Online-Veranstaltung, Freitag 8. Januar 2021 / 19:00 Uhr
Archiv des Autors: fritzpford
„Bevor es mit den Brandanschlägen im Raum Saarlouis begann, gab es ja bereits eine militante Rechte im Raum Saarlouis.“
Zum Mord an Samuel Yeboah: Interview mit Mitgliedern der ehemaligen Antifa Saarlouis
Wir haben mit Richard und Ilja gesprochen. Beide waren in den 90er Jahren in der Antifa Saarlouis aktiv. Mit ihnen haben wir über die damalige Zeit gesprochen um bewusst zu machen, wie kurz nach dem rassistischen Mord an Samuel Yeboah in Saarlouis mit Neonazis, aber auch dem antifaschistischen Widerstand gegen diese umgegangen wurde. Wir wollen damit aufzeigen, welche Stimmung in der Festungsstadt herrschte und wie fest verankert die rechte Szene in Saarlouis war. Aber lest selbst:
WeiterlesenStoppt christlichen Fundamentalismus — der Piusbruderschaft Einhalt gebieten!
Am 14.11.2020 werden die Anhänger:innen der Piusbruderschaft wieder einmal in Saarbrücken ihr Unwesen treiben. Wir möchten euch daher auf den Flyer des Bündnisses “My body — my choice Saarbrücken” hinweisen.
Die Piusbrüder – rechte religiöse Fanatiker
Die Piusbruderschaft ist eine fundamentalistisch-christliche Bruderschaft mit Sitz in der Julius-Kiefer-Straße in Saarbrücken. Die Selbstinszenierung als wohltätige Gemeinschaft ist hier aber lediglich Fassade. Sie bilden in Wirklichkeit eine mittelalterlich anmutende Parallelgesellschaft. Dabei geht es nicht einfach um ein rückständiges religiöses Denken — Ihr Ziel ist der katholische Gottesstaat , der sich durch und durch gegen die Moderne und eine aufgeklärte Gesellschaft richtet: Ihre Ideologie strebt eine von Männern beherrschte Gesellschaft an, in der Frauen lediglich der Fortpflanzung dienen und sich unterzuordnen haben. Entsprechend lustfeindlich ist ihre Position daher nicht nur im Bezug auf Frauen, sie richtet sich generell gegen jede sexuelle Freizügigkeit und ist durch und durch homo- und transfeindlich. Dieser Ruf nach einer kulturellen Gegenrevolution ist eingebettet in ein Weltbild, das von Antisemitismus, völkischem Denken, Verschwörungsideologien, anti-muslimischer Hetze und Rassismus geprägt ist.
Weiterlesen100 Menschen auf Kundgebung der Seebrücke Saar in St. Ingbert – Antifa Saar / Projekt AK thematisiert die Zusammenhänge zu Samuel Yeboah
Für den Dienstag, den 29. September hatte die Seebrücke Saar nach St. Ingbert vor die Stadthalle mobilisiert. Anlaß war, dass dort ursprünglich über einen Antrag der Partei dieLinke, St. Ingbert zum „Sicheren Hafen“ zu erklären, im Stadtrat entschieden werden sollte. Um dieses löbliche Unterfange zu unterstützen, wurde eine Kundgebung angemeldet. Der St.Ingberter Oberbürgermeister Ulli Meyer ließ diesen Antrag aber kurzer Hand von der Tagesordnung streichen, so dass auch dieses miese Verhalten zum Thema der Kundgebung wurde.
Knapp 100 Menschen fanden sich am frühen Dienstag Abend in St. Ingbert ein. Während sich die Vertreter_innen des örtlichen Ordnungsamtes anfangs mehr als unkooperativ zeigten und der angemeldete Platz wegen dort parkenden Autos nicht zur Verfügung stand, zog die Kundgebung dann kurzer Hand ein paar Meter weiter Richtung Stadthalle und nahm auch die eigentlich frei zu haltende Zufahrtsstraße ein. So soll das sein. Während die Ordnungsamts-Mitarbeiter_innen es sich nehmen ließen, hier und da noch ein paar blöde Bemerkungen fallen zu lassen und sichtlich vertraut mit den ankommenden AfD-Abgeordneten zu schäckern, wurde die Kundgebung mit Reden von der örtlichen dieLinke-Stadtratsfraktion, ConnAct, Sea-Eye, dem lokalen Bündnis für Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz, sowie der Seebrücke Saar fortgesetzt. Auch wir wurden für einen Redebeitrag angefragt und thematisierten die Zusammenhänge zwischen dem Mord an Samuel Yeboah, rechtem Terror und der Stadt St. Ingbert.
Video aus: Aktueller Bericht, SR, 29.09.2020
Lest hier unseren Redebeitrag: Weiterlesen
Bericht: 150 Menschen gedenken Samuel Yeboah in Saarlouis anlässlich des 29. Jahrestages seiner Ermordung
Etwa 150 Menschen versammelten sich heute auf dem Kleinen Markt in Saarlouis um Samuel Yeboah zu gedenken. Vor 29 Jahren wurde dieser durch einen rassistischen Brandanschlag im Saarlouiser Stadtteil Fraulautern ermordet. Der Kundgebungsplatz war gut gefüllt, was nicht zuletzt daran lag, dass die Teilnehmer*Innen den anberaumten Mindestabstand zueinander aufgrund der Corona-Pandemie konsequent einhielten. In den Reden ging es dieses Jahr vor allem darum, Zusammenhänge darzustellen. So betonten wir in unserem Redebeitrag das Versagen der polizeilichen und städtischen Behörden, die 29 Jahre lang leugneten, dass es sich beim Tod von Samuel Yeboah um einen rassistischen Mord handelte. Dass immer wieder von Vertreter_innen der Stadt bis hin zu den Grünen die Existenz einer rechten Szene in Saarlouis geleugnet und erst jetzt wieder Ermittlungen aufgenommen wurden.
Seit Anfang der 90er Jahre existierte im Saarland eine rechte Terrorstruktur. Neonazistische Gruppen, wie die FAP und Blood & Honour, waren feste Größen im Saarland und bundesweit vernetzt. Saarlouis war ein organisatorischer Schwerpunkt dieser Gruppierungen, deren Nachfolgeorganisationen, wie z.B. die Hammerskins bis heute noch im Saarland aktiv sind.
Auch darauf weisen antifaschistische Gruppen seit über 30 Jahren immer wieder hin und haben sogar ganze Broschüren und Bücher zu dem Thema veröffentlicht (Kein schöner Land 2000; Heimatgeschichten 2016). Selbstverständlich hoffen wir darauf, dass die neu aufgenommenen Ermittlungen die Täter von damals zu Tage fördern. Und auch die dahinterstehende rechte Terror-Organisation muss ausfindig gemacht und zerschlagen werden.
Pressemitteilung: 150 Menschen nehmen an Kundgebung zur Erinnerung an Samuel Yeboah teil – Antifa Saar spricht von rechtem Terror-Netzwerk
150 Menschen folgten heute dem Aufruf der Antifa Saar / Projekt AK und weiterer Organisationen zur Gedenkkundgebung anlässlich des 29. Jahrestages der Ermordung Samuel Yeboahs. Dieser wurde durch einen rassistischen Brandanschlag in Saarlouis-Fraulautern ermordet. Erst vor kurzem wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen und erst jetzt geht auch die Polizei von Tätern aus der Neonazi-Szene aus.
Sara Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK: „Wir sind mehr als gespannt, ob die Ermittlungen der saarländischen Polizei etwas Neues zu Tage fördern oder ob diese nur dazu führen den Fall endgültig wieder auf Eis zu legen. Es steht zu befürchten, dass verheerende Ermittlungsfehler oder gar Verstrickungen der damals eingesetzten Beamten und struktureller Rassismus bei der Polizei vertuscht werden, wenn nun die eigenen Kollegen und Amtsnachfolger ermitteln.“
Pressemitteilung: Antifa Saar / Projekt AK veranstaltet Kundgebung zur Erinnerung an Samuel Yeboah
Am kommenden Samstag, den 19.09.2020 veranstaltet die Antifa Saar / Projekt AK gemeinsam mit weiteren Gruppen in Saarlouis auf dem Kleinen Markt eine Kundgebung zur Erinnerung an Samuel Yeboah, der vor 29 Jahren durch einem rassistischen Brandanschlag ermordet wurde. Beginn ist um 15.00 Uhr.
Seit der Ermordung Samuel Yeboahs im Jahr 1991 weisen Aktivist_innen aus antifaschistischen Gruppen immer wieder auf den rassistischen Hintergrund der Tat hin, der sich vor allem auch aus dem Kontext der Tat ergibt. Die Ermittlungen wurden jedoch nach nicht mal einem Jahr eingestellt.
Sowohl die Stadt Saarlouis als auch die Polizei leugnen seitdem, dass sich in Saarlouis eine militante rechte Szene etabliert hatte, deren Vertreter bereits 1986 in einem Interview mit dem Stern ankündigten, auch Morde begehen zu wollen.
WeiterlesenPressemitteilung: Burschenschaft Ghibellinia aus Saarbrücken offenbar in antisemitischen Übergriff in Heidelberg involviert
Wie die Antifaschistische Initiative Heidelberg (AIHD/iL) in einer Presseerklärung mitteilt, scheint auch ein Mitglied der Saarbrücker Burschenschaft „Ghibellinia zu Prag“ in eine antisemitische Gewalttat verwickelt zu sein.
Mehrere Burschenschafter sollen demnach am Abend des 28. August 2020 im Haus der „Normannia“ in Heidelberg ein Mitglied der „Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania“ als Juden beschimpft, mit Geldmünzen beworfen und mit Gürteln verprügelt haben. An dem Angriff seien neben Aktiven Studenten der „Normannia“ auch Mitglieder der Burschenschaften „Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken“ und „Germania Köln“ beteiligt gewesen.
WeiterlesenKundgebung am 19. September 2020 in Saarlouis
Samuel Yeboah, politischer Flüchtling aus Ghana wurde am 19. September 1991 durch einen rassistischen Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis-Fraulautern ermordet. Die Täter_innen wurden nie ermittelt, die Ermittlungen nach wenigen Wochen eingestellt.
Während in den 1990er Jahren bundesweit ein entfesselter rassistischer Mob über hundert Menschen ermordete, gab es im Saarland eine Reihe schwerer Brand- und Bombenanschläge, von denen kein einziger aufgeklärt wurde. Gerade die rechte Szene in Saarlouis gehörte damals zu den am aggressivsten agierenden im gesamten Bundesgebiet und war gut vernetzt, dennoch wollten die damaligen Repräsentant_innen der Stadt diese nicht nur kleinreden, sondern sogar ganz bestreiten.
Für uns ist klar: Der Mord an Samuel Yeboah muß im Zusammenhang mit der Verharmlosung und Vertuschung rechten Terrors gesehen werden.
Anfang August wurde nun bekannt, dass die Polizei wieder ermittelt. Der Generalbundesanwalt ließ verkünden, dass jetzt „gravierende Anhaltspunkte auf einen rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Hintergrund des Anschlags“ hindeuteten. Aufgrund der Erfahrungen aus vergangenen Ermittlungen zu rechtem Terror im Saarland, dem NSU-Skandal und den Verstrickungen der Polizei- und Geheimdieste in rechte Netzwerke, befürchten wir eine weitere Verschleierung der Taten anstatt Aufklärung über rechten Terror. Es darf jedoch keinen Schlussstrich geben.
Auch heute trifft die Gewalt gegen Menschen die nicht ins „volksdeutsche“ Raster passen auf Beifall, mindestens aber auf Gleichgültigkeit – während Verschwörungsglaube, reaktionäre und offen rechte Positionen eine zunehmende Rolle spielen. Wir wollen dieser gesellschaftlichen Entwicklung und deren Akteur_innen vor Ort entgegentreten. Und wir werden nicht beim bloßen Erinnern stehen bleiben, sondern die Täter_innen von morgen aufhalten. Wir kämpfen für eine Welt ohne den Kompromiss mit der Barbarei, für eine Welt der Solidarität und Emanzipation.
Wir fordern die sofortige Offenlegung der Ermittlungs- sowie Geheimdienstakten im Fall Yeboah.
Wir fordern die Einsetzung eines öffentlichen Untersuchungsausschusses.
Wir fordern einen würdigen Erinnerungsort für Samuel Yeboah.
AUFKLÄRUNG STATT VERHARMLOSUNG DES RECHTEN TERRORS!
FÜR EIN WÜRDIGES GEDENKEN AN DIE OPFER RECHTER GEWALT!
ORGANISIERT DEN ANTIFASCHISTISCHEN SELBSTSCHUTZ!
Geht mit uns für diese Forderungen in Saarlouis auf die Straße!
Samstag, 19. September 2020
15.00 Uhr – Kleiner Markt Saarlouis
Der Aufruf wird unterstützt von: ConnAct Saar, Initiative Seebrücke Saar, Crithink e.V. — Gesellschaft zur Förderung des kritischen Denkens und Handelns, Heinrich-Böll-Stiftung.
Bitte beachtet die aktuellen Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus Mund-Nasen-Schutz und Abstände.
Wir fordern die Offenlegung der Akten im Fall Samuel Yeboah
Anfang August diesen Jahres wurde bekannt, dass die Polizei im Fall des rassistischen Mordes an Samuel Yeboah 1991 in Saarlouis wieder ermittelt. Der Generalbundesanwalt ließ verkünden, dass jetzt „gravierende Anhaltspunkte auf einen rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Hintergrund des Anschlags“ hindeuteten. Eine interne polizeiliche Ermittlungsgruppe spricht laut den Recherchen von SZ-Redakteur Michael Jungmann bereits jetzt von organisatorischen Defiziten, Schwachstellen, Fehlern und Pannen bei den damaligen Ermittlungen (SZ, 6.8.2020). Auch von mittlerweile vernichteten Akten bezüglich weiterer Brandanschläge aus der damaligen Zeit ist dort die Rede. Um zu verhindern, dass nun auch noch die letzten Hinweise vernichtet werden oder einfach verschwinden, fordert die Antifa Saar / Projekt AK die sofortige Offenlegung der Ermittlungs- sowie Geheimdienstakten im Fall Yeboah.
„Das, was bereits jetzt aus der Presse zu erfahren ist, lässt hellhörig werden – daher fordern wir eine Offenlegung der Akten. Bei den jetzigen Verlautbarungen der saarländischen Behörden handelt es sich um Floskeln, die uns bereits aus dem NSU-Skandal bekannt sind. Dort dienten diese dazu, Verstrickungen von Polizei und Geheimdiensten mit terroristisch agierenden rechten Gruppierungen zu verschleiern.”
Sara Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK
Die rechte Szene in Saarlouis gehörte Anfang der 1990er zu den am aggressivsten agierenden im gesamten Bundesgebiet und war gut vernetzt. In einem Interview im Magazin Stern kündigten Saarlouiser Nazis 1986 an, Morde begehen zu wollen. Fünf Jahre später musste Samuel Yeboah sterben. Der damalige SPD-Oberbürgermeister von Saarlouis, Alfred Fuß, wiegelte gerade mal eine Woche später Hinweise auf eine rassistische Tat ab. Gegenüber der taz erklärte er „Eine richtige Szene gibt es hier nicht.“ (taz, 26.9.1991). Der Mord an Samuel Yeboah darf nicht losgelöst davon betrachtet werden, dass die Saarlouiser Neonazi-Szene in den gesamten 1990er Jahren auf viel Verständnis und Wohlwollen von Seiten der Behörden und der Verwaltung traf.
Mehr Infos zum Fall Samuel Yeboah
Weiterführende Informationen und Quellen
Stern-Interview (1986): Bereits 1986 gibt die saarländische Naziszene ihre Mordlust in einem Interview preis. Bei einem der Interviewten handelt es sich um Markus Karl-Heinz Mang.
taz-Artikel (1991): Dieser Artikel widmet sich den unsäglichen Zuständen in Saarlouis. Auch noch nach dem Mord an Samuel Yeboah verharmlosen SPD und Grüne die rechte Szene der Stadt bzw. bestreiten sogar deren Existenz.