Rechter Terror im Saarland in den 1990er Jahren

Diese Liste von über 20 ras­sis­tis­chen Brand- und Bombe­nan­schlä­gen inner­halb von zwei Jahren zeigt nur einen kleinen Auss­chnitt des recht­en Ter­rors im Saar­land zu dieser Zeit. Kaum ein­er wurde aufgeklärt.

Seit dem 16. Novem­ber 2022 find­et in Koblenz der Prozess zum ras­sis­tis­chen Bran­dan­schlag vom 19.09.1991 in Saar­louis statt, durch den Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde. Angeklagt ist ein Mit­glied der dama­li­gen Saar­louis­er Naziszene. Immer wieder behaupten die Anwälte des Angeklagten und zahlre­iche der dort ver­nomme­nen Polizeibeamten, es habe keine weit­eren recht­en Anschläge in der Region gegeben. Mit dieser Liste zeigen wir auf, dass das Gegen­teil der Fall ist.

Zu Beginn der 90er Jahre herrschte in Deutsch­land eine Pogrom­stim­mung. Die Wiedervere­ini­gung führte zu einem aggres­siv­en Nation­al­is­mus, der sich in Mor­den, Anschlä­gen, Angrif­f­en, Het­ze und Pöbelei gegen Geflüchtete, Men­schen aus anderen Herkun­ft­slän­dern, und alle als „undeutsch“ gele­sene Men­schen entlud, und in Anschlä­gen mün­dete. Zahlre­iche der Anschläge jähren sich ger­ade zum dreißig­sten Mal – Beispiele Solin­gen, Mölln, Hoy­er­swer­da, Ros­tock. Zur Beschrei­bung dieses Zeitraums mit dem alltäglich gewor­de­nen recht­en Straßen­ter­ror etablierte sich spätestens 2019 der Begriff der „Base­ballschläger­jahre“. Dieser Begriff passt auch auf die dama­li­gen Ereignisse im Saar­land. Im Saar­land kam es darüber hin­aus zu ein­er unfass­baren Serie von schw­eren Brand- und Bombe­nan­schlä­gen, die beze­ich­net wer­den kön­nen als „Molo­tow­cock­tail-Jahre“ (Kristin Pietrzyk, Anwältin der Neben­klage im Prozess um den ras­sis­tis­chen Bran­dan­schlag 1991 in Saar­louis). In unser­er Broschüre „Heimat­geschicht­en – Schlaglichter auf die extreme Rechte an der Saar“ #1/2016 wird der Begriff von Rechtem Ter­ror zusammengefasst:

Es kann also vere­in­facht gesagt wer­den, dass sämtliche Tat­en, welche dazu bes­timmt sind anderen Men­schen oder Sachen mit Gewalt zu begeg­nen oder Men­schen zu bedro­hen, um das Ziel ein­er wie auch immer kon­sti­tu­ierten nation­al­is­tisch-völkischen Ord­nung voranzutreiben oder aufrecht zu erhal­ten, unter den Begriff des Ter­rors von rechts zusam­menge­fasst wer­den können.“

Diese Zustände wur­den möglich durch das kom­plette Ver­sagen des deutschen Staates, dessen Behör­den entwed­er gar nicht reagierten, oder die Schuld den Betrof­fe­nen selb­st in die Schuhe schoben, bis hin zur offe­nen Kumpanei von Poli­tik und Behör­den mit den Neon­azi-Ban­den. Die Täter blieben regel­haft unbe­hel­ligt, dem Treiben der Nazis wurde kaum etwas ent­ge­genge­set­zt. Entwed­er wurde über­haupt nicht ermit­telt (Beispiel Saar­louis Guten­bergstraße 1991 und 1992), oder die Ermit­tlun­gen wur­den trotz Hin­weisen schnell wieder eingestellt (Beispiel Saar­louis Fraulautern 1991 und Oran­na-Heim 1992). Nur in weni­gen Aus­nah­me­fällen wur­den Täter gefasst. In welchem genauen Umfang der saar­ländis­che Ver­fas­sungss­chutz die Nazi-Struk­turen mit aufge­baut und geschützt hat, lässt sich bis­lang nur vermuten.

Poli­tik­er und Medi­en het­zten und ließen keinen Tag aus, ohne eine ange­bliche Gefahr durch Migrant:innen zu beschwören. Die bürg­er­liche Presse wie beispiel­sweise die Saar­brück­er Zeitung, sprach in dieser Zeit eine ähn­liche Sprache wie die DVU-nahe Nation­al-Zeitung. Die deutsche Bevölkerung klatschte bei den pogro­mar­ti­gen Auss­chre­itun­gen Beifall, feuerte die Täter an, oder legte eine unsägliche Igno­ranz an den Tag. Im Saar­land, wo es wenig­stens keine Pogrome wie in Hoy­er­swer­da oder Ros­tock gab, ist diese Igno­ranz die entschei­dende Bedin­gung, die den recht­en Ter­ror vor aller Augen zuge­lassen hat. Viel fehlte indes nicht: Die ras­sis­tis­che Stim­mung in manchem Prov­inznest war kurz davor, dass Nachbar:innen sich formierten und selb­st zur Tat schrit­ten (Beispiel Ottweil­er 1991 oder Bübin­gen 1992). Deshalb sprechen wir auch im Saar­land von ein­er Pogromstimmung.

Gegen Mitte der 90er Jahre kon­so­li­dierte sich die Naziszene und erfuhr einen Organ­i­sa­tion­ss­chub. Die Anschläge gin­gen – auch bun­desweit – etwas zurück, jet­zt trat­en die Nazis selb­st­be­wusst in der Mitte der Gesellschaft auf. Kein Woch­enende ohne Pöbeleien in der Stadt, kaum ein dör­flich­er Vere­in ohne Mit­glieder aus dem extrem recht­en Spek­trum, keine Kle­in­stadt ohne Nazior­gan­i­sa­tio­nen, die Wahlergeb­nisse für rechte Parteien schnell­ten in die Höhe. Die Nazis trieben ihre Organ­isierung voran mit Aufmärschen und Demon­stra­tio­nen; Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al wurde verteilt, ver­schickt, gek­lebt, gesprüht. Es grün­de­ten sich Kam­er­ad­schaften, Aktions­büros, Parteien (z.B. Kam­er­ad­schaft Horst Wes­sel, Kam­er­ad­schaft Saar­lautern, Nationaler Wider­stand Köller­tal). Kad­er wur­den aus­ge­bildet, die sich bun­desweit ver­net­zten, poli­tisch und mil­itärisch geschult wur­den. In Saar­louis hat­ten die Nazis es fast geschafft, eine soge­nan­nte „nation­al befre­ite Zone“ zu erricht­en, eine No-Go-Area für alle, die ihnen als „undeutsch“ galten.

Aber auch der antifaschis­tis­che Wider­stand organ­isierte sich. Bun­desweit wie region­al entwick­elte sich das Bewusst­sein, dass Antifaschis­mus sich nicht auf den deutschen Staat ver­lassen kann, dass Antifaschis­mus organ­isiert wer­den muss, und auch mil­i­tant agieren muss. Kri­tisch beäugt von der bürg­er­lichen Gesellschaft, von den Behör­den krim­i­nal­isiert und behin­dert wo es nur ging, bilde­ten sich Ini­tia­tiv­en, Grup­pen und Bünd­nisse, die in The­o­rie und Prax­is den recht­en Ter­ror aktiv bekämpfen. Damit kon­nte jeden­falls in Saar­louis nach jahre­lan­gen Kämpfen die Hege­monie der Nazis been­det wer­den. Den­noch kommt es auch in Saar­louis nach wie vor zu recht­en Über­grif­f­en. Ein Großteil der Nazis von damals ist heute aktiv in Kampf­s­portvere­inen, in Betrieben oder im Secu­ri­ty-Bere­ich. Aus den dama­li­gen Struk­turen sind die bis heute sehr aktiv­en Ham­mer­skins her­vorge­gan­gen, die in Dillin­gen sog­ar eine eigen „Hate-Bar“ betreiben und inter­na­tion­al ver­net­zt agieren. Aus ihren Rei­hen wird nach wie vor rechter Ter­ror propagiert, organ­isiert und betrieben. (Siehe dazu: https://exif-recherche.org/?p=8573#westwall)

Aufk­lären, Ein­mis­chen, Konze­quen­zen ziehen!

Chronologie des rechten Terrors im Saarland 1990–1992

Diese Liste ist unvoll­ständig und zeigt nur einen kleinen Auss­chnitt des alltäglichen recht­en Ter­rors, basierend auf den damals gesam­melten Zeitungsar­tikeln und Veröf­fentlichun­gen. Die Dunkelz­if­fer von nicht gemelde­ten, nicht bekan­nt gewor­de­nen oder in Vergessen­heit ger­ate­nen Fällen ist um ein vielfach­es höher. 

1990 Dillin­gen-Dief­flen
Der jüdis­che Fried­hof wird geschän­det. 70 Grab­steine wer­den umge­wor­fen. (Saar­brück­er Zeitung 01.09.1993)

Jan­u­ar 1990 Dillin­gen
In der Woh­nung eines 21-jähri­gen wird ein umfan­gre­ich­es Waf­fe­narse­nal mit Maschi­nengewehren, Faust­feuer­waf­fen, Muni­tion und Schlagstöck­en gefun­den. (Saar­brück­er Zeitung, 26.01.1990)

April 1990 Auto­bahn Rich­tung Kaiser­slautern
Neon­azis aus dem Saar­land beschießen aus einem fahren­den Klein­bus her­aus zwei tram­p­ende Punks mit Leucht­spur­mu­ni­tion. Ein­er der Punker wird am linken Auge getrof­fen und so schw­er ver­let­zt, dass das Auge nicht mehr zu ret­ten ist. (Antifaschis­tis­che Nachricht­en #22)

06.06.1990 Bexbach
Sechs Neon­azis aus Bexbach, Hom­burg und Neunkirchen, die zur Clique der „Schwarzen Bomber” gehören, greifen Roma mit Knüp­peln und Messern an. (Saar­brück­er Zeitung, 08.06.1990)

20.08.1990 Völk­lin­gen
Bran­dle­gung im Keller eines Wohn­heimes für Geflüchtete in Geis­lautern. Die Täter:innen bleiben unbekan­nt. (Saar­brück­er Zeitung, 20.09.1991)

19.11.1990 Saar­brück­en
Durch Zufall wird unter der Außen­treppe des Büros der PDS/Linke Liste in Saar­brück­en eine Bombe ent­deckt und rechtzeit­ig entschärft. Sie hätte 35 Men­schen schw­er ver­let­zen oder töten kön­nen. Täter:innen wer­den nicht ermit­telt. (Rausch, Bernd: Die Bombe, die uns töten sollte, 2021)

23.11.1990 Saar­louis
Eine Bombe explodiert während ein­er Ver­anstal­tung zum The­ma „Den Nation­al­sozial­is­mus über­winden“. Ver­let­zt wird nie­mand, die Rohrbombe sollte die Elek­trik der Halle außer Funk­tion set­zen und so für Panik unter den etwa 800 Besucherin­nen sor­gen. Täter:innen bleiben unbekan­nt. (taz, 23.11.1990)

06.01.1991 Saar­louis
Ein Haus, in dem Geflüchtete leben, wird mit Leucht­spur­mu­ni­tion ange­grif­f­en. (Saar­brück­er Zeitung 20.09.1991)

20.08.1991 Saar­louis-Roden
Im Ein­gangs­bere­ich ein­er Unterkun­ft für Geflüchtete wird Feuer gelegt. Die Ermit­tlun­gen ergeben Brand­s­tiftung mit einem Ben­zinkanis­ter, die Täter:innen bleiben unbekan­nt. (taz, 26.09.1991)

19.09.1991 Saar­louis-Fraulautern
Bran­dan­schlag in der Nacht auf eine Geflüchtete­nun­terkun­ft, bei dem Samuel Kofi Yeboah so schw­er ver­bran­nt wird, dass er in den Mor­gen­stun­den stirbt. Weit­ere Bewohner:innen sprin­gen aus den Fen­stern und ver­let­zen sich schw­er. Die Ermit­tlun­gen wer­den nach kurz­er Zeit ergeb­nis­los eingestellt und erst nach 30 Jahren nach einem Hin­weis wieder­aufgenom­men. Als Tatverdächtiger wird Peter Schlap­pal (heute Schröder) ver­haftet und muss sich wegen Mordes, 20-fachem ver­sucht­en Mordes und schw­er­er Brand­s­tiftung aus ras­sis­tis­ch­er Gesin­nung seit dem 16.11.2022 vor dem OLG Koblenz verantworten.

19.09.1991 Saar­wellin­gen
Wenige Stun­den nach dem Tod von Samuel Yeboah: Brand­s­tiftung in der oberen Etage eines Haus­es, in dem Geflüchtete leben. Ein Bewohn­er kann das Feuer rechtzeit­ig ent­deck­en und die Feuer­wehr alarmieren. Das Stock­w­erk bren­nt nahezu völ­lig aus, Teile des Dachstuhls brechen ein. In der Gast­stätte im Erdgeschoss befind­en sich zur Tatzeit 30 Per­so­n­en, die sich ret­ten kön­nen. Die Täter:innen bleiben unbekan­nt. (Saar­brück­er Zeitung 21.09.1991)

28.09.1991 St.Ingbert-Hassel
Die englis­che Blood & Hon­our Band „Skrew­driv­er“ sowie die Nazi-Bands „Radikahl“ und „Ton­störung“ spie­len ein Open-Air-Konz­ert. Das Konz­ert hat das Mot­to „Rock gegen Sharps“. 500 Neon­azis reisen hierzu aus weit­en Teilen der BRD und dem benach­barten Aus­land an. Par­al­lel dazu Antifa-Demos in Hom­burg und Neunkirchen. (Saar­brück­er Zeitung, 13.01.1992)

29.09.1991 Jägers­freude
Ver­mummte mit Knüp­peln greifen nachts ein Haus an, in dem Geflüchtete leben, wer­fen mit Bier­flaschen und schreien „Aus­län­der raus“. Mit Knüp­peln und Eisen­stan­gen demolieren sie die Ein­rich­tung. Die Bewohner:innen flücht­en sich zu aus der Türkei stam­menden Nach­barn, die helfen, das Haus zu bewachen und weit­ere Über­griffe abzuwehren. Dabei wird ein Mann ent­deckt, der das Haus observiert. Wie sich später her­ausstellt han­delt es sich um einen Zivilpolizis­ten. Die Täter:innen bleiben unbekan­nt. ( Saar­brück­er Zeitung, 05./06.10.1991)

Herb­st 1991 Lim­bach
Das JuZ wird von Hooli­gans aus Neunkirchen ver­wüstet. (Antifa Blät­ter Nr.3)

Herb­st 1991 Saar­brück­en
Ein griechis­chstäm­miger Mann wird von Nazis mit einem Mess­er ange­grif­f­en. (Antifa Blät­ter # 3)

Herb­st 1991 Saar­brück­en
Zwei ara­bis­chstäm­mige Män­ner wer­den von Hools zusam­mengeschla­gen. (Antifa Blät­ter #3)

29.09.1991 St. Ing­bert
Die Nation­al­is­tis­che Front (NF) verteilt Flug­blät­ter in St. Ing­bert, in denen dazu aufgerufen wird, die Forderung „Aus­län­der raus“ endlich selb­st durchzusetzen.

02.10.1991 Saar­brück­en
In der Nacht zum „Tag der deutschen Ein­heit“ wird einem chi­ne­sis­chen Stu­den­ten in der Mar­tin-Luther-Straße ein Mess­er in den Rück­en ger­ammt. (Saar­brück­er Zeitung, 19.10.1991) Die Scheiben eines Flüchtling­sheims wer­den einge­wor­fen. (Broschüre „Kein schön­er Land“)

05.10.1991 Saar­brück­en
Ein Skin­head schlägt zwei junge aus Kamerun stam­mende Men­schen, bedro­ht sie mit einem Mess­er. Als die bei­den Schutz in einem Lin­ien­bus suchen wollen, hält der Bus­fahrer die Türen geschlossen. (AlB #19)

05.10.1991 St.Wendel
Nazi-Skins kündi­gen eine Demo gegen Linke und Ausländer:innen an. (AIB #3)

07.10.1991 Ottweil­er
60 Hooli­gans und Naziskins aus Neunkirchen ver­suchen einen Über­fall auf das Schloßthe­ater, in dem Geflüchtete leben. Sie wer­den dabei von der Polizei gestoppt, bei der Durch­suchung eines der Autos wer­den Schlag­waf­fen gefun­den. Später ziehen sie durch die Innen­stadt. (Saar­brück­er Zeitung, 09.10.1991)

07.10.1991 Rock­er­shausen
Anschlag auf ein Schul­ge­bäude, das als Wohn­heim für Geflüchtete dient. Im Vor­feld hat­ten die Nach­barn gegen die Unterkun­ft Klage erhoben. (Saar­brück­er Zeitung, 09.10.1991)

08.10.1991 Saar­louis-Ens­dorf
Nazi-Skin­heads mis­shan­deln einen aus Ital­ien stam­menden Men­schen mit Fußtrit­ten und ver­let­zen ihn dabei schw­er. (Konkret #11/91)

09.10.1991 Altenkessel
Über­fall auf ein Flüchtling­sheim (AIB #19)

09.10.1991 Marpin­gen
Im Stadt­teil Alsweil­er wird in einem Aussiedler-Wohn­heim Feuer gelegt, das Haus wird dabei vol­lkom­men zer­stört. Zwei Jahre zuvor hat­te es schon ein­mal gebran­nt. Ver­let­zt wird nie­mand, ein Bewohn­er wird als Tatverdächtiger festgenom­men. (Saar­brück­er Zeitung, 10.10.1991)

11.10.1991 Saar­louis
Auf­marsch von Skin­heads mit Schlag­waf­fen vor der Geflüchtete­nun­terkun­ft in der Guten­bergstraße, wo auch Über­lebende des Bran­dan­schlags vom 19.09.1991 in Fraulautern unterge­bracht sind. Die Bewohner:innen des Heimes wehren sich und ver­ja­gen die Angreifer. Die Täter:innen bleiben unbe­hel­ligt. (Broschüre „Kein schön­er Land“)

11.10.91 Saar­brück­en
In Saarbrück­en wird ein Flüchtling aus Sri Lan­ka über­fall­en und auf Bah­n­gleise gewor­fen. In der Nähe der Gleise wird er abends von der Polizei gefun­den. Blut­spuren weisen nach, dass er von einem Zug über­rollt wor­den sein muss. Am sel­ben Tag wird ein aus Nige­ria stam­mender Mann eben­falls in Saar­brück­en von einem 19jährigen Deutschen zusam­mengeschla­gen (konkret 12/91).

14.10.1991 Wadgassen
Bran­dan­schlag auf ein Wohn­heim, in dem Geflüchtete leben. (Saar­brück­er Zeitung, 28./29.09.1992)

17.10.1991 Saar­brück­en
Ein Antifaschist wird von einem Skin­head durch einen Messer­stich lebens­ge­fährlich ver­let­zt. (Antifa Blät­ter #3)

23.11.1991 Hom­burg
Ein Antifa-Woch­enende im AJZ wird von Nazi-Skins ange­grif­f­en. Es gibt vier Ver­let­zte, sieben demolierte Autos, 20 Juzler:innen kom­men in Kon­takt mit Reiz­gas. (Antifa Blät­ter #3)

28.11.1991 Merzig
Bran­dan­schlag auf eine türkische Moschee. Zwei Jugendliche Täter rufen „Aus­län­der raus“ und flücht­en anschließend. (Frank­furter Rund­schau 03.12.91)

Anfang 1992 Dillin­gen-Dief­flen
Schän­dung des jüdis­chen Fried­hofs. (Broschüre „Kein schön­er Land“)

Anfang 1992 Saar­brück­en
Im Haus der Burschen­schaft „Ghi­bel­li­na zu Prag“ find­et ein Vor­trag von Nor­bert Burg­er, Recht­ster­ror­ist aus Südtirol, über das Selb­st­bes­tim­mungsrecht Südtirols statt. (Broschüre „Kein schön­er Land“)

Anfang 1992 St. Ing­bert
Faschoskins aus der Kneipe „Spin­nräd­chen“ greifen mit Base­ballschlägern einen Jugendlichen an und ver­let­zen ihn schw­er. (Broschüre „Kein schön­er Land“)

April 1992 Über­her­rn
Bomben­dro­hung gegen ein „Rock gegen Rechts“ Konz­ert. (Broschüre „Kein schön­er Land“)

15.01.1992 Saar­louis
Ver­suchter Bombe­nan­schlag auf das Kul­turzen­trum KOMM mit ein­er Propan­gas­flasche. Das Gas sollte zur Explo­sion gebracht wer­den, ein Defekt lässt es jedoch nur zu einem kleinen Brand kom­men. Ein Dro­hbrief geht ein­er Saar­louis­er Wochen­zeitung zu, die aufge­fordert wird, ihre kri­tis­che Berichter­stat­tung zur Nazi-Szene einzustellen, da es ihr son­st ergin­ge wie dem KOMM. Die Täter wer­den nicht ermit­telt. (Antifa Blät­ter #3)

11.07.1992 Schwarzen­holz
Nazis greifen eine von 40 Geflüchteten aus Bosnien bewohnte Turn­halle mit Feuer­w­erk­skör­pern an und beschmieren die Halle mit recht­en Parolen. (Saar­brück­er Zeitung, 14.07.1992)

29.8.1992 Saar­louis
Auf das Wohn­heim in der Guten­bergstraße wer­den gegen 6 Uhr mor­gens Brand­sätze gewor­fen, die Küche ein­er Woh­nung gerät in Brand. Ein Bewohn­er kann das Feuer rechtzeit­ig ent­deck­en und die Feuer­wehr alarmieren, ver­let­zt wird nie­mand. In dem Haus befind­en sich zum Tatzeit­punkt 83 Per­so­n­en, darunter auch Über­lebende des Bran­dan­schlags in Fraulautern am 19.09.1991. Die Bewohner:innen richt­en nun einen Wach­di­enst ein. Die Polizei hält es für Speku­la­tion, dass Rechte die Täter gewe­sen seien. (Saar­brück­er Zeitung, 28.08.1992)

14.09.1992 Wadgassen
Bran­dan­schlag auf ein Wohn­heim für Aussiedler:innen. Ver­let­zt wird nie­mand, die Täter bleiben unbe­hel­ligt. (Saar­brück­er Zeitung, 16.09.1992)

14.09.1992 Ottweil­er
Bran­dan­schlag auf ein Mehrfam­i­lien­haus, in dem eine algerische Fam­i­lie lebt. Die Täter bleiben unbe­hel­ligt. (Saar­brück­er Zeitung, 15.09.1992)

14.09.1992 Saar­louis
Im Oran­na-Heim wird nach einem anony­men Anruf eine scharfe Rohrbombe mit Zeitzün­der und Brand­satz gefun­den und kurz vor der Explo­sion entschärft. In dem Wohn­heim für Geflüchtete leben 167 Men­schen, die Bombe hat­te hohe Sprengkraft und war pro­fes­sionell gebaut, ein Beken­ner­brief het­zt gegen ange­bliche „Scheina­sy­lanten“. Die Täter wur­den trotz Hin­weisen nicht ermit­telt. (Saar­brück­er Zeitung, 16./17.09.1992, Spiegel 06.01.2023)

21.09.1992 Illin­gen
An einem Flüchtling­sheim wer­den Fen­ster­scheiben einge­wor­fen und rechte Parolen gesprüht. (Saar­brück­er Zeitung, 23.09.1992)

21.09.1992 Bübin­gen
Bran­dan­schlag auf eine Turn­halle, die als Unterkun­ft für Geflüchtete vorge­se­hen war. In den Wochen zuvor hat­te sich eine Bürg­erini­tia­tive gegen das Wohn­heim gegrün­det, die Täter wer­den nicht gefasst. (Saar­brück­er Zeitung, 03./04./10./ 23.09.1992)

22.09.1992 Mer­lebach
Neun jüdis­che Gräber wer­den geschän­det. (Saar­brück­er Zeitung, 23.09.1992)

22.09.1992 Saar­wellin­gen
Mit einem ben­zingetränk­ten Lap­pen wird ein Feuer an der Kellertür eines von 15 Kurd:innen bewohn­ten Haus­es gelegt. Zwei Bewohn­er wer­den mit Rauchvergif­tun­gen in ein Kranken­haus ein­geliefert. Die Täter wer­den nicht ermit­telt. (Saar­brück­er Zeitung, FAZ, 24.09.1992)

09.10.1992 Saar­brück­en
Zwölf Nazi-Skin­heads greifen einen Stu­den­ten an und ver­let­zen ihn schw­er. (Broschüre der Autonomen Antifa Saar­brück­en, Saar­brück­er Zeitung, 12.10.1992)

10.10.1992 Saar­louis, Neunkirchen, Ottweil­er, Illin­gen, Schif­fweil­er und Heusweil­er
Bei ein­er Razz­ia wer­den stapel­weise Plakate und anderes ras­sis­tis­ches Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al sowie Waf­fen gefun­den. Die Razz­ia ste­ht in Zusam­men­hang mit einem bru­tal­en Über­fall auf einen Stu­den­ten in Saar­brück­en am Vortag. (Saar­brück­er Zeitung, 10.11. / 01.12.1992, Broschüre der Autonomen Antifa Saarbrücken)

10.10.1992 Neunkirchen / Wiebel­skirchen
Auf ein von Geflüchteten aus Alge­rien bewohntes ehe­ma­liges Kinder­heim wer­den drei Brand­sätze gewor­fen, dabei „Aus­län­der raus“ gerufen. Die Bewohn­er kön­nen die Brände löschen, ver­let­zt wird nie­mand. In dem Haus wohnen rund 50 Per­so­n­en, darunter 20 Kinder. Schon wenige Tage zuvor wewur­den Steine auf das Haus gewor­fen, Parolen gerufen und Nazi-Parolen ange­bracht. Zwei junge Män­ner stellen sich nach weni­gen Tagen der Polizei, die jedoch einen poli­tis­chen Hin­ter­grund nicht erken­nen will. (Saar­brück­er Zeitung, 12.10.1992, Neues Deutsch­land, 12.10.92)

30.10.1992 Hom­burg
Zehn bis 15 Faschos greifen das AJZ Hom­burg an und schla­gen mit Base­ballschlagern auf Gäste ein (Saar­brück­er Zeitung, 02.11.1992)

07.11.1992 Saar­brück­en
Brand­s­tiftun­gen an drei Wohn­häusern, die von Migrant:innen und Geflüchteten bewohnt sind, führen zu einem Großein­satz in dieser Nacht. Es gibt fast 20 Ver­let­zte, darunter vier kleine Kinder und ein Feuer­wehrmann mit Rauchvergif­tung. Es gibt einen Verdächti­gen, der aber nicht über­führt wer­den kann. (Saar­brück­er Zeitung, 09.11.1992)

20.11.1992 Völk­lin­gen
Unbekan­nte rechte Täter drin­gen in ein Haus ein, dass als Unterkun­ft für Geflüchtete dienen sollte, sie demolieren Fen­ster, Türen und die Heizung. (Saar­brück­er Zeitung, 24.11.1992)

26.11.92 Saar­brück­en
Ein deutsch-türkisch­er Schüler wird auf dem Weg zum Lud­wigs­gym­na­si­um von zwei Per­so­n­en über­fall­en und mis­shan­delt, die Polizei schließt einen ras­sis­tis­chen Hin­ter­grund nicht aus. (Saar­brück­er Zeitung, 28.11.92)

Haupt­säch­lich ver­wen­dete Quelle: Kein Schön­er Land, Hg. Antifaschis­tis­ches AutorIn­nenkollek­tiv in Zusam­me­nar­beit mit der Antifa Saar 2000.