Frankfurter Rundschau vom 26. September 2011
Nach Enthüllung: FDP distanziert sich von Burschenschaft
Von Felix Helbig
Der Altherrenvorstand der Saarbrücker Ghibellinia hat nach den Enthüllungen der Frankfurter Rundschau über rassistisches Gedankengut in der Burschenschaft seinen Rücktritt eingereicht. CDU und FDP distanzieren sich nun deutlich von der Verbindung.
Die Enthüllungen über rassistisches Gedankengut in der Saarbrücker Burschenschaft Ghibellinia schlagen weiter hohe Wellen. Neben der Saar-CDU distanziert sich auch die FDP deutlich von der schlagenden Verbindung. „Die Liberalen pflegen in keiner Weise eine besondere Nähe zur Ghibellinia“, sagte der stellvertretende FDP-Landeschef Sebastian Greiber der Frankfurter Rundschau. Zwar habe er im vergangenen Jahr auf einer Festveranstaltung zum 130-jährigen Bestehen der Burschenschaft ein Grußwort gehalten. „Der Satz ‘Die Flamme der Burschenschaft möge in unserem wunderschönen Saarland ewig brennen’ ist dort aber nie gefallen“, sagte Greiber. Vielmehr habe er die versammelten Burschen mit einem Zitat des französischen Sozialisten Jean Jaurés dazu aufgerufen, ihre Tradition „nicht nur rückwärts gewandt zu verstehen, sondern im Heute zu leben.“
Vor der Zerreißprobe
Hintergrund ist ein internes Papier der Burschen, das die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung veröffentlicht hatte. Darin berichten die Ghibellinia-Aktiven über vermeintliche Pogrome, bei denen sie „Neger gelyncht“ hätten, und laden zur „Negerjagd“ in Afrika ein. Bei Veranstaltungen der Burschenschaft waren in der Vergangenheit wiederholt Spitzenpolitiker von der Saar aufgetreten. „Von solchen Einlassungen kann man sich gar nicht genug distanzieren“, sagte Greiber. Bei seinem Auftritt habe es aber keinerlei Anzeichen für entsprechendes Gedankengut in der Ghibellinia gegeben. Vielmehr seien dort zahlreiche honorige Persönlichkeiten aufgetreten. „Wenn das Papier den Tatsachen entspricht, werde ich dort bestimmt nicht mehr auftreten“, so Greiber. Ähnlich hatte sich auch der CDU Generalsekretär Roland Theis geäußert, der von „abstoßendem und widerlichem Gedankengut“ sprach.
Vor einer Zerreißprobe steht nach den Enthüllungen indessen die Burschenschaft. Wie die FR erfuhr, hat der Altherrenvorstand der Ghibellinia seinen Rücktritt eingereicht, er äußerte sich demnach „entsetzt“ und „zutiefst enttäuscht“ über die „unsäglichen“ Einlassungen der jüngeren Aktiven. Gegen den Verfasser des Papiers, das als Protokoll eines Generalconvents der Burschenschaft verschickt worden war, müsse vorgegangen werden.Bei den Aktiven sieht man die Veröffentlichung des Papiers derweil als Supergau. Die Verbreitung könne den Fortbestand der Ghibellinia „ernsthaft in Gefahr“ bringen. Gleichzeitig heißt es intern weiter, die Mehrheit der Aktiven würde das Protokoll als witzig ansehen. Es gebe keinen Grund, gegen den Verfasser vorzugehen.
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