gen durch Teile der deutschen Bevölkerung aus­ge­set­zt waren.

Erin­nert sei in diesem Zusam­men­hang an die ras­sis­tis­chen Pogrome im säch­sis­chen Hoy­er­swer­da. Im Sep­tem­ber 1991 kam es dort zu tage­lan­gen Angrif­f­en auf zwei Wohn­heime von Asylbewerber_innen und Gastarbeiter_innen. Ein Mob von Neon­azis und Bürger_innen ter­ror­isierte die Bewohner_innen der bei­den Heime, bis schließlich eine Evakuierung nötig war. Dieses ras­sis­tis­che Pogrom war der Auf­takt ein­er ganzen Rei­he ras­sis­tis­ch­er Über­griffe u.a. in Saar­louis, Ros­tock, Mölln und Solingen.

In diesem Zusam­men­hang sind die aktuellen Äußerun­gen des Saar­louis­er Bürg­er­meis­ters Henz, Yeboah werde durch dessen Grab auf dem Fried­hof aus­re­ichend gewürdigt ger­adezu als skan­dalös zu bezeichnen.

Alexan­der Breser, stel­lvertre­tender Press­esprech­er der Antifa Saar / Pro­jekt AK dazu:

Die aktuellen Äußerun­gen des Bürg­er­meis­ters sind eine boden­lose Unver­schämtheit. Allerd­ings drück­en sie nahezu per­fekt seine offen­sichtliche Sehn­sucht nach ein­er Entsorgung dieses Teils Saar­louis­er Geschichte aus. Zudem seine Unfähigkeit bzw. seinen Unwillen zu ein­er poli­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit der Tat und den damals und heute herrschen­den ras­sis­tis­chen Stim­mungen in der Gesellschaft.“

Während ein­er Gedenkdemon­stra­tion vor 10 Jahren wurde am Saar­louis­er Rathaus durch Demonstrant_innen ein Gedenkstein ange­bracht und wenige Stun­den später wieder auf Geheiß des dama­li­gen Bürg­er­meis­ters Fontaine ent­fer­nt. Eine Gruppe von Antifaschist_innen platzierte diesen Gedenkstein gestern früh tem­porär am Ort des Bran­dan­schlages, legte Blu­men nieder und machte durch Plakate und Trans­par­ente auf den Jahrestag aufmerksam.

Für den kom­menden Sam­stag rufen antifaschis­tis­che Grup­pen zu ein­er Demon­stra­tion in Erin­nerung an Samuel Yeboah und gegen Ras­sis­mus und deutschen Nation­al­is­mus auf. Tre­ff­punkt ist um 14.00 Uhr der Pavil­lion in der Franzö­sis­chen Straße in Saarlouis.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Pressemit­teilung vom 20.09.2011 [PDF]