Vortrag und Diskussion mit Erich Später
Hanns-Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungspolitik in Prag
Veranstalterinnen: Antifa Saar / Projekt AK; CriThink! e.V., Heinrich-Böll-Stiftung Saar, Linksjugend solid Saarland
Mit der Besetzung Prags begann am 15. März 1939 eine sechsjährige deutsche Terrorherrschaft über das „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. Es wurde dem deutschen Herrschaftsbereich eingegliedert, von deutschen Konzernen und Banken ausgeplündert, das Eigentum seiner 80.000 jüdischen Bürger*innen an deutsche Banken, Konzerne, Gemeinden, Wohlfahrtsverbände und Zehntausende Volksgenoss*innen verteilt. Erich Später schildert in seinem Buch den Prozess der Entrechtung, Enteignung, Deportation und Ermordung der tschechischen Juden. Beispielhaft rekonstruiert er die Enteignung und Ermordung des jüdischen Ehepaares Waigner, dessen Prager Villa ein Objekt der Begierde hoher Nazi-Funktionäre wurde. Den Zuschlag für die „Judenvilla“ erhielt schließlich der SS-Offizier Hanns-Martin Schleyer. Die Geschichte der Villa Waigner und hier erstmals publizierte Dokumente über das Schicksal der jüdischen Besitzer*innen sowie über die Nazikarrieren der Bewohner*innen ihrer arisierten Villa machen die Erkenntnis unausweichlich: Ohne Männer wie Hanns-Martin Schleyer wäre weder der Vernichtungskrieg im Osten noch der Holocaust möglich gewesen.