Schlagwort-Archive: Ideologiekritik
Piusbrüder + Co.: Von wegen “für das Leben” — my body, my choice!
Das feministische Aktionsbündnis “My body — my choice” ruft auf:
Samstag, 17.11.2018 — 15:00 Uhr — Europagalerie Saarbrücken
Kommt mit uns auf die Straße, um für feministische Inhalte und gegen den ‚Marsch für das Leben‘ zu demonstrieren!
Aufruf zur Kundgebung:
Es geht um mehr als Schwangerschaftsabbrüche –
die christlichen Fundamentalist_innen bekämpfen ganz offen:
- die allgemeinen Menschenrechte
— die Trennung von Kirche und Staat
— die Gleichberechtigung der Frau
— Homosexualität
— Religionsfreiheit
— Scheidungen
— Schwangerschaftsabbrüche und Verhütungsmittel
— Sterbehilfe
— Die Errungenschaften der Aufklärung
Beteiligt Euch am Protest gegen die sexistische, homofeindliche, antifeministische und antifortschrittliche Agenda der Piusbrüder und ihrer Freunde. Christliche Kulturrevolution verhageln!
Deutsche Ideologie(n) – Wandlungen und Kontinuitäten: Symposium in Bonn am 15.10.2011
Anfang Oktober werden die Feierlichkeiten zur deutschen Einheit in Bonn stattfinden. Doch was wird dort eigentlich gefeiert? Worüber freut sich Deutschland im Jahre 2011? Was ist “deutsch” und wie muss eine Kritik an der deutschen Nation heute aussehen? Diesen und weiteren Fragen soll im Rahmen des Symposiums “Deutsche Ideologie(n) – Wandlungen und Kontinuitäten” nachgegangen werden. Dabei soll es nicht um die Frage gehen wie “normal” oder “unnormal” Deutschland 2011 ist, sondern was Deutschland von anderen Nationen unterscheidet und ob “das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie” anzusehen ist, wie Theodor W. Adorno 1959 formulierte. Weiterlesen
Flugblatt zum diesjährigen Ostermarsch in Saarbrücken
Am Ostersamstag, 23. April 2011 fand in Saarbrücken der alljährliche Ostermarsch unter dem diesjährigen Motto “Truppen raus aus Afghanistan — Bundeswehr nix wie hemm” statt.
Im Folgenden dokumentieren wir das Flugblatt „Zwischen “Nix wie Hemm” und “Heim ins Reich” — Anmerkungen zum Saarbrücker Ostermarsch“, welches sich kritisch mit der inhaltlichen Ausrichtung des Ostermarsches und dem dort aufgetretenen Liedermacher David Rovics auseinandersetzt.
Broschüre zur Kritik der Anti-Globalisierungsbewegung erschienen
Pünktlich zum Auftakt der Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm hat die Antifa Saar / Projekt AK gemeinsam mit weiteren Gruppen einen Reader veröffentlicht, in dem die inhaltliche Ausrichtung der Anti-Globalisierungsbewegung kritisiert wird. In der 38seitigen Broschüre mit dem Titel „Why your revolution is no liberation!“ sind neben einer einleitenden Stellungnahme der herausgebenden Gruppen sowohl Klassiker der Kritischen Theorie, beispielsweise von Adorno und Horkheimer, als auch in jüngster Zeit entstandene Texte wie beispielsweise von Politikwissenschaftler Stephan Grigat enthalten.
Die Herausgeber richten sich mit dem Reader gegen die aktuell vorherrschenden Analysen der Antiglobalisierungsbewegung, die sich im weitesten Sinne als links und antikapitalistisch artikulieren, und dabei immer wieder lauthals formulieren, eine andere Welt sei möglich.
Die Antifa Saar / Projekt AK formuliert ernsthafte Zweifel, dass diese andere Welt besser verfasst sein wird als die Gegenwärtige.
Die Antiglobalisierungsbewegung ist derzeit keineswegs marginalisiert sondern erfreut sich einer breiten Sympathie, die über die bürgerliche Linke bis in die so genannte bürgerliche Mitte reicht und auch von Neonazis geteilt wird.
Alexander Breser, stellvertretender Pressesprecher der Antifa Saar / Projekt AK meint dazu: „Es geht uns mit unserer Broschüre nicht um eine pauschale Diffamierung der globalisierungskritischen Bewegung. Vielmehr muss eine linke Politik, die diesen Namen auch verdient hat, neben einer Kritik der eigenen Fehler auch eine Auseinandersetzung mit den reaktionären „Befreiungsbewegungen“ leisten. Aber auch innerhalb einer sich selbst als emanzipatorisch darstellenden linken Bewegung verstummen kritische Stimmen meist schnell um die Mobilisierungsfähigkeit vor Events wie dem G8-Gipfel, der die ihm zugeschriebene Allmacht nur in der falschen Analyse besitzt, nicht zu gefährden.“
Der Reader ist auch in englischer Sprache erhältlich und eine französische Version ist aktuell in Vorbereitung.
Die Broschüre kann gegen eine Schutzgebühr von 3,50 € bei der Antifa Saar / Projekt AK bezogen werden. Postfach 103 207, 66032 Saarbrücken.
Eine online-Version wird in wenigen Wochen unter www.antifasaar.de.vu abrufbar sein.
ANTIFA SAAR / PROJEKT AK
Flugblatt zum 60.Jahrestag der Bombardierung Saarbrückens
60 Jahre Bombardierung von Saarbrücken
Schon Anfang dieses Jahres begann die “Saarbrücker Zeitung” mit ihrer Suche nach Zeitzeugen der Bombardierung Saarbrückens 1944, um dann rechtzeitig zum Jahrestag die rührseligen Berichte ebenjener präsentieren zu können. Es wird gejammert, wie schlimm es damals doch war, als die Bombenteppiche der Royal Air Force auf Saarbrücken niedergingen. Und erst die Zeit danach, ausgebombt, in den Trümmern…
Die Schrecken des Bombenkrieges sollen also noch einmal hervorgeholt und ins kollektive Gedächtnis der deutschen Volksgemeinschaft gebrannt werden. Eine Scheindebatte, wie auch schon zu der Bombardierung Dresdens, wird inszeniert: “waren diese Bombenangriffe in dieser Art überhaupt nötig?” An einer ernsthaften Diskussion dieser Frage besteht jedoch kein Interesse, denn die Frage einfach in den Raum geworfen erfüllt schon ihre Aufgabe: Aus deutschen Tätern werden Opfer.
Unter den Tisch fallen werden die zehntausende Angehörigen der alliierten Luftstreitkräfte die bei ihren Einsätzen getötet wurden. Dass nicht diesen Opfern gedacht wird, sondern dem deutschen Täterkollektiv ist bezeichnend. Auch ist kein Ton der Trauer oder Empörung von deutscher Seite zu hören, wenn sich die Tage der Bombardierung von Städten wie Guernica, Rotterdam, Warschau, London oder Coventry durch die deutsche Luftwaffe jähren. Auch die Tatsache, dass im 2. Weltkrieg über 50 Millionen Menschen ihr Leben gelassen haben, scheint für das deutsche Kollektiv aus halluzinierten Opfern nicht weiter von Interesse zu sein.
Aber auch die Bezeichnung “Bombenkrieg” an sich spricht schon Bände. Die Bombardierung deutscher Städte wird aus dem übrigen Kriegsgeschehen einfach herausgenommen, aus jeglichem Kontext gerissen und als verbrecherisch abgeurteilt. Kein Ton ist zu hören von den Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht, den Massenmord an den europäischen Juden, kein Ton von den Gräueln, welche die SS über ganz Europa gebracht hat. In diesem Kontext verwundert auch nicht der folgende Text, der auf einer Saarbrücker Internetseite unter der Überschrift “Die Geschichte von Burbach” zu finden ist und welcher den 5. Oktober 1944 zum Gegenstand hat: “Ein schwarzer Tag, der englische Luftmarschall Arthur Harris (genannt Bomber — Harris) hatte für die Nacht zum 6. Oktober 1944 einen Doppelangriff seiner Luftflotte auf Saarbrücken befohlen.”
Die Saarabstimmung, bei der die Saarländer 1935 mit 90,76% der Stimmen den Anschluss an Nazideutschland durchsetzten sucht man auf der Homepage allerdings ebenso vergeblich wie die Inbetriebnahme des Gestapolagers “Goldene Bremm” in Saarbrücken. Die Ausblendung von Kriegsursachen, und das Ausmaß an Kooperation der Bevölkerung mit den organisierten Vernichtungsakteuren sind auch hier Programm.
Während Städte wie Saarbrücken erst jetzt in größerem Stil ihre eigenen Bombardierungen ausbreiten und anprangern, gab es die Gedenkveranstaltungen anlässlich der Bombardierung Dresdens, welche für den deutschen Opfermythos schon immer von besonderer Bedeutung war, schon ab 1946. Zu Zeiten des Kalten Krieges wurden diese Gedenkveranstaltungen in der DDR in erster Linie gegen die Westalliierten instrumentalisiert. Eine neue Qualität wurde allerdings mit der Wiedervereinigung Deutschlands erreicht. Mit dem Fall der Mauer, welche auch als sichtbares Symbol die deutsche Schuld aufzeigte, stieg das deutsche Selbstbewusstsein schlagartig an. Seitdem wird wieder fleißig an der kollektiven deutschen Identitätsbildung gearbeitet. In genau diesem Kontext ist auch die “Diskussion” um den so genannten Bombenkrieg zu sehen. Der nicht zu leugnenden deutschen Schuld soll eine Erfahrung deutschen Leids zur Seite gestellt werden. Hierdurch soll die Inkompatibilität der unterschiedlichen Erinnerungen von Opfern und Tätern des Nationalsozialismus negiert werden. Ziel ist die Erzeugung einer pluralen Erinnerungskultur, die das Gedächtnis von Opfern und Tätern gleichstellt. Der Weltöffentlichkeit präsentiert man sich als Bombenopfer, Vertriebener oder traumatisierter Wehrmachtssoldat und somit als Leidtragender des Nationalsozialismus. Dieses Unterfangen wird durch die deutsche Dominanz der Medienlandschaft in Ländern wie Polen, Tschechien und Kroatien erheblich erleichtert. Deutsche Positionen und Ideologien sind ohne weiteres exportfähig.
Jahr für Jahr wird in deutschen Städten an den jeweiligen Jahrestagen der Bombardierungen ein Stück weiter am nationalen Mythos gebastelt. Den alliierten Streitkräften wird vorgeworfen (ebenfalls) unnötige Verbrechen begangen zu haben. Auf diese Weise wird eine alliierte Schuld konstruiert, die die Singularität der deutschen Schuld negieren soll. Auf zynische Weise wird den Alliierten vorgeworfen, dass sie sich nicht ihre Bodentruppen aufgerieben haben, sondern stattdessen mit dem so genannten “moral bombing” versucht haben den Durchhaltewillen der Deutschen zu brechen und den Krieg schnellst möglich zu beenden. Ausgeblendet werden jegliche Ursachen, die die Bombardements der Städte haben nötig werden lassen. Dass es die Deutschen waren, die “bis zum letzten Blutstropfen” kämpfen wollten, obwohl der Ausgang des Krieges schon lange klar war, wird in diesem Kontext gerne verschwiegen, ebenso wie die Tatsache, dass durch die Zerstörung der nationalsozialistischen Infrastruktur einige, wenn leider auch nicht allzu viele, Verfolgte der deutschen Vernichtungspraxis entkommen konnten.
KONTAKT: www.antifa-saar.de.vu
e‑mail: antifasaar@yahoo.de
Kein Frieden mit Deutschland — Flugblatt zur Friedensbewegung Sommer 2003
Kein Frieden mit Deutschland
Glaubt mensch den Berichten der Massenmedien, scheint die Mehrheit der Deutschen, sowie die Regierung gegen den Krieg im Irak zu sein. Hier drängt sich die Frage auf, ob diese derzeitige Haltung denn ein plötzlicher Schwank zum Pazifismus sein soll? Wohl kaum; vielmehr zeigt dies den deutschen Sonderweg als alte, neue Großmacht auf, denn vom Pazifismus war 1999 bei dem Angriffskrieg gegen Jugoslawien nicht viel zu spüren. Die Ablehnung des Krieges ist Ausdruck eines neuen, nationalen Selbstbewusstsein der von Teilen der Friedensbewegung mitgetragen wird. Hierbei ist der gesellschaftliche Diskurs über Krieg und Frieden ist in Deutschland geprägt von politischen/ökonomischen Kalkül und Heuchelei. Was die einen erst in der EU, dann in der ganzen Welt durchzusetzen versuchen, wussten und wissen die anderen schon längst an ihren Stammtischen — “klassenübergreifend”. Die Deutschen sind wieder wer.
Deutschland hat sich in und über die EU als Großmacht etabliert. Ausdruck hierfür ist unter anderem die militärische Rolle Deutschlands in der EU. Zu Beginn der europäischen Zusammenarbeit wurde Deutschland eingebunden, um somit den Wiederaufbau nach Nazideutschland zu kontrollieren. Die Zeiten haben sich geändert. Nun führt Deutschland mit dem “alten Europa” das Vereinte an.
Während Deutschlands Großmachtsambitionen gleichzeitig mit den realen Einflussmöglichkeiten weltweit wächst, lässt die Friedensbewegung von sich hören. Diese stellt sich nach außen hin als eine Ansammlung von unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen politischen Richtungen dar. Welche Faktoren tragen dazu bei, dass die Friedensbewegung zumindest temporär als einheitliche Gruppe erscheint? Zentral sind hierbei verschiedene Feindbilder, die zum einen historisch rekonstruiert aber auch durch aktuelle eurozentristisch — antiamerikanische Mobilmachung geschaffen und reproduziert werden. So kann auch die erstmalige öffentliche “Aufarbeitung” der “Bomben auf Dresden” erklärt werden.
Hauptfeind sind die USA, dargestellt durch abstrakte Symbole, wie z.B. die amerikanische Flagge versehen mit Bomben oder Hakenkreuzen. Es wird sich personalisierter Feindbilder bedient (Bush als Marionettenspieler), statt ökonomische Systeme zu analysieren. Nicht die materielle Basis einer Gesellschaft ist dann Ursache von Ungerechtigkeiten, sondern repräsentierende Personen oder Personengruppen. Die Gleichsetzung “Nazideutschland-USA” oder “Hitler-Bush” ist Ausdruck eines unreflektierten, den Nationalsozialismus relativierenden, latent antisemitischen, deutschen Revanchismus. Die Argumentation gegen einen Krieg ist oftmals völkisch orientiert. Genau in diesen Kontext passen auch die Montagsdemos, mit Hilfe derer ein Zusammenhang hergestellt wird zwischen den deutschnationalen Demos vor der Wiedervereinigung und dem Krieg gegen den Irak. Die gemeinsame Aussage: Wir sind das Volk! Die Mehrheit der Deutschen zu repräsentieren wird als positives Faktum propagiert. Ausdruck einer Kritiklosigkeit gegenüber “Volksgenossen” ist die Tatsache, dass sich Teile der Friedensbewegung solidarisch mit der deutschen Regierung zeigen. Logische Konsequenz ist, nicht für Frieden sondern lediglich gegen einen US-amerikanischen Krieg zu sein.
Ein Hauptmerkmal der Friedensbewegung ist auch, dass deutsche Interessen im weltweiten Machtkampf nicht thematisiert bzw. verleugnet werden. So wird kaum oder nur unzureichend thematisiert, warum sich Deutschland an diesem Krieg nicht beteiligen will. Federführend sind hierbei nämlich wirtschaftliche und weltmachtpolitische Gründe. Wirtschaftlich, weil Deutschland Handelsbeziehungen zum Irak pflegt, im besonderen wäre hierbei die Rüstungsindustrie zu nennen, machtpolitisch, weil aktuell eine neue Weltordnung gebombt wird, die nicht zum Vorteil verhilft.
Insgesamt werden politischen Analysen moralische Appelle vorgezogen. Nicht nur von ChristInnen, deren Organisation: die Kirche, welche in der Vergangenheit für jeden Krieg zu haben war. Pazifistische Haltungen verkommen dann zur Farce, wenn lediglich medial aufbereitete “Gewaltakte” kommentiert werden, strukturelle und alltägliche Gewalt jedoch unerwähnt bleiben.
Wir sind ebenfalls gegen diesen Krieg. Dieser Krieg ist weder politisch gerechtfertigt in Bezug auf eine mögliche Verbesserung der Lebensqualität für die Menschen vor Ort, nach einem kriegerisch herbei geführten Machtwechsel, noch wird er geführt um eine direkte Bedrohung Israels abzuwenden. Die USA sind bestrebt, eine für sie sinnvolle Ordnung im Nahen Osten einzurichten. Sinnvoll in diesem Sinne meint einen ökonomischen Nutzen aus einer spezifischen Machtkonstellation ziehen zu können. Die USA verflogen eine militärische Außenpolitik, die neben ökonomischen Interessen auch hegemoniale Ansprüche im arabischen Raum durchzusetzen versucht. Weder der Irak, noch die BRD vertreten etwas Gegenteiliges, was auch nur im entferntesten als humanistische bezeichnet werden kann. Im Irak besteht neben tief verwurzelten antiamerikanischen/antiisraelischen Einstellungen ein System patriarchaler und diktatorischer Strukturen. Aus diesen Gründen ist prinzipiell ein Systemwechsel wünschenswert.
Wer diesen Krieg befürwortet, gleichgültig mit welchen Gründen und Begründungen, reagiert lediglich auf ausgearbeitete Kriegspläne. Der Kapitalismus herrscht weltweit, weder die USA, noch der Irak oder Deutschland stehen für emanzipatorischen Fortschritt. Sowohl die Politik der USA, als auch die Gesellschaftsstruktur des Irak sind bestimmt von der Logik der Herrschaft. Herrschaft als Modell einer Gesellschaftsstruktur lehnen wir ab, sei es unter dem ideologischen Deckmantel des Neoliberalismus oder dem Diktum eines religiösen Fundamentalismus. Freiheit ist in Folge dessen nicht die Wahl für die USA oder für den Irak, Freiheit bedeutet in diesem Fall vielmehr aus dieser Wahl herauszutreten und die bestehenden Herrschaftsstrukturen zu bekämpfen.
Gegen deutschnationale Interessen und Kapitalismus:
WEDER IHREN KRIEG — NOCH IHREN FRIEDEN!