Verfassungsschutz spioniert — Anquatschversuch in Saarbrücken
Wir dokumentieren hier eine verifizierte Meldung von inymedia:
Am 12.12.2023 gab es auf dem Uni-Campus in Saarbrücken einen Anquatschversuch durch eine Verfassungsschutzmitarbeiterin. Im Folgenden schildern wir den Ablauf und teilen alle uns bekannten Informationen zu dem Vorfall:
Bereits am Montag, den 11.12.2023, wurde eine Person auf dem Campus von einer Frau nach dem Weg zur Mensa gefragt. Am nächsten Tag, Dienstag, den 12.12.2023, wurde die Person von derselben Frau in der Nähe der Bushaltestelle erneut angesprochen. Diesmal wurde der volle Name der angesprochenen Person genannt und die Frau stellte sich als Mitarbeiterin des Innenministeriums vor. Dies ist eine bekannte Umschreibung für VS-Mitarbeiter:innen. Nachdem die VS-Mitarbeiterin klarmachte, dass sie von der Teilnahme der Person an einem Gegenprotest Anfang des Jahres wusste, lud sie sie zu einem Gespräch über die rechte Szene an der Uni Saarbrücken ein. Die VS-Mitarbeiterin gab an, dass sie angeblich nur an einem Informationsaustausch interessiert sei. Sie bot ein Treffen in einem Café an, das sich nahe des Wohnorts der Person befindet. Die angesprochene Person ging nicht auf den Anquatschversuch ein und nahm auch das Angebot nicht wahr.
Die VS-Mitarbeiterin ist Anfang-Mitte 40, ungefähr 1,75 — 1,80 m groß, hat kurze blonde Haare (überschulterlang). Sie hatte eine Wollmütze und eine Winterjacke an.
Also haltet Augen und Ohren offen! Wenn ihr angequatscht werdet, ist das Wichtigste, keine Aussgaen zu tätigen und sich bei den örtlichen linken Strukturen zu melden. In dem Flyer der Roten Hilfe findet ihr weitere nützliche Tipps zum Thema Anquatschversuche.
Plädoyer für eine radikale Kritik der Prostitution
23. November 2023 / 19:00 – 22:00 / Kosmos / Futterstraße 4 / Saarbrücken
Nachholtermin am 6. Februar 2024
Veranstaltung muss wegen Erkrankung verschoben werden
Vortrag und Diskussion mit dem Feministischen Bündnis Heidelberg
Nach wie vor ist das Thema Prostitution Anlass für heftige Auseinandersetzungen sowohl gesamtgesellschaftlich als auch innerhalb der feministischen und linken Bewegung. In der Regel werden dabei die gesellschaftlichen Umstände ausgeblendet und die einzelne Frau zum Gegenstand moralisierender Diskurse. Ziel dieses Vortrages ist es stattdessen das soziale Phänomen der Prostitution einer radikalen Kritik zu unterziehen. Hierzu soll Eingangs die Verflechtung aus Patriarchat / Kapitalismus skizziert und die Situation der Frau innerhalb
der Prostitution in diesen Zusammenhang eingebettet werden. In einem zweiten Schritt soll der Freier als Täter in den Fokus gerückt werden. Abschließend werden Handlungsmöglichkeiten und Wege zu einem frauensolidarischen Umgang mit dem Thema Prostitution aufgezeigt.
Eine Veranstaltung des Bündnis Internationaler Frauentag in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Saar und der Rosa Luxemburg Stiftung Saarland / Peter Imandt Gesellschaft.
Vortrag: Erfolg und Scheitern: Die Geschichte des sozialistischen Jugoslawiens
Erfolg und Scheitern: Die Geschichte des sozialistischen Jugoslawiens
29 November / 19:00 – 21:00 / Filmhaus / Mainzer Straße 8 / Saarbrücken
Vortrag mit Prof. Dr. Marie-Janine Calic
Vor genau achtzig Jahren, am 29./30. November 1943, beschlossen Titos Partisanen nach dem Weltkrieg ein sozialistisches Jugoslawien aufzubauen. Als einzige Widerstandsbewegung in Europa gelang es ihnen die deutsche Besatzung aus eigener Kraft abzuschütteln. Wie ist dieser komplizierte Staat entstanden und was hielt ihn jahrzehntelang zusammen? Wie funktionierte das „System Tito“, wie kam es zum Zerfall Jugoslawiens und warum wird das Land von vielen Menschen positiv erinnert?
Prof. Dr. Marie-Janine Calic ist Deutschlands führende Historikerin für die Geschichte Südosteuropas. Sie lehrt und forscht an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre Arbeiten haben internationale Anerkennung gefunden und werden in viele Sprachen übersetzt. Im Wintersemester 2023/24 ist Frau Calic als Gastprofessorin am Center For European Studies der Harvard University tätig.
Eine Auswahl ihrer wichtigsten Veröffentlichungen:
– Sozialgeschichte Serbiens 1815–1941. Der aufhaltsame Fortschritt während der Industrialisierung
– Südosteuropa. Weltgeschichte einer Region
– Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert
– Tito. Der ewige Partisan
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Heinrich Böll — Stiftung Saar und CriThink! e.V. – Gesellschaft zur Förderung des kritischen Denkens und Handelns
Der Piusbruderschaft Einhalt gebieten
Auf die Straße am 11.11.2023 um 12.30 Uhr vor der Europagalerie
Am 11.11.2023 wird ein obskurer Umzug durch die Straßen Saarbrückens ziehen. Was man vielleicht für einen trägen und geschmacklosen Faschingsumzug halten mag, ist jedoch in Wirklichkeit nichts anderes als der größte jährlich stattfindende faschistische Aufmarsch in Saarbrücken. Versteckt hinter dem besonderen staatlichen Schutz für religiöse Umzüge treffen sich Jahr für Jahr verschiedene Teile der extremen Rechten, um Schwangerschaftsabbrüche als Mord zu verunglimpfen und gegen die Selbstbestimmung von Frauen auf die Straße zu gehen. Nationalistische Parolen, Verschwörungsmythen und Holocaustrelativierung sind fester Bestandteil dieses Trauerspiels. Initiiert sind diese Demonstrationen aus dem direkten Dunstkreis der klerikalfaschistischen Piusbruderschaft. Diese wollen mit der Demonstration, genau wie mit den – teils gerichtlich untersagten – Gebeten und Anquatschversuchen vor Beratungsstellen Frauen einschüchtern. Die Demonstration ist ebenso der Versuch queeren, von Rassismus betroffenen und jüdischen Menschen die Stadt zu nehmen. Deshalb wollen wir auch in diesem Jahr diesen Aufmarsch stören. Wir lassen nicht zu, dass in der Saarbrücker Öffentlichkeit antifeministisches und faschistisches Gedankengut verbreitet werden kann! Wir lassen nicht zu, dass Klerikalfaschist:innen eine Drohkulisse gegen die Selbstbestimmung von Frauen aufbauen!
WeiterlesenPressemitteilung: Das Urteil im “Yeboah-Prozess” kommt 30 Jahre zu spät – Antifa Saar / Projekt AK ruft zur Selbstorganisierung auf
Am Montag, den 09.10.2023 fiel das Urteil im Prozess um den rassistischen Brandanschlag in Saarlouis 1991. Das Oberlandesgericht Koblenz verurteilte Peter Schlappal (heute Schröder) wegen Mordes an Samuel Kofi Yeboah, versuchten zwölffachen Mordes und besonders schwerer Brandstiftung zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten. Er muss außerdem die Kosten des Verfahrens, inklusive die der Nebenkläger:innen, tragen und bleibt in Haft.
Sarah Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK kommentierte:
„Wir begrüßen einerseits den Prozess in Koblenz als längst überfälliges Signal an die Überlebenden des rassistischen Brandanschlages von Saarlouis 1991. Das heute gefällte Urteil ist zwar milde, immerhin jedoch wurde jetzt ein Täter ermittelt und verurteilt. Aber beides kommt 30 Jahre zu spät. 30 Jahre, in denen die Täter und ihr Umfeld von staatlicher Seite weitgehend unbehelligt weiterleben durften, und auch weiter die neonazistische Organisierung im Saarland voranbringen konnten. Die Überlebenden des Anschlags blieben jahrzehntelang ohne Unterstützung. Ihnen wurde nicht geglaubt“.
Der Senat hob in seinem Urteil besonders hervor, dass er keinen Vorwurf gegen die damalige Polizeiarbeit erhebt. Dabei wurde im Prozessverlauf sehr deutlich, dass die Polizei der 90er Jahre nicht nur kein Interesse an einer Aufklärung hatte, sondern Zeug:innen nicht gehört bzw. ihre Aussagen verfälscht wurden. Nur folgerichtig, dass Antifa und migrantische Communities den Selbstschutz in die eigene Hand nehmen mussten. Immer wieder berief sich das OLG Koblenz im Prozess auf Veröffentlichungen der Antifa Saar / Projekt AK, da von Verfassungsschutz und Polizei nichts Brauchbares aus dieser Zeit geliefert werden konnte. Im Prozess wurde aber auch deutlich, dass die juristische Aufarbeitung politisch wird, weil die Bedingungen und das Umfeld der Tat geprägt sind von Zuständen, die unter aller Kritik sind: von einem gesellschaftlichen Konsens gegen Migration, von institutionellem Rassismus, von einer Pogromstimmung, in der breite Teile der Bevölkerung den tagtäglichen Angriffen der Nazibanden applaudierten. Allein in den Jahren 1990–1992 wurden im Saarland eine unfassbare Reihe von über 20 rechten Brand- und Bombenanschlägen verübt, kaum einer davon wurde aufgeklärt.
„Für uns ist das ein klares Signal weiterzumachen. Und wir rufen auch aufgrund der aktuellen Entwicklungen und des Rechtsrucks in Europa einmal mehr dazu auf, den antifaschistischen Selbstschutz zu organisieren, da auch weiterhin auf die Behörden kein Verlass sein wird“.
Rechter Terror im Saarland in den 1990er Jahren
Diese Liste von über 20 rassistischen Brand- und Bombenanschlägen innerhalb von zwei Jahren zeigt nur einen kleinen Ausschnitt des rechten Terrors im Saarland zu dieser Zeit. Kaum einer wurde aufgeklärt.
Seit dem 16. November 2022 findet in Koblenz der Prozess zum rassistischen Brandanschlag vom 19.09.1991 in Saarlouis statt, durch den Samuel Kofi Yeboah ermordet wurde. Angeklagt ist ein Mitglied der damaligen Saarlouiser Naziszene. Immer wieder behaupten die Anwälte des Angeklagten und zahlreiche der dort vernommenen Polizeibeamten, es habe keine weiteren rechten Anschläge in der Region gegeben. Mit dieser Liste zeigen wir auf, dass das Gegenteil der Fall ist.
Zu Beginn der 90er Jahre herrschte in Deutschland eine Pogromstimmung. Die Wiedervereinigung führte zu einem aggressiven Nationalismus, der sich in Morden, Anschlägen, Angriffen, Hetze und Pöbelei gegen Geflüchtete, Menschen aus anderen Herkunftsländern, und alle als „undeutsch“ gelesene Menschen entlud, und in Anschlägen mündete. Zahlreiche der Anschläge jähren sich gerade zum dreißigsten Mal – Beispiele Solingen, Mölln, Hoyerswerda, Rostock. Zur Beschreibung dieses Zeitraums mit dem alltäglich gewordenen rechten Straßenterror etablierte sich spätestens 2019 der Begriff der „Baseballschlägerjahre“. Dieser Begriff passt auch auf die damaligen Ereignisse im Saarland. Im Saarland kam es darüber hinaus zu einer unfassbaren Serie von schweren Brand- und Bombenanschlägen, die bezeichnet werden können als „Molotowcocktail-Jahre“ (Kristin Pietrzyk, Anwältin der Nebenklage im Prozess um den rassistischen Brandanschlag 1991 in Saarlouis). In unserer Broschüre „Heimatgeschichten – Schlaglichter auf die extreme Rechte an der Saar“ #1/2016 wird der Begriff von Rechtem Terror zusammengefasst:
WeiterlesenDer Mord an Samuel Yeboah — Veranstaltung mit Vertreter:innen der Nebenklage
Samstag, 1. Juli 2023 / 19:00 Uhr
Schlosskeller Saarbrücken, Schlossplatz 1–15, 66119 Saarbrücken
Der Brandanschlag aus rassistischen Motiven auf eine Geflüchtetenunterkunft im September 1991 in Saarlouis wird seit November 2022 vor dem OLG Koblenz verhandelt. Angeklagt ist ein 51-jähriger Neonazi wegen des Mordes an Samuel Yeboah, 20-fachen versuchten Mordes und Brandstiftung mit Todesfolge. Überlebende und Bewohner des Hauses erhielten nach der Tat nicht die ihnen zustehende Unterstützung, sie wurden alleine gelassen mit ihren Traumatisierungen und teilweise aus Deutschland abgeschoben. Acht Überlebende nehmen als Nebenkläger an dem Gerichtsprozess teil und bringen ihre Perspektive über ihre Anwält:innen ein. Im Rahmen dieser Veranstaltung wollen wir Verlauf und Ergebnisse des Gerichtsprozesses aus Sicht von Vertreter:innen der Nebenklage beleuchten und einer antifaschistischen, kritischen Prozessbeobachtung Raum geben.
In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Striftung Saar, CriThink! e. V. – Gesellschaft zur Förderung des kritischen Denkens und Handelns. Mit Unterstützung von Aktion 3. Welt Saar, ConnAct Saar, Seebrücke Saar.
Das war der Internationale Frauenkampftag am 8. März in Saarbrücken
Kurzbericht (Dokumentation von der facebook-Seite Streets of Saarbrooklyn)
500 (!) Leute auf der Demo zum Internationalen Frauenkampftag in Saarbrücken
Teilnehmer*innenrekord trotz strömenden Regens.
500 Menschen folgten am heutigen Mittwoch, dem 8. März dem Aufruf des Saarbrücker Bündnis Internationaler Frauenkampftag zur jährlich stattfindenden Demonstration in der Landeshauptstadt. Diese stand in diesem Jahr unter dem Motto „Frau. Leben. Freiheit.“.
Bereits am Vormittag beteiligten sich AktivistInnen des Bündnisses an der Streikkundgebung der Sozial- und Erziehungsdienste auf dem Tbilisser Platz und verteilten dort den vierseitigen Aufruf. Eine Rednerin der GEW rief in ihrer Rede zur Teilnahme an der Abend-Demonstration auf. Weiterlesen