Gesammelte Presseartikel zu den Naziaufmärschen in Saarlouis und Merzig am 1. Juli 2006

Gesam­melte Presseartikel zu den Nazi­aufmärschen in Saar­louis & Merzig — 01.07.2006

(ältere Artikel weit­er unten)

 

SR-online, Saar­text

01.07.2006, abends

Saarlouis/Merzig: Rechte Demos ohne große Beteiligung

Eine angekündigte, gerichtlich ges­tat­tete Dop­peldemon­stra­tion rechter Grup­pen hat am Sam­sta­gnach­mit­tag im Saar­land stattge­fun­den. Nach Polizeiangaben nah­men daran etwa 50 Per­so­n­en teil.

Nach einem Marsch durch Saar­louis ver­sam­melten sich die Demon­stra­tionsteil­nehmer in Merzig. Dort hiel­ten sie eine Kundge­bung ab.

Der Auf­marsch der recht­en Grup­pen war vom Oberver­wal­tungs­gericht Saar­louis zuge­lassen wor­den. Eine Gegen­demon­stra­tion link­er Grup­pen in Merzig war im Vor­feld vom Ver­wal­tungs­gericht unter­sagt worden.

 

20 cent

01.07.2006

Gericht erlaubt Nazi-Demo

Jet­zt ist es endgültig: Die NPD darf am Sam­stag in Saar­louis demon­stri­eren. Das hat das Oberver­wal­tungs­gericht (OVG) des Saar­lan­des gestern entschieden.

Anfang Juni hat­ten die NPD und recht­sex­treme Kam­er­ad­schaften im Inter­net zu Demon­stra­tio­nen am 1.Juli aufgerufen (20cent berichtete). Sie kündigten an: Um gegen den Kon­go-Ein­satz der Bun­deswehr zu protestieren, wollen sie durch Saar­louis und Merzig ziehen. Sowohl die Lan­drätin des Land­kreis­es Saar­louis, Moni­ka Bach­mann (56), als auch die des Kreis­es Merzig-Wadern, Daniela Schlegel-Friedrich, unter­sagten das. Dage­gen klagte die NPD — und bekam Recht. Der Kreis Merzig-Wadern nahm das hin, Saar­louis erhob erneut Beschw­erde. Der hat das OVG damit jet­zt eine Absage erteilt. Faz­it: In bei­den Städten dür­fen sie marschieren. In Merzig war eine Gegen­demon­stra­tion geplant. Auch die hat das Gericht verboten.

 

Saar­brück­er Zeitung

01.07.2006

Oberver­wal­tungs­gericht genehmigt NPD-Demo

Saar­louis. Die für diesen Sam­stag in Saar­louis geplante NPD-Demon­stra­tion gegen den Bun­deswehr-Ein­satz im Kon­go darf stat­tfind­en. Das Oberver­wal­tungs­gericht hat die Beschw­erde des Land­kreis­es Saar­louis gegen einen entsprechen­den Entscheid des Ver­wal­tungs­gericht­es am Fre­itag abgewiesen. Zugle­ich hat das Ver­wal­tungs­gericht das Ver­bot ein­er Gegen­demon­stra­tion gegen den an diesem Sam­stag geplanten Protest­marsch der NPD in Merzig bestätigt. pum

 

Welt Kom­pakt Saar

30.06.2006

weltkompakt300606

 

 

Saar­brück­er Zeitung

22.06.2006

 Kreis Saar­louis ver­bi­etet NPD-Demo

Saarlouis/Merzig. Die Lan­drätin des Kreis­es Saar­louis, Moni­ka Bach­mann, hat gestern eine von der NPD angemeldete Demon­stra­tion am Sam­stag, 1. Juli, in Saar­louis ver­boten. In der Ver­fü­gung heißt es, die geplante Ver­samm­lung könne zu ein­er „konkreten Gefährdung der öffentlichen Sicher­heit“ führen. Zur Zeit der geplanten Demon­stra­tion wer­den in der Innen­stadt zahlre­iche Besuch­er erwartet, die die Viertel­fi­nal-Spiele der Fußball­welt­meis­ter­schaft auf einem Groß­bild­schirm ver­fol­gen. Auch in Merzig will die NPD am sel­ben Tag gegen den Bun­deswehrein­satz im Kon­go demon­stri­eren. Lan­drätin Daniela Schlegel-Friedrich sagte gestern auf Anfrage, der Land­kreis werde am Fre­itag entschei­den. Eine Ablehnung sei aber sehr wahrscheinlich.

 

Saar­brück­er Zeitung

13.06.2006

Protest gegen NPD-Aufmärsche

Kundge­bung der Antifa Saar — Parteien gegen Neonazis

Saarlouis/Merzig. Die saar­ländis­chen Antifaschis­ten wollen mit ein­er Kundge­bung am Sam­stag, 1. Juli in Merzig gegen die geplanten NPD-Aufmärsche in Merzig und Saar­louis demon­stri­eren. Dies teilte am Dien­stag der stel­lvertre­tende Press­esprech­er der Antifa Saar, Alexan­der Breser, auf SZ-Anfrage mit. Einen entsprechen­den Antrag werde man noch in dieser Woche bei der Ort­spolizeibehörde ein­re­ichen. Die recht­sex­treme NPD und recht­sex­treme Kam­er­ad­schaften hat­ten kür­zlich für den 1. Juli in Saar­louis und Merzig zu Protest­demon­stra­tio­nen gegen den Kon­go-Ein­satz der Bun­deswehr aufgerufen. Die Demos sind bish­er allerd­ings noch nicht genehmigt.

Die Land­tagsparteien riefen unter­dessen dazu auf, dem beab­sichtigten Treiben der Neon­azis eine deut­liche Abfuhr zu erteilen. SPD-Lan­deschef Heiko Maas zeigte sich davon überzeugt, dass die “ganz große Mehrheit der Bevölkerung den Recht­sex­tremen nicht auf den Leim gehen wird”. CDU-Frak­tionsvize Klaus Meis­er sagte, es wäre zu begrüßen, wenn eine solche Demo juris­tisch ver­hin­dert wer­den könne. Wenn dies ver­fas­sungsrechtlich nicht möglich sei, müsse eine Demokratie solche Proteste aushal­ten. Christoph Hart­mann, Vor­mann der saar­ländis­chen Lib­eralen, plädierte dafür, alle rechtsstaatlichen Mit­tel auszuschöpfen, um den Auf­marsch der Recht­sex­tremen zu ver­hin­dern. Nach Ansicht des Grü­nen-Vor­sitzen­den Hubert Ulrich soll­ten möglichst viele Men­schen bei der Gegen­ver­anstal­tung friedlich deut­lich machen, was sie von dem NPD-Auftritt hal­ten. gp

 

20cent

13.06.2006

 Wider­stand gegen Nazis formiert sich

SAARLOUIS/MERZIG. Gle­ich in zwei saar­ländis­chen Städten will die recht­sex­treme NPD am 1. Juli demon­stri­eren. Die Braunen wollen durch Saar­louis und Merzig marschieren (20cent berichtete). Sie wollen gegen den geplanten Kon­go-Ein­satz der Bun­deswehr protestieren.

Doch jet­zt formiert sich der Wider­stand! Antifaschis­ten wollen mit ein­er Kundge­bung in Merzig — eben­falls am 1. Juli — gegen die NPD-Aufmärsche demon­stri­eren. Alexan­der Breser, Sprech­er der Antifa-Saar: “Einen entsprechen­den Antrag wer­den wir noch in dieser Woche bei der Ort­spolizeibehörde ein­re­ichen.” Die muss dann die Gegen-Demo genehmi­gen. Bish­er sind auch die Nazi-Aufmärsche noch nicht von der Behörde abgesegnet.

Die Parteien im saar­ländis­chen Land­tag haben unter­dessen dazu aufgerufen, dem beab­sichtigten Treiben der Neon­azis eine deut­liche Abfuhr zu erteilen. SPD-Lan­deschef Heiko Maas (39): “Ich bin überzeugt, dass die ganz große Mehrheit der Bevölkerung den Recht­sex­tremen nicht auf den Leim gehen wird.” CDU-Frak­tionsvize Klaus Meis­er (52) sagte, es wäre zu begrüßen, wenn eine solche Demo juris­tisch ver­hin­dert wer­den könne. Meis­er: “Wenn dies ver­fas­sungsrechtlich nicht möglich ist, muss eine Demokratie solche Proteste aber aushal­ten.” Christoph Hart­mann (34), Chef der saar­ländis­chen FDP, plädierte dafür, alle rechtsstaatlichen Mit­tel auszuschöpfen, um den Auf­marsch der Recht­sex­tremen zu ver­hin­dern. Nach Ansicht des Grü­nen-Vor­sitzen­den Hubert Ulrich (48) soll­ten möglichst viele Men­schen bei der Gegen­ver­anstal­tung deut­lich machen, was sie von dem NPD-Auftritt hal­ten. szn/aw

 

20cent

12.06.2006

 Recht­en-Demo im Saarland

Die recht­sex­treme NPD im Saar­land und recht­sex­treme Kam­er­ad­schaften rufen im Inter­net zu ein­er Demon­stra­tion am 1. Juli in Saar­louis und Merzig gegen den Kon­goein­satz der Saar­land­bri­gade auf. Laut Lan­drat­samt Saar­louis ist die Demon­stra­tion dort angemeldet. Chris­t­ian Schnei­der, Sprech­er der Antifa Saar, teilte mit, man werde gegen die NPD-Demo protestieren.

Aufruf antifaschistischer Gruppen zur Demonstration in Ingelheim am 23.06.2007

Am Sam­stag, 23. Juni 2007, find­et in Ingel­heim am Rhein wieder eine Demon­stra­tion gegen das dort ansäs­sige Hochsicher­heits — Internierungslager, das gemein­same Abschiebge­fäng­nis von Rhein­land-Pfalz und dem Saar­land, unter dem Mot­to “Abschiebe­haft abschaf­fen — Gegen das unmen­schliche Migra­tionsregime von EU und G8” statt. Wir, antifaschis­tis­che Grup­pen und Ini­tia­tiv­en aus dem Süd­west­en der BRD, haben uns dazu entschlossen, mit einem eige­nen Aufruf zu dieser Demon­stra­tion aufzurufen.

Eines vorneweg: es war, ist und bleibt wichtig, das Sys­tem der Abschiebege­fäng­nisse in der sich gegen Migra­tionsströme auch mil­itärisch abschot­ten­den Groß­macht Europa immer wieder zu the­ma­tisieren, zu kri­tisieren und anzu­greifen. Es ist sin­nvoll, darauf hinzuweisen, was sich die Län­der der EU immer wieder Neues ein­fall­en lassen, um Anderen eine Teil­habe am europäis­chen Wohl­stand zu ver­weigern. Dabei ist die Steuerung der Migra­tionsströme längst keine Erfind­ung von EU und G8, wie der Bünd­nisaufruf sug­gerieren will, und ob es neben dem unmen­schlichen auch noch men­schliche Migra­tionsregimes geben kön­nte, darf hier gerne bezweifelt wer­den. Doch zunächst ein kurz­er Aus­flug in die jün­gere Geschichte deutsch-europäis­ch­er Migrationspolitik.

Deutsche Kon­ti­nu­itäten — Kurzgeschichte der ges­teuerten Migration
Der Arbeit­skräfte­man­gel, der der Wirtschaft im post­nazis­tis­chen Deutsch­land durch den Weg­fall der Zwangs- und Sklave­nar­beit­er und durch die Dez­imierung deutsch­er Arbeit­skraft zwis­chen Berlin und Stal­in­grad ent­standen war, musste in der neu ent­stande­nen BRD durch die Gas­tar­beit­er aufge­fan­gen wer­den. Es ist dur­chaus beze­ich­nend für die Kon­ti­nu­ität des NS in die BRD hinein, dass die Gas­tar­beit­er bei eini­gen deutschen Betrieben in den betrieb­seige­nen und ‑nahen Zwangsar­beit­er­lagern ein­quartiert wurden.

Das so genan­nte “Wirtschaftswun­der” fußte auf der von den Deutschen organ­isierten und durchge­führten Ver­nich­tungspoli­tik des NS und auf der ‘Bestra­fung’, die die deutschen Täter dafür erlei­den mussten: die mass­sive Wirtschafts­förderung durch den Mar­shall-Plan, durch den die BRD in den anti­sow­jetis­chen Block einge­fügt wer­den sollte. Nach­dem man also das “Wirtschaftswun­der” ‘geschafft’ hat­te und die BRD inter­na­tion­al wieder voll inte­gri­ert war, kon­nte man Asyl- und Aus­län­derge­setz nach und nach immer rigider gestalten.

Seit man sich 1993 in Deutsch­land mit tatkräftiger Unter­stützung des völkischen Straßen­mobs und begleit­et von ein­er von SPD bis hin zum Inter­essensver­band der deutschen Kerzenin­dus­trie getra­ge­nen Betrof­fen­heit­skaraoke mit dem ohne­hin schon aus­ge­höhlten Asylge­setz von einem wirtschaftlich äußerst unbe­que­men Relikt der Men­schen­rechterei getren­nt hat­te, wurde es fak­tisch fast unmöglich, ‘legal’ nach Deutsch­land zu migri­eren. Das bedeutet nicht, dass mit dem alten Asyl­recht alles gut war, denn auch dort wurde die Ein­reise von Flüchtlin­gen nach Deutsch­land durch unter­ge­ord­nete Geset­ze wie dem Asylver­fahren­srecht und dem Aus­län­der­recht ges­teuert und das Kon­strukt von ‘Aus­län­dern’ und ‘Inlän­dern’, das in der BRD völkisch — näm­lich als ‘Blut­srecht — begrün­det wurde und wird, in den Ver­fas­sungsrang erhoben.

Die restrik­tive Gren­zpoli­tik der europäis­chen Staat­en, Fluchtrouten im Mit­telmeer mit­tels Patrouil­lien zu Wass­er und aus der Luft kon­se­quent zu zer­schla­gen und die Flüchtlinge am erre­ichen europäis­chen Bodens zu hin­dern, endet Jahr für Jahr für mehrere tausend Flüchtlinge, die auf immer län­gere und gefährlichere Routen auswe­ichen müssen, tödlich. Die europäis­che Antwort auf die ille­gal­isierten Ein­rei­sev­er­suche sind mil­itärische Abwehrmaß­nah­men, seit August 2006 von der “Europäis­chen Agen­tur für die oper­a­tive Zusam­me­nar­beit an den Außen­gren­ze”, Fron­tex, koor­diniert und die Ein­rich­tung von Internierungslagern in Nordafri­ka zur Unterbindung der Fluchtver­suche über das Mittelmeer.

Wer es allen staatlichen Wider­stän­den zum Trotz geschafft hat, sich einen zumin­d­est vorüberge­hen­den Aufen­thalt in Deutsch­land zu erstre­it­en, find­et sich in einem repres­siv­en Kli­ma wieder: was als Traum vom besseren, men­schen­würdi­gen Leben begann, endet in der Real­ität des All­t­agsras­sis­mus der deutschen Bevölkerung und im Sys­tem von Aus­gren­zung, Schikanierung und Abschreck­ung, das die deutsche Asylpoli­tik kennze­ich­net. Grundle­gende Bedürfnisse und Bürg­er­rechte wer­den eingeschränkt oder ganz ver­wehrt: Chip­karten- und Lebens­mit­tel­marken-Sys­teme oder vorgepack­te Essenspakete machen die freie Wahl der Nahrungsmit­tel uner­schwinglich bis unmöglich, das seit 1982 beste­hende Res­i­den­zpflicht-Gesetz ver­bi­etet den Asyl­suchen­den, den Land­kreis des ihnen zugewiese­nen Wohnortes zu ver­lassen. Die Abschiebeknäste, wie der in Ingel­heim, sind nur das let­zte Glied in der Kette eines lang­wieri­gen Prozess­es von Asy­lantrag, Ablehnung,eventueller Dul­dung und Ausreisepflicht.

An die Wurzeln statt nur an die Symptome!
Dabei ist es für unsere Kri­tik völ­lig uner­he­blich, ob die in Ingel­heim Internierten, wie von den örtlichen Anti­Ra-Ini­tia­tiv­en und auch im aktuellen Bünd­nis-Aufruf immer wieder moral­isierend angeprangert wird, im juris­tis­chen Sinne “unschuldig” sind oder nicht. Die Prax­is der Abschiebge­fäng­nisse wäre nicht min­der kri­tik­würdig, säßen dort nun juris­tisch vor­be­lastete Straftäter ein, denn abgeschoben wird, wer in Europa nicht gebraucht wird, ökonomisch nicht ver­w­ert­bar ist.
Man muss sich klar machen, dass Migra­tionsregimes, also die über­staatliche Zusam­me­nar­beit staatlich­er und zivil­er Akteure zur Reg­ulierung und Steuerung von Migra­tions­be­we­gun­gen, und die damit ver­bun­dene (ver­suchte und prak­tizierte) Reg­ulierung der Migra­tions­be­we­gun­gen in ein­er nation­al­staatlich ver­fassten, kap­i­tal­is­tisch organ­isierten Welt dem Sys­tem imma­nent sind und daher strikt der kap­i­tal­is­tis­chen Logik fol­gen — wird die Ware Arbeit­skraft benötigt, müssen Arbeit­skraftbe­sitzende importiert wer­den (z.B. dies­taatlich forcierte Arbeitsmi­gra­tion in die BRD in den 1950er Jahren). Die Flüchtlinge aus den Elendsstaat­en dieser Welt, die vor Bürg­erkrieg, poli­tis­ch­er Ver­fol­gung und Per­spek­tivlosigkeit fliehen und mit der Hoff­nung auf ein besseres Leben nach Europa kom­men, stellen in den Rech­nungs­büch­ern von Wirtschaft und Poli­tik natür­lich Kosten­stellen da, die sich ein Betrieb wie ein Staat oder auch Staaten­bünd­nis nicht leis­ten will.

Es ist also naiv zu meinen, man kön­nte durch ein biss­chen moral­isierende Kla­gen und Betrof­fen­heits­gewäsch daran etwas Grundle­gen­des inner­halb der falschen Gesellschaft ändern. Dies soll jedoch keine Absage an die Flüchtlingssol­i­dar­ität sein, die den Leuten in ihren Not­la­gen konkret hil­ft sowie einen Gegen­part zu den ras­sis­tisch motivierten Aus­gren­zun­gen von Staats wegen darstellt und für viele den Unter­schied ums Ganze — näm­lich ums Leben — machen kann, dur­chaus aber eine an den hil­flosen Reformis­mus der poli­tis­chen und the­o­retis­chen Äußerun­gen von anti­ras­sis­tis­chen Gruppen.

Der nation­al­staatlich ver­fasste Kap­i­tal­is­mus will und kann auch nicht ohne Migra­tionsregimes auskom­men, da Inklu­sion und Exk­lu­sion, also das Gewähren und Ver­wehren von Teil­habe an den Glücksver­sprechen ein­er Nation, kon­sti­tu­ierende Momente des mod­er­nen Nation­al­staates sind. Forderun­gen nach men­schlicher­er Migra­tionspoli­tik unter den gegebe­nen Ver­hält­nis­sen dienen daher vielle­icht ger­ade noch der Beruhi­gung des eige­nen Gewis­sens, aber kaum dem Wun­sch nach wirk­lich­er und wirkungsvoller Verän­derung im Sinne der Frei­heit aller Menschen.

Als einziger Ausweg aus der jet­zi­gen Sit­u­a­tion bliebe daher nur eine Lösung: der Kom­mu­nis­mus als weltweite Assozi­a­tion freier Individuen.

In diesem Sinne:
Refugees wel­come, bring your families!
Für freies Fluten — für den Kommunismus!

Antifa Saar / Pro­jekt AK
AK Antifa Mainz
Antifa Koblenz
Antifa Lan­dau

Pressemitteilung der Antifa Saar / Projekt AK zur Demo in Pirmasens

Erfol­gre­iche Antifa-Demon­stra­tion in Pir­masens –Ver­anstal­ter prüfen ein rechtlich­es Vorge­hen gegen Polizeieinsatz!

Über 400 Men­schen fol­gten gestern dem Aufruf antifaschis­tis­ch­er Grup­pen aus Rhein­land-Pfalz und dem Saar­land in Pir­masens gegen die dor­tige NPD-Lan­deszen­trale unter dem Mot­to „NPD-Struk­turen aufdeck­en und entsor­gen“ zu demon­stri­eren. Bere­its im Vor­feld der Demon­stra­tion kam es zu mas­siv­en Ein­schüchterungsver­suchen durch die Polizei und zu schikanösen Vorkon­trollen. Die Ver­anstal­ter der gestri­gen Demon­stra­tion lassen nun die Möglichkeit­en eines rechtlichen Vorge­hens gegen den Polizeiein­satz überprüfen.

Die gestrige Demon­stra­tion stellte den Höhep­unkt ein­er Kam­pagne gegen den NPD-Wahlkampf anlässlich der anste­hen­den Land­tagswahlen in Rhein­land-Pfalz und die Etablierung rechter Struk­turen in der Region dar. Die Kam­pagne wurde ini­ti­iert von der Antifa Koblenz, der Antifa Lan­dau, dem AK Antifa Mainz und der Antifa Saar/Projekt AK. In diesem Rah­men wur­den etwa ein Dutzend Infover­anstal­tun­gen durchge­führt, mehrere Konz­erte und Par­tys ver­anstal­tet sowie eine acht­seit­iges Info­heftchen in 4stelliger Auflage veröf­fentlicht. Cor­nelia Hoff­man, Sprecherin der Kam­pagne, erklärte:
„Wir sind mit der gestri­gen Demon­stra­tion sehr zufrieden. Mehr als dop­pelt so viel Men­schen, wie von uns erwartet nah­men daran teil und ließen sich auch nicht von dem skan­dalösen Vorge­hen der Polizei ein­schüchtern. Auch die zahlre­iche Teil­nahme von Pir­masenser Bürg­er und Bürg­erin­nen ist pos­i­tiv zu bew­erten. Offen­sichtlich ließen sich nicht alle von den im Vor­feld von Polizei und Teilen der Medi­en ver­bre­it­eten Angst­szenar­ien davon abhal­ten ihre antifaschis­tis­che Ein­stel­lung auf die Straße zu tragen“.

Im Vor­feld und während der Demon­stra­tion kam es immer wieder zu vol­lkom­men über­zo­ge­nen und teil­weise skan­dalösen Polizeiein­sätzen. So wur­den zahlre­iche anreisende AntifaschistIn­nen fest­ge­hal­ten und mussten sich ohne das Vor­liegen von irgendwelchen Ver­dachts-momenten von der Polizei abfil­men lassen. Einzelne Per­so­n­en mussten sich in der Kälte ausziehen und ein­er Leibesvis­i­ta­tion unterziehen. Ins­ge­samt wurde neun Demoteil­nehmerIn­nen festgenom­men und gegen mehrere Anzeige erstat­tet u.a. mit dem Vor­wurf ein Trans­par­ent zu hoch gehal­ten zu haben und damit gegen das Ver­mum­mungsver­bot ver­stoßen zu haben. Cor­nelia Hoff­man dazu: „Wir haben die Demon­stra­tion schon Wochen zuvor ord­nungs­gemäß angemeldet und von Beginn an eine starke und geschlossene, aber friedliche Demon­stra­tion angekündigt. Das Ver­hal­ten der Polizei ist so nicht hin­nehm­bar und so wer­den wir über­legen müssen, ob wir zukün­ftig Demon­stra­tio­nen in Pir­masens den Ord­nungs­be­hör­den über­haupt noch ankündi­gen. Des weit­eren behal­ten wir uns vor gegen den „Wan­derkessel“, die schikanösen Vorkon­trollen und einzelne Fes­t­nah­men juris­tisch vorzugehen“.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Pressemeldungen zur Antifa-Demo in Pirmasens am 18. März 2006

Gesam­melte Presseartikel zur Antifa Demo in Pir­mases — 18.03.2006

(ältere Artikel weit­er unten)

 

Pub­lika­tion: DIE RHEINPFALZ

Region­alaus­gabe: Lud­wigshafen­er Rundschau

Datum: Nr.69

Datum: Mittwoch, den 22. März 2006

 

Leser­brief: Protest gegen die NPD

” Demon­stra­tion oder Gefangenentransport?”

 

Zum Artikel und zum Foto über die Anti- *NPD *-Demon­stra­tion in der Montagausgabe:

Demon­stra­tion oder Gefan­genen­trans­port — das ist aus dem Foto nicht ein­deutig zu erken­nen. Mit einem beein­druck­enden Ein­satz und einem Eins-zu-Eins-Ver­hält­nis Polizisten/Demonstranten hat Pir­masens der antifaschis­tis­chen Gefahr mutig die Stirn geboten.

Her­zlichen Glück­wun­sch, Pir­masens! — das hat Welt­for­mat! Die Nazis dür­fen sich gut beschützt fühlen.

 

W., Bruch­weil­er

 

Pub­lika­tion: DIE RHEINPFALZ

Region­alaus­gabe: Pir­masenser Rundschau

Datum: Nr.69

Datum: Dien­stag, den 21. März 2006

 

Zweibrück­er Neon­azis in Pir­masens festgenommen

Bei der Demon­stra­tion gegen die *NPD *-Lan­deszen­trale in Pir­masens, an der sich am Sam­stag laut Polizei rund 250 Ange­hörige des antifaschis­tis­chen, linken Spek­trums beteiligten (wir informierten kurz in „Son­ntag aktuell”), wur­den unter anderem sieben Neon­azis vorüberge­hend in Polizeige­wahrsam genom­men. Unter ihnen waren auch Mit­glieder des „Nationalen Wider­stands” Zweibrück­en, die zur Ver­hin­derung von Straftat­en in Gewahrsam genom­men wur­den. „Sie haben sich gezeigt, wir woll­ten eine Kon­fronta­tion ver­hin­dern”, sagte Ein­sat­zleit­er Achim Beck­er. Die Festgenomme­nen kamen am späten Sam­sta­gnach­mit­tag wieder frei. (daa)

 

Pub­lika­tion: DIE RHEINPFALZ

Region­alaus­gabe: Pir­masenser Rundschau

Datum: Nr.67

Datum: Mon­tag, den 20. März 2006

 

Stadt­magazin

 Burkhardt: „ *NPD *-Haus gehört nicht uns”

 

Andreas Burkhardt, Frak­tionsvor­sitzen­der der „Repub­likan­er” im Stad­trat, hat gegenüber der RHEINPFALZ demen­tiert, dass das Haus auf der Ruh­bank, in dem die *NPD *-Wahlkampfzen­trale sitzt, sein­er Fam­i­lie gehört. Es han­dele sich dabei nur um eine Namensgle­ich­heit, betonte er. Das Haus sei nach seinen Infor­ma­tio­nen nur bis nach der Land­tagswahl an die *NPD* ver­mi­etet und er sei „froh, wenn die danach wieder gehen”. Die *NPD *sei eine Konkur­renz zu den „Repub­likan­ern”, es gebe kein­er­lei Zusam­me­nar­beit mit ihnen, sagte Burkhardt, der auch für die ver­balen Attack­en im Senioren­beirat (wir berichteten) die Namensgle­ich­heit reklamiert. Es han­dele sich nicht um seinen Vater, son­dern um ein früheres Mit­glied der Reps, das „vor zwei oder drei Monat­en” aus der Partei aus­geschieden sei. Ob der Mann mit­tler­weile der *NPD *ange­höre, wisse er nicht; dieser habe sich zuvor aber für eine enge Zusam­me­nar­beit der bei­den recht­en Parteien stark gemacht und habe dafür keinen Rück­halt bei den Reps gefun­den. (wop)

 

Pub­lika­tion: DIE RHEINPFALZ

Region­alaus­gabe: Pir­masenser Rundschau

Datum: Nr.67

Datum: Mon­tag, den 20. März 2006

 

Unruhe in „einem beschaulichen Nest”

 250 Antifaschis­ten demon­stri­eren friedlich gegen *NPD*-Wahlkampfzentrale — Mehr als 200 Polizis­ten im Ein­satz — 17 Festnahmen

 

Für die Polizei ist die Demo im Großen und Ganzen prob­lem­los ver­laufen.” Achim Beck­er, Chef der Polizei­in­spek­tion Pir­masens und Ein­satz-Leit­er bei der Demon­stra­tion antifaschis­tis­ch­er Grup­pen gegen die *NPD *-Wahlkampfzen­trale in Pir­masens, zog am späten Sam­sta­gnach­mit­tag ein pos­i­tives Fazit.

 

Mehr als 200 Polizis­ten aus ganz Rhein­land-Pfalz, die genaue Zahl wollte Beck­er aus ein­satz­tak­tis­chen Grün­den nicht nen­nen, standen 250 linken, über­wiegend jugendlichen Demon­stran­ten gegenüber (wir informierten kurz in „Son­ntag aktuell”). Die befürchtete Ran­dale blieb aus. Den­noch wur­den 17 Per­so­n­en vor­läu­fig festgenom­men — bei den meis­ten ging es darum, Straftat­en zu ver­hin­dern. Zwei Straftat­en gegen das Ver­samm­lungsrecht reg­istri­erte die Polizei: Ein Demon­strant hat­te sich ver­mummt, ein ander­er einen Pflaster­stein aus dem Schloss­platz gerissen.

 

Unter den vorüberge­hend Festgenomme­nen waren auch sieben polizeibekan­nte Neon­azis, einige aus Zweibrück­en, die sich am Rand der Demo gezeigt hat­ten. „Wir woll­ten keine Kon­fronta­tion zulassen, haben sie zur Ver­hin­derung von Straftat­en in Gewahrsam genom­men”, erk­lärte Beck­er. „Wir haben ihnen die Möglichkeit genom­men, Straftat­en zu bege­hen”, fügte er an.

Zwei Ziele ver­fol­gte die Polizei beim wohl größten Ein­satz in der jün­geren Pir­masenser Geschichte: die Bevölkerung schützen und die Demon­stra­tion gewährleis­ten. Dazu gehörte, Straftat­en sofort zu ver­fol­gen und Störun­gen von außen im Ansatz zu verhindern.

Schon lange vor dem offiziellen Beginn um 13.30 Uhr hat­ten sich viele Autonome am Pir­masenser Haupt­bahn­hof ver­sam­melt. Eine Gruppe Punker hat­te sich auf dem Rasen niederge­lassen, während die Organ­isatoren, antifaschis­tis­che Grup­pen aus dem Saar­land, aus Koblenz, Lan­dau und Mainz, den Laut­sprecher­wa­gen bestück­ten und Handzettel austeil­ten. Alles geschah unter der Auf­sicht eines Polizei-Großaufge­bots, das einen dicht­en Ring um die stetig anwach­sende Demon­stran­ten­schar zog, mit Videokam­eras und Fotoap­pa­rat­en jeden Schritt dokumentierte.

Wir demon­stri­eren hier, weil wir es zum Kotzen find­en, dass Pir­masens die *NPD *duldet oder sog­ar unter­stützt. Wir rufen dazu auf, sich Neon­azis jed­er Couleur in den Weg zu stellen und ihnen das Nazileben zu ver­miesen, wo es nur geht. Wir fordern aber auch dazu auf, Ras­sis­mus, Anti­semitismus und völkischen Mist in der Gesellschaft zu kri­tisieren und anzu­greifen”, sagte ein „Antifa”-Mitglied in seinem Rede­beitrag am Bahnhof.

Mit mehr als ein­stündi­ger Ver­spä­tung set­zte sich der Zug, dem sich auch Mit­glieder von Bünd­nis 90/Die Grü­nen und Bürg­er­meis­ter Peter Schei­del anschlossen, dann schließlich in Bewe­gung. Grund: Der Ver­samm­lungsleit­er saß in einem Bus, der in ein­er Vorkon­trolle der Polizei steck­en geblieben war. Trans­par­ente wie „Neon­azis das Wass­er abgraben, den recht­en Kon­sens bekämpfen”, „Let“s get loud — Faschis­mus ist keine Mei­n­ung, son­dern ein Ver­brechen” oder „Nazis ins Visi­er nehmen, Ras­sis­mus und Anti­semitismus bekämpfen”, set­zte sich der Zug, unter­stützt von lauter Punk‑, Ska- und Reg­gae-Musik, in Rich­tung Schloss­platz in Bewe­gung — auf dem ganzen Weg begleit­et von 13 Polizei-Mannschaftswagen.

Auf dem Schloss­platz nan­nten die Ini­tia­toren Ross und Reit­er recht­sradikaler Aktiv­itäten in und um Pir­masens, die „kein neues Phänomen” seien, wie die Schän­dung des jüdis­chen Fried­hofs in Busen­berg und weit­ere rechtsmo­tivierte Straftat­en gezeigt haben. Ins­beson­dere der Werde­gang Sascha Wag­n­ers, mit­tler­weile in Pir­masens leben­der rhein­land-pfälzis­ch­er Wahlkampfleit­er der *NPD *, der auch für das Pam­phlet gegen Dekan Michael Diener (wir berichteten am Sam­stag) ver­ant­wortlich ist, wurde mehrfach beleuchtet.

Die *NPD *verteile im Land­tagswahlkampf zwei Mil­lio­nen Flug­blät­ter, habe 25.000 Plakate aufge­hängt. Seit Wag­n­er in Pir­masens wohne, gebe es regelmäßig *NPD *-Info­tis­che, Verteilak­tio­nen und Ver­anstal­tun­gen der Partei. „Die Region ist zum Knoten­punkt neon­azis­tis­ch­er Aktiv­itäten gewor­den, der lan­desweit Bedeu­tung hat”, sagte ein Red­ner und ver­wies auf von Wag­n­er organ­isierte Red­nerver­anstal­tun­gen mit bekan­nten, bun­desweit aktiv­en Neon­azis in der Region.

Wag­n­er habe bei der Bun­destagswahl mit 3,3 Prozent der Erst­stim­men das beste Wahlergeb­nis der *NPD *in Rhein­land-Pfalz erre­icht, die Repub­likan­er wur­den bei der Kom­mu­nal­wahl 2004 mit zehn Prozent in den Stad­trat gewählt „und ver­bre­it­en dort ihre Pro­pa­gan­da”, so der Red­ner. Ger­ade ländliche Gebi­ete seien für Nazis ide­ale Rück­zugs­ge­bi­ete, in denen sie meist unbe­hel­ligt agieren kön­nten. Deshalb wolle die Antifa „Nazi-Struk­turen offen­le­gen und aufdecken”.

Die Demon­stran­ten haben sich sehr gut ver­hal­ten”, lobte Beck­er, als sich die Demon­stran­ten-Schar kurz nach 17 Uhr am Haupt­bahn­hof wieder auflöste, „die Demon­stra­tion hat ihren Zweck nicht ver­fehlt”, sagte er. Den Zweck benan­nten die Ini­tia­toren bei der Abschlusskundge­bung am Haupt­bahn­hof. „Immer­hin ist es uns gelun­gen, etwas Unruhe in dieses beschauliche Nest zu brin­gen, eine Menge Staub aufzuwirbeln”. Allerd­ings kri­tisierten die Antifa-Organ­isatoren in ein­er gestern Nach­mit­tag ver­bre­it­eten Erk­lärung, die Polizei habe „mit über­mäßiger Härte agiert”. Es sei „immer wieder zu mas­siv­en Störun­gen durch die Polizei” gekom­men. Ein Vor­wurf, den der unbeteiligte Beobachter allerd­ings nicht nachvol­lziehen kann.

Nur ein­mal kam es zu ein­er etwas anges­pan­nten Sit­u­a­tion: Auf dem Weg durch die Schlossstraße set­zten sich zwei Dutzend Demon­stran­ten, alle mit schwarzen Kapuzen, Schir­m­mützen und Son­nen­brillen aus­gerüstet, an die Spitze des Zuges, macht­en drei vier schnelle Schritte nach vorn, wur­den dann aber rasch von der Polizei einge­bremst. Über einen Vor­fall am Exerzier­platz, Ort ein­er weit­eren Kundge­bung, als ein jugendlich­er Pir­masenser eine Flasche auf Polizis­ten schleud­erte und daraufhin von den Ein­satzkräften zu Boden gewor­fen wurde, kon­nte Beck­er noch keine Angaben machen. (daa)

 

Pir­masenser Zeitung vom 20.03.06 — Rubrik Pirmasens

www.pirmasenser-zeitung.de/artikel/06/pirmasens/2006–03-20/2/index.php

 Gewalt­lose Antifa-Demo gegen NPD in Pirmasens

Mas­sive Polizeipräsenz begleit­ete Demon­stra­tionszug durch Stadt

Von PZ-Mitar­beit­er Markus Fuhser

 

Knapp 300 meist jugendliche Demon­stran­ten hat­ten sich am Sam­stag gegen 13 Uhr vor dem Bahn­hof Pir­masens ver­sam­melt, um mit einem Demon­stra­tionszug durch Pir­masens gegen ultra­rechte poli­tis­che Aktiv­itäten in Pir­masens und der Region zu demon­stri­eren. Sie standen ein­er gut gle­ich großen Stre­it­macht aus Polizis­ten gegenüber, die die Demon­stra­tion fast lück­en­los umschlossen durch die Stadt esko­rtierten. Bis auf wenige Fes­t­nah­men ver­lief die Demon­stra­tion prob­lem­frei und gewaltlos.

Zu ein­er „antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion“ in Pir­masens hat­ten poli­tis­che Grup­pierun­gen aufgerufen, die unter dem Namen „Antifa“ bun­desweit gegen poli­tisch rechts ste­hende Grup­pierun­gen und Parteien agieren. Grund für die Demo in Pir­masens, die von „Antifa“-Gruppen aus Rhein­land-Pfalz und dem Saar­land organ­isiert wurde, ist der Vor­wurf, dass Pir­masens sich in den let­zten Monat­en zu ein­er Heim­statt für Nazis entwick­elt habe. Der bekan­nte NPD-Funk­tionär Sascha Wag­n­er soll auf der Ruh­bank ein Haus bezo­gen haben, das der NPD als Lan­des­geschäftsstelle in Rhein­land-Pfalz dienen soll. Nach Infor­ma­tio­nen der PZ han­delt es sich dabei um das Haus in der Schul­straße 14. Unter dem Mot­to „Seek & Delete – NPD-Struk­turen aufdeck­en und entsor­gen!“ zog die Demo mit Trans­par­enten und Fah­nen vom Bahn­hof zum Schloß­platz und durch Fußgänger­zone, Bergstraße und Alleestraße zum Exerzier­platz. Von dort aus ging es zum Bahn­hof zurück. Bunt war die Mis­chung der Demon­stran­ten. Rund 50 davon waren leicht als pro­fes­sionelle Demon­stran­ten auszu­machen. Dazu kamen junge Men­schen aus dem Umkreis und auch aus Pir­masens, denen das Flagge zeigen gegen Rechts ein Anliegen war und einige, die die Ver­anstal­tung ein­fach auch als Par­ty sahen.

Das hier ist ja fast lang­weilig“, sagte ein Ein­sat­zleit­er der Polizei über die Aktion beim Tele­fonieren übers Mobil­tele­fon. Er leit­ete die „Vorhut“ der Polizeikräfte, die in ein­er Zweier­rei­he, teil­weise rück­wärts laufend, die Front der Demo den ganzen Weg über im Auge behielt. Kurz darauf war die Lang­weile für eine kurze Zeit zu Ende, als in Höhe der Deutschen Bank die Trans­par­ente tra­gende Demo­spitze plöt­zlich in ein paar Schritte Dauer­lauf ver­fiel und die Polizeikette sofort mit Kör­pere­in­satz abblock­te. Fast als Höhep­unkt der Demo kon­nte man jenen Stopp anse­hen, den die Demon­stran­ten ein­legten, um unter einem Pfeifkonz­ert einem am offe­nen Fen­ster ste­hen­den repub­likanis­chen Pir­masenser Stad­trat den Mit­telfin­ger zu zeigen.

Eine harte Lin­ie der Polizei hat­te Achim Beck­er, Leit­er der Pir­masenser Inspek­tion und somit Ein­sat­zleit­er der Polizeikräfte, in einem Gespräch mit einem „Antifa“-Verantwortlichen für die Demon­stra­tion angekündigt. Jed­er Ver­stoß gegen die Vorschriften werde geah­n­det, die entsprechen­den Demon­stran­ten her­aus­ge­grif­f­en und zumin­d­est bis zum Ende der Demo fest­ge­set­zt. Ver­boten waren das Unken­ntlich­machen von Gesichtern, aktive und pas­sive Bewaffnung und auch das Umman­teln von Teilen der Demo mit Trans­par­enten, das den Zugriff der Polizei auf Demon­stran­ten erschw­ert hätte. Noch vor dem Beginn der eigentlichen Demo griff die Polizei einen der Demon­stran­ten her­aus und unter­sucht­en ihn ziem­lich rüde. Die die Züge der Bun­des­bahn beglei­t­ende Bun­de­spolizei hat­te die Bere­itschaft­spolizis­ten auf den jun­gen Mann aufmerk­sam gemacht. Die Demo-Leitung in dem die Demon­stra­tion beglei­t­en­den Laut­sprecher­wa­gen warf der Polizei deshalb vor, einen Eskala­tion­skurs zu fahren.

Während des Zuges durch die Stadt wurde die Demon­stra­tion lück­en­los rechts und links von Polizeikräften einge­fasst. Von der Bere­itschaft­spolizei bei der Funkkom­mu­nika­tion als „kri­tis­che Stellen“ beze­ich­nete Gebäude, wie das von der recht­en Szene gern besuchte Lokal „Am Amts­gericht“, wur­den prob­lem­los passiert. Auch die palet­ten­weise vorhan­de­nen Pflaster­steine an den dort reich­lich vorhan­de­nen Baustellen blieben, wo sie waren.

Bei ein­er kurzen Kundge­bung auf dem Schloß­platz schaut­en örtliche Größen der recht­en Szene von den Schloßtrep­pen aus der Kundge­bung zu. Der vom NPD-Lan­desvor­sitzen­den Peter Marx zum Wahlkampfleit­er ernan­nte Sascha Wag­n­er wolle von Pir­masens aus mit 25 000 Plakat­en und zwei Mil­lio­nen Flug­blät­tern den Wäh­lern die „braune Ide­olo­gie“ näher brin­gen, hieß es bei der Kundge­bung. Damit gewinne Pir­masens lan­desweite Bedeu­tung für die NPD. Auch den etablierten Parteien wurde vorge­wor­fen, häu­fig die Stim­mung zu schaf­fen, die der NPD ihre Wäh­ler beschert: „Sie sind Teil des Prob­lems“. In der Alleestraße kon­trol­lierten gle­ichzeit­ig Polizis­ten einige kahl geschorene Jugendliche, die Pullis die Sweat­shirts mit der Auf­schrift „Deutsche Kolonien – Heia Safari“ tru­gen. Son­st war von recht­en Gegen­demon­stran­ten kaum etwas zu sehen.

Mit Slo­gans wie „Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazi-Pest“ und „Aufruhr, Wider­stand, es gibt kein ruhiges Hin­ter­land“ zog der Zug durch die Fußgänger­zone und die obere Haupt­straße. Vom „harten Kern“ vorgegebene Losun­gen wie „Nieder mit Deutsch­land, es lebe der Kom­mu­nis­mus“ wur­den jedoch kaum von den Demon­stran­ten aufgenommen.

Obwohl die Demo-Leitung wieder am Bahn­hof angekom­men per Laut­sprech­er etwas drama­tisierte („bleibt zusam­men, lasst euch nicht von der Polizei abgreifen“), löste sich die Demo prob­lem­los auf, nach­dem die Polizei ihre mas­sive Präsenz reduziert hat­te. Pir­masenser Bürg­er hat­ten das für die Stadt sel­tene Ereig­nis weit­ge­hend ignori­ert oder waren aus Vor­sicht zuhause geblieben.

 

Rechte sind das Problem

Mei­n­ung von Markus Fuhser

Knapp 300 jun­gendliche Demon­stran­ten schafften es am Sam­stag, ein mas­sives Heer von Polizis­ten nach Pir­masens zu ziehen. Fast hat­te es den Anschein, die Demo werde von der Polizei durch Pir­masens gelotst. Dicht von gut gepol­sterten Sicher­heit­skräften umschlossen bewegte sich der Zug durch die Stadt, den Abschluss bilde­ten 13 (!) Trans­port­wa­gen der Polizei. Zig Doku­men­ta­tion­strup­ps der Polizei mit Kam­eras filmten das gesamte Geschehen. Die von der Ein­sat­zleitung angekündigte „harte Lin­ie“ set­zte die Polizei Gott sei Dank nicht durch. Die Ver­anstal­tung ver­lief von bei­den Seit­en her gese­hen recht friedlich.

Ein Grund für die riesige Polizeiüber­ma­cht – auf der Hus­ter­höhe standen noch Polizeikräfte in Reserve – war im Grunde nicht erkennbar. Denn auch mit mas­siv­en Über­grif­f­en rechter Schläger rech­nete die Ein­sat­zleitung laut eigen­er Aus­sage nicht. Mögen die Parolen und die poli­tis­che Herkun­ft der Demo-Organ­isatoren auch krude und pro­voka­tiv sein: Die Ker­naus­sagen, dass die rechte und ultra­rechte Szene auch in Pir­masens immer fes­ter Fuß fasst, sind nachzu­vol­lziehen. Und das ist für Stadt und Region das eigentliche Prob­lem – und nicht eine Demo der Antifa gegen diese Entwicklung.

 

Pir­masenser Zeitung vom 18.03.06 — Rubrik Pirmasens

www.pirmasenser-zeitung.de/artikel/06/pirmasens/2006–03-18/3/index.php

 350 gegen Rechts

Bürg­er jeden Alters zeigen Nazis die kalte Schulter

Von PZ-Redak­tion­s­mit­glied David Betz

 

Ich freue mich so viele Bürg­er aller Gen­er­a­tio­nen begrüßen zu dür­fen“, traf Ober­bürg­er­meis­ter Dr. Bern­hard Math­e­is den Nagel auf den Kopf. Gestern trafen sich um 17 Uhr rund 350 Demon­stran­ten am Schloß­platz, um gegen Recht­sradikale und recht­es Gedankengut zu protestieren. Über­parteilich und Inter­essens­grup­pen über­schre­i­t­end trat­en die Pir­masenser geschlossen auf. Am Rande betrieben NPD-Mit­glieder und Neon­azis Stim­mungs­mache gegen die Demon­stra­tion und Personen.

So ver­wiesen alle Red­ner bei der Kundge­bung darauf, dass nun eine Gren­ze gezo­gen wer­den müsse. Am Don­ner­stag Abend seien Zahire Sevilir, die Vor­sitzende des Aus­län­der­beirats, und Ingrid von Böhlen vom Senioren­beirat von einem Repub­likan­er wüst beschimpft wor­den. NPDler verteil­ten noch während der Ver­anstal­tung auf dem Schloß­platz ein Pam­phlet, in dem Dekan Dr. Michael Diener, der die Demo mit organ­isiert hat­te, verunglimpft wurde.

Dieser Umstand wurde auch von Diener direkt ange­sprochen. Er warf, unter Szene­nap­plaus, den Nazis vor, dass sie mit ihrer Hal­tung und ihren Forderun­gen abseits stün­den von ein­er sin­nvollen Lösung der sozialen Prob­lem. Sie ver­schärften sie nur noch. Die anwe­sende Bun­desvor­sitzende von Bünd­nis 90/ Die Grü­nen Clau­dia Roht gab ihm im Gespräch mit der PZ recht. Sie habe von Wirtschaftsvertretern in Sach­sen gehört, dass sich aus­ländis­che Fir­men nicht mehr so stark in Sach­sen engagierten, seit dort die NPD Einzug in den Land­tag gehal­ten habe.

Mitor­gan­isatorin Karo­la Strep­pel von der Ini­tia­tive Fre­und­schaft ver­wies auf die lange Tra­di­tion der Anti-Rechts-Aktio­nen in Pir­masens. Math­e­is for­mulierte es kurz und knapp. „Wir sagen hier und heute: Bis hier­her und nicht weit­er. Stopp! Es reicht“, so Math­e­is unter Applaus. Auch die Reden von Zahire Sevilir und Michael Diener verurteil­ten die Vorge­hensweise der Recht­en aufs Schärf­ste. Deut­lich wurde bei der Demon­stra­tion auch, dass die NPD ganz offen­sichtlich ihre Tak­tik bei öffentlichen Auftrit­ten geän­dert hat. Während vor eini­gen Jahren noch Bomber­jack­en und Mil­itärstiefel das Bild der Nazis bes­timmten, so waren gestern zwei aku­rat gek­lei­dete Män­ner, ein­er mit einem beachtlichen Schnäuzer samt Seit­en­schei­t­el, unter­wegs und verteil­ten ihre Pro­pa­gan­damit­tel. Unter den Zuhör­ern befan­den sich etliche Rechte in ziv­il, die die Bevölkerung mit NPD-Kalen­dern und Flug­blät­tern ver­sorgten. An der Schloßtreppe hat­te sich außer­dem eine kleine Gruppe von Neon­azis aus dem Zweibrück­er Raum einge­fun­den. Um den Zweibrück­er Recht­en Detlev Walk scharten sich die eben­falls bekan­nten Glatzköpfe im Skin­head-Look vom „Nationalen Wider­stand Zweibrück­en“. Mit Mobil­tele­fon und Gesprächen sorgten die Partei­funk­tionäre dafür, dass diese auch dort ver­har­rten, offen­sichtlich damit in der Öffentlichkeit kein schlecht­es Bild von der NPD entsteht.

Die Demon­stran­ten hinge­gen ignori­erten die Skins und san­gen zusam­men mit den Churchies das zeit­lose „We shall over­come“ und Bob Dylans „Blowin in the wind“. Am Ende waren die Organ­isatoren zufrieden. Ein Zeichen war geset­zt. Welch­es Zeichen heute geset­zt wird, darüber kann man nur spekulieren. Für heute ist von 13.30 bis 18 Uhr eine Demo der Antifa in Pir­masens geplant. Vom Bahn­hof aus will die Gruppe auf den Schloß­platz ziehen und dort eben­falls gegen die Neon­azis demon­stri­eren. Der Rück­weg soll über den Exe und die Gärt­ner­straße wieder zum Bahn­hof führen. Ob es zu Auseinan­der­set­zun­gen kom­men wird, ist schw­er abzuschätzen. Nach Recherchen der PZ find­en heute in der Region auch drei Großver­anstal­tun­gen rechter Grup­pen statt. Denkbar sind dabei nach Mei­n­ung von Experten zwei Szenar­ien: Entwed­er heißt das, dass die Demo nicht gestört wird, weil die Recht­en nicht da sind. Oder sie sam­meln sich und kom­men bewusst nach Pir­masens, was wohl zu mas­siv­en Auseinan­der­set­zun­gen mit der nicht ger­ade gewaltscheuen Antifa führen würde. Die Pir­masenser Polizei schließt nach Angaben eines Sprech­ers von gestern Abend Auss­chre­itun­gen heute Nach­mit­tag nicht aus. Wohl auch deshalb ist seit Don­ner­stag ein Wasser­w­er­fer­wa­gen in der Stadt stationiert.

 

Mei­n­ung

Null Tol­er­anz!

Von David Betz

Toll, dass gestern bei der Demo gegen Rechts Bürg­er jeden Alters und Vertreter aller Parteien anwe­send waren. Lei­der aber auch NPD-Mit­glieder die ihr abscheulich­es Pam­phlet gegen Dr. Michael Diener verteil­ten. Und am Rande kon­nten auch einige Skin­heads beobachtet werden.

Die braunen Brüder wer­ben für die Land­tagswahl mit Slo­gans wie „Null Tol­er­anz“. Diesen Slo­gan muss man aber vor allem auf diese Grup­pen anwen­den. Es darf ihnen nicht erlaubt wer­den, ihre dumpfen Parolen zu grölen. Denn wenn Mei­n­ungsäußerung in Hass, Gewalt und Ver­ach­tung gegenüber Men­schen – egal ob Aus­län­der oder nicht – umschlägt, dann ist das keine freie Mei­n­ungsäußerung mehr, die unter dem Schutz des Gurndge­set­zes ste­ht, son­dern es ist Volksver­het­zung – und die ist verboten.

Man muss sich klar machen, dass die NPD, die DVU und andere rechte Grup­pen nicht ein­fach nur ein Haufen von Spin­nern sind. Unter der per­fek­ten Pla­nung von Peter Marx, der auch in Sach­sen und im Saar­land für die erschreck­enden Wahler­folge der NPD ver­ant­wortlich war, hat sich die rechte Szene zu ein­er gut ver­net­zten Organ­i­sa­tion entwick­elt, die es nun zu bekämpfen gilt. Wehret den Anfän­gen! Wir dür­fen nicht wegschauen, wenn vor Schulen offen um die Kinder und Jugendlichen gewor­ben wird. Wir dür­fen nicht weghören, wenn am Stammtisch auf Aus­län­der geschimpft wird. Und vor allem dür­fen wir nicht vergessen, dass von den Recht­en eine große Gefahr aus­ge­ht. Immer geschick­ter ver­suchen sie sich als harm­los und ser­iös darzustellen und immer mehr Men­schen fall­en auf diese miese Masche here­in. Deshalb soll­ten wir alle bei den anste­hen­den Land­tagswahlen dafür sor­gen, dass das Konzept der ewig Gestri­gen in Rhein­land-Pfalz nicht aufgeht.

 

Pub­lika­tion: DIE RHEINPFALZ

Region­alaus­gabe: Pir­masenser Rundschau

Datum: Nr.66

Datum: Sam­stag, den 18. März 2006

 

Aufge­s­tanden gegen rechte Parolen

 Fast 350 Men­schen nehmen an Kundge­bung vorm Alten Rathaus teil — Für Demokratie und Toleranz

 

Demokratie ist wehrhaft: Gestern Nach­mit­tag fan­den sich vorm Alten Rathaus fast 350 Bürg­er und Repräsen­tan­ten unter­schiedlich­er Parteien, Ver­bände und Organ­i­sa­tio­nen zusam­men, um gegen die zunehmende rechte Gewalt und gegen rechte Parolen zu demon­stri­eren. Musikalisch begleit­et wurde die Kundge­bung von der Gospel­gruppe „Churchies”.

Es ist wieder soweit, dass die Angst vor dem Frem­den, Unbekan­nten geschürt und der Volk­sego­is­mus bedi­ent wird”, stellte Dekan Michael Diener mit Blick auf die Wahlplakate rechter Parteien fest. Wer aber auf diese Weise die Men­schen polar­isiere und manip­uliere, der ver­stelle den Weg zu tragfähi­gen gesamt­ge­sellschaftlichen Lösun­gen und trage die Ver­ant­wor­tung dafür, dass die Gewalt­bere­itschaft, ger­ade auch unter Jugendlichen, steige. „Wir leben in ein­er Region gewaltiger sozialer Prob­leme, das wis­sen wir alle. Es ist in meinen Augen ein Skan­dal, dass rechts­gerichtete Parteien und Organ­i­sa­tio­nen genau deshalb glauben, bei uns leicht­es Spiel zu haben.”

Wer sich zur Wehr set­ze, werde ganz schnell zur Zielscheibe, sagte Diener mit Ver­weis auf eine Erk­lärung der *NPD *, die den Dekan als „Rädels­führer” der gestri­gen Kundge­bung verunglimpfte und ihm „anti­demokratis­che Umtriebe” vor­warf. Diener rief zum Wider­stand gegen solche Parolen auf: „Es kann nicht sein, dass wir ohne öffentlichen Wider­spruch der Dem­a­gogie der Recht­en die Straßen und Plätze unser­er Stadt und unser­er Dör­fer über­lassen.” Der Dekan bat die Bevölkerung, den Vere­in­facher­ern nicht zu glauben, die Stim­mungen bedi­en­ten auf Kosten der Würde und zunehmend auch auf Kosten der kör­per­lichen Unversehrtheit von Mitbürgern.

Wir ste­hen in Pir­masens für Tol­er­anz und Mei­n­ungs­frei­heit”, sagte Ober­bürg­er­meis­ter Bern­hard Math­e­is. Die Gren­ze sei aber dort erre­icht, wo Intol­er­anz gepredigt werde, wo einzelne Indi­viduen gebrand­markt wer­den. Es sei deshalb Auf­gabe der Demokrat­en, gemein­sam aufzuste­hen und den Recht­sex­tremen zu sagen: stopp, bis hier­her und nicht weit­er. Es freue ihn, so Math­e­is, dass an der gestri­gen Kundge­bung viele Men­schen aus allen Gen­er­a­tio­nen teilgenom­men haben.

Karo­la Strep­pel von der Ini­tia­tive Fre­und­schafts­fest forderte ein aktives Miteinan­der gegen die Het­ze gegen aus­ländis­che Mit­bürg­er. Ihre Erfahrung: „Rechte Aktiv­itäten nehmen mas­siv zu.” Beispiel­sweise sei im Senioren­beirat die Vor­sitzende Ingrid von Böhlen beschimpft wor­den, weil der Senioren­rat die „Pir­masenser Erk­lärung” unterze­ich­net habe. Beispiel­sweise habe Dekan Michael Diener besagtes Pam­phlet der *NPD *erhal­ten.

Mit dem mul­ti­kul­turellen Fre­und­schafts­fest hät­ten die Pir­masenser schon seit langem parteiüber­greifend Zeichen geset­zt gegen den Recht­sex­trem­is­mus, der ver­suche, Gewalt und Hass zu schüren gegen aus­ländis­che Mit­bürg­er. Strep­pel rief dazu auf, die „Pir­masenser Erk­lärung” zu unterschreiben.

Die Vor­sitzende des Aus­län­der­beirats, Zahire Sevilir, forderte, „die demokratis­chen Grun­dregeln aktiv und entschlossen gegen undemokratis­ches Gedankengut zu vertei­di­gen”. Die Men­schen in Pir­masens und in der Region soll­ten friedlich miteinan­der leben, nie­mand dürfe wegen sein­er Haut­farbe, sein­er Reli­gion oder sein­er Sprache bedro­ht und in Angst und Schreck­en ver­set­zt wer­den. An den Schulen, so Sevilirs Wun­sch, sollen die Kinder und Jugendlichen über den Extrem­is­mus und seine Fol­gen unter­richtet wer­den. Mit Blick auf die Land­tagswahlen am 26. März rief die Vor­sitzende des Aus­län­der­beirats dazu auf, zur Wahl zu gehen. Jede nicht abgegebene Stimme sei eine Stimme für Gewalt und Intoleranz.

Für den DGB Westp­falz forderte Franz Edinger dazu auf, Fremde in ihrer Eige­nart wahrzunehmen und zu akzep­tieren. Es sei Auf­gabe aller Men­schen aufzuste­hen und Gesicht zu zeigen für Demokratie und Tol­er­anz. (pr)

 

DIE RHEINPFALZ / Zweibrück­er Rund­schau / Mon­tag, den 06. März 2006

 

Linke machen gegen *NPD *mobil

 PIRMASENS: Demo-Anmel­dung für 18. März

 

Am 18. März demon­stri­eren linke Grup­pen, die von Ver­fas­sungss­chützern teil­weise dem autonomen Spek­trum zuge­ord­net wer­den, in Pir­masens gegen die *NPD *. Sie sehen die Süd­westp­falz als neuen recht­sex­trem­istis­chen Knoten­punkt von lan­desweit­er Bedeu­tung. Mehr als 200 Demon­stran­ten erwarten die Ver­anstal­ter aus Mainz, dem Saar­land, Koblenz und Landau.

Ver­anstal­ter sind “Antifa”-Gruppen aus Rhein­land-Pfalz und dem Saar­land. Pir­masens sei Demon­stra­tionsort, da hier ihrer Mei­n­ung nach die lan­desweite Wahlkampfzen­trale der *NPD *betrieben wird. Der *NPD *-Wahlkampfleit­er habe in Pir­masens zu diesem Zweck ein Haus erwor­ben, so der Aufruf zur Demonstration.

Heike Umlauft vom Pir­masenser Presseamt bestätigte auf Anfrage, dass die Demon­stra­tion angemeldet ist. Eine Genehmi­gung für Ver­samm­lun­gen unter freiem Him­mel sei prinzip­iell nicht nötig, nur eine Anmel­dung müsse vor­liegen. Die Stadtver­wal­tung ste­he in engem Kon­takt zur Polizei, so Umlauft. Gründe für ein eventuelles Demo-Ver­bot seien nicht bekannt.

Die Demo wird um 13.30 Uhr am Haupt­bahn­hof begin­nen und von dort zum Schloss­platz ziehen, wo eine Zwis­chenkundge­bung geplant ist. Am Exerzier­platz folge eine weit­ere Kundge­bung. Der Demo-Zug ende voraus­sichtlich wieder am Hauptbahnhof.

Die “Antifa”-Szene wird von Ver­fas­sungss­chützern als “gewal­to­ri­en­tiert­er Link­sex­trem­is­mus” eingestuft. Zu einem der Ver­anstal­ter, der „Antifa Saar/Projekt AK”, ver­merkt der saarländische Ver­fas­sungss­chutz, dass deren Arbeitss­chw­er­punkt auf dem antifaschis­tis­chen Kampf liege als “Ein­treten für eine Über­win­dung des kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaftssys­tems als Wurzel des Faschis­mus”. Diesen “Kampf” führe die saar­ländis­che “Antifa” nicht immer friedlich, so der Ver­fas­sungss­chutzbericht. Angriffe auf “augen­schein­lich dem recht­en Spek­trum zuzurech­nende Per­so­n­en” in St. Ing­bert sowie mil­i­tante Störak­tio­nen gegen eine rechte Demon­stra­tion und Sachbeschädi­gun­gen am Auto eines *NPD *-Funk­tionärs ord­nen die Ver­fas­sungss­chützer der autonomen Szene im Saar­land zu, die von der “Antifa Saar” dominiert werde. In der Mehrzahl zählt der saar­ländis­che Ver­fas­sungss­chutz jedoch friedliche Aktiv­itäten wie Demon­stra­tio­nen und Infover­anstal­tun­gen in seinem Bericht über die “Antifa Saar” auf. (kka)

Redebeitrag auf der Antifaschistischen Demonstration am 06.11.2004 in Trier

Gegen Anti­semitismus und Volksstaat
Schon 100 Jahre vor der Wannseekon­ferenz forderte der Tri­er­er Karl Marx im Jahre 1848 “Krieg den deutschen Zustän­den”. Diese Forderung ist heute, 66 Jahre nach der Reich­s­pogrom­nacht und 15 Jahre nach dem Fall der Berlin­er Mauer, aktueller denn je. Offen ver­bal­isiert­er Anti­semitismus ist in Deutsch­land längst nicht mehr unschick­lich. Die Het­zre­den von Hohmann, Mölle­mann oder einem Mar­tin Walser haben den all­ge­mein herrschen­den Anti­semitismus wieder salon­fähig gemacht.
Die Ver­fechter der Schlussstrichde­bat­te, die wir am recht­en Stammtisch eben­so wie in Teilen der Linken find­en, üben jet­zt gemein­sam den Schul­ter­schluss zur deutschen Volks­ge­mein­schaft. Eine hal­luzinierende deutsche Volks­masse, die für ihr Fortbeste­hen eine Abgren­zung zu allem Frem­den, Jüdis­chen, benötigt, da sie wed­er eine gemein­same Geschichte noch eine geglück­te Rev­o­lu­tion zur Her­stel­lung ein­er Nation her­anziehen kann, braucht äußere Feinde wie auch Feinde im Inneren. Diese völkischen Mech­a­nis­men dienen einzig und allein den Apolo­geten der Blut- und Boden The­o­rie. Dieses Prinzip fand im Holo­caust seinen Höhep­unkt und ist im deutschen Staats­bürg­er­recht (Art.116 Grundge­setz) noch heute vertreten. Deutsche Iden­tität war und ist ohne Anti­semitismus nicht denkbar, seit Auschwitz wird es das auch in Zukun­ft nicht sein.
Wie jedoch lässt sich das Erstarken von Anti­semitismus im wiedervere­inigten Deutsch­land erklären?
In ihrem Streben nach Reha­bil­i­tierung und Nor­mal­isierung der eige­nen Geschichte fühlen sich die Deutschen, durch jüdis­ches Leben und jüdis­che Kul­tur immer wieder an die deutsche Ver­nich­tungspoli­tik erin­nert, gestört. Die Men­schen, die den indus­triellen Massen­mord in Auschwitz-Birke­nau, Sobi­bor, Maj­danek und all den anderen Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagern, über­lebt hat­ten sowie deren Nachkom­men wer­den zum Has­sob­jekt, ger­ade weil sie an die deutschen Täter und ihre Tat­en erinnern.

Das weltver­schwörerische Bild von den Juden ist alt. Anonyme Mächte, here­in­pro­jiziert in ein über­mächtiges “Weltju­den­tum”, das Großkap­i­tal oder Israel selb­st, ver­sucht­en die Deutschen zu denun­zieren, zu quälen und sich dabei zu bereichern.
So stil­isieren sich die Täter zu Opfern, und das neue deutsche Opfer­kollek­tiv kann das eigene Leid bekla­gen und Auschwitz vergessen. Bei der Denun­zierung der als ange­bliche Kriegsver­brechen ent­larvten Bombe­nan­griffe auf deutsche Großstädte ist kon­se­quenter­weise die Anerken­nung und Aufar­beitung der eige­nen Geschichte nur hin­der­lich. Deshalb muss der heimat­be­wusste Deutsche heute den Auf­s­tand proben. Bedenken sollte man dabei, dass der let­zte Auf­s­tand des deutschen Selb­st­be­wusst­seins in der indus­triellen Massen­ver­nich­tung von Mil­lio­nen Men­schen gipfelte.
Um weit­er am nationalen Mythos vom starken Volk zu basteln, wird dem 9. Novem­ber in großdeutsch­er Tra­di­tion als Tag des wiedervere­inigten Deutsch­lands gedacht; für die Erin­nerung an bren­nende Syn­a­gogen und den mar­o­dieren­den und mor­den­den Volksmob ist kein Platz mehr. Die Nacht vom 8. auf den 9.November 1938 war das offizielle Sig­nal zur größten Men­schen­ver­nich­tung in der Geschichte der Men­schheit. Bis Ende der 1980er Jahre markierte der 9.November einen Tag, der den Tätern von damals ihr Tun vor Augen hielt. Doch mit dem Fall der Mauer am 9.November 1989 bekam dieser Tag im kollek­tiv­en Gedächt­nis eine andere Bedeu­tung: Volks­fest­stim­mung löste unbe­quemes Erin­nern ab. Mit dem Ende der Berlin­er Mauer als Anfang vom Ende der DDR wurde der Grund­stein für ein neues deutsches Selb­st­be­wusst­sein gelegt.

Dies zeigt sich nicht zulet­zt durch das Tolerieren neo­faschis­tis­ch­er Grup­pen wie der soge­nan­nten “Freien Kam­er­ad­schaften” und der NPD, und das Trans­portieren ihrer men­schen­ver­ach­t­en­den Ide­olo­gie in die Mitte der Gesellschaft, sicht­bar für alle in den Wahler­fol­gen von NPD und DVU in diesem Jahr.
Beflügelt durch die hohen Stim­mgewinne bei den ver­gan­genen Land­tagswahlen forcieren die Neo­faschis­ten nun auch ganz offen ihr Konzept “Kampf um die Straße, die Köpfe und die Par­la­mente”. Der Schul­ter­schluss mit den nation­al­sozial­is­tis­chen “Freien Kam­er­ad­schaften” wird jet­zt auch ganz offen propagiert, kür­zlich wurde der vorbe­strafte Neon­azi Thorsten Heise auf dem NPD-Parteitag in Leine­felde in den Bun­desvor­stand gewählt. Die “Volks­front von rechts” aus NPD, DVU und den mil­i­tan­ten “Freien Kam­er­ad­schaften” ist eben­so besiegelt wor­den. Im Saar­land existiert mit der sog. “Kam­er­ad­schaft Saar­lautern” aus Saar­louis ein der aktivsten und bedeu­tend­sten Neon­azi­grup­pen im süd­west­deutsche Raum. Saar­louis­er Neon­azis melde­ten in diesem Jahr mehrere Aufmärsche sowohl inner­halb als auch außer­halb des Saar­lan­des an, so z.B. am 19.Juni im rhein­land-pfälzis­chen Alzey, mehrere Aufmärsche zwis­chen August bis Okto­ber im hes­sis­chen Oden­wald oder die Kundge­bun­gen im Sep­tem­ber hier in Trier.
Das Saar­land war 2004 Wahlkampf­schw­er­punkt der NPD, deren Bun­desvor­sitzen­der Udo Voigt für das Amt des Ober­bürg­er­meis­ters der Stadt Saar­brück­en kan­di­dierte. Der saar­ländis­che Lan­desvor­sitzende Peter Marx rang­iert in der partei­in­ter­nen Hier­ar­chie der NPD weit oben.

Die organ­isierte Rechte hat längst nicht mehr das anti­semi­tis­che Monopol, wenn sie es denn über­haupt je gehabt haben soll. Auch in vie­len “linken” Kreisen wird der zunehmende Anti­semitismus gerne ver­harm­lost oder mit­ge­tra­gen. Offen anti­semi­tis­che Posi­tio­nen äußern sich, nicht nur in großen Teilen der glob­al­isierungskri­tis­chen Bewe­gung, in antizion­is­tis­ch­er Kri­tik an Israel. Selb­ster­nan­nte Friedens­fre­unde und Weltverbesser­er machen den Staat Israel ver­ant­wortlich für das Scheit­ern der Frieden­sprozesse in Nahost. Das kleine Land Israel wird neben den USA als größte Gefahr für den Welt­frieden eingestuft. Dieser alltägliche Zus­tand anti­semi­tis­ch­er Angriffe erfordert eine radikale Kri­tik an eben den­jeni­gen, die nicht ver­ste­hen, dass Israel die einzige Kon­se­quenz ist, die aus Auschwitz zu ziehen war in ein­er Welt, die nicht bere­it war, Kon­se­quen­zen zu ziehen. Israel war und ist der einzige existierende Staat, dessen Staat­srä­son darin beste­ht, Jüdin­nen und Juden Schutz zu bieten, dass sich Auschwitz oder ähn­lich­es nicht wieder­hole. Nur ein stark­er Staat Israel kann dem anti­semi­tis­chen Ver­nich­tungswahn Gren­zen setzen.
Das Phänomen des Anti­semitismus in der bürg­er­lichen Gesellschaft lässt sich nur in der Über­win­dung der­sel­ben bekämpfen. Eine Emanzi­pa­tion der Deutschen als Deutsche vom Anti­semitismus ist nicht möglich, und so bleibt als einzig sin­nvolle Kon­se­quenz die Emanzi­pa­tion vom Deutschtum.
Für all diejeni­gen, die danach streben, in ein­er Gesellschaft zu leben, in der der Men­sch nicht länger als geknechtetes, ver­achtetes und ver­w­ert­bares Wesen existiert, kann die Kon­se­quenz daher nur eine seine: Krieg den deutschen Zuständen.
Deshalb: Kampf den deutschen Ver­hält­nis­sen — Gegen jeden Anti­semitismus und Antizionismus.

KONTAKT: www.antifa-saar.de.vu
e‑mail: antifasaar@yahoo.de

Presseerklärung zur Demonstration in Saarbrücken am 09.April 2005


160 Men­schen demon­stri­erten in Saar­brück­en gegen Neon­azis und rechte Gewalt

Über 160 vor­wiegend junge Men­schen beteiligten sich am Sam­stag Nach­mit­tag an ein­er Demon­stra­tion der Antifa Saar / Pro­jekt AK in der Saar­brück­er Innenstadt.

Nach dem Über­fall auf 4 junge Men­schen am frühen Son­ntag Mor­gen durch eine Gruppe von etwa 7–8 Saar­brück­er Neon­azis, bei dem ein junger Mann schw­er und 2 sein­er Begleit­er leicht ver­let­zt wur­den, und dem Über­griff zwei Wochen zuvor in Hom­burg rief die Antifa Saar / Pro­jekt AK für Sam­stag, den 09.April 2005 zu ein­er Demon­stra­tion unter dem Mot­to “Gegen die deutschen Zustände! NS-Struk­turen zer­schla­gen! Deutsche Ide­olo­gie angreifen nach Saar­brück­en auf. Ab 14 Uhr sam­melten sich die Demon­stra­tionsteil­nehmerIn­nen am Max-Ophüls-Platz, wo sich die Demon­stra­tion gegen 14:45 Uhr auf den Weg durch die Saar­brück­er Innen­stadt machte. Bis zu diesem Zeit­punkt hat­ten sich etwa 160 Men­schen dem Demon­stra­tionszug angeschlossen.

Am Brun­nen vor der Berg­w­erks­di­rek­tion in der Reichsstraße fand eine Zwis­chenkundge­bung mit Rede­beiträ­gen statt. Eine Red­ner­in der Aktion 3.Welt Saar wies auf die Zusam­men­hänge zwis­chen kap­i­tal­is­tis­chem Ver­w­er­tungs­denken und einem gesellschaftlichen Kli­ma, das Über­griffe von Neon­azis auf Men­schen, die sie als unnütz und unwert anse­hen, begün­stigt. Ein Sprech­er der Antifa St.Wendel ver­las anschließend einen Erfahrungs­bericht eines Men­schen, der Opfer eines Über­falls durch Neon­azis wurde.

Nach­dem die Zwis­chenkundge­bung been­det war, zog die Demon­stra­tion gegen 15:30 Uhr weit­er durch die Bahn­hof­s­traße zum St.Johanner Markt, wo die Abschlusskundge­bung stat­tfand. Hier wur­den zwei Rede­beiträge der Antifa Saar / Pro­jekt AK sowie der Jugen­dan­tifa St.Ingbert ver­lesen. Die Red­ner gin­gen auf das Mot­to der Demon­stra­tion ein und erk­lärten, was sie unter den “deutschen Zustän­den” ver­standen. Die Demon­stra­tion wurde gegen 16:30 Uhr beendet.

Unter­stützt wurde die Demon­stra­tion von fol­gen­den Grup­pen und Organisationen:
Jugen­dan­tifa St.Ingbert, Antifa St.Wendel, lif:t Tri­er, AGF Tri­er, Net­zw­erk Saar

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Presseerklärung zur angekündigten Demonstration am 09.04.2005

Erneuter Über­fall durch Neon­azis in Saar­brück­en — Demo in Saar­brück­en am 9.April 2005

Nach dem erneuten bru­tal­en Über­fall von Neon­azis auf junge Men­schen in Saar­brück­en kündigt die Antifa Saar / Pro­jekt AK für kom­menden Sam­stag, den 09.04.2005 um 14 Uhr eine Demon­stra­tion in der Saar­brück­er Innen­stadt an.

Nur 2 Wochen nach dem bru­tal­en Über­fall von 6 bewaffneten Neon­azis auf 3 BesucherIn­nen des Hom­burg­er Jugendzen­trums (die saar­ländis­chen Medi­en berichteten) über­fie­len in der Nacht von Sam­stag auf Son­ntag, den 03.04.2005 gegen 3:00 Uhr erneut mehrere Neon­azis eine Gruppe junger Men­schen in Saar­brück­en. Ein junger Mann wurde durch gezielte Tritte gegen den Kopf schw­er ver­let­zt, zwei zu Hil­fe eilende Fre­unde erlit­ten Schläge auf den Hin­terkopf, einem wurde ein Fin­ger gebrochen.
Da die Täter aus ein­er Gruppe von etwa 10 Neon­azis angrif­f­en, von denen ein­er sich dazu bekan­nte “stolz, ein deutsch­er Neon­azi” zu sein, und die Opfer sich klar gegen Neon­az­i­tum und Ras­sis­mus aussprachen, ste­ht die poli­tis­che Moti­va­tion für diesen Über­fall unzweifel­haft fest. Die Täter kön­nen dem Umfeld ein­er Saar­brück­er Neon­azikam­er­ad­schaft zugerech­net wer­den, die in das bun­desweit agierende Neon­azinet­zw­erk “Aktions­büro Saar” einge­bun­den ist.
Erneut grif­f­en saar­ländis­che Neon­azis Men­schen an, die sie als ihre Geg­n­er iden­ti­fizierten, und fügten ihnen schw­er­ste Ver­let­zun­gen zu. Dabei nah­men sie auch den Tod ihrer Opfer in Kauf, denn wer gezielt gegen Kopf und Schläfe eines auf dem Boden liegen­den Men­schen tritt, hat nichts anderes im Sinn.
Bun­desweit, aber auch im Saar­land, häufen sich die gewalt­samen Über­griffe von Neon­azis auf ihnen missliebige Men­schen, schwere Kör­per­ver­let­zun­gen und Bedro­hun­gen sind an der Tage­sor­d­nung, und immer häu­figer schreck­en die Täter auch vor Mord nicht mehr zurück. So wurde in Dort­mund am Oster­mon­tag erst ein 32jähriger Mann von einem 17jährigen Neon­azi erstochen.

Die Antifa Saar/Projekt AK ruft anlässlich dieses erneuten Über­falls auf zu ein­er Demon­stra­tion am Sam­stag, den 09. April 2005 um 14.00 Uhr unter dem Mot­to “Gegen deutsche Zustände! — NS — Struk­turen zer­schla­gen! — Deutsche Ide­olo­gie angreifen!”. Tre­ff­punkt ist der Max-Ophüls-Platz in Saarbrücken.

Grup­pen und Organ­i­sa­tio­nen, die die Demon­stra­tion unter­stützen wollen, kön­nen sich unter der e‑mail Adresse antifasaar@yahoo.de an uns wenden.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Saarbrücker Zeitung: “Klare Absage an NPD

Saar­brück­er Zeitung vom 29.03.2005

 

Klare Absage an NPD

 

von sz-mitar­beit­er daniel heintz

 Nach­dem eine Demon­stra­tion gegen Recht­sradikalis­mus am Oster­sam­stag in Hom­burg weit­ge­hend friedlich ver­lief, kam es einige Stun­den später zu ein­er Fes­t­nahme wegen eines Bran­dan­schlages auf ein Lokal.

 

Hom­burg. Etwa 300 Men­schen haben am Sam­sta­gnach­mit­tag in der Hom­burg­er Innen­stadt aus Anlass des Über­fall von der recht­en Szene zuge­ord­neten Jugendliche auf drei Besuch­er des Jugendzen­trum (AJZ) am Hom­burg­er Güter­bahn­hof am 18. März (wir berichteten) demon­stri­ert. Während die Demon­stra­tion friedlich ver­lief, kam es am Sam­stagabend an ein­er Gast­stätte in der Nähe des Autonomen Jugendzen­trums zu einem Zwis­chen­fall. Drei Jugendliche, die nach Angaben des Lan­deskrim­i­nalamtes mut­maßlich der Punker­szene zuzurech­nen sind, hat­te dort einen Brand­satz in eine leer ste­hende Garage in einem Gasthaus in der Kreuz­garten­straße geworfen.

Der Brand­satz richtete nach Angaben der Polizei durch das rasche Ein­greifen der Feuer­wehr keine größeren Schä­den an. Zwei der drei Täter kon­nten flücht­en. Ein 17-Jähriger, den die Polizei am Tatort fes­t­nahm, wurde dem Haftrichter vorge­führt. Der hier­bei erlassene Haft­be­fehl sei gegen Aufla­gen außer Vol­lzug geset­zt wor­den, so das Lan­deskrim­i­nalamt. Über weit­ere Hin­ter­gründe und das Motiv der Tat machte die Polizei mit Hin­weis auf weit­er laufende Ermit­tlun­gen bis gestern noch keine Angaben.

Zu der Demon­stra­tion am Sam­sta­gnach­mit­tag unter dem Mot­to “Gegen die deutschen Zustände — NS-Struk­turen zer­schla­gen — Deutsche Ide­olo­gie angreifen!” hat­te die Aktion Antifa Saar/Projekt AK unter anderem in Koop­er­a­tion mit dem Jugendzen­trum und antifaschis­tis­chen Grup­pen aus dem Saar­land und Rhein­land-Pfalz aufgerufen. Nach Angaben der Polizei und der Ver­anstal­ter ver­lief der Demon­stra­tionszug, der von einem großem Aufge­bot an Polizis­ten begleit­et wurde, ohne größere Zwis­chen­fälle. Wie der stel­lvertre­tende Leit­er des Polizeibezirks Saarp­falz, Richard Bauer, vor Ort mit­teilte, seien im Vor­feld der Demon­stra­tion und während der Ver­anstal­tung zwölf Platzver­weise aus­ge­sprochen wor­den. Fünf Jugendliche aus dem Umfeld der antifaschis­tis­chen Szene seien mit Schlag-Uten­silien wie Totschlägern angetrof­fen worden.

Eben­so aus dem Innen­stadt­bere­ich ver­wiesen wur­den mehrere Jugendliche, die der recht­sradikalen Szene zuge­ord­net wer­den. Sie hat­ten sich am Rande der Demon­stra­tion gezeigt, und für Unruhe gesorgt. Demo-Teil­nehmer woll­ten die Jugendlichen stellen, die Polizei ging sofort dazwis­chen. Einige der “Stören­friede” stiegen zu Beginn der Demon­stra­tion aus einem Lin­ien­bus, der aus Rich­tung Zweibrück­en kam, wo am Sam­stag eine Kundge­bung der Neon­azi-Szene stat­tfand (siehe unten).

 

Quelle: Saar­brück­er Zeitung, 29.03.05

Redebeitrag der Antifa Landau auf der Demonstration in Homburg — 26.März 2005

Auch wir, die Antifa Lan­dau, zeigen uns sol­i­darisch mit den Opfern des Über­griffes, der Aus­lös­er für diese Demon­stra­tion war. Doch nicht nur die bru­tale Gewalt, mir der hier auf offen­er Strasse Men­schen kör­per­lich ange­gan­gen wur­den, son­der eben auch die Umstände und Ursachen dieser Tat sind für uns der Anlass zu diesem Protest.

Sich­er ist dies kein Einzelfall, täglich wer­den Men­schen auf­grund ihrer Haut­farbe oder ihres poli­tis­chen Denkens, über­fall­en und ver­prügelt. Die Kausal­ität ist jedoch bes­timmt nicht bei den Opfern, son­dern klar bei den Tätern und dem gesellschaftlichen Kli­ma zu find­en, welch­es diesen erst einen gewis­sen Hand­lungsspiel­raum ermöglicht.

Wir leben in ein­er Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Durch das Weg­brechen der Sow­je­tu­nion und damit des einzi­gen Sys­tems, das in direk­ter Konkur­renz zum Kap­i­tal­is­mus stand, ver­lor sich auch der dadurch ent­standene Konkur­ren­z­druck. Bedin­gun­gen, die zur Abgren­zung gegenüber diesem Sys­tem ent­standen waren, ver­lieren ihre Legit­i­ma­tion und ste­hen frei zur Abschaf­fung. Es entste­ht nicht nur ein Kli­ma der sozialen Verun­sicherung, son­dern auch Bestre­bun­gen mit der deutschen Geschichte ins Reine zu kommen.

Geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Ten­den­zen erhal­ten einen nie da gewe­se­nen Auf­schwung, und sollen es ermöglichen, sowohl eine weltweite Wet­tbe­werb­s­fähigkeit, als auch eine nationale oder europäis­che Iden­tität zu schaf­fen, die der Konkur­ren­zfähigkeit zugrunde liegt.

Die Geschichte wird umgeschrieben.
Die öffentliche Rel­a­tivierung der Shoa, z.B. wenn im Zusam­men­hang, des geschmack­losen Gedenkens an deutsche Täter in Dres­den von einem “Bomben-Holo­caust” gesprochen wird, wie auch die Verk­lärung des 2.Welkrieges als europäis­chen Prozess, sind nur einzelne Ele­mente eines ger­ade durch die rot-grüne Regierung begün­stigten und sog­ar geförderten Geschichtsrevisionismus.
Eine Regierung, die durch die Jugend­tat­en einiger Pro­tag­o­nis­ten als selb­stre­dend antifaschis­tisch ver­standen wird, wird auch dann nicht kri­tisch hin­ter­fragt, wenn sie ver­sucht aus dem indus­triellen Massen­mord von Mil­lio­nen von Jüdin­nen und Juden eine his­torische Ver­ant­wor­tung abzuleit­en, die dann wieder zur Legit­i­ma­tion von Angriff­skriegen benutzt wird.

Durch klare Dom­i­nanz geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ch­er Ten­den­zen in den öffentlichen Medi­en und nicht nur dadurch des gesellschaftlichen Gesprächs, wird ein Kli­ma geschaf­fen, das nicht nur das Zutage-kom­men anti­semi­tis­ch­er Boden­sätze fördert, son­dern eben auch eine Stim­mung schafft in der Recht­sex­trem­is­ten wieder öffentlich in das aktuelle Tages­geschehen inte­gri­ert wer­den können.
Dafür sprechen eben nicht nur die jüng­sten Wahler­folge rech­tex­tremer Parteien, son­dern auch die zunehmende Wahrnehmung ihrer Ideen und Parolen in der Öffentlichkeit.
Die Strate­gie, Neon­azis auf ein­er poli­tisch-geisti­gen Ebene zu begeg­nen, wie dies z.B. der Ver­fas­sungss­chutz fordert ist in sich so lächer­lich, dass wir an dieser Stelle keine weit­eren Worte darüber ver­lieren wer­den. Dass damit aber die recht­sex­tremen Parteien indi­rekt unter­stützt wer­den, weil ihnen so ermöglicht wird ihre men­schen­feindlichen Parolen in der Öffentlichkeit zu ver­bre­it­en, scheint wohl nie­man­dem in den Sinn zu kommen.

Die zunehmende Gesellschafs­fähigkeit von neon­azis­tis­chem Gedankengut hat natür­lich auch Auswirkun­gen auf nicht par­la­men­tarisch organ­isierte Nazis.
Nicht nur rechte Infra­struk­tur erlebt eine unge­heuer­liche Verbesserung, son­dern auch im Denken der Recht­sex­tremen find­et eine Entwick­lung statt.
Wenn der Nazi-Opa öffentlich z.B. Rudolf Hess und damit den Nation­al­sozial­is­mus ver­her­rlichen darf, erlebt auch das Selb­st­be­wusst­sein der jün­geren Nazis eine Stärkung.
Denn nur in ein­er Gesellschaft, in der Recht­sex­treme nach kör­per­lichen Über­grif­f­en keine Kon­se­quen­zen und öffentliche Äch­tung befürcht­en müssen, ist es Neon­azis möglich in ein­er solchen Art und Weise in Erschei­n­ung zu treten.
Und eine Gesellschaft, die linksradikale Kri­tik ignori­ert, sowie antifaschis­tis­che Poli­tik krim­i­nal­isiert, spielt direkt den Nazis in die Hände.

Auch in Lan­dau sind wir als Gruppe direkt von dieser Krim­i­nal­isierung betrof­fen, als deren Aus­lös­er eine linksradikale Demon­stra­tion propagiert wird, die unter anderem eine rev­o­lu­tionären Per­spek­tive in der Öffentlichkeit posi­tion­ieren sollte.
Da wir diese Repres­sio­nen nicht taten­los hin­nehmen wer­den, rufen wir erneut zu ein­er Demon­stra­tion in Lan­dau auf. Diese wird unter dem Mot­to: “Rev­o­lu­tion statt Reak­tion, Gegen Repres­sion und Nazis”, am 21.Mai 2005 ab 15.00uhr stat­tfind­en. Tre­ff­punkt wird der Rathaus­platz sein.
Wir rufen euch alle auf an dieser Demon­stra­tion teilzunehmen und mit uns zusam­men unseren Unmut ein solch­es Kli­ma weit­er­hin zu ertra­gen kund zu tun, sowie erneut eine rev­o­lu­tionäre Per­spek­tive in die Öffentlichkeit.

Eskala­tion statt Deeskalation
Haut rein!

www.antifalandau.de.vu

Redebeitrag der CCP-Charlie Churchills Papagei auf der Demonstration in Homburg — 26.März 2005

Wenn ein­er mit den Worten “das ist mein Land” auf den Lip­pen jeman­den, den er als Volks­feind aus­find­ig gemacht hat, mit einem Schlag­stock minuten­lang mal­trätiert, wie vor 9 Tagen hier in Hom­burg geschehen, dann han­delt jen­er nicht bloß als aggres­siv­er Asozialer son­dern als Staats­bürg­er mit expliz­it poli­tis­chem Willen. Er han­delt in der Ahnung, dem Wis­sen oder dem Wun­sch, ein guter Deutsch­er zu sein. Er sieht und denkt sich als Avant­garde des Volk­skampfes mit dem Auf­trag, störende Ele­mente — wenn nicht zu beseit­i­gen — dann doch zumin­d­est kräftig einzuschüchtern. Für gewöhn­lich entlädt sich die Wut des rasenden Mobs an denen, die der nationalen Mis­sion nicht fol­gen kön­nen oder nicht fol­gen wollen und gle­ich­sam schut­z­los aus­geliefert sind. Solcher­lei Han­deln ist keines­falls bloß Psy­chopatholo­gie von Einzel­nen, son­dern Aus­druck gesellschaftlich­er Ten­denz. Ein­er Ten­denz die darin beste­ht indi­vidu­elle Inter­essen zugun­sten ein­er nationalen Welt­mis­sion des wiedervere­inigten Deutsch­lands endgültig aufzugeben. Man denke nur an den aktuell­sten Schrei deutsch­er Erweck­ungs­be­we­gung, der darin beste­ht, die massen­mörderische Nazi-Gen­er­a­tion als Opfer her­auszuputzen, um umso unbe­fan­gener den Platz an der Sonne beanspruchen zu kön­nen. Der Platz an der Sonne das ist langfristig nicht mehr Malle son­dern Welt­macht und zwar vor und gegen die USA. Wenn die sechs Dorf­nazis noch beim Ein­schla­gen auf das Opfer, auf das Selb­st­bes­tim­mungsrecht ihres “Volkes” pochen, dann han­deln sie nicht nur vor diesem gesellschaftlichen Hin­ter­grund. Die gesellschaftliche Struk­tur ist ihrem sub­jek­tiv­en Han­deln bere­its implizit.

Der deutsche Mob ist in Angele­gen­heit­en staatlich­er Rein­hal­tung meist noch etwas fein­füh­liger als der Staat selb­st. So ent­facht sich spon­tane Gewalt, die dem Sou­verän gewis­ser­maßen vor­greift. Immer dann wenn faschisierte Deutsche loss­chla­gen, wird an ihnen auch offen­bar, was der Nation-ist-geil-Zivilge­sellschaft imma­nent ist. Der Nation­al­is­mus braucht, um sich selb­st auf den Begriff brin­gen zu kön­nen, sein Gegen­prinzip, den inneren und äußeren Feind. Der Nation­al­is­mus hierzu­lande, der weniger auf Ver­fas­sung denn auf Blut und Boden grün­det, evoziert den inneren Volks­feind, wie das äußere Gegen­prinzip. Bei­des muss bekämpft wer­den. Während sich der Kampf der meis­ten Volksgenossen im aggres­siv­en Ger­aune über Schmarotzer, Aus­län­der und Juden, die das Unglück ange­blich ver­wal­ten, erschöpft, machen manche eben ernst und schla­gen zu. Zwis­chen Jugendzen­trum und Bahn­hof in Hom­burg wurde vor 10 Tagen zugeschla­gen, weil die Opfer als innere Zer­set­zer, als Ver­weiger­er iden­ti­fiziert wur­den. Die Methodik des Straßen­mobs ist alt­bekan­nt: eine Melange aus roher Gewalt und sex­u­al­isiertem Sadis­mus. Die Macht, die sie hat­ten, als sie eine junge Frau zwan­gen, ihr T‑Shirt mit dem Logo “gegen Nazis” auszuziehen, kommt so schnell nicht wieder, auch nicht das affek­tiv erhabene Gefühl, einen “Feind des Volkes” gewalt­sam diszi­plin­ieren zu kön­nen. Faschis­mus und sadis­tis­che Mach­tausübung sind zwei Seit­en ein­er Medaille, deren Prä­gung die Deutschen nach wie vor am besten beherrschen.

Warum fühlt sich jemand deutsch? Weil, wie es Joachim Bruhn for­muliert “der Einzelne nur als kap­i­tal­pro­duk­tives und staat­sloyales Sub­jekt von Belang ist, weil seine Exis­tenz für den Fort­gang des Betriebs her­zlich egal ist, weil seine all­seits gelobte “Iden­tität” nicht die seine ist und ganz im Gegen­teil davon abhängt, ob über­haupt und wozu er taugt, weil daraus sum­ma sum­marum fol­gt, dass seine “Anthro­polo­gie” nur in der jedem Einzel­nen ver­traut­en, all­ge­mein bekan­nten und genau darum kollek­tiv ver­drängten Angst davor wurzelt, sein­er ins­ge­samt längst geah­n­ten sozialen Über­flüs­sigkeit auch noch öffentlich über­führt zu wer­den — eben darum fühlt er sich genötigt, “ein Deutsch­er” zu sein”. Die kap­i­tale Verge­sellschaf­tung wirkt bis ins tief­ste Innere des faschis­tis­chen Sub­jek­ts. Ein guter Deutsch­er bringt — die eigene Nut­zlosigkeit und Erset­zbarkeit stets vor Augen — unbe­d­ingte Treue zum Staat sowie die totale Bere­itschaft zur pro­duk­tiv­en Plack­erei gle­icher­maßen mit, not­falls bis zum verrecken.

Die Empörung über NPD und beken­nende Nazis, die seit den neuer­lichen Wahler­fol­gen der Nazis eine Renais­sance der Anständi­gen erfährt, ste­ht zum völkischen Nation­al­is­mus wed­er im Wider­spruch, noch ist sie bloße Heuchelei. Wenn Kirche, Poli­tik, Gew­erkschaften oder Popi­dole den antifaschis­tis­chen Kampf gegen “Recht­sex­treme”, wie es so schön heißt, im Mund führen, dann ist dies ern­ste Sorge und zwar die Sorge ordentlich­er Staats­bürg­er um das Anse­hen von Volk und Vater­land im Aus­land, von dessen Blick man auf­grund wirtschaftlich­er und poli­tis­ch­er Kon­stel­la­tio­nen nicht gän­zlich befre­it ist. Nach­dem Auschwitz, um dessen Aus­maß die Täter in der post­nazis­tis­chen Gesellschaft sich am wenig­sten scherten, gle­ich­wohl ganz offiziell als His­to­rie abge­tan wird und eine linke Regierung es fer­tigge­bracht hat aus der deutschen Ver­nich­tungspoli­tik eine beson­dere Ver­ant­wor­tungs­fähigkeit für die Nachkom­men der Mörder zu kon­stru­ieren, ist nicht nur Polen (zumin­d­est) polit-ökonomisch wieder offen. Dies kon­nte nur gelin­gen, weil man fast der ganzen Welt Glauben machen kon­nte, aus dem Geschehenen gel­ernt zu haben. Beken­nende Nazis stören da nur, wenn sie, wie es die NPD tut, bruch­los an die NS-Ide­olo­gie anknüpfen und so die Erin­nerung an das ver­drängte Erbe der Massen­ver­nich­tung bewusst hal­ten. Man will wieder Stolzdeutsch­er sein, ohne ständig an die lästige Ver­gan­gen­heit erin­nert zu wer­den. “Das Bild vom guten, ordentlichen Volk der Deutschen wird nur noch von den braunen Glatzen gestört” schrieb die Freiburg­er ISF dazu schon vor 4 Jahren. Von Ver­gan­gen­heit will man nur etwas hören, wenn es um die Betrauerung der Opfer­ge­mein­schaft geht.

Fol­glich verkommt ein Antifaschis­mus, der fix­iert bleibt auf die NPD und deren außer­par­la­men­tarische Sturmtrup­pen wie freie Kam­er­ad­schaften oder spon­tan­er Mob zu ein­er moralis­chen Instanz inner­halb des gesellschaftlichen Ganzen, der die Mis­ere ver­dop­pelt und zusät­zlich ver­schleiert, anstatt sie kri­tisch zu durch­drin­gen. Ein wie auch immer organ­isiert­er Antifaschis­mus, der sich mit den gew­erkschaftlichen, kirch­lichen oder poli­tis­chen Apolo­geten Deutsch­lands gle­ich­tut und zur Förderung des All­ge­mein-Gewis­sens beiträgt, ist Teil des Prob­lems, obgle­ich die Lösung zeigefin­gernd ange­priesen wird. Die, die am meis­ten von NPD & Co reden, haben die begriff­s­los­es­te Kri­tik an ihr. Gäbe es keine NPD mehr, wovon sollte sich der nation­al­is­tisch-antizion­is­tis­che deutsche Demokraten­rest son­st abgren­zen? Wer die neuer­lichen Beiträge der Mehrheits­ge­sellschaft zu den Bom­bardierun­gen deutsch­er Städte von vor 60 Jahren betra­chtet, sich den gle­ichgeschal­teten Anti­amerikanis­mus und grassieren­den Anti­semitismus verge­gen­wär­tigt oder das tra­di­tion­sre­iche Ver­hält­nis der schaf­fend­en Deutschen zu ihrer Arbeit in den Blick nimmt, wird fest­stellen, dass die sug­gerierten Dif­feren­zen meist nur gradu­elle sind. Wer vom deutschen Gesamt­pro­jekt nicht spricht, sollte zum hiesi­gen Beken­ner-Faschis­mus schweigen.

Weil die Organ­isatoren der heuti­gen Demon­stra­tion genau dies nicht tun, son­dern von den deutschen Zustän­den, zumin­d­est ansatzweise sprechen, unter­stützen wir die heutige Demon­stra­tion. Sol­i­dar­ität gilt dem Fre­und und der Genossin, die vor 10 Tagen in Hom­burg zu Schaden gekom­men sind. Gute Besserung von dieser Stelle aus. Die schlichte Tat­sache, dass es hier meist organ­isierte oder spon­tan loss­chla­gende Faschis­ten sind, die immer wieder zu ein­er physis­chen Bedro­hung wer­den, bleibt, trotz der Kri­tik am Tra­di­tions-Antifaschis­mus, unbe­strit­ten. Unbe­strit­ten bleibt fol­glich auch die Notwendigkeit eines Selb­stschutzes, ger­ade auf dem “plat­ten Land”, in dem die Ent­bar­barisierung noch gründlich­er gescheit­ert ist, als in städtis­chen Gegenden.

Para­dox­er­weise scheint es allerd­ings ange­bracht, einen antifaschis­tis­chen Selb­stschutz nicht nur gegen “rechts” zu organ­isieren, son­dern auch gegen Anti­im­pe­ri­al­is­ten oder son­stige Antizion­is­ten, die sich bekan­nter­maßen vorzüglich als Linke definieren. Wieder allzu deut­lich wurde dies vor ca. 2 Wochen in Wien, als etwa 40 linke Volk­skämpfer eine Ver­anstal­tung der anti­deutschen Gruppe “cafe cri­tique” angrif­f­en und schließlich ver­hin­dern kon­nten. Dort wie in Hom­burg wur­den Leute kranken­haus­reif geschla­gen. Nicht nur wegen dieses jüng­sten Ereigniss­es son­dern wegen der the­o­retis­chen und poli­tis­chen Bankrot­terk­lärun­gen der Linken im All­ge­meinen, die am offen­sten in ihrem Ver­hält­nis oder for­mulierten Nicht-Ver­hält­nis zum Staat Israel zu Tage treten, gilt es die Begriff­sko­or­di­nat­en „rechts” ver­sus „links” radikal in Frage zu stellen, auch wenn die meis­ten hier Anwe­senden sich dem linken Spek­trum zuord­nen. „Was Besseres als die Linke find­et Ihr über­all” merk­te dazu die Redak­tion der Berlin­er Zeitschrift Bahamas an. Wie man sich als Einzelne oder Einzel­ner auch dazu ver­hält, was die Real­ität zeigt ist, dass “links” und “antifaschis­tisch” ganz unter­schiedliche Dinge sein können.

Eine emanzi­pa­torische Kri­tik, die zuvörder­st eine anti­deutsche zu sein hat, muss sich den Entwick­lun­gen ein­er sich total­isieren­den Gesellschafts­for­ma­tion auf Basis der krisen­haften Waren­pro­duk­tion stellen und den Faschis­mus begreifen, als eine sich homogenisierende Bewe­gung atom­isiert­er Sub­jek­te, denen noch der let­zte Rest Indi­vid­u­al­ität abge­ht. Kollek­tiv­er Wahn, dem die völkisch-anti­semi­tis­che Ide­olo­gie und die entsprechend mörderische Prax­is eingeschrieben ist, wird auch nicht bess­er, wenn seine Träger dem klas­sis­chen Antifa-Bild nicht entsprechen. Die Fest­stel­lung, dass es derzeit in erster Lin­ie islamistis­che Gotteskrieger sind, die den elim­i­na­torischen Anti­semitismus als prak­tis­ches Pro­gramm organ­isieren, ist eben­so Bestandteil dieser Erken­nt­nis wie die Notwendigkeit eines Bruch­es mit dem antizion­is­tis­chen und anti­amerikanis­chen Kon­sens der europäis­chen Friedens- oder Antiglob­al­isierungs­be­we­gung. Bei­des, die Inter­ven­tion gegen Islamis­mus und linken Anti­semitismus ein­er­seits und spez­i­fisch deutschem Nation­al­sozial­is­mus, wie man ihn in Städten wie Hom­burg noch live erleben und fürcht­en ler­nen kann ander­er­seits, schließen sich nicht aus, son­dern gehören zusam­men. Diesem Min­i­malanspruch hat sich eine antifaschis­tis­che Prax­is, die diesen Namen auch ver­di­ent, zu stellen! In diesem Sinne: Krieg den deutschen Zustän­den für den Kommunismus!