In Erinnerung an Samuel Yeboah

Blumen am TatortAm 19. Sep­tem­ber 2024 jährt sich der ras­sis­tis­che Bran­dan­schlag in Saar­louis-Fraulautern, bei dem Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde, zum 33. Mal.

Fast 30 Jahre lang wurde die Forderung nach Aufk­lärung, Kon­se­quen­zen und einem würdi­gen Gedenken an Samuel Kofi Yeboah alleine von antifaschis­tis­chen Grup­pen getra­gen und ent­ge­gen der offiziellen Ver­sion immer wieder angeprangert: Es war ein ras­sis­tis­ch­er Bran­dan­schlag, began­gen von organ­isierten und mil­i­tan­ten Naziskins, er war getra­gen von ein­er pogro­mar­ti­gen Stim­mung in der deutschen Bevölkerung und wurde durch Ver­leug­nen und Ver­harm­losen der dama­li­gen Behör­den gedeckt.

Jet­zt ist die Tat juris­tisch aufgek­lärt. Jet­zt kann die Stadt Saar­louis nicht weit­er leug­nen, dass es ein ras­sis­tis­ch­er Bran­dan­schlag war. Die saar­ländis­che Min­is­ter­präsi­dentin entschuldigte sich bei den Opfern, der saar­ländis­che Polizeipräsi­dent entschuldigte sich für „Ver­säum­nisse“ in den dama­li­gen Ermit­tlun­gen, ein Entschädi­gungs­fonds für Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt ist beschlossen und ein Unter­suchungsauss­chuss im saar­ländis­chen Land­tag soll jet­zt die poli­tis­che und gesellschaftliche Dimen­sion aufarbeiten.

Über 30 Jahre später ist es aber für viele zu spät. Für die Betrof­fe­nen, die nicht mehr leben, die abgeschoben wur­den, oder die diese Jahre in Angst und ohne jede Unter­stützung ertra­gen mussten. Auch die Erin­nerung der Zeug:innen – selb­st wenn sie sich bemüht­en – ist verblasst. Aber als Sig­nal, dass Ver­brechen auch spät noch aufgek­lärt wer­den kön­nen, ist die Entwick­lung sehr wichtig. Und als Sig­nal auch an die Täter, niemals sich­er sein zu können.

Aufgek­lärt ist indes vieles eben noch nicht. Eine unfass­bare Rei­he von über 20 recht­en Brand- und Bombe­nan­schlä­gen, einige im unmit­tel­baren Umfeld in Saar­louis zu Beginn der 1990er Jahre, will jet­zt der Unter­suchungsauss­chuss aufar­beit­en, auch das Ver­sagen von Poli­tik und Behör­den dabei.

Das Gedenken an Samuel Kofi Yeboah wird uns immer begleit­en, mit Trauer und Wut über das Ver­brechen, aber auch mit dem Wis­sen um die Notwendigkeit unab­hängiger antifaschis­tis­ch­er Aufklärung.

KEIN SCHLUSSSTRICH.
Aufk­lärung statt Ver­harm­lo­sung des Recht­en Ter­rors!
Für ein würdi­ges Gedenken an die Opfer rechter Gewalt!
Organ­isiert den Antifaschis­tis­chen Selbstschutz!

Fly­er zum Download

Gegen die AfD — an jedem Tag!

Wir unter­stützen den Aufruf für den Gegen­protest gegen die AfD-Ver­anstal­tung am
26.01.2014 — 17:30 Landwehrplatz Saar­brück­en
(von dort Demo mit Kundge­bung am Schloss)

Bild Faust mit Text zur Demo und Logos

Alle zusam­men gegen den Faschismus!

Unter dieser Parole haben sich allein in Saar­brück­en let­ztes und dieses Woch­enende mehr als 15000 Men­schen ver­sam­melt. Men­schen, die genug haben von Ras­sis­mus, von Anti­semitismus, von Men­schen­feindlichkeit. Men­schen, die genug haben von der AfD. Es ist ein Licht­blick in Zeit­en eines weltweit­en Recht­srutschs, dass bun­desweit hun­dert­tausende auf den Straßen waren und klar gemacht haben: “AfD — ihr kotzt uns an”.
Doch die AfD gibt es noch. Und sie ist auch im Saar­land aktiv. Die inner­parteilichen Quere­len soll­ten nicht darüber hin­wegtäuschen, dass die AfD im Saar­land genau­so gefährlich ist wie ander­swo. So hat der Lan­desvor­sitzende Carsten Beck­er die Cor­rec­tiv-Recherche nicht nur als “Denun­zianten­tum” tit­uliert, son­dern hielt weit­er­hin an der Forderung nach “Rem­i­gra­tion” fest. Diese Forderung trug er bere­its im August 2023 auf seinem Shirt — bei ein­er Schul­ver­anstal­tung in Saar­louis. Ein weit­eres Beispiel ist Nicole Höchst, eine AfD-Bun­destagsab­ge­ord­nete aus der Region, die regelmäßig bei dem recht­sex­tremen “Marsch für das Leben” spricht und sich dabei nicht nur gegen das Recht auf Abtrei­bung, son­dern sich auch für ein eth­nisch definiertes deutsches Volk ausspricht. Das ist nur die Spitze des Eis­berges. Die AfD ver­achtet Men­schen mit Migra­tionsh­in­ter­grund, ver­achtet Muslim:innen, Jüd:innen, Frauen und Queers. Und die AfD will am Fre­itag, dem 26.01.2024, auf dem Saar­brück­er Schloss­platz eine als “Bürg­er­dia­log” getarnte Ver­anstal­tung machen. Dort wer­den u. a. Chris­t­ian Wirth, Sebas­t­ian Münzen­maier und Rain­er Kraft den Hass und die Lügen der AfD ver­bre­it­en.
Der saar­ländis­che AfD-Bun­destagsab­ge­ord­nete Chris­t­ian Wirth hat Verbindun­gen zu mehreren Saar­brück­er Burschen­schaften, wo völkisches Elite-Denken, Ras­sis­mus und Anti­semitismus an der Tage­sor­d­nung sind. Mit Sebas­t­ian Münzen­maier kommt nicht nur der stel­lvertre­tende Frak­tionsvor­sitzende der AfD im Bun­destag, son­dern auch ein verurteil­ter Hooli­gan. Der bay­erische AfD-Abge­ord­nete Rain­er Kraft ist nicht nur ein Grün­dungsmit­glied des offen faschis­tis­chen “Flügels” der AfD, er war auch Mit­glied ein­er Chat­gruppe, in der Umsturzphan­tasien besprochen wur­den.
Aber wir sagen Nein! Mis­chen wir uns ein! Wir zeigen der AfD vor Ort und Angesicht zu Angesicht, was wir von ihr hal­ten! Wir übertö­nen ihren Hass und lassen sie nicht zu Wort kom­men! Lasst uns ihnen gemein­sam den Abend versauen!

Kommt mit uns zum Landwehrplatz um 17:30, um von dort als laute Demo zum Schloss zur Gegenkundge­bung zu gehen.

Bringt Schilder, Plakate, Fah­nen mit — und seid laut!

Samuel Yeboah: Nazi Peter Schlappal wegen Mordverdacht verhaftet

31 Jahre nach der Ermor­dung Samuel Yeboahs hat die Bun­de­san­waltschaft am heuti­gen 4. April 2022 den Saar­louis­er Nazi Peter Wern­er Schlap­pal (50), der heute Schröder heißt, wegen des Bran­dan­schlags am 19. Sep­tem­ber 1991 ver­haften lassen. Schlap­pal wird der Mord an Samuel Yeboah sowie ver­suchter Mord in weit­eren 20 Fällen und Brand­s­tiftung mit Todes­folge vorge­wor­fen.

Aktuelles facebook-Profil-Foto von Peter Schröder (geb. Schlappal)
Peter Wern­er Schlappal

Schlap­pal ist am frühen Mor­gen in Saar­louis durch Polizeikräfte festgenom­men wor­den. Er soll im Laufe des heuti­gen Tages dem Ermit­tlungsrichter beim Bun­des­gericht­shof in Kral­sruhe vorge­führt wer­den. Wie die Bun­de­san­waltschaft mit­teilt, soll sich nach deren Ermit­tlun­gen die Ermor­dung Samuel Yeboahs wie fol­gt zuge­tra­gen haben:

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Recherche-Info: Die Corona-Proteste im Saarland und ihre Nähe zur extremen Rechten

Anlässlich der poli­tis­chen Debat­te zur Ein­führung ein­er Impf­pflicht insze­nieren im Saar­land seit mehreren Wochen Impfgegner_innen, Esoteriker_innen und Ver­schwörungs­gläu­bige gemein­sam mit fun­da­men­tal­is­tis­chen Christ_innen und der extremen Recht­en einen ver­meintlich bürg­er­lichen Protest. Dieser äußert sich ins­beson­dere in als „Spaziergän­gen“ getarn­ten Aufzü­gen mit bis zu eini­gen Hun­dert Teil­nehmenden und in Demon­stra­tio­nen mit mehreren Tausend Men­schen. Bindeglied der het­ero­ge­nen Demon­stri­eren­den sind ver­schwörungside­ol­o­gis­che und anti­semi­tis­che Denkmuster. Es ver­wun­dert daher wenig, dass sich die saar­ländis­che extreme Rechte nicht nur an den Protesten beteiligt, son­dern diese zum Teil auch organisiert.

Das Fronttransparent "Wir sind die rote Linie"

Das Trans­par­ent mit der recht­en Parole “Heimatschutz statt Mund­schutz” am 19.12.2021 direkt hin­ter dem Fronttransparent.

 

Das Transparent Heimatschutz statt Mundschutz direkt dahinter

Foto: Kai Schw­erdt, CC BY-NC 2.0

 

Die extreme Rechte von Beginn an dabei

Die Beteili­gung von extrem Recht­en an Coro­na-Protesten ist kein neues Phänomen. Bere­its im Früh­jahr 2020, als die ersten Proteste gegen Coro­na-Maß­nah­men im Saar­land stat­tfan­den, nah­men etwa 30 Nazis an dem damals mit 250 Teilnehmer_innen noch über­schaubaren Protest teil.1 Die unge­broch­ene Kon­ti­nu­ität, mit der sich die extrem rechte Szene sei­ther an den Protesten beteiligt, kann – eben­so wie der Unwille der Organisator_innen, Nazis kon­se­quent von ihren Aktio­nen auszuschließen – auf eine ide­ol­o­gis­che Nähe zurück­ge­führt wer­den. Wenn inner­halb der Proteste etwa von ein­er ver­meintlich über­mächti­gen Bedro­hung durch Phar­makonz­erne, Bill Gates oder George Soros die Rede ist, passt dies her­vor­ra­gend in das völkisch-anti­semi­tis­che Welt­bild der extremen Recht­en. Weit­ere ide­ol­o­gis­che Par­al­le­len sind das Nar­ra­tiv ein­er ver­meintlichen Volks­ge­sund­heit, die vor ein­er Manip­u­la­tion durch mRNA-Impf­stoffe zu schützen sei oder das inner­halb der Bewe­gung weit ver­bre­it­ete reak­tionäre Frauen­bild, welch­es Frauen nahezu auss­chließlich als Müt­ter und Beschützerin­nen der Kinder insze­niert. Für Nazis herrscht bei Coro­na-Protesten in der Regel eine Wohlfühlatmosphäre.

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Nächsten Sonntag: Nazis mobilisieren zu Impfgegner-Aktion in Saarbrücken

Nach einem ersten Propagandaerfolg der saarländischen Impfgegner-Szene am vergangenen Sonntag mobilisieren abermals bekannte Nazis zu einer Demonstration gegen Corona-Schutzmaßnahmen, die am kommenden Sonntag, den 19.12.2021 um 15 Uhr, auf dem Saarbrücker Landwehrplatz starten soll.

Schon ver­gan­genen Son­ntag hat­ten sich zwis­chen 250 und 300 Impfgeg­n­er zusam­men mit Reichs­bürg­ern und Ange­höri­gen der recht­en Szene am Saar­brück­er Gesund­heit­samt ver­sam­melt. Sowohl die Saar­brück­er Zeitung, als auch der Saar­ländis­che Rund­funk, die vor Ort nicht erkennbar waren, hat­ten im Anschluss übere­in­stim­mend von ange­blich 600 Teil­nehmenden berichtet. Über­sicht­sauf­nah­men von Beginn und Ende der Ver­anstal­tung sowie Schilderun­gen von Beobachtern bele­gen jedoch unzweifel­haft, dass diese Zahl deut­lich über­trieben ist. Tat­säch­lich waren – was schlimm genug ist – nur etwa 300 Per­so­n­en an dem Aufzug, der sich weit­ge­hend durch men­schen­leere Straßen bewegte, beteiligt. Die Berichter­stat­tung der saar­ländis­chen Lokalme­di­en set­zt damit ihre trau­rige Serie von Übertrei­bun­gen in Bezug auf öffentliche Aufmärsche von Impfgeg­n­ern und Quer­denkern fort. Und so ver­wun­dert es auch wenig, dass die Tat­sache, dass am ver­gan­genen Son­ntag auch zahlre­iche Reichs­bürg­er und Ange­hörige der recht­en Szene an der Ver­anstal­tung teil­nah­men, uner­wäh­nt blieb.

Für Ken­ner der saar­ländis­chen Impfgeg­n­er- und Quer­denker-Szene ist es jedoch keineswegs ver­wun­der­lich, dass der für den kom­menden Son­ntag, den 19.12.2021 um 15 Uhr am Landwehrplatz angekündigte Auf­marsch – wie andere Ver­anstal­tun­gen in der Ver­gan­gen­heit auch offen­siv von extrem Recht­en, wie z.B. Jacque­line Süß­dorf und Elfi Käm­mer, bewor­ben wird. Dies bele­gen unter anderem entsprechende Post­ings in den ein­schlägi­gen Telegram-Kanälen.

Bevor es mit den Brandanschlägen im Raum Saarlouis begann, gab es ja bereits eine militante Rechte im Raum Saarlouis.“

Zum Mord an Samuel Yeboah: Interview mit Mitgliedern der ehemaligen Antifa Saarlouis

Demon­stra­tion unmit­tel­bar nach dem Mord 1991. 

Wir haben mit Richard und Ilja gesprochen. Bei­de waren in den 90er Jahren in der Antifa Saar­louis aktiv. Mit ihnen haben wir über die dama­lige Zeit gesprochen um bewusst zu machen, wie kurz nach dem ras­sis­tis­chen Mord an Samuel Yeboah in Saar­louis mit Neon­azis, aber auch dem antifaschis­tis­chen Wider­stand gegen diese umge­gan­gen wurde. Wir wollen damit aufzeigen, welche Stim­mung in der Fes­tungsstadt herrschte und wie fest ver­ankert die rechte Szene in Saar­louis war. Aber lest selbst:

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Stoppt christlichen Fundamentalismus — der Piusbruderschaft Einhalt gebieten!

Am 14.11.2020 wer­den die Anhänger:innen der Pius­brud­er­schaft wieder ein­mal in Saar­brück­en ihr Unwe­sen treiben. Wir möcht­en euch daher auf den Fly­er des Bünd­niss­es “My body — my choice Saar­brück­en” hinweisen.

Die Pius­brüder – rechte religiöse Fanatiker

Die Pius­brud­er­schaft ist eine fun­da­men­tal­is­tisch-christliche Brud­er­schaft mit Sitz in der Julius-Kiefer-Straße in Saar­brück­en. Die Selb­stin­sze­nierung als wohltätige Gemein­schaft ist hier aber lediglich Fas­sade. Sie bilden in Wirk­lichkeit eine mit­te­lal­ter­lich anmu­tende Par­al­lelge­sellschaft. Dabei geht es nicht ein­fach um ein rück­ständi­ges religiös­es Denken — Ihr Ziel ist der katholis­che Gottesstaat , der sich durch und durch gegen die Mod­erne und eine aufgek­lärte Gesellschaft richtet: Ihre Ide­olo­gie strebt eine von Män­nern beherrschte Gesellschaft an, in der Frauen lediglich der Fortpflanzung dienen und sich unterzuord­nen haben. Entsprechend lust­feindlich ist ihre Posi­tion daher nicht nur im Bezug auf Frauen, sie richtet sich generell gegen jede sex­uelle Freizügigkeit und ist durch und durch homo- und trans­feindlich. Dieser Ruf nach ein­er kul­turellen Gegen­rev­o­lu­tion ist einge­bet­tet in ein Welt­bild, das von Anti­semitismus, völkischem Denken, Ver­schwörungside­olo­gien, anti-mus­lim­is­ch­er Het­ze und Ras­sis­mus geprägt ist.

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Wir fordern die Offenlegung der Akten im Fall Samuel Yeboah

Anfang August diesen Jahres wurde bekan­nt, dass die Polizei im Fall des ras­sis­tis­chen Mordes an Samuel Yeboah 1991 in Saar­louis wieder ermit­telt. Der Gen­er­al­bun­de­san­walt ließ verkün­den, dass jet­zt „gravierende Anhalt­spunk­te auf einen recht­sex­trem­istis­chen und frem­den­feindlichen Hin­ter­grund des Anschlags“ hin­deuteten. Eine interne polizeiliche Ermit­tlungs­gruppe spricht laut den Recherchen von SZ-Redak­teur Michael Jung­mann bere­its jet­zt von organ­isatorischen Defiziten, Schwach­stellen, Fehlern und Pan­nen bei den dama­li­gen Ermit­tlun­gen (SZ, 6.8.2020). Auch von mit­tler­weile ver­nichteten Akten bezüglich weit­er­er Bran­dan­schläge aus der dama­li­gen Zeit ist dort die Rede. Um zu ver­hin­dern, dass nun auch noch die let­zten Hin­weise ver­nichtet wer­den oder ein­fach ver­schwinden, fordert die Antifa Saar / Pro­jekt AK die sofor­tige Offen­le­gung der Ermit­tlungs- sowie Geheim­di­en­stak­ten im Fall Yeboah. 

Das, was bere­its jet­zt aus der Presse zu erfahren ist, lässt hell­hörig wer­den – daher fordern wir eine Offen­le­gung der Akten. Bei den jet­zi­gen Ver­laut­barun­gen der saar­ländis­chen Behör­den han­delt es sich um Floskeln, die uns bere­its aus dem NSU-Skan­dal bekan­nt sind. Dort dien­ten diese dazu, Ver­strick­un­gen von Polizei und Geheim­di­en­sten mit ter­ror­is­tisch agieren­den recht­en Grup­pierun­gen zu verschleiern.”

Sara Jost, Press­esprecherin der Antifa Saar / Pro­jekt AK

Die rechte Szene in Saar­louis gehörte Anfang der 1990er zu den am aggres­sivsten agieren­den im gesamten Bun­des­ge­bi­et und war gut ver­net­zt. In einem Inter­view im Mag­a­zin Stern kündigten Saar­louis­er Nazis 1986 an, Morde bege­hen zu wollen. Fünf Jahre später musste Samuel Yeboah ster­ben. Der dama­lige SPD-Ober­bürg­er­meis­ter von Saar­louis, Alfred Fuß, wiegelte ger­ade mal eine Woche später Hin­weise auf eine ras­sis­tis­che Tat ab. Gegenüber der taz erk­lärte er „Eine richtige Szene gibt es hier nicht.“ (taz, 26.9.1991). Der Mord an Samuel Yeboah darf nicht los­gelöst davon betra­chtet wer­den, dass die Saar­louis­er Neon­azi-Szene in den gesamten 1990er Jahren auf viel Ver­ständ­nis und Wohlwollen von Seit­en der Behör­den und der Ver­wal­tung traf.

Mehr Infos zum Fall Samuel Yeboah

Stern-Inter­view (1986): Bere­its 1986 gibt die saar­ländis­che Naziszene ihre Mord­lust in einem Inter­view preis. Bei einem der Inter­viewten han­delt es sich um Markus Karl-Heinz Mang.

taz-Artikel (1991): Dieser Artikel wid­met sich den unsäglichen Zustän­den in Saar­louis. Auch noch nach dem Mord an Samuel Yeboah ver­harm­losen SPD und Grüne die rechte Szene der Stadt bzw. bestre­it­en sog­ar deren Existenz.

Screenshot

Im Jahr 2016 ver­höh­nt Markus Karl-Heinz Mang zusam­men mit Ricar­da Riefling das Gedenken an Samuel Yeboah.

Solidaritätskundgebung: Rechte Störaktion

Aggres­sive Stör­er wer­den der Kundge­bung verwiesen

Am heuti­gen Sam­stag ver­sam­melten sich mehrere hun­dert Men­schen auf dem Tib­liss­er Platz in Saar­brück­en um für Sol­i­dar­ität in der Coro­na-Krise und gegen Ver­schwörungs-Het­ze zu demon­stri­eren. Am Rande hat­ten sich in mehreren Kle­in­grup­pen Nazis und Ver­schwörungs­gläu­bige ver­sam­melt. Diese hat­ten sich zuvor über soziale Net­zw­erke zu Störak­tio­nen verabre­det. Einige ver­sucht­en aggres­siv in die Kundge­bung zu gelan­gen und pöbel­ten am Rande. Die Polizei schritt nur zöger­lich ein. Die Anhänger der Gelb­west­en Saar ver­sucht­en mit zahlre­ichen Kam­eras Fotos von den Demon­stri­eren­den anzufer­ti­gen. Eine ältere Per­son war augen­schein­lich sog­ar mit einem soge­nan­nten “Kampf-Schirm” bewaffnet. Ins­ge­samt hiel­ten sich im Umfeld der Kundge­bung etwa 30 Per­so­n­en in feindlich­er Absicht auf. Den­noch kon­nte mit der Kundge­bung ein starkes und deut­lich­es Zeichen für Sol­i­dar­ität und gegen Het­ze geset­zt wer­den. Weit­ere Infor­ma­tio­nen über die erfol­gre­iche Kundge­bung und weit­ere Aktiv­itäten find­en sich bei den Veranstalter:innen und auf Block­ade Saar.
 
Weit­ere Informationen:

Kunstaktionen”: Mythen und Nazis statt echter Kritik

eine Kurze Bestandsaufnahme und Analyse der Demonstrationen gegen die Maßnahmen zum Infektionsschutz

Seit knapp drei Wochen regt sich in Saar­brück­en Protest gegen die Maß­nah­men zum Infek­tion­ss­chutz im Rah­men der Coro­na-Pan­demie. Wir haben diese Proteste beobachtet und ziehen erste Schlüsse.

Alle haben Angst um die Wirtschaft, Verschwörungsdenken hat Hochkonjunktur

Generell kur­sieren zur Zeit viele Ver­schwörungserzäh­lun­gen über das Coro­n­avirus. Die Ideen reichen dabei von „Das Virus existiert gar nicht“ über „Das Virus ist im chi­ne­sis­chen Labor gezüchtet wor­den“ und „Das Virus ist ein Angriff von den USA und Großbri­tan­nien“ bis zu der Erzäh­lung, das Coro­n­avirus fungiere als Ablenkung und Ver­tuschung der Gefahr durch den Funk­stan­dard 5G. In Saar­brück­en erschienen am ver­gan­genen Sam­stag auf der Demon­stra­tion gegen die Maß­nah­men zum Infek­tion­ss­chutz Schilder mit Auf­schriften wie „Für freie Impfentschei­dung“, „Stop Virus Dik­tatur“, „Frei­heit keine Dik­tatur auch für die Impfentschei­dung“ , „Immu­nitätspass? Denkpass!“. Dabei gibt es noch gar keinen Impf­stoff. Und wer bitte hat denn von Zwang gesprochen außer denen, die sich davor fürcht­en? Genau: nie­mand. Und dass in ein­er Gesellschaft bes­timmte Regeln gel­ten, bedeutet nicht, dass Dik­tatur herrscht.

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