Am Abend des 24.01.2022 versuchten erneut 30 Personen aus der Szene der Corona-Leugnenden, eine Kundgebung vor dem Saarbrücker Rathaus abzuhalten. Mit dabei waren abermals bekannte Nazis, wie beispielsweise Jacqueline Süßdorf. Antifaschistischer Gegenprotest störte die Versammlung erfolgreich und vertrieb die Verschwörungsgläubigen aus der Saarbrücker Innenstadt, bis sich die Versammlung schließlich auflöste.
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Recherche-Info: Die Corona-Proteste im Saarland und ihre Nähe zur extremen Rechten
Anlässlich der politischen Debatte zur Einführung einer Impfpflicht inszenieren im Saarland seit mehreren Wochen Impfgegner_innen, Esoteriker_innen und Verschwörungsgläubige gemeinsam mit fundamentalistischen Christ_innen und der extremen Rechten einen vermeintlich bürgerlichen Protest. Dieser äußert sich insbesondere in als „Spaziergängen“ getarnten Aufzügen mit bis zu einigen Hundert Teilnehmenden und in Demonstrationen mit mehreren Tausend Menschen. Bindeglied der heterogenen Demonstrierenden sind verschwörungsideologische und antisemitische Denkmuster. Es verwundert daher wenig, dass sich die saarländische extreme Rechte nicht nur an den Protesten beteiligt, sondern diese zum Teil auch organisiert.
Die extreme Rechte von Beginn an dabei
Die Beteiligung von extrem Rechten an Corona-Protesten ist kein neues Phänomen. Bereits im Frühjahr 2020, als die ersten Proteste gegen Corona-Maßnahmen im Saarland stattfanden, nahmen etwa 30 Nazis an dem damals mit 250 Teilnehmer_innen noch überschaubaren Protest teil.1 Die ungebrochene Kontinuität, mit der sich die extrem rechte Szene seither an den Protesten beteiligt, kann – ebenso wie der Unwille der Organisator_innen, Nazis konsequent von ihren Aktionen auszuschließen – auf eine ideologische Nähe zurückgeführt werden. Wenn innerhalb der Proteste etwa von einer vermeintlich übermächtigen Bedrohung durch Pharmakonzerne, Bill Gates oder George Soros die Rede ist, passt dies hervorragend in das völkisch-antisemitische Weltbild der extremen Rechten. Weitere ideologische Parallelen sind das Narrativ einer vermeintlichen Volksgesundheit, die vor einer Manipulation durch mRNA-Impfstoffe zu schützen sei oder das innerhalb der Bewegung weit verbreitete reaktionäre Frauenbild, welches Frauen nahezu ausschließlich als Mütter und Beschützerinnen der Kinder inszeniert. Für Nazis herrscht bei Corona-Protesten in der Regel eine Wohlfühlatmosphäre.
Nächsten Sonntag: Nazis mobilisieren zu Impfgegner-Aktion in Saarbrücken
Nach einem ersten Propagandaerfolg der saarländischen Impfgegner-Szene am vergangenen Sonntag mobilisieren abermals bekannte Nazis zu einer Demonstration gegen Corona-Schutzmaßnahmen, die am kommenden Sonntag, den 19.12.2021 um 15 Uhr, auf dem Saarbrücker Landwehrplatz starten soll.
Schon vergangenen Sonntag hatten sich zwischen 250 und 300 Impfgegner zusammen mit Reichsbürgern und Angehörigen der rechten Szene am Saarbrücker Gesundheitsamt versammelt. Sowohl die Saarbrücker Zeitung, als auch der Saarländische Rundfunk, die vor Ort nicht erkennbar waren, hatten im Anschluss übereinstimmend von angeblich 600 Teilnehmenden berichtet. Übersichtsaufnahmen von Beginn und Ende der Veranstaltung sowie Schilderungen von Beobachtern belegen jedoch unzweifelhaft, dass diese Zahl deutlich übertrieben ist. Tatsächlich waren – was schlimm genug ist – nur etwa 300 Personen an dem Aufzug, der sich weitgehend durch menschenleere Straßen bewegte, beteiligt. Die Berichterstattung der saarländischen Lokalmedien setzt damit ihre traurige Serie von Übertreibungen in Bezug auf öffentliche Aufmärsche von Impfgegnern und Querdenkern fort. Und so verwundert es auch wenig, dass die Tatsache, dass am vergangenen Sonntag auch zahlreiche Reichsbürger und Angehörige der rechten Szene an der Veranstaltung teilnahmen, unerwähnt blieb.
Für Kenner der saarländischen Impfgegner- und Querdenker-Szene ist es jedoch keineswegs verwunderlich, dass der für den kommenden Sonntag, den 19.12.2021 um 15 Uhr am Landwehrplatz angekündigte Aufmarsch – wie andere Veranstaltungen in der Vergangenheit auch offensiv von extrem Rechten, wie z.B. Jacqueline Süßdorf und Elfi Kämmer, beworben wird. Dies belegen unter anderem entsprechende Postings in den einschlägigen Telegram-Kanälen.