Pressemitteilung: Antifa Saar kündigt Widerstand gegen NPD-Bundesparteitag an

Am kom­menden Woch­enende, dem 27. und 28. Okto­ber soll der Bun­desparteitag der NPD stat­tfind­en. Dieser Parteitag kann als das derzeit wichtig­ste Beschlusstr­e­f­fen der deutschen Naziszene beze­ich­net wer­den. Es ist mit etwa 600 Neon­azis aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et und dem Aus­land zu rech­nen. Nach­dem Bemühun­gen der NPD um die Ems-Weser-Halle im nieder­säch­sis­chen Old­en­burg mit ein­er Nieder­lage der Nazis vor Gericht ende­ten, kündigte die Partei an ins Saar­land auszuweichen.

Die Antifa Saar ruft nun gemein­sam mit dem [saar­b­o­tage – net­work] und weit­eren antifaschis­tis­chen Grup­pen dazu auf gegen den Bun­desparteitag vorzuge­hen. Sara Jost, die Press­esprecherin der Antifa Saar schätzt die Lage fol­gen­der­maßen ein:
„Das Saar­land gilt in NPD- und mil­i­tan­ten Neon­azikreisen schon seit län­gerem als sicheres Rück­zugs­ge­bi­et, da ihnen wed­er von Seit­en der Lan­desregierung noch von der kom­mu­nalen Ver­wal­tung Steine in den Weg gelegt wer­den. Im Gegen­teil. Vielmehr muss man das Ver­hal­ten der offiziellen Stellen als bewusste Unter­stützung der NPD oder gnaden­lose poli­tis­che Inkom­pe­tenz der Ver­ant­wortlichen auffassen“.

So fand am 30. Juni diesen Jahres in der Fes­thalle Saar­brück­en-Schaf­brücke ein von der NPD Saar ver­anstal­tetes Konz­ert mit ca. 300 Besuch­ern aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et und dem Aus­land statt. Ein für diesen Tag in Ulm geplantes und dann ver­botenes Neon­azikonz­ert europäis­ch­er Recht­srock-Bands wurde kurzfristig nach Saar­brück­en ver­legt. Ermuntert durch das Ent­ge­genkom­men der Saar­brück­er Stadtver­wal­tung und der saar­ländis­chen Polizei kon­nten die Neon­azis so die Ver­botsver­fü­gung in Baden-Würt­tem­berg umgehen.

Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor am 1. Juli 2006 ver­hin­derten über 700 Polizis­ten eine antifaschis­tis­che Kundge­bung in Merzig und ermöglicht­en so ein­er 50-köp­fi­gen NPD-Demo die Ver­bre­itung ihrer Ide­olo­gie in Saar­louis und Merzig.

Die Antifa Saar ruft zum Wider­stand gegen den Bun­desparteitag auf und fordert alle antifaschis­tis­chen Kräfte dazu auf sich daran zu beteiligen.

Genaue Infor­ma­tio­nen über Zeit­punkt und Ort wer­den auf der Home­page der Antifa Saar unter www.antifasaar.de.vu bekan­nt gegeben sobald der Tagung­sort der NPD feststeht.
Aktuelle Infor­ma­tio­nen kön­nen unter fol­gen­der Info­line abge­fragt wer­den: 0175 – 3219299

Für weit­ere Infor­ma­tio­nen sind wir zu erre­ichen unter
Tele­fon: 0175 / 1271105
Email: antifasaar@yahoo.de

ANTIFA SAAR / PROJEKT AK 

Pressemitteilung: Neonazis prügeln auf Besucher des Saarbrücker Altstadtfestes ein

Neon­azis prügeln auf Besuch­er des Saar­brück­er Stadt­festes ein

In der Nacht von Sam­stag auf Son­ntag kam es auf der Rock­wiese des Saar­brück­er Alt­stadt­festes, unter­halb der Musikhochschule, zu neon­azis­tis­chen Über­grif­f­en mit mehreren Ver­let­zten. Eine Gruppe, beste­hend aus einem knap­pen Dutzend Neon­azis aus dem Saar­brück­er Raum, prügel­ten mit Flaschen und Bierkrü­gen auf Fes­ti­valbe­such­er und –besucherin­nen ein.

Die Stim­mung auf der Saar­brück­er Rock­wiese war gut, bis gegen ca. 24.00 Uhr eine etwa zehnköp­fige Gruppe Neon­azis aus Saar­brück­en und Umge­bung auf­tauchte und damit begann demon­stra­tiv Wer­be­plakate für ein anti­ras­sis­tis­ches Konz­ert von den Wän­den zu reißen. Als mehrere Fes­ti­valbe­such­er ver­sucht­en sie daran zu hin­dern, schlu­gen die Neon­azis unver­mit­telt mit Bierkrü­gen und Flaschen auf diese ein. Auf bere­its am Boden liegende Per­so­n­en wurde mas­siv eingetreten.
Lediglich durch das Ein­schre­it­en von weit­eren Umste­hen­den kon­nten die Neon­azis schließlich in die Schranken gewiesen werden.

Eine Augen­zeu­g­in erk­lärte gegenüber der Antifa Saar / Pro­jekt AK: „Es war erschreck­end, mit welch­er Bru­tal­ität diese Nazis agierten. Wenn nicht mehrere Per­so­n­en eingeschrit­ten wären und die Nazis unter Ein­satz von Gewalt und CS-Gas zurückge­drängt hät­ten, wäre sicher­lich noch Schlim­meres passiert“. Die Antifa Saar / Pro­jekt AK begrüßt es aus­drück­lich, dass Men­schen die Anwe­sen­heit und die Pro­voka­tio­nen von Neon­azis nicht stillschweigend hin­nehmen, son­dern sich aktiv dage­gen zur Wehr setzen.

Alexan­der Breser, stel­lvertre­tender Press­esprech­er der Antifa Saar, erk­lärte hierzu: „Neon­azis präsen­tieren sich auch im Saar­brück­er Raum zunehmend bei Stadt­festen und anderen Ver­anstal­tun­gen. Wenn ihre Anwe­sen­heit geduldet wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie ver­suchen, alle die nicht in ihr Welt­bild passen zu vertreiben. Dort wo Ver­anstal­ter es nicht gewährleis­ten kön­nen, dass Neon­azis der Zutritt zu den Ver­anstal­tun­gen ver­wehrt wird, liegt es eben an den Besucherin­nen und Besuch­ern, dies durchzusetzen“.

Mehrere Per­so­n­en berichteten, dass bere­its am Vortag ähn­liche Vor­fälle am St. Johan­ner Markt zu beobacht­en gewe­sen wären.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Pressemitteilung zum Nazi-Konzert in Saarbrücken-Schafbrücke am 01.Juli 2007

Nazikonz­ert in Saar­brück­en – Schaf­brücke. Ver­botenes Konz­ert aus Baden-Würt­tem­berg kurzfristig ins Saar­land ver­legt — Polizei duldet ver­botene Symbole

Am gestri­gen Sam­stag fand in der Fes­thalle in Saar­brück­en-Schaf­brücke ein von der NPD Saar ver­anstal­tetes Konz­ert mit ca. 300 Besuch­ern aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et und dem Aus­land statt. Ein für gestern in Ulm geplantes Neon­azikonz­ert europäis­ch­er Recht­srock-Bands wurde dort kurzfristig ver­boten. Ermuntert durch das Ent­ge­genkom­men der Saar­brück­er Stadtver­wal­tung und der saar­ländis­chen Polizei wurde dieses ver­botene Konz­ert kurzfristig nach Saar­brück­en ver­legt und somit kon­nten die Neon­azis die Ver­botsver­fü­gung in Baden-Würt­tem­berg umge­hen und esfan­den gestern sozusagen zwei Konz­erte in einem statt. Des Weit­eren liegen der Antifa Saar / Pro­jekt AK Erken­nt­nisse vor, dass Sym­bole der ver­bote­nen Neon­azior­gan­i­sa­tion „Blood & Hon­our“ auf dem Konz­ert zu sehen waren. Die Polizei war über diesen Umstand informiert und weigerte sich einzuschre­it­en. So ver­wun­dert es auch über­haupt nicht, wenn Saar-NPD-Chef Franz das „angenehme Zusam­me­nar­beit­en“ mit der Polizei lobend erwähnt.

Der stel­lvertre­tende Press­esprech­er der Antifa Saar / Pro­jekt AK Alexan­der Bre­ser­dazu: „Die Saar­brück­er Polizei, die Stadtver­wal­tung und auch die Vertreter des Innen­min­is­teri­ums müssen sich nun die Frage gefall­en lassen, wie es sein kann, dass Neon­az­ibands, deren Auftritte für den gle­ichen Tag in Ulm ver­boten wurden,ungestört in der saar­ländis­chen Lan­deshaupt­stadt unter den Augen der Polizei auftreten dür­fen und darüber hin­aus nicht eingeschrit­ten wird, wenn Sym­bole ver­boten­er Organ­i­sa­tio­nen gezeigt wer­den. Ein solch­es Ver­hal­ten kann lediglich auf ver­stärk­te Sym­pa­thien gegenüber den Nazis, Igno­ranz oder Inkom­pe­tenz zurück­ge­führt werden“.

Zur Bedeu­tung solch­er Konz­erte erk­lärte Breser weit­er: „Neon­azis­tis­che Musik entwick­elt sich zunehmend zu einem der wichtig­sten Ide­olo­gi­eträger der extremen Recht­en. Die zahlre­ichen Konz­erte bieten Möglichkeit­en zur Agi­ta­tion und Ein­bindung von Jün­geren. Ger­ade für jün­gere Neon­azis ist Musik oft iden­titätss­tif­ten­des Mit­tel und ein ein­facher­er Weg ein recht­es Welt­bild zu fes­ti­gen als durch Flug­blät­ter, Reden und Demonstrationen“.

Die Antifa Saar / Pro­jekt AK wird in den näch­sten Wochen ver­stärkt Ver­anstal­tun­gen zu dieser The­matik anbi­eten und zur Diskus­sion stellen, wie solche Ver­anstal­tun­gen zukün­ftig ver­hin­dert wer­den können.

ANTIFA SAAR / PROJEKT AK

Flugblatt zum 60.Jahrestag der Bombardierung Saarbrückens

60 Jahre Bom­bardierung von Saarbrücken
Schon Anfang dieses Jahres begann die “Saar­brück­er Zeitung” mit ihrer Suche nach Zeitzeu­gen der Bom­bardierung Saar­brück­ens 1944, um dann rechtzeit­ig zum Jahrestag die rührseli­gen Berichte eben­jen­er präsen­tieren zu kön­nen. Es wird gejam­mert, wie schlimm es damals doch war, als die Bomben­tep­piche der Roy­al Air Force auf Saar­brück­en niedergin­gen. Und erst die Zeit danach, aus­ge­bombt, in den Trümmern…
Die Schreck­en des Bombenkrieges sollen also noch ein­mal her­vorge­holt und ins kollek­tive Gedächt­nis der deutschen Volks­ge­mein­schaft gebran­nt wer­den. Eine Schein­de­bat­te, wie auch schon zu der Bom­bardierung Dres­dens, wird insze­niert: “waren diese Bombe­nan­griffe in dieser Art über­haupt nötig?” An ein­er ern­sthaften Diskus­sion dieser Frage beste­ht jedoch kein Inter­esse, denn die Frage ein­fach in den Raum gewor­fen erfüllt schon ihre Auf­gabe: Aus deutschen Tätern wer­den Opfer.
Unter den Tisch fall­en wer­den die zehn­tausende Ange­höri­gen der alli­ierten Luft­stre­itkräfte die bei ihren Ein­sätzen getötet wur­den. Dass nicht diesen Opfern gedacht wird, son­dern dem deutschen Täterkollek­tiv ist beze­ich­nend. Auch ist kein Ton der Trauer oder Empörung von deutsch­er Seite zu hören, wenn sich die Tage der Bom­bardierung von Städten wie Guer­ni­ca, Rot­ter­dam, Warschau, Lon­don oder Coven­try durch die deutsche Luft­waffe jähren. Auch die Tat­sache, dass im 2. Weltkrieg über 50 Mil­lio­nen Men­schen ihr Leben gelassen haben, scheint für das deutsche Kollek­tiv aus hal­luzinierten Opfern nicht weit­er von Inter­esse zu sein.
Aber auch die Beze­ich­nung “Bombenkrieg” an sich spricht schon Bände. Die Bom­bardierung deutsch­er Städte wird aus dem übri­gen Kriegs­geschehen ein­fach her­ausgenom­men, aus jeglichem Kon­text geris­sen und als ver­brecherisch abgeurteilt. Kein Ton ist zu hören von den Kriegsver­brechen der deutschen Wehrma­cht, den Massen­mord an den europäis­chen Juden, kein Ton von den Gräueln, welche die SS über ganz Europa gebracht hat. In diesem Kon­text ver­wun­dert auch nicht der fol­gende Text, der auf ein­er Saar­brück­er Inter­net­seite unter der Über­schrift “Die Geschichte von Bur­bach” zu find­en ist und welch­er den 5. Okto­ber 1944 zum Gegen­stand hat: “Ein schwarz­er Tag, der englis­che Luft­marschall Arthur Har­ris (genan­nt Bomber — Har­ris) hat­te für die Nacht zum 6. Okto­ber 1944 einen Dop­pelan­griff sein­er Luft­flotte auf Saar­brück­en befohlen.”
Die Saarab­stim­mung, bei der die Saar­län­der 1935 mit 90,76% der Stim­men den Anschluss an Nazideutsch­land durch­set­zten sucht man auf der Home­page allerd­ings eben­so verge­blich wie die Inbe­trieb­nahme des Gestap­o­lagers “Gold­ene Bremm” in Saar­brück­en. Die Aus­blendung von Krieg­sur­sachen, und das Aus­maß an Koop­er­a­tion der Bevölkerung mit den organ­isierten Ver­nich­tungsak­teuren sind auch hier Programm.

Während Städte wie Saar­brück­en erst jet­zt in größerem Stil ihre eige­nen Bom­bardierun­gen aus­bre­it­en und anprangern, gab es die Gedenkver­anstal­tun­gen anlässlich der Bom­bardierung Dres­dens, welche für den deutschen Opfermythos schon immer von beson­der­er Bedeu­tung war, schon ab 1946. Zu Zeit­en des Kalten Krieges wur­den diese Gedenkver­anstal­tun­gen in der DDR in erster Lin­ie gegen die West­al­li­ierten instru­men­tal­isiert. Eine neue Qual­ität wurde allerd­ings mit der Wiedervere­ini­gung Deutsch­lands erre­icht. Mit dem Fall der Mauer, welche auch als sicht­bares Sym­bol die deutsche Schuld aufzeigte, stieg das deutsche Selb­st­be­wusst­sein schla­gar­tig an. Seit­dem wird wieder fleißig an der kollek­tiv­en deutschen Iden­titäts­bil­dung gear­beit­et. In genau diesem Kon­text ist auch die “Diskus­sion” um den so genan­nten Bombenkrieg zu sehen. Der nicht zu leug­nen­den deutschen Schuld soll eine Erfahrung deutschen Lei­ds zur Seite gestellt wer­den. Hier­durch soll die Inkom­pat­i­bil­ität der unter­schiedlichen Erin­nerun­gen von Opfern und Tätern des Nation­al­sozial­is­mus negiert wer­den. Ziel ist die Erzeu­gung ein­er plu­ralen Erin­nerungskul­tur, die das Gedächt­nis von Opfern und Tätern gle­ich­stellt. Der Weltöf­fentlichkeit präsen­tiert man sich als Bombenopfer, Ver­trieben­er oder trau­ma­tisiert­er Wehrma­chtssol­dat und somit als Lei­d­tra­gen­der des Nation­al­sozial­is­mus. Dieses Unter­fan­gen wird durch die deutsche Dom­i­nanz der Medi­en­land­schaft in Län­dern wie Polen, Tschechien und Kroa­t­ien erhe­blich erle­ichtert. Deutsche Posi­tio­nen und Ide­olo­gien sind ohne weit­eres exportfähig.

Jahr für Jahr wird in deutschen Städten an den jew­eili­gen Jahresta­gen der Bom­bardierun­gen ein Stück weit­er am nationalen Mythos gebastelt. Den alli­ierten Stre­itkräften wird vorge­wor­fen (eben­falls) unnötige Ver­brechen began­gen zu haben. Auf diese Weise wird eine alli­ierte Schuld kon­stru­iert, die die Sin­gu­lar­ität der deutschen Schuld negieren soll. Auf zynis­che Weise wird den Alli­ierten vorge­wor­fen, dass sie sich nicht ihre Boden­trup­pen aufgerieben haben, son­dern stattdessen mit dem so genan­nten “moral bomb­ing” ver­sucht haben den Durch­hal­tewil­len der Deutschen zu brechen und den Krieg schnellst möglich zu been­den. Aus­ge­blendet wer­den jegliche Ursachen, die die Bom­barde­ments der Städte haben nötig wer­den lassen. Dass es die Deutschen waren, die “bis zum let­zten Blut­stropfen” kämpfen woll­ten, obwohl der Aus­gang des Krieges schon lange klar war, wird in diesem Kon­text gerne ver­schwiegen, eben­so wie die Tat­sache, dass durch die Zer­störung der nation­al­sozial­is­tis­chen Infra­struk­tur einige, wenn lei­der auch nicht allzu viele, Ver­fol­gte der deutschen Ver­nich­tung­sprax­is entkom­men konnten.

KONTAKT: www.antifa-saar.de.vu
e‑mail: antifasaar@yahoo.de

Stellungnahme der Antifa Saar / Projekt AK zur staatlichen Repressionswelle gegen AntifaschistInnen — 09/2005

In den ver­gan­genen Wochen kon­nte man mal wieder das ein­und­selbe parteipoli­tis­che Schaus­piel erleben, das Bun­destags- und son­stige Wahlen tur­nus­mäßig vor sich herziehen: die Parteien standen in den let­zten Zügen ihres Wahlkampfes und ver­sucht­en die let­zten stimm­berechtigten Wäh­ler und Wäh­lerin­nen im großen Konkur­ren­zkampf noch von der Richtigkeit ihrer Wahl­pro­gramme zu überzeu­gen. So unter­schiedlich sich die Parteien doch gerne sehen und ver­standen wer­den wollen, so sind sie sich doch fast alle in einem Punkt einig: Parteien, wie die neon­azis­tis­che NPD und DVU, welche im Zusam­men­schluss mit mil­i­tan­ten Neon­azis aus sog. „freien Kam­er­ad­schaften“ zur Bun­destagswahl antreten, sollen und dür­fen keinen Erfolg haben.

Antifa als Staatsräson

Als am 8.Mai 2005, dem 60. Jahrestag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus, tausende von Men­schen durch das block­ieren der Demon­stra­tionsroute den seit Monat­en geplanten Nazi­auf­marsch ver­hin­dern kon­nten, wurde der Weltöf­fentlichkeit eine bre­ite Masse mit überzeugten Antifaschis­ten präsen­tiert, welche gel­ernt haben will mit der Ver­gan­gen­heit umzuge­hen und aus dieser Erfahrung her­aus ver­sucht „demokratis­ches Grun­drecht“ zu vertei­di­gen. Dass „demokratis­ches“ Grun­drecht fast jede Woche neon­azis­tis­chen Grup­pierun­gen – ob bei Demon­stra­tio­nen oder Ver­anstal­tun­gen — zu gesprochen wird, inter­essierte an dem „Tag der Demokratie“ am 8.Mai 2005 nur her­zlich wenig.

Dass es sich bei dieser ver­meintlichen „Ablehnung“ von neon­azis­tis­ch­er Poli­tik weniger um eine kon­se­quente Hal­tung son­dern sich lediglich um pop­ulis­tis­ches Agi­tieren „Gegen Rechts“ als Zweck der Selb­st­darstel­lung und das Wahren des eige­nen Gesichts im Bezug auf die Hand­lung­sun­fähigkeit gegenüber neon­azis­tis­chen Posi­tio­nen han­delt, zeigt sich ger­ade im Saar­land und vor allem in Saar­brück­en in den let­zten Monat­en immer wieder. So ver­puffen Forderun­gen der etablierten Parteien, Neon­azis keine Möglichkeit­en zur Ver­bre­itung ihrer Ide­olo­gie zu gewähren im Nichts, wenn im Gegen­zug die NPD ohne größere Schwierigkeit­en städtis­che Räum­lichkeit­en anmi­eten und darin ihre neon­azis­tis­che Ide­olo­gie in Form von Parteita­gen oder Recht­srock­konz­erten ver­bre­it­en kann, ohne dass es dabei AUCH nur einen Ver­such gibt, die sooft gepredigte „Zivil­courage“ zu verwirklichen.

Antifa heisst Angriff!

Am 4.Juni 2005 führte die NPD–Saar in Zusam­me­nar­beit mit der NPD-Pfalz einen Aktion­stag im Saar­land und Rhein­land-Pfalz durch. Dazu wur­den in mehreren Städten Infos­tände aufge­baut und abends sollte der wegen Volksver­het­zung vorbe­strafte Naz­ibarde Frank Ren­nicke zusam­men mit der Recht­srock­band „Notwehr“ in der „Turn­halle“ in Saarbrücken–Brebach auftreten. Neben Peter Marx trat­en der Par­la­men­tarische Geschäfts­führer der NPD-Frak­tion im säch­sis­chen Land­tag, Uwe Leich­sen­ring, sowie der mit­tler­weile im Parteivor­stand sitzende Thomas „Stein­er“ Wulff, der als Bindeglied zwis­chen der NPD und den freien Kam­er­ad­schaften fungiert, als Red­ner auf.
Um den neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten an diesem Tage ent­ge­gen zutreten, wurde der Info­s­tand der NPD in Homburg/Saar von ein­er Gruppe von Antifaschis­ten ange­grif­f­en. Dabei wurde der Stand, beste­hend aus einem ein­fachen Holztisch, umge­wor­fen und das Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al für das weit­ere Verteilen untauglich gemacht. Bei der anschließen­den Flucht wur­den sieben Per­so­n­en von der Polizei gestellt, festgenom­men und später mit Anzeigen wegen Land­friedens­bruch, Sachbeschädi­gung und Kör­per­ver­let­zung konfrontiert.
Mit­tler­weile wur­den die Ermit­tlun­gen gegen sechs Tatverdächtige eingestellt. Jedoch kon­nte es sich die Staat­san­waltschaft Saar­brück­en nicht nehmen lassen, gegen einen 20jährigen Antifaschis­ten Anklage wegen Land­friedens­bruch zu erheben, um so deut­lich zu machen, dass eigen­ständi­ges, antifaschis­tis­ches Engage­ment nicht erwün­scht ist. Bei der Anwen­dung von Gewalt gegen Men­schen, sollte man sich immer vor Augen führen, dass das ober­ste Gut eines Men­schen, die kör­per­liche Unversehrtheit, ange­gan­gen und ver­let­zt wird. Jedoch kann die Auseinan­der­set­zung mit Ras­sis­ten, Anti­semiten und Neon­azis keine andere wie die direk­te Kon­fronta­tion mit allen erforder­lichen Mit­teln sein. Ein Blick auf die Geschichte macht deut­lich, dass Nazis jeglich­er Couleur keine Agi­ta­tions­fläche geboten wer­den darf, um ihre men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie zur Schau zu stellen. Mil­i­tan­ter Antifaschis­mus ist nach wie vor eine Notwendigkeit um sich gegen den wieder­erstark­enden Neon­azis­mus zur Wehr zu setzen.

Sol­i­dar­ität ist eine Waffe!

Das Ver­fahren wegen Land­friedens­bruch bildet jedoch keine Aus­nahme bei dem Ver­such Saar­ländis­che Antifaschis­ten durch staatliche Repres­sion einzuschüchtern und in ihrem Han­deln zu beschränken. So gibt es min­destens 2 weit­ere Ver­fahren gegen Saar­ländis­che Antifaschis­ten. Zum einen hat die Stadt Saar­louis Zivilk­lage gegen den Anmelder ein­er antifaschis­tis­chen Kundge­bung in Saar­louis am 19. Sep­tem­ber 2001 ein­gere­icht, bei der am Saar­louis­er Rathaus eine Gedenk­tafel für Samuel Yeboah ange­bracht wurde, die der dama­lige Ober­bürg­er­meis­ter Fontaine noch am gle­ichen Tag in ein­er vol­lkom­men unüber­legten Aktion wieder abreißen ließ. Samuel Yeboah wurde bei einem ras­sis­tis­chen Bran­dan­schlag 1991 in Saar­louis ermordet. Das Ver­fahren gegen den Anmelder wegen „Gemein­schädlich­er Sachbeschädi­gung“ wurde bere­its am 18.Februar 2005 eingestellt.

Wir erk­lären uns daher durch diesem Text sol­i­darisch mit dem Saar­brück­er Antifaschis­ten und zu allen anderen, die auf­grund ihres antifaschis­tis­chen Engage­ments von staatlich­er Repres­sion oder neon­azis­tis­ch­er Gewalt betrof­fen sind. Wir stellen uns gemein­sam gegen das laufende Gerichtsver­fahren gegen den Saar­brück­er Antifaschis­ten, denn dieses Ver­fahren ist nicht nur ein weit­er­er Ver­such eine Per­son zu krim­i­nal­isieren son­dern ist gegen uns alle gerichtet! Die Antifa Saar/Projekt AK fordert daher die sofor­tige Ein­stel­lung der Krim­i­nal­isierung antifaschis­tis­ch­er Politik.

Antifa Saar / Pro­jekt AK im Sep­tem­ber 2005 

Jungle World: “Mieser Sound an der Saar”

Jun­gle World #35: Mieser Sound an der Saar — 31.08.2005

 

Mieser Sound an der Saar

Auch im Saar­land treiben Recht­sex­treme ihr Unwe­sen. Vor kurzem zogen sie nach einem Recht­srock­konz­ert prügel­nd durch die Saar­brück­er Innen­stadt. von mar­ti­na franz

 

Die angekündigten Bands hießen Brigade M, Cal­sage, Lemovice, Haup­tkampflinie und SKD. Anfang August waren sie für ein Recht­srock­konz­ert in Saar­brück­en-Fechin­gen angekündigt. »Wir rock­en den Reich­stag – NPD in den Bun­destag«, lautete das Mot­to. Die NPD ver­anstal­tete den Abend, die mil­i­tante Neon­aziszene war der Adres­sat. Der NPD-Land­tagsab­ge­ord­nete Klaus-Jür­gen Men­zel aus Sach­sen war der Schirmherr.

 

Nach dem Konz­ert zogen etwa 25 Neon­azis in die Saar­brück­er Innen­stadt, prügel­ten zunächst auf Punks ein und wandten sich dann, wie ein Zeuge der Jun­gle World berichtete, »südländisch ausse­hen­den Men­schen« zu. Dabei sollen sich die Ange­grif­f­e­nen allerd­ings auch gewehrt haben. Es sollen Flaschen und Fäuste geflo­gen sein. Kurz vor dem Ein­tr­e­f­fen der Polizei ver­zo­gen sich die Neon­azis. Die Beamten nah­men erst­mal die Per­son­alien der Ange­grif­f­e­nen auf.

 

Die saar­ländis­che CDU bemühte anschließend die Leg­ende von ein­er ange­blichen Auseinan­der­set­zung zwis­chen Rechts- und Link­sex­trem­is­ten. Die Innen­min­is­terin Annegret Kramp-Kar­ren­bauer (CDU) sagte, sie betra­chte die Entwick­lung mit Sorge. Die »Extrem­is­ten« gin­gen ver­stärkt gewalt­tätig gegen die jew­eils andere Gruppe vor.

 

Sie schlug außer­dem vor, Recht­srock an den Schulen im Musikun­ter­richt zu behan­deln, was ihr heftige Kri­tik ein­brachte. »Offen­sichtlich kön­nen sich Recht­sradikale im Saar­land wohl fühlen«, sagte Volk­er Schnei­der von der saar­ländis­chen Linkspartei. »Aber während Frau Kramp-Kar­ren­bauer son­st so gern die Law-and-Order-Frau gibt, unter­stre­icht sie im Umgang mit Recht­sex­tremen ein­mal mehr ihre Inkom­pe­tenz«, sagte er. Wer allen Ern­stes vorschlage, recht­sex­treme Musik im Musikun­ter­richt zu behan­deln, müsse sich fra­gen lassen, ob er noch ganz bei Trost sei.

 

Die NPD ver­sucht bere­its seit eini­gen Jahren, sich im Saar­land zu etablieren, und zwar nicht völ­lig ohne Erfolg. Vier Prozent der Stim­men gewann sie bei der Land­tagswahl im Jahr 2004. Sie kon­nte müh­e­los die Repub­likan­er übertrumpfen. Viele Repub­likan­er liefen in der jüng­sten Zeit zur NPD über, wie etwa Aloys Lehm­ler, der Beisitzer im Lan­desvor­stand der NPD wurde, und Bernd Ehrre­ich, der stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der wurde. Aus der Skin­head­szene zog es Markus Mang zur NPD, auch er stieg zum stel­lvertre­tenden Lan­desvor­sitzen­den auf.

 

Neben Rhein­land-Pfalz stellt das Saar­land für die NPD einen Schw­er­punkt unter den alten Bun­deslän­dern dar. Immer wieder kam es in den ver­gan­genen zehn Jahren zu über­re­gionalen Zusam­menkün­ften von Recht­sex­trem­is­ten im Saar­land. Es gab so genan­nte Europakon­feren­zen in den Jahren 2002 und 2003 und so genan­nte europäis­che Som­meruni­ver­sitäten 2003 und 2004, die von der NPD organ­isiert wur­den. Dabei diente oft­mals das Hotel Budapest in Saar­brück­en-Fechin­gen als Tagung­sort. Auf der Inter­net­seite der saar­ländis­chen NPD wird unter »Mar­ket­ing Saar« auf das Hotel verwiesen.

 

Dass inten­sive Verbindun­gen zwis­chen der NPD im Saar­land, in Rhein­land-Pfalz und in Sach­sen beste­hen, lässt sich gut an der Per­son von Peter Marx verdeut­lichen. Im Sep­tem­ber 2004 war er Spitzenkan­di­dat der Partei bei der Land­tagswahl im Saar­land, kurz danach wurde er Frak­tion­s­geschäfts­führer der NPD in Sach­sen, und gegen­wär­tig ist er zudem Spitzenkan­di­dat der NPD für die Land­tagswahl in Rhein­land-Pfalz im Jahr 2006 .

 

Gle­ichzeit­ig mit der NPD hat sich die Kam­er­ad­schaftsszene im Saar­land ver­bre­it­et, und man pflegt gute Kon­tak­te untere­inan­der. Musste die Szene Mitte der neun­ziger Jahre noch den Umweg über das vom Evan­ge­lis­chen Jugendw­erk und vom Land­kreis Saar­louis getra­gene Pro­jekt der »akzep­tieren­den Sozialar­beit« nehmen, tritt sie heute offen­er in Erschei­n­ung. Sie hat ihre Chance, sich durch dieses Pro­jekt gesellschaftlich zu etablieren, genutzt.

 

Auch wenn sich die Kam­er­ad­schaft »Saar­lautern« – so der nation­al­sozial­is­tis­che Name für das franzö­sisch geprägte Saar­louis – und der Nationale Wider­stand Köller­tal im März dieses Jahres aufgelöst haben, um einem Ver­bot zu ent­ge­hen, sind sie weit­er aktiv.

 

Im Indus­triege­bi­et Schwal­bach, in der Nähe von Saar­louis, kom­men nach Infor­ma­tio­nen aus Antifakreisen Leute aus dem Umfeld dieser Kam­er­ad­schaften regelmäßig im ehe­ma­li­gen Club­heim eines Motor­rad­vere­ins zusam­men. Mittwochs trifft man sich zum nationalen Kneipen­abend und organ­isiert Konz­erte. Im Raum Völk­lin­gen ist die Kam­er­ad­schaft Toll­wütige Wölfe unter­wegs. In Völk­lin­gen erhielt die NPD bei der jüng­sten Kom­mu­nal­wahl knapp zehn Prozent der Stim­men und sitzt mit fünf Abge­ord­neten im Stad­trat und mit zweien im Ortsrat.

 

Eine bedeu­tende Rolle in der freien Kam­er­ad­schaftsszene spielt Dominik Kleer. Er betreibt die Inter­net­seite des so genan­nten Aktions­büros Saar, die lange Zeit ein zen­trales Diskus­sions­fo­rum der Neon­azis war, bis sie pünk­tlich zum 8. Mai einem poli­tis­chen Atten­tat zum Opfer fiel. Seit­dem ste­ht sie grafisch wie textlich in deut­lich ver­min­dert­er Qual­ität im Netz. Außer­halb des Saar­lands agiert Kleer als Haup­tor­gan­isator von recht­en Demon­stra­tio­nen wie etwa im August 2004 im pfälzis­chen Hep­pen­heim und im Dezem­ber 2004 in Trier.

 

Gegen das Bünd­nis der NPD mit der Kam­er­ad­schaftsszene tut sich im Saar­land nicht viel. Während viele Poli­tik­er, nicht nur der CDU, der Mei­n­ung sind, dass das Ganze nur ein Prob­lem des poli­tis­chen Extrem­is­mus und rechts gle­ich links sei, ver­sucht die Antifa Saar dage­gen zu hal­ten. Sie rief im ver­gan­genen Jahr ein Vor­tragspro­jekt ins Leben. Unter dem Mot­to »Rechte Style­codes und Sym­bole im All­t­ag« stellt sie rechte Musik und Klei­der­marken vor, mit denen Neon­azis ihre Ideen unter die Leute zu brin­gen versuchen.

 

Sie hat bere­its des öfteren verge­blich darauf hingewiesen, dass es nach Recht­srock­konz­erten oft­mals zu gewalt­täti­gen Über­grif­f­en der Neon­azis kommt. »Im Anschluss an solche Ver­anstal­tun­gen ziehen die Teil­nehmer los, um gegen im nation­al­sozial­is­tis­chen Denken als ›unwertes Leben‹ oder ›Volkss­chädlinge‹ definierte Men­schen mit extremer Gewalt vorzuge­hen«, hieß es auf einem Vor­trag der Antifa Saar Ende Juli. Eine Woche später kam es zu den Über­grif­f­en nach dem Konz­ert in Saarbrücken.

 

Infor­ma­tio­nen unter. www.antifa-saar.de.vu

 

Presseartikel zum Naziübergriff nach NPD-Konzert in Saarbrücken am 6. August 2005

Presseartikel zum Naz­iüber­griff nach NPD-Konz­ert in Saar­brück­en am 06.August 2005

 

SR-online, 08.08.2005 16:08 — Saar­brück­en: Recht­sradikalis­mus soll bekämpft werden

Die SPD-Land­tags­frak­tion hat die Lan­desregierung aufge­fordert, aktiv­er gegen Recht­sradikalis­mus vorzuge­hen. Das hat die SPD-Abge­ord­nete Hoff­mann-Beth­schei­der mitgeteilt.

Sie sagte, es könne nicht ein­fach hin­genom­men wer­den, dass das Saar­land zu einem “Tum­melplatz rechter Gewalt­täter” werde. Vor allem die Bil­dungs- und Aus­län­der­poli­tik müsse hin­ter­fragt werden.

Hoff­mann-Beth­schei­der reagierte damit auf den vom Ver­fas­sungss­chutz reg­istri­erten Anstieg der recht­en Gewalt im Saar­land in diesem Jahr. Bis August wur­den zwölf solch­er Tat­en gemeldet.

 

SR-online, 07.08.2005 21:53 — Saar­brück­en: Massen­schlägerei am St.Johanner Markt

Am Son­ntag­mor­gen gegen 2.40 Uhr hat es am St.Johanner Markt eine Massen­schlägerei gegeben. Nach Angaben der Polizei waren mehrere Grup­pierun­gen beteiligt.

Mit­glieder der recht­en und linken Szene sowie Obdachlose hät­ten sich geprügelt. Auch unbeteiligte Besuch­er des Saar­spek­takels seien ange­gan­gen wor­den. Es wur­den Flaschen und Bierkrüge geworfen.

Die Polizei rief Ver­stärkung und kon­nte erst mit 20 Beamten die Sit­u­a­tion entschär­fen. Ob die Schlägerei im Zusam­men­hang mit ein­er Wahlkampfver­anstal­tung der recht­en NPD in Saar­brück­en ste­ht, ist noch unklar.

 

Saar­brück­er Zeitung, 08.08.2005 — Rechte Gewalt­tat­en nehmen im Saar­land drastisch zu

von sz-redak­teur nor­bert freund

Das Lan­desamt für Ver­fas­sungss­chutz reg­istri­ert einen mas­siv­en Anstieg recht­sex­trem motiviert­er Gewalt­tat­en im Saar­land. Der Chef der Behörde, Hel­mut Albert, ruft zu ver­stärk­ter Präven­tion auf. Saar­brück­en. Die Zahl recht­sex­tremer Gewalt­tat­en im Saar­land ist in diesem Jahr drastisch gestiegen. Wie der Chef des Saar-Ver­fas­sungss­chutzes, Hel­mut Albert, in einem SZ-Gespräch mit­teilte, gab es in diesem Jahr bis Anfang August zwölf recht­sex­trem motivierte Gewalt­tat­en im Saar­land. Im gesamten ver­gan­genen Jahr gab es den Angaben zufolge sechs solch­er Straftat­en. Als Gewalt­tat­en wer­den dabei sowohl Kör­per­ver­let­zun­gen als auch Sachbeschädi­gun­gen gewertet.

Albert sagte, nach­dem das Saar­land im Jahr 2004 unter Her­anziehung der Ein­wohn­erzahlen im Ver­gle­ich der 16 Bun­deslän­der an neunter Stelle bei der Zahl recht­sex­tremer Gewalt­tat­en gele­gen habe, kön­nte es in diesem Jahr einen unrühm­lichen “Spitzen­platz” bele­gen. Von den zwölf recht­sex­trem motivierten Gewalt­tat­en in diesem Jahr seien allein vier auf Kon­fronta­tio­nen zwis­chen Rechts- und Link­sex­trem­is­ten zurückzuführen.

Wie Albert mit­teilte, ver­suchen Recht­sex­treme im Saar­land ver­stärkt, durch jugendgerecht­es Auftreten neue Anhänger unter Min­der­jähri­gen zu rekru­tieren. So woll­ten NPD, Skin­heads und Kam­er­ad­schafter im Bun­destagswahlkampf “Schul­hof-CDs” mit recht­sex­tremer Musik verteilen. In Schwal­bach habe ein Vere­in, hin­ter dem sich die Skin­head-Szene ver­berge, Räum­lichkeit­en angemietet, um Jugendlichen recht­sex­trem bee­in­flusste Freizei­tange­bote zu unter­bre­it­en. Die NPD habe bei der Saar-Land­tagswahl unter den 18- bis 24-Jähri­gen elf Prozent der Stim­men erre­icht. Inner­halb der gewalt­bere­it­en recht­en Szene im Land sei das Poten­zial der poli­tisch-ide­ol­o­gisch gefes­tigten Neon­azis bis Ende 2004 im Ver­gle­ich zum Vor­jahr um 25 Prozent auf 35 Per­so­n­en angewach­sen. Albert glaubt, dass dies auf die “aktion­is­tis­che, für Jugendliche inter­es­sante Poli­tik­form” der Neon­azis zum Beispiel in Form von Demon­stra­tio­nen zurück­zuführen ist.

Jet­zt komme es darauf an, den Zulauf Jugendlich­er zur recht­en Szene zu stop­pen, so Albert. Dazu gehöre eine ver­stärk­te Aufk­lärung über Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit durch Eltern, Lehrer und Aus­bilder. Diese müssten allerd­ings erst ein­mal in die Lage ver­set­zt wer­den, Anze­ichen ein­er recht­sex­tremen Bee­in­flus­sung von Jugendlichen in Form ein­er bes­timmten Klei­dung, Musik oder von Com­put­er­spie­len zu erken­nen. Den Schw­er­punkt sollte man bei der Präven­tion in Haupt‑, Real- und Beruf­ss­chulen set­zen, riet der Ver­fas­sungss­chützer. Nötig sei auch eine gezielte Förderung der Vere­in­sar­beit. Dadurch kön­nten Jugendliche ver­schieden­er Nation­al­itäten über Freizeitak­tiv­itäten ein Zusam­menge­hörigkeits­ge­fühl entwick­eln. Sie kön­nten zugle­ich durch das Engage­ment im Vere­in ein Gefühl der Anerken­nung und Gebor­gen­heit find­en, das ihnen recht­sex­treme Cliquen vorder­gründig eben­falls vermittelten.

Am frühen Son­ntag­mor­gen schlu­gen laut Polizei rund 30 Ran­dalier­er auf dem St. Johan­ner Markt in Saar­brück­en aufeinan­der ein. An der Schlägerei seien auch Recht­sex­trem­is­ten beteiligt gewe­sen, die zuvor ein NPD-Konz­ert in Fechin­gen besucht hätten.

 

Saar­brück­er Zeitung, 08.08.2005 — 30 Ran­dalier­er prügeln aufeinan­der los: Rechte und Obdachlose im Clinch

Alko­hol bei Massen­schlägerei in Saar­brück­en im Spiel Saarbrücken.

Son­ntag­mor­gen, 2.40 Uhr: Die Polizei eilt mit einem Großaufge­bot zum St. Johan­ner Markt. Dort schla­gen bis zu 30 Ran­dalier­er aufeinan­der ein. Bier­flaschen und ‑krüge fliegen durch die Luft. Auch die Hun­destaffel kommt zum Ein­satz. Etwa eine Stunde dauert es, bis die Polizei die zumeist angetrunk­e­nen Schläger auseinan­der­getrieben hat. Die Bilanz: Platzwun­den, Abschür­fun­gen, Prel­lun­gen. Die Beteiligten kom­men unter anderem aus Saar­brück­en, Hom­burg und Saar­louis. Wie die Polizei gestern Abend mit­teilte, waren in die Schlägerei auch einige Recht­sex­trem­is­ten ver­wick­elt, die zuvor an einem von der NPD organ­isierten “Rechts-Rock-Konz­ert” in Saar­brück­en-Fechin­gen teilgenom­men hat­ten. Sie liefer­ten sich nach Polizeierken­nt­nis­sen mit Obdachlosen und zunächst Unbeteiligten eine Massenkeil­erei. Die Beteiligten an der Auseinan­der­set­zung seien teil­weise stark alko­holisiert gewe­sen und hät­ten ein “erstaunlich hohes Maß an Gewalt” an den Tag gelegt. Ein Polizeis­prech­er: “Die Zeu­gen machen es uns nicht ein­fach. Sie haben nicht viel zu dem Vor­fall gesagt. Und alle wollen sich ihre Ver­let­zun­gen nicht bei dieser Massen­schlägerei zuge­zo­gen haben.”

Schon gegen zwei Uhr hat­te es eine erste Schlägerei in der Bahn­hof­s­traße gegeben: Zwei leicht alko­holisierte Beteiligte wur­den vor­läu­fig festgenom­men. Bei den Opfern wur­den Knochen­brüche im Gesicht und eine Prel­lung der Wirbel­säule festgestellt.

 

20cent, 08.08.2005 — Polizei: Massen­hys­terie auf dem St.Johanner Markt

Saar­brück­en. Nächtliche Massen­schlägerei auf dem St.Johanner Markt: Gle­ich mehrere Notrufe gehen gegen 2.40 Uhr in der Nacht zum Son­ntag bei der Polizei ein.

Beamte eilen mit einem Großaufge­bot zum Tatort. Dort schla­gen bis zu 30 Ran­dalier­er aufeinan­der ein. Bier­flaschen und ‑krüge fliegen durch die Luft. Ord­nung­shüter bericht­en: Sog­ar Besuch­er des ganz in der Nähe ger­ade zu Ende gehen­den Saar-Spek­takels, die just in diesem Moment den Platz passieren, wer­den attackiert.

Mit einem Großaufge­bot muss die Polizei die hys­ter­ische Men­schen­menge in Zaum hal­ten. Auch die Hun­destaffel kommt zum Ein­satz. Etwa eine Stunde dauert es, bis die Polizei die zumeist besof­fe­nen Schläger auseinan­der­getrieben hat. Die Bilanz: zig Platzwun­den, Abschür­fun­gen und Prel­lun­gen. Festgenom­men wird kein­er, aber die Polizei notiert sich die Namen von etlichen Beteiligten. Sie kom­men unter anderem aus Saar­brück­en, Hom­burg und Saarlouis.

Thomas Kolz (48), Haup­tkom­mis­sar bei der Polizei­in­spek­tion St.Johann: “Was der genaue Aus­lös­er war, müssen wir noch ermit­teln. Aber sicher­lich war viel Alko­hol im Spiel.” Bish­er ist nur bekan­nt: Es droschen Vertreter rechts- und link­sex­tremer Grup­pen aufeinan­der ein. Aber auch Obdachlose waren in die Schlägerei ver­wick­elt. Kolz: “Die Zeu­gen machen es uns nicht ein­fach. Sie haben nicht viel zu dem Vor­fall gesagt. Und alle wollen sich ihre Ver­let­zun­gen nicht bei dieser Massen­schlägerei zuge­zo­gen haben.”

Das Bil­dungs- und Forschungswerk (BIFOR) Saar-Lor-Lux ver­mutet Recht­sradikale aus Fechin­gen hin­ter dem Aus­lös­er der Keil­erei. Sie seien am Sam­stag bun­desweit zum Recht­srock-Konz­ert Wir rock­en den Reich­stag — NPD in den Bun­destag! angereist. BIFOR-Mitar­beit­er Ulli Clemens (29): “Von dort sind Rechte nach Saar­brück­en gefahren.”

Die Polizeibezirksin­spek­tion Bre­bach sieht keinen Zusam­men­hang. Kom­mis­sar Robert Hauer (49): “Es stimmt, dass die NPD Saar eine Wahlkampfkundge­bung und Kul­turver­anstal­tung mit rund 200 Besuch­ern angekündigt hat. Aber das hat­te keine Außen­wirkung.” Matthias Zimmermann

 

Saar-Echo, 07.08.2005 — Staat­san­walte und Innen­min­is­teri­um schweigen: Hun­derte von Neon­azis tum­meln sich in Saar­brück­en — Bru­tale Über­griffe von Recht­sradikalen nach Recht­srock­konz­ert / Plöt­zlich waren’s Obdachlose und Randgruppen

Saar­brück­en. In der Nacht zum heuti­gen Son­ntag tru­gen sich in der Innen­stadt von Saar­brück­en mehrere Schlägereien zu. In einem Fall schlu­gen gegen 2 Uhr drei Täter einen Mann in der Fußgänger­zone Bahn­hof­s­traße bru­tal zusam­men. Der Mann wurde mit Brüchen und ein­er Wirbel­säu­len­ver­let­zung in die Win­ter­bergk­linik ein­geliefert. Die Schläger wur­den nach Abschluß der Ermit­tlun­gen auf freien Fuß geset­zt. Im Polizeibericht ist nicht ver­merkt, ob es sich um die Tat von Recht­sradikalen han­deln könnte.

Ein­deutig neon­azis­tis­chen Hin­ter­grund hat­te indes eine kurz darauf auf dem St. Johan­ner Markt stat­tfind­ende Massen­schlägerei, die im offiziellen Polizeibericht an die Medi­en recht unscharf als Schlägerei zwis­chen Recht­en, Linken, Rand­ständi­gen, Obdachlosen und Saar­spek­takel-Besuch­ern dargestellt wird. Im Polizeibericht heißt es unter anderem:

Gegen 2.40 Uhr gin­gen bei der Polizei mehrere Notrufe ein, wonach sich am St. Johan­ner Markt eine größere Men­schen­menge eine Schlägerei lief­ere. Durch die Ein­satzkräfte wurde fest­gestellt, daß mehrere Grup­pierun­gen (hier: rechte Szene, linke Szene, Obdachlosen- bzw. Rand­ständi­gen-Szene) in eine hand­feste Schlägereien ver­wick­elt waren. Auch unbeteiligte Besuch­er des Saar­spek­takels seien betrof­fen und auch Flaschen und Bierkrüge wur­den gewor­fen. Es herrschte totale Massen­hys­terie, und die Sit­u­a­tion dro­hte zu eskalieren, weshalb weit­ere Unter­stützungskräfte ange­fordert wur­den. Im Rah­men der fol­gen­den Ermit­tlun­gen wurde fest­stellt, daß Per­so­n­en der „recht­en Szene” und eine Gruppe „Skin­heads”, die alle alko­holisiert waren, aufeinan­der­getrof­fen waren. Hier­bei sind auch A‑typische (? – Die Red.) Aus­rufe der recht­en Szene gefall­en; diese kon­nten jedoch nie­man­dem zuge­ord­net wer­den. Während dieser Auseinan­der­set­zung wur­den unbeteiligte Fes­t­be­such­er eben­falls ange­gan­gen, woraufhin dann die Flaschen und Bierkrüge gewor­fen wur­den. Auch die ermit­tel­nden Polizeibeamten wur­den immer wieder von den unter­schiedlichen Grup­pierun­gen ange­gan­gen und gestört. Auch eine Gruppe von Obdachlosen bzw. rand­ständi­gen Per­so­n­en hat sich an Straftat­en, ins­beson­dere gegen Polizeibeamte, beteiligt. Durch die starken Polizeikräfte (20 Beamte) kon­nte dann die Lage entschärft wer­den. Derzeit laufen noch die Ermit­tlun­gen; Strafanzeigen unter anderem wegen Ver­wen­den von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen, Land­friedens­bruch, Wider­stand gegen Polizeibeamte, Kör­per­ver­let­zung und Belei­di­gung von Polizeibeamten.

Soweit die Polizeimit­teilung. Deut­lich­er die Medi­en­mit­teilung von BIFOR, die dem SAAR-ECHO vor­liegt. Da heißt es:

Nach Ansicht des BIFOR Bil­dungs- & Forschungswerk Saar-Lor-Lux ste­hen die Über­griffe von Neon­azis in den Mor­gen­stun­den des heuti­gen Son­ntags auf dem St. Johan­ner Markt in Saar­brück­en im Zusam­men­hang mit ein­er NPD-Wahlkampfver­anstal­tung, die am gestri­gen Abend in Saar­brück­en stattge­fun­den hat. Mehrere hun­dert Neon­azis, darunter auch zahlre­iche rechte Skin­heads aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et, waren gestern zu einem Recht­srock­konz­ert der NPD nach Saar­brück­en gereist.

Das Konz­ert­pro­gramm, welch­es u.a. von den Freien Kam­er­ad­schaften wie etwa der „Kam­er­ad­schaft Saar­lautern“ aus Saar­louis bewor­ben wor­den war, war mit inter­na­tionalen Neon­az­ibands beset­zt. Angekündigt waren SKD (Thürin­gen), Selb­st­steller (Riesa), Lemovice (Frankre­ich), Cal­sla­gen (Black Met­all aus den Nieder­lande), Brigade M (Nieder­lande) und Haup­tkampflinie – HKL. Die Schirmherrschaft der Ver­anstal­tung hat­te der säch­sis­che NPD- Land­tagsab­ge­ord­nete Klaus Men­zel inne. Die Ver­anstal­tung, die unter dem Mot­to „Wir rock­en den Reich­stag — NPD in den Bun­destag!“ stat­tfand, stellt den Ver­such dar, das mil­i­tante Neon­azis­pek­trum, ins­beson­dere jenes der „Freien Kam­er­ad­schaften“, enger an die Partei zu binden und Aktivis­ten für den anste­hen­den NPD-Bun­destagswahlkampf zu gewinnen.

Dass die Neon­azis für ihre Großver­anstal­tun­gen das Saar­land als Ver­anstal­tung­sort auswählen, ist kein Zufall. Inner­halb der Neon­aziszene hat das Saar­land den Ruf, dass sich hier ohne größere Proteste und polizeiliche Repres­salien Großver­anstal­tun­gen durch­führen lassen. Auch die gestrige Ver­anstal­tung wurde nach Mei­n­ung von BIFOR von polizeilich­er Seite vol­lkom­men unter­schätzt. Das Saar­land, ins­beson­dere der Stadtver­band Saar­brück­en, war in den ver­gan­genen Jahren immer wieder Schau­platz bun­des- und europaweit­er Neon­az­itr­e­f­fen. Auch bei den Ver­suchen der europäis­chen radikalen Recht­en, sich zu einem europäis­chen Net­zw­erk ein­er „Nation­al­is­tis­chen Front“ zu kon­sti­tu­ieren, spielt das Saar­land eine her­aus­ra­gende Rolle. Mit der jährlich in Saar­brück­en stat­tfind­en­den NPD-Som­mer­akademie ver­fügt die europäis­che Rechte über einen ungestörten Tagungs- und Ver­anstal­tung­sort. Mit dem gestri­gen Recht­srock­konz­ert hat diese Entwick­lung jedoch einen weit­eren qual­i­ta­tiv­en Sprung erlebt.

Wie bis zu 500, zumeist mil­i­tante Neon­azis ungestört zu einem Recht­srock­konz­ert in Saar­brück­en anreisen und einzelne Grup­pen anschließend Jagd auf Men­schen in der Saar­brück­er Innen­stadt ver­anstal­ten kön­nen, ist eine Frage, die wohl die Innen­min­is­terin beant­worten kön­nen sollte. Das Gefahren­po­ten­tial war jeden­falls abse­hbar — zumal die gestri­gen Neon­az­ibands zum Teil offen zur Gewalt aufrufen. Zitat ein­er Textzeile der Band HKL: ”Und dann kom­men sie in Scharen, Idioten­volk mit bun­ten Haaren — Denn nur im Rudel sind sie mutig — Allein kriegen sie die Nase blutig” (Haup­tkampflinie: Rück­en zur Wand, 1997).

In diesem Zusam­men­hang ist es ger­adezu skan­dalös, daß bis zu unser­er Veröf­fentlichung am Son­ntag gegen 17 Uhr keine Stel­lung­nahme und Bew­er­tung durch die Staat­san­waltschaft Saar­brück­en vor­lag – jeden­falls nicht der Online-Zeitung SAAR-ECHO. Von daher kann man zumin­d­est annehmen, daß die Ermit­tlungs­be­hörde die Polizei allein im Regen ste­hen läßt. Und auch vom Innen­min­is­teri­um war nichts zu vernehmen. Ger­ade von diesen Stellen hat die Öffentlichkeit ein­deutige Infor­ma­tio­nen zu erwarten, zumal inzwis­chen die Staat­san­waltschaft Saar­brück­en – sie ist für das Saar­land zuständig – im Ver­dacht ste­ht, auf dem recht­en Auge blind zu sein. Das Bil­dungswerk BIFOR dehnt diesen Ver­dacht gar auf die Polizei des Lan­des und auf andere Behör­den aus. Es scheint an der Zeit, daß der im saar­landweit­en Richter­vere­in – Vor­sitzen­der ist der „öffentlichkeit­sar­bei­t­ende“ Ober­staat­san­walt Raimund Weyand – als Mit­glied fungierende Min­is­ter­präsi­dent Peter Müller die Dinge an sich zieht und für eine offizielle Über­prü­fung der Organe unser­er Recht­spflege sorgt. Das scheint im Saar­land drin­gend notwendig.

Presseerklärung zum NPD-Konzert und den Übergriffen am St.Johanner Markt

Nazikonz­ert mit dreis­tel­liger Teil­nehmerzahl in Saar­brück­en — Massen­schlägerei in der Innen­stadt — Saar­land entwick­elt sich seit Jahren zur Hochburg organ­isiert­er Neonazis
PDF: Pressemit­teilung vom 07.08.2005

Am gestri­gen Sam­stag fand in Saar­brück­en-Fechin­gen ein “Rechts-Rock” — Konz­ert mit mehreren hun­dert Neon­azis aus dem Saar­land, dem übri­gen Bun­des­ge­bi­et und dem europäis­chen Aus­land statt. Es spiel­ten Bands aus Deutsch­land, den Nieder­lan­den und Frankre­ich. Angekündigt wurde das Konz­ert als Wahlkampfver­anstal­tung der NPD — Rhein­land-Pfalz. Nach dem Ende des Konz­ertes kam es in der Saar­brück­er Innen­stadt zu den zu erwarten­ten Über­grif­f­en durch die braunen Schläger.

Haup­tkampflinie”, “Brigade M”, “Selb­st­steller”, “SKD”, “Cal­slage” und “Lemovice” heißen die Bands, die von der NPD-Rhein­land-Pfalz für die gestrige Wahlkampfver­anstal­tung angekündigt wur­den und vor allem Anhänger der mil­i­tan­ten Neon­azi-Szene anlock­ten. Die Besuch­er aus dem weit­er ent­fer­n­ten Bun­des­ge­bi­et und dem europäis­chen Aus­land wur­den in den Großraum Hom­burg-Zweibrück­en mobil­isiert, um sie dann gestern Abend nach Saar­brück­en-Fechin­gen weit­erzuleit­en. Auch der Schirmherr Klaus Men­zel (MdL) ist kein unbeschriebenes Blatt, son­dern bekan­nt für seine unver­hoh­lene Nähe zu organ­isierten Nazis­chlägern. Dass Saar­brück­en-Fechin­gen als Ver­anstal­tung­sort gewählt wurde, ist wed­er ein Zufall noch eine beson­dere Über­raschung. Das Saar­land und ins­beson­dere Saar­brück­en-Fechin­gen haben sich in den let­zten Jahren zu einem organ­isatorischen und infra­struk­turellen Schw­er­punkt der Aktiv­itäten der NPD entwick­elt. Chris­t­ian Schnei­der erk­lärt für die Antifa Saar/Projekt AK: “In Bre­bach-Fechin­gen fan­den in den let­zten Monat­en und Jahren ver­stärkt Ver­anstal­tun­gen der Saar-NPD, der NPD-Rhein­land-Pfalz und der Bun­des-NPD statt. Das geht vom “gemütlichen Lieder­abend” über Bun­desparteitage und “europäis­che Nation­al­is­ten­tr­e­f­fen” bis hin zu Recht­srock­konz­erten wie am gestri­gen Abend. In unseren Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen, die auch bere­its den Parteien im Saar­brück­er Stad­trat ange­boten wur­den, weisen wir seit Monat­en auf diese Entwick­lung hin.

Dass im Anschluss an solche Ver­anstal­tun­gen die Teil­nehmer häu­fig losziehen, um gegen im nation­al­sozial­is­tis­chen Denken als “unwertes Leben” oder “Volkss­chädlinge” definierte Men­schen mit extremer Gewalt vorzuge­hen, ist nichts Neues und dürfte auch den zuständi­gen Behör­den im Innen­min­is­teri­um bekan­nt gewe­sen sein. So sind die gestri­gen Über­griffe am St. Johan­ner Markt, bei denen sich die Täter ver­mut­lich als “Voll­streck­er des gesamt­deutschen Volk­swil­lens” sahen, auch keine Über­raschung. Chris­t­ian Schnei­der führt dazu weit­er aus: “Vom Innen­min­is­teri­um ist da nichts zu erwarten, da Frau Kramp-Kar­ren­bauer ihre Inkom­pe­tenz zu dieser The­matik immer wieder zur Schau stellt. So schlägt sie jüngst vor, “recht­sex­treme Musik” im Musikun­ter­richt zu behan­deln. Da stellt sich mir die Frage, ob sie dort die Ton­rei­hen analysieren lassen will. Diese The­matik hätte im Schu­lun­ter­richt — wenn über­haupt in dieser Form — ihren Platz im Poli­tik- und eventuell noch im Geschicht­sun­ter­richt. Dazu kommt, dass die Prax­is der Innen­min­is­terin in manchen Punk­ten, z.B. der rig­orosen Abschiebe­poli­tik, dur­chaus kom­pat­i­bel mit so manch­er Forderung der gestri­gen Konz­ertver­anstal­ter ist.”

Die Antifa Saar/Projekt AK fordert eine Förderung unab­hängiger antifaschis­tis­ch­er Grup­pen und die sofor­tige Ein­stel­lung der Krim­i­nal­isierung des antifaschis­tis­chen Wider­stands. Detail­lierte Infor­ma­tio­nen über Ver­anstal­ter, Red­ner und Bands der gestri­gen Ver­anstal­tung kön­nen von der Presse bei uns ange­fordert werden.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Presseerklärung zur Demonstration in Saarbrücken am 09.April 2005


160 Men­schen demon­stri­erten in Saar­brück­en gegen Neon­azis und rechte Gewalt

Über 160 vor­wiegend junge Men­schen beteiligten sich am Sam­stag Nach­mit­tag an ein­er Demon­stra­tion der Antifa Saar / Pro­jekt AK in der Saar­brück­er Innenstadt.

Nach dem Über­fall auf 4 junge Men­schen am frühen Son­ntag Mor­gen durch eine Gruppe von etwa 7–8 Saar­brück­er Neon­azis, bei dem ein junger Mann schw­er und 2 sein­er Begleit­er leicht ver­let­zt wur­den, und dem Über­griff zwei Wochen zuvor in Hom­burg rief die Antifa Saar / Pro­jekt AK für Sam­stag, den 09.April 2005 zu ein­er Demon­stra­tion unter dem Mot­to “Gegen die deutschen Zustände! NS-Struk­turen zer­schla­gen! Deutsche Ide­olo­gie angreifen nach Saar­brück­en auf. Ab 14 Uhr sam­melten sich die Demon­stra­tionsteil­nehmerIn­nen am Max-Ophüls-Platz, wo sich die Demon­stra­tion gegen 14:45 Uhr auf den Weg durch die Saar­brück­er Innen­stadt machte. Bis zu diesem Zeit­punkt hat­ten sich etwa 160 Men­schen dem Demon­stra­tionszug angeschlossen.

Am Brun­nen vor der Berg­w­erks­di­rek­tion in der Reichsstraße fand eine Zwis­chenkundge­bung mit Rede­beiträ­gen statt. Eine Red­ner­in der Aktion 3.Welt Saar wies auf die Zusam­men­hänge zwis­chen kap­i­tal­is­tis­chem Ver­w­er­tungs­denken und einem gesellschaftlichen Kli­ma, das Über­griffe von Neon­azis auf Men­schen, die sie als unnütz und unwert anse­hen, begün­stigt. Ein Sprech­er der Antifa St.Wendel ver­las anschließend einen Erfahrungs­bericht eines Men­schen, der Opfer eines Über­falls durch Neon­azis wurde.

Nach­dem die Zwis­chenkundge­bung been­det war, zog die Demon­stra­tion gegen 15:30 Uhr weit­er durch die Bahn­hof­s­traße zum St.Johanner Markt, wo die Abschlusskundge­bung stat­tfand. Hier wur­den zwei Rede­beiträge der Antifa Saar / Pro­jekt AK sowie der Jugen­dan­tifa St.Ingbert ver­lesen. Die Red­ner gin­gen auf das Mot­to der Demon­stra­tion ein und erk­lärten, was sie unter den “deutschen Zustän­den” ver­standen. Die Demon­stra­tion wurde gegen 16:30 Uhr beendet.

Unter­stützt wurde die Demon­stra­tion von fol­gen­den Grup­pen und Organisationen:
Jugen­dan­tifa St.Ingbert, Antifa St.Wendel, lif:t Tri­er, AGF Tri­er, Net­zw­erk Saar

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Presseerklärung zur angekündigten Demonstration am 09.04.2005

Erneuter Über­fall durch Neon­azis in Saar­brück­en — Demo in Saar­brück­en am 9.April 2005

Nach dem erneuten bru­tal­en Über­fall von Neon­azis auf junge Men­schen in Saar­brück­en kündigt die Antifa Saar / Pro­jekt AK für kom­menden Sam­stag, den 09.04.2005 um 14 Uhr eine Demon­stra­tion in der Saar­brück­er Innen­stadt an.

Nur 2 Wochen nach dem bru­tal­en Über­fall von 6 bewaffneten Neon­azis auf 3 BesucherIn­nen des Hom­burg­er Jugendzen­trums (die saar­ländis­chen Medi­en berichteten) über­fie­len in der Nacht von Sam­stag auf Son­ntag, den 03.04.2005 gegen 3:00 Uhr erneut mehrere Neon­azis eine Gruppe junger Men­schen in Saar­brück­en. Ein junger Mann wurde durch gezielte Tritte gegen den Kopf schw­er ver­let­zt, zwei zu Hil­fe eilende Fre­unde erlit­ten Schläge auf den Hin­terkopf, einem wurde ein Fin­ger gebrochen.
Da die Täter aus ein­er Gruppe von etwa 10 Neon­azis angrif­f­en, von denen ein­er sich dazu bekan­nte “stolz, ein deutsch­er Neon­azi” zu sein, und die Opfer sich klar gegen Neon­az­i­tum und Ras­sis­mus aussprachen, ste­ht die poli­tis­che Moti­va­tion für diesen Über­fall unzweifel­haft fest. Die Täter kön­nen dem Umfeld ein­er Saar­brück­er Neon­azikam­er­ad­schaft zugerech­net wer­den, die in das bun­desweit agierende Neon­azinet­zw­erk “Aktions­büro Saar” einge­bun­den ist.
Erneut grif­f­en saar­ländis­che Neon­azis Men­schen an, die sie als ihre Geg­n­er iden­ti­fizierten, und fügten ihnen schw­er­ste Ver­let­zun­gen zu. Dabei nah­men sie auch den Tod ihrer Opfer in Kauf, denn wer gezielt gegen Kopf und Schläfe eines auf dem Boden liegen­den Men­schen tritt, hat nichts anderes im Sinn.
Bun­desweit, aber auch im Saar­land, häufen sich die gewalt­samen Über­griffe von Neon­azis auf ihnen missliebige Men­schen, schwere Kör­per­ver­let­zun­gen und Bedro­hun­gen sind an der Tage­sor­d­nung, und immer häu­figer schreck­en die Täter auch vor Mord nicht mehr zurück. So wurde in Dort­mund am Oster­mon­tag erst ein 32jähriger Mann von einem 17jährigen Neon­azi erstochen.

Die Antifa Saar/Projekt AK ruft anlässlich dieses erneuten Über­falls auf zu ein­er Demon­stra­tion am Sam­stag, den 09. April 2005 um 14.00 Uhr unter dem Mot­to “Gegen deutsche Zustände! — NS — Struk­turen zer­schla­gen! — Deutsche Ide­olo­gie angreifen!”. Tre­ff­punkt ist der Max-Ophüls-Platz in Saarbrücken.

Grup­pen und Organ­i­sa­tio­nen, die die Demon­stra­tion unter­stützen wollen, kön­nen sich unter der e‑mail Adresse antifasaar@yahoo.de an uns wenden.

Antifa Saar / Pro­jekt AK