Die Antifa Saar / Projekt AK wird sich nicht weiter an der Mobilisierung nach Heidelberg am kommenden Wochenende beteiligen. Der Grund hierfür liegt in einem durch die Veranstalter_innen ausgesprochenen sogenannten „Nationalfahnenverbot“. Als Unterzeichnerin der „Roadmap ‑Politische Mindeststandards gegen linken Antizionismus“ — zu deren Inhalten wir nach wie vor stehen – können wir weder für uns noch für diejenigen die mit einer Mobilisierung unserer Gruppe auch immer den Garant für die Einhaltung dieser politischen Mindeststandards verbinden, die Verantwortung übernehmen die Mobilisierung aufrecht zu erhalten.
Wir hoffen darauf mit der Antifaschistischen Initiative Heidelberg im Nachgang zu der Demo eine inhaltliche Diskussion zu der Thematik führen zu können, die im Vorfeld leider nicht möglich war.
Archiv der Kategorie: Veranstaltungen
Vortrag: Die extreme Rechte in Frankreich
Die extreme Rechte in Frankreich – ein Überblick
mit Bernard Schmid (Paris)
Freitag 27. Mai 2011 — 20.00 Uhr
N.N. Nauwieser Straße 19, Saarbrücken
Noch keine vier Jahre ist es her, dass diese Partei weitgehend totgesagt war: Seit 25 Jahren bei lokalen und überregionalen Wahlen erfolgsgewöhnt, war der extrem rechte Front National (FN) plötzlich in ein tiefes Loch gefallen. Nachdem seine Wahlergebnisse auf frankreichweiter Ebene über ein Jahrzehnt lang rund um die 15 Prozent lagen, erhielt er bei den Parlamentswahlen im Juni 2007 nur noch 4,3 % der Stimmen. Dadurch wurde auch eine Finanzkrise der Partei ausgelöst, da die staatliche Parteienfinanzierung in Frankreich sich nach den Parlamentswahlergebnissen der unterschiedlichen politischen Kräfte richtet. Weiterlesen
Still not loving police! Veranstaltung zur Anti-Repressionskampagne in Heidelberg
Still not loving police!
Infoveranstaltung mit Aktivist_innen aus Heidelberg zur aktuellen Anti-Repressionskampagne.
Freitag, 06. Mai 2011, 19.00 Uhr
Nauwies 19, Versammlungsraum (Hintergebäude)
Nauwieserstr. 19, Saarbrücken Weiterlesen
Antifa Saar zu Gast im saarländischen Landtag
Anhörung der Antifa Saar / Projekt AK im saarländischen Landtag
Am Montag, dem 18. April 2010 fand im saarländischen Landtag auf Einladung des Vorsitzenden des Innenausschuss Lothar Schnitzer (MdL, dieLinke) eine öffentliche Anhörung der Antifa Saar / Projekt AK zur Thematik „Private Sicherheitsdienste und deren Verstrickungen mit der Neonazi-Szene im Saarland“ statt.
Zu dieser Veranstaltung an einem für die saarländische Antifa doch eher ungewohnten Ort kam es aufgrund verschiedener Ereignisse des letzten Jahres. Weiterlesen
Vortrag über Frauen in der extremen Rechten
“Ohne Frauen funktioniert gar nichts mehr in der Szene”
Vortrag und Diskussion mit Andrea Röpke über die Rolle extrem rechter Frauen in Politik, Sippe und Erziehung
Mittwoch, 6.4.2011
19 Uhr
Frauenbibliothek Saar,
Bleichstraße 4, Saarbrücken
Eine gemeinsame Veranstaltung von Antifa Saar / Projek AK, Frauenbibliothek Saar, DGB Jugend Saar.
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Infoveranstaltung zu Dresden und anschließende Soliparty
Anlässlich des geplanten Naziaufmarschs in Dresden findet am 12.02.2011 in Saarbrücken eine Informationsveranstaltung mit den aktuellsten Infos rund um den Naziaufmarsch in Dresden statt. Anschließend gibts ne fette Soliparty mit toller Musik, netten Leuten und guter Stimmung. Die Einnahmen der Party dienen der Finanzierung des Busses nach Dresden. Das ganze findet im Philosophencafé an der Saarbrücker Uni statt.
Beginn der Infoveranstaltung ist 19 Uhr, die Party im Anschluss ca. 20 Uhr.
An diesem Abend könnt ihr auch Karten für den Bus kaufen.
Kommt alle zur Party, habt Spaß und unterstützt die Fahrt nach Dresden!
Buchvorstellung „Das ‚Großdeutsche Reich‘ und die Juden: Nationalsozialistische Verfolgung in den ‚angegliederten‘ Gebieten“
Das “Großdeutsche Reich” und die Juden: Nationalsozialistische Verfolgung in den “angegliederten” Gebieten
Buchvorstellung von und mit Jörg Osterloh
Montag, 17. Januar 2011, 20.00 Uhr
N.N. Nauwieser 19, Nauwieserstraße 19, Saarbrücken
Das Buch beleuchtet erstmals systematisch die antijüdische Politik in den vom NS-Staat zwischen 1935 und 1940 “angegliederten” Gebieten. Dazu zählten unter anderen die Saar, Österreich und das Memelgebiet wie auch Danzig-Westpreußen oder Luxemburg. Die Autoren untersuchen die Verfolgung in diesen Gebieten und ihre Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung: Welche Institutionen waren zu welchem Zeitpunkt für welche Maßnahmen verantwortlich? Wie verhielt sich die einheimische deutsche und nichtdeutsche Bevölkerung? Wie beeinflusste nicht zuletzt die Verfolgungspolitik die Bildung der von den Nationalsozialisten propagierten “Volksgemeinschaft”? Anstelle gleicher, von Berlin angeordneter Maßnahmen zeigen die Beiträge eigenständige Entwicklungen in den “angegliederten” Gebieten, die oftmals auf die antijüdische Politik im Reich zurückwirkten.
Dr. Jörg Osterloh (geb. 1967) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arbeitsbereichs Zeitgeschichtsforschung am Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt am Main. Er hat in Hannover Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Seine Promotion schrieb er in Dresden zum Thema “Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938–1945″. Weitere Veröffentlichungen von ihm umfassen u.a. “Ein ganz normales Lager. Das Kriegsgefangenen-Mannschaftslager 304″, “Zeithain bei Riesa/Sa. 1941–1945″ und “Flick. Der Konzern, die Familie, die Macht.”
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Heinrich Böll Stiftung Saar und CriThink!e.V.
„Gez. NSDAP, SA, SS – Der ‚Bund der Vertriebenen‘ und der Nationalsozialismus
Vortrag und Diskussion mit Erich Später
Mittwoch, 8.September 2010, 20 Uhr
N.N., Nauwieser Straße 19, Saarbrücken
Am 5. August 2010 inszenierte der „Bund der Vertriebenen“ (BdV) mit hoher Politprominenz und entsprechender Medienaufmerksamkeit einen Festakt im Stuttgarter Neuen Schloss. Gefeiert wurden „60 Jahre Charta der Heimatvertriebenen“, die 1950 in Stuttgart verkündet wurde.
Anlässlich dieses fragwürdigen Jubiläums informiert Erich Später, der 2005 mit dem Band „Kein Frieden mit Tschechien – Die Sudeten-deutschen und ihre Landsmannschaft“ eine umfangreiche Studie über die dominante Gruppe innerhalb der „Vertriebenen“ vorgelegt hat, über Geschichte und Personal des BdV. Gegründet von aktiven Nazis, die am Holocaust und den Verbrechen gegen Tschechen, Polen und viele andere Osteuropäer beteiligt waren, förderte der „Bund der Vertriebenen“ nach Kräften die Reintegration der NS-Eliten in die Nachkriegsgesellschaft und ihre alten Positionen. Auch heute noch hat er eine offene Flanke zur extremen Rechten und seine Vorsitzende Erika Steinbach (MdB, CDU) macht immer wieder mit aggressiven Auftritten gegen Polen von sich reden.
Die Politik der deutschen ‘Vertriebenen’ zielt dabei auf eine Umdeutung der historischen Fakten. Die deutschen Minderheiten aus den osteuropäischen Ländern werden, ungeachtet ihrer aktiven Teilnahme an Vernichtungskrieg und Holocaust, zu unschuldigen Opfern tschechischer, polnischer und russischer Grausamkeiten gemacht. Nicht zuletzt mit dem geplanten „Zentrum gegen Vertreibungen“ in Berlin sollen die Grenzen zwischen Opfern und Tätern unkenntlich gemacht werden.
Erich Später wird die Gründungsmythen der „Vertriebenen“, ihre personelle Verstrickung in Holocaust und Vernichtungskrieg, und ihre revisionistische Politik in der Nachkriegsbundesrepublik analysieren und ihre aktuellen Ziele in der bundesdeutschen Politik beleuchten.
Erich Später ist Historiker und schreibt für die Hamburger Zeitschrift konkret. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel und Aufsätze zur Geschichte der deutschen Minderheiten, des BdV und seiner Landsmannschaften sowie die beiden Bücher „Kein Frieden mit Tschechien” und „Villa Waigner. Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag 1939–45”.
Eine Veranstaltung von Antifa Saar / Projekt AK und CriThink! e.V.
Gesammelte Presseartikel zu den Naziaufmärschen in Saarlouis und Merzig am 1. Juli 2006
Gesammelte Presseartikel zu den Naziaufmärschen in Saarlouis & Merzig — 01.07.2006
(ältere Artikel weiter unten)
SR-online, Saartext
01.07.2006, abends
Saarlouis/Merzig: Rechte Demos ohne große Beteiligung
Eine angekündigte, gerichtlich gestattete Doppeldemonstration rechter Gruppen hat am Samstagnachmittag im Saarland stattgefunden. Nach Polizeiangaben nahmen daran etwa 50 Personen teil.
Nach einem Marsch durch Saarlouis versammelten sich die Demonstrationsteilnehmer in Merzig. Dort hielten sie eine Kundgebung ab.
Der Aufmarsch der rechten Gruppen war vom Oberverwaltungsgericht Saarlouis zugelassen worden. Eine Gegendemonstration linker Gruppen in Merzig war im Vorfeld vom Verwaltungsgericht untersagt worden.
20 cent
01.07.2006
Gericht erlaubt Nazi-Demo
Jetzt ist es endgültig: Die NPD darf am Samstag in Saarlouis demonstrieren. Das hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) des Saarlandes gestern entschieden.
Anfang Juni hatten die NPD und rechtsextreme Kameradschaften im Internet zu Demonstrationen am 1.Juli aufgerufen (20cent berichtete). Sie kündigten an: Um gegen den Kongo-Einsatz der Bundeswehr zu protestieren, wollen sie durch Saarlouis und Merzig ziehen. Sowohl die Landrätin des Landkreises Saarlouis, Monika Bachmann (56), als auch die des Kreises Merzig-Wadern, Daniela Schlegel-Friedrich, untersagten das. Dagegen klagte die NPD — und bekam Recht. Der Kreis Merzig-Wadern nahm das hin, Saarlouis erhob erneut Beschwerde. Der hat das OVG damit jetzt eine Absage erteilt. Fazit: In beiden Städten dürfen sie marschieren. In Merzig war eine Gegendemonstration geplant. Auch die hat das Gericht verboten.
Saarbrücker Zeitung
01.07.2006
Oberverwaltungsgericht genehmigt NPD-Demo
Saarlouis. Die für diesen Samstag in Saarlouis geplante NPD-Demonstration gegen den Bundeswehr-Einsatz im Kongo darf stattfinden. Das Oberverwaltungsgericht hat die Beschwerde des Landkreises Saarlouis gegen einen entsprechenden Entscheid des Verwaltungsgerichtes am Freitag abgewiesen. Zugleich hat das Verwaltungsgericht das Verbot einer Gegendemonstration gegen den an diesem Samstag geplanten Protestmarsch der NPD in Merzig bestätigt. pum
Welt Kompakt Saar
30.06.2006
Saarbrücker Zeitung
22.06.2006
Kreis Saarlouis verbietet NPD-Demo
Saarlouis/Merzig. Die Landrätin des Kreises Saarlouis, Monika Bachmann, hat gestern eine von der NPD angemeldete Demonstration am Samstag, 1. Juli, in Saarlouis verboten. In der Verfügung heißt es, die geplante Versammlung könne zu einer „konkreten Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“ führen. Zur Zeit der geplanten Demonstration werden in der Innenstadt zahlreiche Besucher erwartet, die die Viertelfinal-Spiele der Fußballweltmeisterschaft auf einem Großbildschirm verfolgen. Auch in Merzig will die NPD am selben Tag gegen den Bundeswehreinsatz im Kongo demonstrieren. Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich sagte gestern auf Anfrage, der Landkreis werde am Freitag entscheiden. Eine Ablehnung sei aber sehr wahrscheinlich.
Saarbrücker Zeitung
13.06.2006
Protest gegen NPD-Aufmärsche
Kundgebung der Antifa Saar — Parteien gegen Neonazis
Saarlouis/Merzig. Die saarländischen Antifaschisten wollen mit einer Kundgebung am Samstag, 1. Juli in Merzig gegen die geplanten NPD-Aufmärsche in Merzig und Saarlouis demonstrieren. Dies teilte am Dienstag der stellvertretende Pressesprecher der Antifa Saar, Alexander Breser, auf SZ-Anfrage mit. Einen entsprechenden Antrag werde man noch in dieser Woche bei der Ortspolizeibehörde einreichen. Die rechtsextreme NPD und rechtsextreme Kameradschaften hatten kürzlich für den 1. Juli in Saarlouis und Merzig zu Protestdemonstrationen gegen den Kongo-Einsatz der Bundeswehr aufgerufen. Die Demos sind bisher allerdings noch nicht genehmigt.
Die Landtagsparteien riefen unterdessen dazu auf, dem beabsichtigten Treiben der Neonazis eine deutliche Abfuhr zu erteilen. SPD-Landeschef Heiko Maas zeigte sich davon überzeugt, dass die “ganz große Mehrheit der Bevölkerung den Rechtsextremen nicht auf den Leim gehen wird”. CDU-Fraktionsvize Klaus Meiser sagte, es wäre zu begrüßen, wenn eine solche Demo juristisch verhindert werden könne. Wenn dies verfassungsrechtlich nicht möglich sei, müsse eine Demokratie solche Proteste aushalten. Christoph Hartmann, Vormann der saarländischen Liberalen, plädierte dafür, alle rechtsstaatlichen Mittel auszuschöpfen, um den Aufmarsch der Rechtsextremen zu verhindern. Nach Ansicht des Grünen-Vorsitzenden Hubert Ulrich sollten möglichst viele Menschen bei der Gegenveranstaltung friedlich deutlich machen, was sie von dem NPD-Auftritt halten. gp
20cent
13.06.2006
Widerstand gegen Nazis formiert sich
SAARLOUIS/MERZIG. Gleich in zwei saarländischen Städten will die rechtsextreme NPD am 1. Juli demonstrieren. Die Braunen wollen durch Saarlouis und Merzig marschieren (20cent berichtete). Sie wollen gegen den geplanten Kongo-Einsatz der Bundeswehr protestieren.
Doch jetzt formiert sich der Widerstand! Antifaschisten wollen mit einer Kundgebung in Merzig — ebenfalls am 1. Juli — gegen die NPD-Aufmärsche demonstrieren. Alexander Breser, Sprecher der Antifa-Saar: “Einen entsprechenden Antrag werden wir noch in dieser Woche bei der Ortspolizeibehörde einreichen.” Die muss dann die Gegen-Demo genehmigen. Bisher sind auch die Nazi-Aufmärsche noch nicht von der Behörde abgesegnet.
Die Parteien im saarländischen Landtag haben unterdessen dazu aufgerufen, dem beabsichtigten Treiben der Neonazis eine deutliche Abfuhr zu erteilen. SPD-Landeschef Heiko Maas (39): “Ich bin überzeugt, dass die ganz große Mehrheit der Bevölkerung den Rechtsextremen nicht auf den Leim gehen wird.” CDU-Fraktionsvize Klaus Meiser (52) sagte, es wäre zu begrüßen, wenn eine solche Demo juristisch verhindert werden könne. Meiser: “Wenn dies verfassungsrechtlich nicht möglich ist, muss eine Demokratie solche Proteste aber aushalten.” Christoph Hartmann (34), Chef der saarländischen FDP, plädierte dafür, alle rechtsstaatlichen Mittel auszuschöpfen, um den Aufmarsch der Rechtsextremen zu verhindern. Nach Ansicht des Grünen-Vorsitzenden Hubert Ulrich (48) sollten möglichst viele Menschen bei der Gegenveranstaltung deutlich machen, was sie von dem NPD-Auftritt halten. szn/aw
20cent
12.06.2006
Rechten-Demo im Saarland
Die rechtsextreme NPD im Saarland und rechtsextreme Kameradschaften rufen im Internet zu einer Demonstration am 1. Juli in Saarlouis und Merzig gegen den Kongoeinsatz der Saarlandbrigade auf. Laut Landratsamt Saarlouis ist die Demonstration dort angemeldet. Christian Schneider, Sprecher der Antifa Saar, teilte mit, man werde gegen die NPD-Demo protestieren.
Aufruf antifaschistischer Gruppen zur Demonstration in Ingelheim am 23.06.2007
Am Samstag, 23. Juni 2007, findet in Ingelheim am Rhein wieder eine Demonstration gegen das dort ansässige Hochsicherheits — Internierungslager, das gemeinsame Abschiebgefängnis von Rheinland-Pfalz und dem Saarland, unter dem Motto “Abschiebehaft abschaffen — Gegen das unmenschliche Migrationsregime von EU und G8” statt. Wir, antifaschistische Gruppen und Initiativen aus dem Südwesten der BRD, haben uns dazu entschlossen, mit einem eigenen Aufruf zu dieser Demonstration aufzurufen.
Eines vorneweg: es war, ist und bleibt wichtig, das System der Abschiebegefängnisse in der sich gegen Migrationsströme auch militärisch abschottenden Großmacht Europa immer wieder zu thematisieren, zu kritisieren und anzugreifen. Es ist sinnvoll, darauf hinzuweisen, was sich die Länder der EU immer wieder Neues einfallen lassen, um Anderen eine Teilhabe am europäischen Wohlstand zu verweigern. Dabei ist die Steuerung der Migrationsströme längst keine Erfindung von EU und G8, wie der Bündnisaufruf suggerieren will, und ob es neben dem unmenschlichen auch noch menschliche Migrationsregimes geben könnte, darf hier gerne bezweifelt werden. Doch zunächst ein kurzer Ausflug in die jüngere Geschichte deutsch-europäischer Migrationspolitik.
Deutsche Kontinuitäten — Kurzgeschichte der gesteuerten Migration
Der Arbeitskräftemangel, der der Wirtschaft im postnazistischen Deutschland durch den Wegfall der Zwangs- und Sklavenarbeiter und durch die Dezimierung deutscher Arbeitskraft zwischen Berlin und Stalingrad entstanden war, musste in der neu entstandenen BRD durch die Gastarbeiter aufgefangen werden. Es ist durchaus bezeichnend für die Kontinuität des NS in die BRD hinein, dass die Gastarbeiter bei einigen deutschen Betrieben in den betriebseigenen und ‑nahen Zwangsarbeiterlagern einquartiert wurden.
Das so genannte “Wirtschaftswunder” fußte auf der von den Deutschen organisierten und durchgeführten Vernichtungspolitik des NS und auf der ‘Bestrafung’, die die deutschen Täter dafür erleiden mussten: die masssive Wirtschaftsförderung durch den Marshall-Plan, durch den die BRD in den antisowjetischen Block eingefügt werden sollte. Nachdem man also das “Wirtschaftswunder” ‘geschafft’ hatte und die BRD international wieder voll integriert war, konnte man Asyl- und Ausländergesetz nach und nach immer rigider gestalten.
Seit man sich 1993 in Deutschland mit tatkräftiger Unterstützung des völkischen Straßenmobs und begleitet von einer von SPD bis hin zum Interessensverband der deutschen Kerzenindustrie getragenen Betroffenheitskaraoke mit dem ohnehin schon ausgehöhlten Asylgesetz von einem wirtschaftlich äußerst unbequemen Relikt der Menschenrechterei getrennt hatte, wurde es faktisch fast unmöglich, ‘legal’ nach Deutschland zu migrieren. Das bedeutet nicht, dass mit dem alten Asylrecht alles gut war, denn auch dort wurde die Einreise von Flüchtlingen nach Deutschland durch untergeordnete Gesetze wie dem Asylverfahrensrecht und dem Ausländerrecht gesteuert und das Konstrukt von ‘Ausländern’ und ‘Inländern’, das in der BRD völkisch — nämlich als ‘Blutsrecht — begründet wurde und wird, in den Verfassungsrang erhoben.
Die restriktive Grenzpolitik der europäischen Staaten, Fluchtrouten im Mittelmeer mittels Patrouillien zu Wasser und aus der Luft konsequent zu zerschlagen und die Flüchtlinge am erreichen europäischen Bodens zu hindern, endet Jahr für Jahr für mehrere tausend Flüchtlinge, die auf immer längere und gefährlichere Routen ausweichen müssen, tödlich. Die europäische Antwort auf die illegalisierten Einreiseversuche sind militärische Abwehrmaßnahmen, seit August 2006 von der “Europäischen Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenze”, Frontex, koordiniert und die Einrichtung von Internierungslagern in Nordafrika zur Unterbindung der Fluchtversuche über das Mittelmeer.
Wer es allen staatlichen Widerständen zum Trotz geschafft hat, sich einen zumindest vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland zu erstreiten, findet sich in einem repressiven Klima wieder: was als Traum vom besseren, menschenwürdigen Leben begann, endet in der Realität des Alltagsrassismus der deutschen Bevölkerung und im System von Ausgrenzung, Schikanierung und Abschreckung, das die deutsche Asylpolitik kennzeichnet. Grundlegende Bedürfnisse und Bürgerrechte werden eingeschränkt oder ganz verwehrt: Chipkarten- und Lebensmittelmarken-Systeme oder vorgepackte Essenspakete machen die freie Wahl der Nahrungsmittel unerschwinglich bis unmöglich, das seit 1982 bestehende Residenzpflicht-Gesetz verbietet den Asylsuchenden, den Landkreis des ihnen zugewiesenen Wohnortes zu verlassen. Die Abschiebeknäste, wie der in Ingelheim, sind nur das letzte Glied in der Kette eines langwierigen Prozesses von Asylantrag, Ablehnung,eventueller Duldung und Ausreisepflicht.
An die Wurzeln statt nur an die Symptome!
Dabei ist es für unsere Kritik völlig unerheblich, ob die in Ingelheim Internierten, wie von den örtlichen AntiRa-Initiativen und auch im aktuellen Bündnis-Aufruf immer wieder moralisierend angeprangert wird, im juristischen Sinne “unschuldig” sind oder nicht. Die Praxis der Abschiebgefängnisse wäre nicht minder kritikwürdig, säßen dort nun juristisch vorbelastete Straftäter ein, denn abgeschoben wird, wer in Europa nicht gebraucht wird, ökonomisch nicht verwertbar ist.
Man muss sich klar machen, dass Migrationsregimes, also die überstaatliche Zusammenarbeit staatlicher und ziviler Akteure zur Regulierung und Steuerung von Migrationsbewegungen, und die damit verbundene (versuchte und praktizierte) Regulierung der Migrationsbewegungen in einer nationalstaatlich verfassten, kapitalistisch organisierten Welt dem System immanent sind und daher strikt der kapitalistischen Logik folgen — wird die Ware Arbeitskraft benötigt, müssen Arbeitskraftbesitzende importiert werden (z.B. diestaatlich forcierte Arbeitsmigration in die BRD in den 1950er Jahren). Die Flüchtlinge aus den Elendsstaaten dieser Welt, die vor Bürgerkrieg, politischer Verfolgung und Perspektivlosigkeit fliehen und mit der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Europa kommen, stellen in den Rechnungsbüchern von Wirtschaft und Politik natürlich Kostenstellen da, die sich ein Betrieb wie ein Staat oder auch Staatenbündnis nicht leisten will.
Es ist also naiv zu meinen, man könnte durch ein bisschen moralisierende Klagen und Betroffenheitsgewäsch daran etwas Grundlegendes innerhalb der falschen Gesellschaft ändern. Dies soll jedoch keine Absage an die Flüchtlingssolidarität sein, die den Leuten in ihren Notlagen konkret hilft sowie einen Gegenpart zu den rassistisch motivierten Ausgrenzungen von Staats wegen darstellt und für viele den Unterschied ums Ganze — nämlich ums Leben — machen kann, durchaus aber eine an den hilflosen Reformismus der politischen und theoretischen Äußerungen von antirassistischen Gruppen.
Der nationalstaatlich verfasste Kapitalismus will und kann auch nicht ohne Migrationsregimes auskommen, da Inklusion und Exklusion, also das Gewähren und Verwehren von Teilhabe an den Glücksversprechen einer Nation, konstituierende Momente des modernen Nationalstaates sind. Forderungen nach menschlicherer Migrationspolitik unter den gegebenen Verhältnissen dienen daher vielleicht gerade noch der Beruhigung des eigenen Gewissens, aber kaum dem Wunsch nach wirklicher und wirkungsvoller Veränderung im Sinne der Freiheit aller Menschen.
Als einziger Ausweg aus der jetzigen Situation bliebe daher nur eine Lösung: der Kommunismus als weltweite Assoziation freier Individuen.
In diesem Sinne:
Refugees welcome, bring your families!
Für freies Fluten — für den Kommunismus!
AK Antifa Mainz
Antifa Koblenz
Antifa Landau