Heraus zum Frauenkampftag! Redebeitrag der Antifa Saar / Projekt AK zum Internationalen Frauenkampftag

Deutsch­land, 2005: Eine Frau wird mit drei Kopf­schüssen ermordet. Hatun Sürücü hat­te sich emanzip­iert von den streng religiösen Struk­turen, in denen sie aufgewach­sen war; sie hat­te ihr Kopf­tuch abgelegt und ihren Mann aus der Zwang­sheirat sowie ihre Fam­i­lie ver­lassen; sie hat sich gegen die islamis­che famil­iäre Tra­di­tion gestellt und begonnen ein selb­st­bes­timmtes Leben zu führen. Dafür wurde sie vor 15 Jahren, kurz vor ihrer Abschlussprü­fung als Elek­troin­stal­la­teurin, von ihrem Brud­er ermordet. Die Polizei hat­te Hatun Sürücüs Mel­dung wegen der Mord­dro­hun­gen gegen sie nicht ernst genommen.

Gewalt gegen – vor allem – emanzip­ierte Frauen spielt auch bei den vie­len recht­en Atten­tätern der let­zten Jahre eine Rolle. Das Tat­mo­tiv Frauen­hass wurde wenig beleuchtet, rück­te aber in den let­zten Monat­en und Wochen endlich mehr in den Blick. Und dabei ist es so offensichtlich:

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Klerikalfaschistischer Aufmarsch massiv gestört!

Am heuti­gen Sam­stag, den 16. Novem­ber 2019, gelang es einem Bünd­nis aus fem­i­nis­tis­chen, linken und antifaschis­tis­chen Grup­pen den recht­en Auf­marsch der soge­nan­nten „Pius Brüder“ zu stören.

Für 16 Uhr hat­te ein “Aktion­skom­mit­tee Chris­ten für das Leben — Aktion Leben e.V.“ zu einem Auf­marsch gegen das Recht auf Abtrei­bung aufgerufen. Maßge­blich mit­ge­tra­gen wird der jährlich stat­tfind­ende Auf­marsch von den “Pius-Brüdern” vom Saar­brück­er “Pri­o­rat St. Maria zu den Engeln”. Das Pri­o­rat ist Teil der anti­mod­er­nen und anti­semi­tis­chen „Priester­brud­er­schaft St. Pius X.“ (auch Pius-Brud­er­schaft). Die christlich-fun­da­men­tal­is­tis­che Organ­i­sa­tion will einen Gottesstaat auf Grund­lage der katholis­chen Lehre erschaf­fen, fiel in der Ver­gan­gen­heit immer wieder wegen anti­semi­tis­ch­er Äußerun­gen ihrer Vertreter_innen auf und lehnt das Recht auf sex­uelle Selb­st­bes­tim­mung von Frauen ab. Nicht zufäl­lig sollte ihre Demon­stra­tion daher Weit­er­lesen

Seebrücke Kundgebung am 19.1.2019 in Lebach

Zur Kundge­bung unter dem Mot­to „Ankom­men statt Abschieben!“ fan­den sich am Sam­stag Nach­mit­tag ca. 150 Men­schen auf dem Bitsch­er Platz ein, darunter Anwohner*innen und Bewohner*innen des Lagers Lebach, um gegen die Internierung von Men­schen im AnkERzen­trum Lebach zu protestieren. Aufgerufen hat­te die Ini­tia­tive See­brücke Saar, ein Bünd­nis von ver­schien­de­nen Einzelper­so­n­en sowie der Linksju­gend [’sol­id] Saar, Grüne Jugend Saar, Con­n­Act Saar, Finit, Antifa Saar / Pro­jekt AK und die Linke Liste — SDS.

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600 bei Demo gegen Ankerzentrum und für Seenotrettung!

Daher richt­en wir uns konkret an die Stadt Saar­brück­en: Erk­lären Sie laut und deut­lich, dass Saar­brück­en offen ist für Men­schen in Not und weisen Sie Ihre Behör­den an, nicht mitzu­machen bei der Internierung Geflüchteter und der Abschot­tung unser­er Gesellschaft.”

-Rede­beitrag der Antifa Saar / Pro­jekt AK

Wir freuen uns über die zahlre­iche Teil­nahme an der Demon­stra­tion vom 01. Sep­tem­ber gegen die Krim­i­nal­isierung, Ankerzen­tren und den gesellschaftlichen Recht­sruck. Auf Ini­tia­tive (Ini­tia­tive See­brücke Saar) von Con­n­Act Saar, der Grü­nen Jugend, der Antifa Saar Pro­jekt AK, Linke Liste und Linksju­gend ’sol­id Saar­land haben sich mehr als 400 Men­schen zunächst an der Europa­ga­lerie ver­sam­melt und sind dann auf einem Demon­stra­tionszug durch die Eise­bahn­straße und die Innen­stadt zum Innen­min­is­teri­um gezo­gen. Auf dem Weg vor­bei am Staat­sthe­ater und durch die Mainz­er Straße schloßen sich weit­ere Men­schen dem Demon­stra­tionszug an, sodass dieser auf etwa 600 Per­so­n­en anwuchs. Unseren Rede­beitrag, den wir auf Höhe des Mainz­er­straßen­festes hiel­ten doku­men­tieren wir im Fol­gen­den eben­so wie ein paar Artikel und Berichte:

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Dokumentation des Redebeitrages der Antifa Saar auf der Demonstration am 24.09.2011

Rede­beitrag der Antifa Saar Pro­jekt / AK anlässlich der Demon­stra­tion „20. Todestag von Samuel Yeboah – Demon­stra­tion gegen Ras­sis­mus und deutschen Nation­al­is­mus am 24.09.2011“ in Saarlouis.

[Rede­beitrag als PDF]

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Redebeitrag auf der Pro-Israel-Kundgebung in Marburg am 12.08.2006

Gruß­worte der Antifa Saar/Projekt AK am 12.08.2006 auf der Kundge­bung in Marburg

Einen schö­nen guten Tag wün­sch ich Euch hier und heute in Mar­burg im Namen der Antifa Saar. Wir möcht­en uns bei den Organ­isatorin­nen und Organ­isatoren der heuti­gen Kundge­bung bedanken, dass sie es angepackt haben mit klaren Worten Stel­lung zu nehmen.
Stel­lung für Israel und gegen die Mörder­ban­den von der Hisbollah.

Stel­lung gegen einen Frieden mit den­jeni­gen die see­len­ruhig vom Ter­ri­to­ri­um des Libanon den Juden­mord vor­bere­it­en und aus ihrem Ziel – der Ver­nich­tung Israels – keinen Hehl machen.

Stel­lung beziehen gegen diejeni­gen, die erst dann zur Friedens­fahne greifen, wenn Israel sich zur Wehr set­zt und die sich ins­ge­heim über jedes tote libane­sis­che Kind freuen, dass sie dann Israel auf die Liste set­zen kön­nen und dessen Leiche auf der näch­sten Friedens­de­mo pro­pa­gan­dis­tisch astrein auf Plakat­en präsen­tiert wer­den kann.

In Saar­brück­en find­et heute eine von der örtlichen Friedensini­tia­tive ini­ti­ierte Kundge­bung statt. Die Vor­bere­itungs­gruppe ließ im Vor­feld ver­laut­baren, dass neben ein­er Friedens- und eine Libanon­fahne auch die des Staates Israel gezeigt wer­den wird. Wir sind ges­pan­nt, ob sich dies gegenüber den­jeni­gen durch­set­zen lassen wird, die dem Aufruf fol­gen werden.
Denn anson­sten ist der Tenor des Aufrufes das übliche Geseiere vom israelis­chen Angriffskrieg.
Wir sind außer­dem ges­pan­nt, wie es den daheim gebliebe­nen Genossen erge­ht, die dort Flug­blät­ter verteilen wollen. Denn vor knapp drei Wochen fand schon ein­mal eine Demo in Saar­brück­en statt. Organ­isiert von einem uns bis dahin unbekan­nten Vere­in. „Für die Opfer des Krieges im Libanon“ – so oder so ähn­lich war das Mot­to der Demo und unsere Frage, ob es auch um die Opfer auf der israelis­chen Seite gehen würde, wurde expliz­it verneint.
400 Men­schen waren dem Aufruf gefol­gt. Drei Fre­unde, die die Fahne Israels zeigten wur­den von einem etwa 50köpfigen Mob ange­grif­f­en. Parolen wie „Juden raus!“ waren zu hören. Den dreien blieb nur die Flucht zu ergreifen und so kon­nten sie – im wahrsten Sinne des Wortes – mit einem blauen Auge davon kommen.

Inter­es­sant waren vor allem die Reak­tio­nen im Anschluss. Die Polizei sprach von den Israel­fre­un­den als Pro­voka­teure. Die Pha­lanx des anti­im­pe­ri­al­is­tis­chen Restes in Saar­brück­en- die Orts­gruppe der bun­desweit­en Ini­tia­tive Lib­er­tad! – kündigte uns die ohne­hin schon seit Jahren nicht mehr vorhan­dene Zusam­me­nar­beit auf. Auf unser­er Home­page waren Gäste­buchein­träge zu lesen wie „Gut – dass ihr endlich mal aufs Maul bekom­men habt ihr Judenknechte“.

Wir erhiel­ten aber auch einige Sol­i­dar­itäts­bekun­dun­gen die uns Mut gemacht haben. Über­griffe dieser Art wur­den in den näch­sten Tagen auch aus anderen Städten bekannt.

Wir wün­schen Euch hier in Mar­burg und denen die aus anderen Städten gekom­men sind viel Durchhaltevermögen.

Wir wün­schen der israelis­chen Armee einen schnellen und nach­halti­gen Erfolg gegen die His­bol­lah und dass es gelingt weitest möglich die von der His­bol­lah als Schutzschild miss­brauchte Zivil­bevölkerung herauszuhalten.

Sol­i­dar­ität mit Israel !

ANTIFA SAAR / PROJEKT AK 

Verhinderter Redebeitrag der Antifa Saar / Projekt AK zu den Aufmärschen am 1.Juli 2006

[Willkom­men in Merzig, der „Stadt mit mehr Möglichkeiten“]
Während die meis­ten Leute hier eine oder mehrere der vielzäh­li­gen Ver­anstal­tun­gen, die die Stadt Merzig dem geneigten Besuch­er heute dar­bi­etet, besuchen oder sich ein­fach nur am schö­nen Wet­ter in dieser net­ten saar­ländis­chen Kle­in­stadt erfreuen wollen, marschieren ein paar hun­dert Meter weit­er Alt- und Neon­azis durch die Straßen von Merzig. Während also diese Leute, ganz in der Tra­di­tion ihrer Eltern- und Großel­tern­gener­a­tion, für eine Poli­tik auf­marschieren, die schon vor 70 Jahren einen bis dato nie dagewe­se­nen Zivil­i­sa­tions­bruch und die indus­trielle Massen­ver­nich­tung von Mil­lio­nen von Men­schen bedeutet hat, fällt der Lan­drätin des Kreis­es Merzig-Wadern nichts besseres ein, als eine geplante Gegenkundge­bung, die sich expliz­it gegen den Auf­marsch der Neo-Nation­al­sozial­is­ten um das so genan­nte „Aktions­büro Saar“ aus Saar­louis und den NPD Lan­desver­band Saar richt­en sollte, kurz­er­hand zu ver­bi­eten und organ­isierten antifaschis­tis­chen Protest am 1.Juli in Merzig für ille­gal zu erk­lären. Der Ver­such der Lan­drätin, die Stadt an diesem schö­nen son­ni­gen Sam­stag poli­tik- und wider­spruchs­frei zu hal­ten, ist nach einem Ver­wal­tungs­gericht­surteil, das das anfänglich aus­ge­sproch­ene Ver­bot des Nazi­auf­marsches für ungültig erk­lärte, gründlich miss­lun­gen. So hat die Stadt heute also noch eine Attrak­tion mehr zu bieten.

[Gute Deutsche und böse Nazis]
Nun sind der­gle­ichen Aufmärsche im wiedervere­inigten Deutsch­land längst die Regel und beim besten Willen keine Aus­nahme mehr; die Kampftrup­pen der neuen Nation­al­sozial­is­ten marschieren mal unter diesem, mal unter jen­em Mot­to all­wöchentlich durch irgen­deine deutsche Klein- oder Großs­tadt. Und all­wöchentlich regen sich Men­schen darüber auf. Die Gründe, warum sie dieses tun, sind jedoch bisweilen äußerst ver­schieden. Aktuell tobt mal wieder ein „Auf­s­tand der Anständi­gen“, aus­gelöst durch mehrere Medi­en­berichte über Mord- und Totschlagsver­suche deutsch­er Neon­azis an ihren wie auch immer für nicht­deutsch befun­de­nen Opfern, durch die Berlin­er Repub­lik und es gehört zur ober­sten Staats­bürg­erpflicht, gegen die Nazis zu sein. Hin­ter der öffentlich vor­ge­tra­ge­nen Empörung der Repräsen­tan­ten der ren­ovierten und geläuterten Berlin­er Repub­lik, seien es nun Funk­tionäre der staat­stra­gen­den Parteien, der Gew­erkschaften oder der Amt­skirchen, ste­ht jedoch vor allem die Angst um den eige­nen Stan­dort und dessen Anse­hen in der übri­gen Welt, ger­ade jet­zt wo doch die ganze Welt zu Gast bei Fre­un­den ist. Denn nichts schreckt die Baumeis­ter des welt­mach­tam­bi­tion­ierten Deutsch­lands mehr als die Möglichkeit, ein Investor aus dem Aus­land kön­nte wom­öglich seine Mitar­beit­er davor war­nen, bes­timmte Gegen­den Deutsch­lands zu betreten oder gar auf Investi­tio­nen ganz zu verzicht­en und lieber in ein Land zu gehen, wo No-Go-Areas für Nichtweiße noch nicht zum guten Ton gehören.
Diesem „Antifaschis­mus“, der in schwarz-rot-gold daherkommt und die Symp­tome zu ver­tuschen sucht, aber keineswegs auch nur gewil­lt ist, dem Prob­lem auf den Grund zu gehen, ver­wehren wir uns aus­drück­lich. Wir leg­en keinen Wert darauf, „Nazis raus!“ zu schreien, wenn es ger­ade ein­mal wieder aus Pres­tige- und Image-Grün­den für Deutsch­land von Vorteil erscheint und der Innen­min­is­ter medi­en­wirk­sam einem der zahllosen Opfer neon­azis­tis­ch­er Gewalt sein her­zlich­stes Mitleid ver­sichert, während Tag für Tag Men­schen gewalt­sam daran gehin­dert wer­den, nach Europa zu migri­eren und diejeni­gen, die es geschafft haben, wieder abgeschoben wer­den. Wir leg­en keinen Wert darauf, als antifaschis­tis­ches Feigen­blatt für ein deutsches Pro­jekt zu dienen, das sich mit dem ständi­gen Hin­weis auf seine Ver­gan­gen­heit und die Lehren, die es daraus gezo­gen zu haben vorgibt, anschickt, wieder zu ein­er Welt­macht, als moralis­ch­er wie mil­itärisch­er und wirtschaftlich­er Gegen­pol zu den USA, aufzusteigen. Eine Gesellschaft, die im Grunde die Forderun­gen der Neon­azis, die sich nicht zu Unrecht als Speer­spitze deutsch­er Volk­side­olo­gie begreifen, nur geschick­ter ver­packt alltäglich umset­zt, ist daher nicht Teil der Lösung, son­dern Teil des Problems.

[Warum gegen Nazis?]
Man kön­nte sich zurück­lehnen und diesen Som­mertag am Bag­gersee ver­brin­gen, mit der Gewis­sheit im Hin­terkopf, dass Nazis eben zu Deutsch­land gehören wie die Fliegen zur Scheiße. Es gibt sicher­lich tausend schönere Dinge, als sich immer wieder das Woch­enende mit irgendwelchen Nazis zu ver­sauen. Man kön­nte sie ein­fach ignori­eren und zuse­hen, dass man ihnen aus dem Weg geht und das Prob­lem damit für sich selb­st ad acta legt. Dass die NPD kurz vor der Machter­grei­fung stünde und das 4.Reich in greif­bar­er Nähe sei, würde wohl auch kaum jemand ern­sthaft behaupten wollen.
Dass es trotz­dem unab­d­ing­bar notwendig ist, Nazis jeglich­er Couleur offen­siv ent­ge­gen­zutreten, ste­ht für uns außer Frage. Deutsche Neon­azis sind eine per­ma­nente Gefahr für die kör­per­liche Unversehrtheit und Leben von Men­schen, die in den Augen dieser deutschesten aller Deutschen nicht deutsch genug, im schlimm­sten Falle sog­ar jüdisch sind. Mag man Neon­azis auch gerne als mar­gin­al­isierte Rand­gruppe darstellen, so sprechen die über 150 Todes­opfer der let­zten 15 Jahre und die tausenden Ver­let­zten eine andere Sprache. Dass die Gewalt durch Neon­azis gegen Nicht­deutsche, Juden, Linke, Kom­mu­nis­ten, Obdachlose etc. nicht etwa die Folge man­gel­nder Zukun­ftsper­spek­tiv­en mar­gin­al­isiert­er Jugendlich­er, Arbeit­slosigkeit und Langeweile ist, son­dern hand­feste Ide­olo­gie und poli­tis­ches Pro­gramm, müssen Men­schen, die von eben diesen Nazis als „Volks­feinde“ erkan­nt und eingestuft wer­den, Tag für Tag am eige­nen Kör­p­er erfahren.
Am heuti­gen Tag geht es darum, den Nazis dort, wo sie öffentlich auftreten, offen­siv ent­ge­gen­zutreten. Ein echter Antifaschis­mus, der diesen Namen auch ver­di­ent, geht selb­stver­ständlich auch darüber hin­aus. Doch dazu an ander­er Stelle mehr.

In diesem Sinne: Den Nazis den Saft abdrehen! Kein Friede mit Deutsch­land! Für den Kommunismus!
ANTIFA SAAR / PROJEKT AK (Juli 2006)

Redebeitrag auf der Antifaschistischen Demonstration am 06.11.2004 in Trier

Gegen Anti­semitismus und Volksstaat
Schon 100 Jahre vor der Wannseekon­ferenz forderte der Tri­er­er Karl Marx im Jahre 1848 “Krieg den deutschen Zustän­den”. Diese Forderung ist heute, 66 Jahre nach der Reich­s­pogrom­nacht und 15 Jahre nach dem Fall der Berlin­er Mauer, aktueller denn je. Offen ver­bal­isiert­er Anti­semitismus ist in Deutsch­land längst nicht mehr unschick­lich. Die Het­zre­den von Hohmann, Mölle­mann oder einem Mar­tin Walser haben den all­ge­mein herrschen­den Anti­semitismus wieder salon­fähig gemacht.
Die Ver­fechter der Schlussstrichde­bat­te, die wir am recht­en Stammtisch eben­so wie in Teilen der Linken find­en, üben jet­zt gemein­sam den Schul­ter­schluss zur deutschen Volks­ge­mein­schaft. Eine hal­luzinierende deutsche Volks­masse, die für ihr Fortbeste­hen eine Abgren­zung zu allem Frem­den, Jüdis­chen, benötigt, da sie wed­er eine gemein­same Geschichte noch eine geglück­te Rev­o­lu­tion zur Her­stel­lung ein­er Nation her­anziehen kann, braucht äußere Feinde wie auch Feinde im Inneren. Diese völkischen Mech­a­nis­men dienen einzig und allein den Apolo­geten der Blut- und Boden The­o­rie. Dieses Prinzip fand im Holo­caust seinen Höhep­unkt und ist im deutschen Staats­bürg­er­recht (Art.116 Grundge­setz) noch heute vertreten. Deutsche Iden­tität war und ist ohne Anti­semitismus nicht denkbar, seit Auschwitz wird es das auch in Zukun­ft nicht sein.
Wie jedoch lässt sich das Erstarken von Anti­semitismus im wiedervere­inigten Deutsch­land erklären?
In ihrem Streben nach Reha­bil­i­tierung und Nor­mal­isierung der eige­nen Geschichte fühlen sich die Deutschen, durch jüdis­ches Leben und jüdis­che Kul­tur immer wieder an die deutsche Ver­nich­tungspoli­tik erin­nert, gestört. Die Men­schen, die den indus­triellen Massen­mord in Auschwitz-Birke­nau, Sobi­bor, Maj­danek und all den anderen Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagern, über­lebt hat­ten sowie deren Nachkom­men wer­den zum Has­sob­jekt, ger­ade weil sie an die deutschen Täter und ihre Tat­en erinnern.

Das weltver­schwörerische Bild von den Juden ist alt. Anonyme Mächte, here­in­pro­jiziert in ein über­mächtiges “Weltju­den­tum”, das Großkap­i­tal oder Israel selb­st, ver­sucht­en die Deutschen zu denun­zieren, zu quälen und sich dabei zu bereichern.
So stil­isieren sich die Täter zu Opfern, und das neue deutsche Opfer­kollek­tiv kann das eigene Leid bekla­gen und Auschwitz vergessen. Bei der Denun­zierung der als ange­bliche Kriegsver­brechen ent­larvten Bombe­nan­griffe auf deutsche Großstädte ist kon­se­quenter­weise die Anerken­nung und Aufar­beitung der eige­nen Geschichte nur hin­der­lich. Deshalb muss der heimat­be­wusste Deutsche heute den Auf­s­tand proben. Bedenken sollte man dabei, dass der let­zte Auf­s­tand des deutschen Selb­st­be­wusst­seins in der indus­triellen Massen­ver­nich­tung von Mil­lio­nen Men­schen gipfelte.
Um weit­er am nationalen Mythos vom starken Volk zu basteln, wird dem 9. Novem­ber in großdeutsch­er Tra­di­tion als Tag des wiedervere­inigten Deutsch­lands gedacht; für die Erin­nerung an bren­nende Syn­a­gogen und den mar­o­dieren­den und mor­den­den Volksmob ist kein Platz mehr. Die Nacht vom 8. auf den 9.November 1938 war das offizielle Sig­nal zur größten Men­schen­ver­nich­tung in der Geschichte der Men­schheit. Bis Ende der 1980er Jahre markierte der 9.November einen Tag, der den Tätern von damals ihr Tun vor Augen hielt. Doch mit dem Fall der Mauer am 9.November 1989 bekam dieser Tag im kollek­tiv­en Gedächt­nis eine andere Bedeu­tung: Volks­fest­stim­mung löste unbe­quemes Erin­nern ab. Mit dem Ende der Berlin­er Mauer als Anfang vom Ende der DDR wurde der Grund­stein für ein neues deutsches Selb­st­be­wusst­sein gelegt.

Dies zeigt sich nicht zulet­zt durch das Tolerieren neo­faschis­tis­ch­er Grup­pen wie der soge­nan­nten “Freien Kam­er­ad­schaften” und der NPD, und das Trans­portieren ihrer men­schen­ver­ach­t­en­den Ide­olo­gie in die Mitte der Gesellschaft, sicht­bar für alle in den Wahler­fol­gen von NPD und DVU in diesem Jahr.
Beflügelt durch die hohen Stim­mgewinne bei den ver­gan­genen Land­tagswahlen forcieren die Neo­faschis­ten nun auch ganz offen ihr Konzept “Kampf um die Straße, die Köpfe und die Par­la­mente”. Der Schul­ter­schluss mit den nation­al­sozial­is­tis­chen “Freien Kam­er­ad­schaften” wird jet­zt auch ganz offen propagiert, kür­zlich wurde der vorbe­strafte Neon­azi Thorsten Heise auf dem NPD-Parteitag in Leine­felde in den Bun­desvor­stand gewählt. Die “Volks­front von rechts” aus NPD, DVU und den mil­i­tan­ten “Freien Kam­er­ad­schaften” ist eben­so besiegelt wor­den. Im Saar­land existiert mit der sog. “Kam­er­ad­schaft Saar­lautern” aus Saar­louis ein der aktivsten und bedeu­tend­sten Neon­azi­grup­pen im süd­west­deutsche Raum. Saar­louis­er Neon­azis melde­ten in diesem Jahr mehrere Aufmärsche sowohl inner­halb als auch außer­halb des Saar­lan­des an, so z.B. am 19.Juni im rhein­land-pfälzis­chen Alzey, mehrere Aufmärsche zwis­chen August bis Okto­ber im hes­sis­chen Oden­wald oder die Kundge­bun­gen im Sep­tem­ber hier in Trier.
Das Saar­land war 2004 Wahlkampf­schw­er­punkt der NPD, deren Bun­desvor­sitzen­der Udo Voigt für das Amt des Ober­bürg­er­meis­ters der Stadt Saar­brück­en kan­di­dierte. Der saar­ländis­che Lan­desvor­sitzende Peter Marx rang­iert in der partei­in­ter­nen Hier­ar­chie der NPD weit oben.

Die organ­isierte Rechte hat längst nicht mehr das anti­semi­tis­che Monopol, wenn sie es denn über­haupt je gehabt haben soll. Auch in vie­len “linken” Kreisen wird der zunehmende Anti­semitismus gerne ver­harm­lost oder mit­ge­tra­gen. Offen anti­semi­tis­che Posi­tio­nen äußern sich, nicht nur in großen Teilen der glob­al­isierungskri­tis­chen Bewe­gung, in antizion­is­tis­ch­er Kri­tik an Israel. Selb­ster­nan­nte Friedens­fre­unde und Weltverbesser­er machen den Staat Israel ver­ant­wortlich für das Scheit­ern der Frieden­sprozesse in Nahost. Das kleine Land Israel wird neben den USA als größte Gefahr für den Welt­frieden eingestuft. Dieser alltägliche Zus­tand anti­semi­tis­ch­er Angriffe erfordert eine radikale Kri­tik an eben den­jeni­gen, die nicht ver­ste­hen, dass Israel die einzige Kon­se­quenz ist, die aus Auschwitz zu ziehen war in ein­er Welt, die nicht bere­it war, Kon­se­quen­zen zu ziehen. Israel war und ist der einzige existierende Staat, dessen Staat­srä­son darin beste­ht, Jüdin­nen und Juden Schutz zu bieten, dass sich Auschwitz oder ähn­lich­es nicht wieder­hole. Nur ein stark­er Staat Israel kann dem anti­semi­tis­chen Ver­nich­tungswahn Gren­zen setzen.
Das Phänomen des Anti­semitismus in der bürg­er­lichen Gesellschaft lässt sich nur in der Über­win­dung der­sel­ben bekämpfen. Eine Emanzi­pa­tion der Deutschen als Deutsche vom Anti­semitismus ist nicht möglich, und so bleibt als einzig sin­nvolle Kon­se­quenz die Emanzi­pa­tion vom Deutschtum.
Für all diejeni­gen, die danach streben, in ein­er Gesellschaft zu leben, in der der Men­sch nicht länger als geknechtetes, ver­achtetes und ver­w­ert­bares Wesen existiert, kann die Kon­se­quenz daher nur eine seine: Krieg den deutschen Zuständen.
Deshalb: Kampf den deutschen Ver­hält­nis­sen — Gegen jeden Anti­semitismus und Antizionismus.

KONTAKT: www.antifa-saar.de.vu
e‑mail: antifasaar@yahoo.de

Redebeitrag der Antifa Landau auf der Demonstration in Homburg — 26.März 2005

Auch wir, die Antifa Lan­dau, zeigen uns sol­i­darisch mit den Opfern des Über­griffes, der Aus­lös­er für diese Demon­stra­tion war. Doch nicht nur die bru­tale Gewalt, mir der hier auf offen­er Strasse Men­schen kör­per­lich ange­gan­gen wur­den, son­der eben auch die Umstände und Ursachen dieser Tat sind für uns der Anlass zu diesem Protest.

Sich­er ist dies kein Einzelfall, täglich wer­den Men­schen auf­grund ihrer Haut­farbe oder ihres poli­tis­chen Denkens, über­fall­en und ver­prügelt. Die Kausal­ität ist jedoch bes­timmt nicht bei den Opfern, son­dern klar bei den Tätern und dem gesellschaftlichen Kli­ma zu find­en, welch­es diesen erst einen gewis­sen Hand­lungsspiel­raum ermöglicht.

Wir leben in ein­er Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Durch das Weg­brechen der Sow­je­tu­nion und damit des einzi­gen Sys­tems, das in direk­ter Konkur­renz zum Kap­i­tal­is­mus stand, ver­lor sich auch der dadurch ent­standene Konkur­ren­z­druck. Bedin­gun­gen, die zur Abgren­zung gegenüber diesem Sys­tem ent­standen waren, ver­lieren ihre Legit­i­ma­tion und ste­hen frei zur Abschaf­fung. Es entste­ht nicht nur ein Kli­ma der sozialen Verun­sicherung, son­dern auch Bestre­bun­gen mit der deutschen Geschichte ins Reine zu kommen.

Geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Ten­den­zen erhal­ten einen nie da gewe­se­nen Auf­schwung, und sollen es ermöglichen, sowohl eine weltweite Wet­tbe­werb­s­fähigkeit, als auch eine nationale oder europäis­che Iden­tität zu schaf­fen, die der Konkur­ren­zfähigkeit zugrunde liegt.

Die Geschichte wird umgeschrieben.
Die öffentliche Rel­a­tivierung der Shoa, z.B. wenn im Zusam­men­hang, des geschmack­losen Gedenkens an deutsche Täter in Dres­den von einem “Bomben-Holo­caust” gesprochen wird, wie auch die Verk­lärung des 2.Welkrieges als europäis­chen Prozess, sind nur einzelne Ele­mente eines ger­ade durch die rot-grüne Regierung begün­stigten und sog­ar geförderten Geschichtsrevisionismus.
Eine Regierung, die durch die Jugend­tat­en einiger Pro­tag­o­nis­ten als selb­stre­dend antifaschis­tisch ver­standen wird, wird auch dann nicht kri­tisch hin­ter­fragt, wenn sie ver­sucht aus dem indus­triellen Massen­mord von Mil­lio­nen von Jüdin­nen und Juden eine his­torische Ver­ant­wor­tung abzuleit­en, die dann wieder zur Legit­i­ma­tion von Angriff­skriegen benutzt wird.

Durch klare Dom­i­nanz geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ch­er Ten­den­zen in den öffentlichen Medi­en und nicht nur dadurch des gesellschaftlichen Gesprächs, wird ein Kli­ma geschaf­fen, das nicht nur das Zutage-kom­men anti­semi­tis­ch­er Boden­sätze fördert, son­dern eben auch eine Stim­mung schafft in der Recht­sex­trem­is­ten wieder öffentlich in das aktuelle Tages­geschehen inte­gri­ert wer­den können.
Dafür sprechen eben nicht nur die jüng­sten Wahler­folge rech­tex­tremer Parteien, son­dern auch die zunehmende Wahrnehmung ihrer Ideen und Parolen in der Öffentlichkeit.
Die Strate­gie, Neon­azis auf ein­er poli­tisch-geisti­gen Ebene zu begeg­nen, wie dies z.B. der Ver­fas­sungss­chutz fordert ist in sich so lächer­lich, dass wir an dieser Stelle keine weit­eren Worte darüber ver­lieren wer­den. Dass damit aber die recht­sex­tremen Parteien indi­rekt unter­stützt wer­den, weil ihnen so ermöglicht wird ihre men­schen­feindlichen Parolen in der Öffentlichkeit zu ver­bre­it­en, scheint wohl nie­man­dem in den Sinn zu kommen.

Die zunehmende Gesellschafs­fähigkeit von neon­azis­tis­chem Gedankengut hat natür­lich auch Auswirkun­gen auf nicht par­la­men­tarisch organ­isierte Nazis.
Nicht nur rechte Infra­struk­tur erlebt eine unge­heuer­liche Verbesserung, son­dern auch im Denken der Recht­sex­tremen find­et eine Entwick­lung statt.
Wenn der Nazi-Opa öffentlich z.B. Rudolf Hess und damit den Nation­al­sozial­is­mus ver­her­rlichen darf, erlebt auch das Selb­st­be­wusst­sein der jün­geren Nazis eine Stärkung.
Denn nur in ein­er Gesellschaft, in der Recht­sex­treme nach kör­per­lichen Über­grif­f­en keine Kon­se­quen­zen und öffentliche Äch­tung befürcht­en müssen, ist es Neon­azis möglich in ein­er solchen Art und Weise in Erschei­n­ung zu treten.
Und eine Gesellschaft, die linksradikale Kri­tik ignori­ert, sowie antifaschis­tis­che Poli­tik krim­i­nal­isiert, spielt direkt den Nazis in die Hände.

Auch in Lan­dau sind wir als Gruppe direkt von dieser Krim­i­nal­isierung betrof­fen, als deren Aus­lös­er eine linksradikale Demon­stra­tion propagiert wird, die unter anderem eine rev­o­lu­tionären Per­spek­tive in der Öffentlichkeit posi­tion­ieren sollte.
Da wir diese Repres­sio­nen nicht taten­los hin­nehmen wer­den, rufen wir erneut zu ein­er Demon­stra­tion in Lan­dau auf. Diese wird unter dem Mot­to: “Rev­o­lu­tion statt Reak­tion, Gegen Repres­sion und Nazis”, am 21.Mai 2005 ab 15.00uhr stat­tfind­en. Tre­ff­punkt wird der Rathaus­platz sein.
Wir rufen euch alle auf an dieser Demon­stra­tion teilzunehmen und mit uns zusam­men unseren Unmut ein solch­es Kli­ma weit­er­hin zu ertra­gen kund zu tun, sowie erneut eine rev­o­lu­tionäre Per­spek­tive in die Öffentlichkeit.

Eskala­tion statt Deeskalation
Haut rein!

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Redebeitrag der CCP-Charlie Churchills Papagei auf der Demonstration in Homburg — 26.März 2005

Wenn ein­er mit den Worten “das ist mein Land” auf den Lip­pen jeman­den, den er als Volks­feind aus­find­ig gemacht hat, mit einem Schlag­stock minuten­lang mal­trätiert, wie vor 9 Tagen hier in Hom­burg geschehen, dann han­delt jen­er nicht bloß als aggres­siv­er Asozialer son­dern als Staats­bürg­er mit expliz­it poli­tis­chem Willen. Er han­delt in der Ahnung, dem Wis­sen oder dem Wun­sch, ein guter Deutsch­er zu sein. Er sieht und denkt sich als Avant­garde des Volk­skampfes mit dem Auf­trag, störende Ele­mente — wenn nicht zu beseit­i­gen — dann doch zumin­d­est kräftig einzuschüchtern. Für gewöhn­lich entlädt sich die Wut des rasenden Mobs an denen, die der nationalen Mis­sion nicht fol­gen kön­nen oder nicht fol­gen wollen und gle­ich­sam schut­z­los aus­geliefert sind. Solcher­lei Han­deln ist keines­falls bloß Psy­chopatholo­gie von Einzel­nen, son­dern Aus­druck gesellschaftlich­er Ten­denz. Ein­er Ten­denz die darin beste­ht indi­vidu­elle Inter­essen zugun­sten ein­er nationalen Welt­mis­sion des wiedervere­inigten Deutsch­lands endgültig aufzugeben. Man denke nur an den aktuell­sten Schrei deutsch­er Erweck­ungs­be­we­gung, der darin beste­ht, die massen­mörderische Nazi-Gen­er­a­tion als Opfer her­auszuputzen, um umso unbe­fan­gener den Platz an der Sonne beanspruchen zu kön­nen. Der Platz an der Sonne das ist langfristig nicht mehr Malle son­dern Welt­macht und zwar vor und gegen die USA. Wenn die sechs Dorf­nazis noch beim Ein­schla­gen auf das Opfer, auf das Selb­st­bes­tim­mungsrecht ihres “Volkes” pochen, dann han­deln sie nicht nur vor diesem gesellschaftlichen Hin­ter­grund. Die gesellschaftliche Struk­tur ist ihrem sub­jek­tiv­en Han­deln bere­its implizit.

Der deutsche Mob ist in Angele­gen­heit­en staatlich­er Rein­hal­tung meist noch etwas fein­füh­liger als der Staat selb­st. So ent­facht sich spon­tane Gewalt, die dem Sou­verän gewis­ser­maßen vor­greift. Immer dann wenn faschisierte Deutsche loss­chla­gen, wird an ihnen auch offen­bar, was der Nation-ist-geil-Zivilge­sellschaft imma­nent ist. Der Nation­al­is­mus braucht, um sich selb­st auf den Begriff brin­gen zu kön­nen, sein Gegen­prinzip, den inneren und äußeren Feind. Der Nation­al­is­mus hierzu­lande, der weniger auf Ver­fas­sung denn auf Blut und Boden grün­det, evoziert den inneren Volks­feind, wie das äußere Gegen­prinzip. Bei­des muss bekämpft wer­den. Während sich der Kampf der meis­ten Volksgenossen im aggres­siv­en Ger­aune über Schmarotzer, Aus­län­der und Juden, die das Unglück ange­blich ver­wal­ten, erschöpft, machen manche eben ernst und schla­gen zu. Zwis­chen Jugendzen­trum und Bahn­hof in Hom­burg wurde vor 10 Tagen zugeschla­gen, weil die Opfer als innere Zer­set­zer, als Ver­weiger­er iden­ti­fiziert wur­den. Die Methodik des Straßen­mobs ist alt­bekan­nt: eine Melange aus roher Gewalt und sex­u­al­isiertem Sadis­mus. Die Macht, die sie hat­ten, als sie eine junge Frau zwan­gen, ihr T‑Shirt mit dem Logo “gegen Nazis” auszuziehen, kommt so schnell nicht wieder, auch nicht das affek­tiv erhabene Gefühl, einen “Feind des Volkes” gewalt­sam diszi­plin­ieren zu kön­nen. Faschis­mus und sadis­tis­che Mach­tausübung sind zwei Seit­en ein­er Medaille, deren Prä­gung die Deutschen nach wie vor am besten beherrschen.

Warum fühlt sich jemand deutsch? Weil, wie es Joachim Bruhn for­muliert “der Einzelne nur als kap­i­tal­pro­duk­tives und staat­sloyales Sub­jekt von Belang ist, weil seine Exis­tenz für den Fort­gang des Betriebs her­zlich egal ist, weil seine all­seits gelobte “Iden­tität” nicht die seine ist und ganz im Gegen­teil davon abhängt, ob über­haupt und wozu er taugt, weil daraus sum­ma sum­marum fol­gt, dass seine “Anthro­polo­gie” nur in der jedem Einzel­nen ver­traut­en, all­ge­mein bekan­nten und genau darum kollek­tiv ver­drängten Angst davor wurzelt, sein­er ins­ge­samt längst geah­n­ten sozialen Über­flüs­sigkeit auch noch öffentlich über­führt zu wer­den — eben darum fühlt er sich genötigt, “ein Deutsch­er” zu sein”. Die kap­i­tale Verge­sellschaf­tung wirkt bis ins tief­ste Innere des faschis­tis­chen Sub­jek­ts. Ein guter Deutsch­er bringt — die eigene Nut­zlosigkeit und Erset­zbarkeit stets vor Augen — unbe­d­ingte Treue zum Staat sowie die totale Bere­itschaft zur pro­duk­tiv­en Plack­erei gle­icher­maßen mit, not­falls bis zum verrecken.

Die Empörung über NPD und beken­nende Nazis, die seit den neuer­lichen Wahler­fol­gen der Nazis eine Renais­sance der Anständi­gen erfährt, ste­ht zum völkischen Nation­al­is­mus wed­er im Wider­spruch, noch ist sie bloße Heuchelei. Wenn Kirche, Poli­tik, Gew­erkschaften oder Popi­dole den antifaschis­tis­chen Kampf gegen “Recht­sex­treme”, wie es so schön heißt, im Mund führen, dann ist dies ern­ste Sorge und zwar die Sorge ordentlich­er Staats­bürg­er um das Anse­hen von Volk und Vater­land im Aus­land, von dessen Blick man auf­grund wirtschaftlich­er und poli­tis­ch­er Kon­stel­la­tio­nen nicht gän­zlich befre­it ist. Nach­dem Auschwitz, um dessen Aus­maß die Täter in der post­nazis­tis­chen Gesellschaft sich am wenig­sten scherten, gle­ich­wohl ganz offiziell als His­to­rie abge­tan wird und eine linke Regierung es fer­tigge­bracht hat aus der deutschen Ver­nich­tungspoli­tik eine beson­dere Ver­ant­wor­tungs­fähigkeit für die Nachkom­men der Mörder zu kon­stru­ieren, ist nicht nur Polen (zumin­d­est) polit-ökonomisch wieder offen. Dies kon­nte nur gelin­gen, weil man fast der ganzen Welt Glauben machen kon­nte, aus dem Geschehenen gel­ernt zu haben. Beken­nende Nazis stören da nur, wenn sie, wie es die NPD tut, bruch­los an die NS-Ide­olo­gie anknüpfen und so die Erin­nerung an das ver­drängte Erbe der Massen­ver­nich­tung bewusst hal­ten. Man will wieder Stolzdeutsch­er sein, ohne ständig an die lästige Ver­gan­gen­heit erin­nert zu wer­den. “Das Bild vom guten, ordentlichen Volk der Deutschen wird nur noch von den braunen Glatzen gestört” schrieb die Freiburg­er ISF dazu schon vor 4 Jahren. Von Ver­gan­gen­heit will man nur etwas hören, wenn es um die Betrauerung der Opfer­ge­mein­schaft geht.

Fol­glich verkommt ein Antifaschis­mus, der fix­iert bleibt auf die NPD und deren außer­par­la­men­tarische Sturmtrup­pen wie freie Kam­er­ad­schaften oder spon­tan­er Mob zu ein­er moralis­chen Instanz inner­halb des gesellschaftlichen Ganzen, der die Mis­ere ver­dop­pelt und zusät­zlich ver­schleiert, anstatt sie kri­tisch zu durch­drin­gen. Ein wie auch immer organ­isiert­er Antifaschis­mus, der sich mit den gew­erkschaftlichen, kirch­lichen oder poli­tis­chen Apolo­geten Deutsch­lands gle­ich­tut und zur Förderung des All­ge­mein-Gewis­sens beiträgt, ist Teil des Prob­lems, obgle­ich die Lösung zeigefin­gernd ange­priesen wird. Die, die am meis­ten von NPD & Co reden, haben die begriff­s­los­es­te Kri­tik an ihr. Gäbe es keine NPD mehr, wovon sollte sich der nation­al­is­tisch-antizion­is­tis­che deutsche Demokraten­rest son­st abgren­zen? Wer die neuer­lichen Beiträge der Mehrheits­ge­sellschaft zu den Bom­bardierun­gen deutsch­er Städte von vor 60 Jahren betra­chtet, sich den gle­ichgeschal­teten Anti­amerikanis­mus und grassieren­den Anti­semitismus verge­gen­wär­tigt oder das tra­di­tion­sre­iche Ver­hält­nis der schaf­fend­en Deutschen zu ihrer Arbeit in den Blick nimmt, wird fest­stellen, dass die sug­gerierten Dif­feren­zen meist nur gradu­elle sind. Wer vom deutschen Gesamt­pro­jekt nicht spricht, sollte zum hiesi­gen Beken­ner-Faschis­mus schweigen.

Weil die Organ­isatoren der heuti­gen Demon­stra­tion genau dies nicht tun, son­dern von den deutschen Zustän­den, zumin­d­est ansatzweise sprechen, unter­stützen wir die heutige Demon­stra­tion. Sol­i­dar­ität gilt dem Fre­und und der Genossin, die vor 10 Tagen in Hom­burg zu Schaden gekom­men sind. Gute Besserung von dieser Stelle aus. Die schlichte Tat­sache, dass es hier meist organ­isierte oder spon­tan loss­chla­gende Faschis­ten sind, die immer wieder zu ein­er physis­chen Bedro­hung wer­den, bleibt, trotz der Kri­tik am Tra­di­tions-Antifaschis­mus, unbe­strit­ten. Unbe­strit­ten bleibt fol­glich auch die Notwendigkeit eines Selb­stschutzes, ger­ade auf dem “plat­ten Land”, in dem die Ent­bar­barisierung noch gründlich­er gescheit­ert ist, als in städtis­chen Gegenden.

Para­dox­er­weise scheint es allerd­ings ange­bracht, einen antifaschis­tis­chen Selb­stschutz nicht nur gegen “rechts” zu organ­isieren, son­dern auch gegen Anti­im­pe­ri­al­is­ten oder son­stige Antizion­is­ten, die sich bekan­nter­maßen vorzüglich als Linke definieren. Wieder allzu deut­lich wurde dies vor ca. 2 Wochen in Wien, als etwa 40 linke Volk­skämpfer eine Ver­anstal­tung der anti­deutschen Gruppe “cafe cri­tique” angrif­f­en und schließlich ver­hin­dern kon­nten. Dort wie in Hom­burg wur­den Leute kranken­haus­reif geschla­gen. Nicht nur wegen dieses jüng­sten Ereigniss­es son­dern wegen der the­o­retis­chen und poli­tis­chen Bankrot­terk­lärun­gen der Linken im All­ge­meinen, die am offen­sten in ihrem Ver­hält­nis oder for­mulierten Nicht-Ver­hält­nis zum Staat Israel zu Tage treten, gilt es die Begriff­sko­or­di­nat­en „rechts” ver­sus „links” radikal in Frage zu stellen, auch wenn die meis­ten hier Anwe­senden sich dem linken Spek­trum zuord­nen. „Was Besseres als die Linke find­et Ihr über­all” merk­te dazu die Redak­tion der Berlin­er Zeitschrift Bahamas an. Wie man sich als Einzelne oder Einzel­ner auch dazu ver­hält, was die Real­ität zeigt ist, dass “links” und “antifaschis­tisch” ganz unter­schiedliche Dinge sein können.

Eine emanzi­pa­torische Kri­tik, die zuvörder­st eine anti­deutsche zu sein hat, muss sich den Entwick­lun­gen ein­er sich total­isieren­den Gesellschafts­for­ma­tion auf Basis der krisen­haften Waren­pro­duk­tion stellen und den Faschis­mus begreifen, als eine sich homogenisierende Bewe­gung atom­isiert­er Sub­jek­te, denen noch der let­zte Rest Indi­vid­u­al­ität abge­ht. Kollek­tiv­er Wahn, dem die völkisch-anti­semi­tis­che Ide­olo­gie und die entsprechend mörderische Prax­is eingeschrieben ist, wird auch nicht bess­er, wenn seine Träger dem klas­sis­chen Antifa-Bild nicht entsprechen. Die Fest­stel­lung, dass es derzeit in erster Lin­ie islamistis­che Gotteskrieger sind, die den elim­i­na­torischen Anti­semitismus als prak­tis­ches Pro­gramm organ­isieren, ist eben­so Bestandteil dieser Erken­nt­nis wie die Notwendigkeit eines Bruch­es mit dem antizion­is­tis­chen und anti­amerikanis­chen Kon­sens der europäis­chen Friedens- oder Antiglob­al­isierungs­be­we­gung. Bei­des, die Inter­ven­tion gegen Islamis­mus und linken Anti­semitismus ein­er­seits und spez­i­fisch deutschem Nation­al­sozial­is­mus, wie man ihn in Städten wie Hom­burg noch live erleben und fürcht­en ler­nen kann ander­er­seits, schließen sich nicht aus, son­dern gehören zusam­men. Diesem Min­i­malanspruch hat sich eine antifaschis­tis­che Prax­is, die diesen Namen auch ver­di­ent, zu stellen! In diesem Sinne: Krieg den deutschen Zustän­den für den Kommunismus!