Die saarländische Posse um die Reinwaschung des ehemaligen NSDAP-Aktivisten und späteren CDU-Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder geht in die nächste Runde und erregt mittlerweile bundesweit Aufsehen. Dem saarländischen Landesarchivar Peter Wettmann-Jungblut ist dabei sogar der Vergleich Röders mit Oskar Schindler nicht zu dumm, auch wenn er auf Nachfrage einräumen muss, dass Röder „wohl keinen einzigen Juden“ gerettet habe. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Berichte
Lesehinweis: Die Marschrichtung der “Lebensschützer”
Am 21. Oktober 2017 war es wieder soweit: Selbst ernannte „Lebensschützer” unter Federführung der „Priesterbruderschaft St. Pius X.”, die auch im katholischen Rheinland verankert ist, ziehen durch Saarbrükcken. Jeanette Schweitzer, Rednerin der Abschlusskundgebung, wettert gegen „Auswüchse irrsinniger feministischer Gender- und Abtreibungslobby”. Schilder proklamieren „Stoppt Gender-ideologie” und „Deutschland treibt seine Zukunft ab” — was als implizite Referenz zum Bestseller Thilo Sarrazins gelesen werden kann.
Der Artikel ist in der Ausgabe 70 der Zeitschrift Lotta — Antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen erschienen.
Download als PDF: Lotta #70: Die Marschrichtung der “Lebensschützer”
Protest gegen den Trauermarsch der Nazikameradschaft „Nationaler Widerstand Zweibrücken“ am 14. März 2018
Jedes Jahr im März demonstrieren in Zweibrücken Nazis mit einem Fackelzug und grässlicher Musik durch die Zweibrücker Innenstadt und gedenken dabei ihren Opfern durch den alliierten Beschuss der Stadt im 2. Weltkrieg. Dieses Jahr hatte die antifaschistische Gruppe „Solidarische Rose“ mit dem Bündnis „Gemeinsam gegen Rechts“ zum Gegenprotest aufgerufen. Etwa 150 Menschen kamen zu deren Kundgebung auf dem Hallplatz, während sich 26 Nazis auf dem Alexanderplatz versammelten. Nach einer Weile gingen viele Kundgebungsteinehmer_innen vom Hallplatz in Richtung Alexanderplatz, um ihren Protest auch in Sicht- und Hörweite der Nazis lautstark fortzusetzen. Während die Polizei dies mit Schalgstockeinsatz zu verhindern versuchte, löste das Ordnungsamt Weiterlesen
Tagung in Malstatt gegen die „autoritäre Revolte“
Knapp 40 Antifaschist*innen trafen sich am Sonntag, dem 19. November im Saarbrücker Stadtteil Malstatt, um sich für die anstehenden gesellschaftlichen Kämpfe gegen den zunehmenden Rechtsruck einerseits und die Verharmlosung islamistischer Bewegungen andererseits mit notwendigem Wissen auszurüsten. Als Referent eingeladen hatten wir den Historiker Volker Weiß, der mit seinem aktuellen Buch „Die autoritäre Revolte – die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes“ eine präzise Analyse der Neuen Rechten vorgenommen hat. In mehreren Beiträgen stellte er Thesen aus seinem Werk vor. Vertieft wurde insbesondere die Rolle der Presse, die auf die Strategie der Metapolitik der Neuen Rechten immer wieder herein fällt. . Dabei wurden auch Gegenvorschläge zum medialen Umgang unterbreitet. Deutlich dargestellt wurde, anhand einer „Familienaufstellung“ der Neuen Rechten, dass diese so neu gar nicht ist. Von Weiterlesen
Mythen entschleiert – erfolgreiche Veranstaltungsreihe zu 40 Jahre Deutscher Herbst
Insgesamt drei Veranstaltungen führten wir gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Saar der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), der Heinrich Böll-Stiftung Saar, der linksjugend [solid] Saar und der Saarbrücker Gesellschaft zur Förderung des kritischen Denkens und Handelns – CriThink e.V. im Rahmen unserer Reihe „40 Jahre Deutscher Herbst – ein Beitrag zur kritischen Aufarbeitung“ durch.

volles Haus beim Vortrag mit Martin Kloke
Am Donnerstag, dem 21. September kamen 50 Interessierte zu der Auftaktveranstaltung unserer Reihe und lauschten den Ausführungen von Erich Später, Autor des im Konkret- Weiterlesen
Neonazis erfolgreich blockiert
Die Neonazis um Jacqueline Süßdorfs „Bündnis Saar“ kamen am 30.9.2017 nicht weit. Nachdem über 200 Gegendemonstrant_innen die Auftaktkundgebung vor der Europagalerie in Saarbrücken lautstark störten, wurde der Mercedes von Jacqueline Süßdorf mitsamt den rund 30 Neonazis in der Bahnhofstraße gestoppt.
Bericht aus Bonn von der Demo gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 3. Oktober 2011

Ein knappes Dutzend Antifaschistinnen und Antifaschisten machte sich am Montag, dem 3. Oktober 2011 auf relativ spontane Initiative der Antifa Saar / Projekt AK auf nach Bonn, um dort gegen die zentralen Feierlichkeiten zum „Tag der deutschen Einheit“ zu demonstrieren. Neben verschiedenen anarchosyndikalistischen Gruppen und dem UmsGanze-Bündnis gab es auch noch das „Imagine there’s no Deutschland“-Bündnis, dessen Aufruf meines Erachtens der inhaltlich Beste war.
Deshalb entschieden wir uns auch, uns in diesem Block einzureihen und mit dem Transparent „Deutschland denken heißt Auschwitz denken“ auf die nicht trennbare Verknüpfung des postnazistischen Deutschlands mit der Shoah aufmerksam zu machen. Weiterlesen
Bericht: 200 Teilnehmer_innen bei Demonstration in Gedenken an Samuel Yeboah in Saarlouis
In Gedenken an den vor 20 Jahren durch einen rassistischen Brandanschlag ermordeten Flüchtling Samuel Yeboah fand am vergangenen Samstag eine Demonstration gegen Rassismus und deutschen Nationalismus in der Saarlouiser Altstadt statt. Die rund 200 Teilnehmer_innen machten fast drei Stunden auf das nach wie vor fehlende öffentliche Gedenken an die Tat und den gesellschaftlichen Kontext, in dem diese entstehen konnte, aufmerksam. Weiterlesen
Antifa Saar zu Gast im saarländischen Landtag
Anhörung der Antifa Saar / Projekt AK im saarländischen Landtag
Am Montag, dem 18. April 2010 fand im saarländischen Landtag auf Einladung des Vorsitzenden des Innenausschuss Lothar Schnitzer (MdL, dieLinke) eine öffentliche Anhörung der Antifa Saar / Projekt AK zur Thematik „Private Sicherheitsdienste und deren Verstrickungen mit der Neonazi-Szene im Saarland“ statt.
Zu dieser Veranstaltung an einem für die saarländische Antifa doch eher ungewohnten Ort kam es aufgrund verschiedener Ereignisse des letzten Jahres. Weiterlesen
Erlebnisbericht zum Naziaufmarsch am 18.12.2004 in Trier
Am Samstag, den 18.Dezember 2004, marschierten etwa 30 Neonazis durch Trier. Unter dem Motto “Schluss mit den BRD-Reformen — ein neues System bietet neue Möglichkeiten” forderten die aus der Region Trier und dem Saarland angereisten Neonazis (u.a. “Kameradschaft Moselland(Trier)”, “Kameradschaft Saarlautern(Saarlouis)”) die Wiedererrichtung des Nationalsozialismus.
Seit mehreren Wochen hatte die sog. “Kameradschaft Moselland” um den Trierer Neonazi Peter ‘Knolle’ Hallmann zu einem Aufmarsch am 18. Dezember 2004 in Trier aufgerufen. Unter dem eindeutigen Motto “Schluss mit den BRD-Reformen — ein neues System bietet neue Möglichkeiten” wollten die Neonazis für die Wiedererrichtung des Nationalsozialismus auf die Straße gehen. Unterstützt wurde der Aufmarsch von der Saarlouiser “Kameradschaft Saarlautern”.
Ab 11 Uhr wollten sich die Nazis vor dem Trierer Hauptbahnhof treffen, bis dann um 13 Uhr der Aufzug starten sollte. Die angemeldete Route durch die Innenstadt wurde von der Stadt Trier, wohl vor allem wegen dem zeitgleich stattfindenden Weihnachtsmarkt, verboten, das Verbot wurde vom Verwaltungsgericht bestätigt. Nachdem die Anmelder gegen dieses Verbot klagten und vor dem Oberverwaltungsgericht Koblenz Recht bekamen, einigten sie sich mit der Stadt Trier auf die Route außerhalb der Innenstadt, durch ein Wohngebiet hinter dem Hauptbahnhof.
Pünktlich um 11 Uhr trafen dann auch die ersten Nazis ein. Als Lautsprecherwagen fungierte einmal mehr der hellblaue VW Passat von Dominik Kleer (“Kameradschaft Saarlautern”). Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot den Bahnhofsvorplatz abgeriegelt, die nach und nach eintreffenden GegendemonstrantInnen, die zum Teil an der Gegenkundgebung vor der Basilika teilgenommen hatten, wurden von den Überwachungsteams der Polizei fleißig abgefilmt und fotografiert. Jetzt hieß es warten, ein paar einzeln hinzustoßende Nazis wurden verjagt, ansonsten wurde die Zeit bis zum Beginn des Aufmarsches durch Sprechchöre etc. überbrückt.
Unterdessen gab es die Nachricht, dass am Saarbrücker Hauptbahnhof mehrere Faschisten am Besteigen eines Zuges nach Trier gehindert wurden und im Laufschritt den Bahnsteig verlassen mussten.
Für gute Stimmung unter den GegendemonstrantInnen sorgten dann die Nazis selbst, als es kräftig aus dem Motor des Nazilautis anfing zu qualmen. Der Strom war weg, die Batterie futsch und die Stimmung ausgelassen. Nachrückende Nazis aus Saarbrücken brachten dann eine neue Autobatterie mit, so dass gegen 13.30 die Nazikundgebung beginnen konnte. Zu diesem Zeitpunkt nahmen etwa 30 Nazis an der Veranstaltung teil. Die Reden, u.a. von Dominik Kleer, Peter Hallmann und einem NPDler gingen im Großen und Ganzen unter den Rufen und Pfeifen der AntifaschistInnen unter.
Nun zog der Naziaufmarsch in Form von 30 Nazis mit 3 Transparenten und mehreren schwarzen und Schwarz-Weiß-Roten Fahnen los Richtung Kürenzer Straße. Kaum ein paar Meter gelaufen, ging ein wahrer Hagel aus Obst, Gemüse, Eiern und Flasche auf die Nazis nieder, so dass diese erstmal rennen mussten um aus der Schusslinie zu kommen. Zur angekündigten Schneeballschlacht (remember Stalingrad) kam es leider auf Grund der unsympathischen Wetterverhältnisse nicht, trotzdem wurden die Nazis den ganzen Tag über mit unterschiedlichsten Wurfgeschossen eingedeckt.
Geschützt von mehreren hundert PolizistInnen zogen die Nazis dann durch ein Wohngebiet hinter dem Hauptbahnhof. AntifaschistInnen gelang es immer wieder, die Naziroute zu blockieren und auf Wurfweite an den Naziaufmarsch heranzukommen. Dabei kam es zu Knüppeleinsätzen und ersten Festnahmen gegen AntifaschistInnen.
Eines der bereits beschriebenen Wurfgeschosse zerschlug zielgenau eine Scheibe des Lautsprecherwagens und bescherte den Nazis eine etwas zugige Heimfahrt. Durch die Scherben wurde eine im Auto sitzende Faschistin wohl leicht verletzt.
Gegen 16 Uhr endete der Aufmarsch unter ständigem antifaschistischen Protest und die Nazis durften ihre Heimreise antreten, diejenigen die mit dem Zug fuhren bekamen einen polizeilichen Geleitschutz bis zum Zielbahnhof gestellt.
Fazit:
— magere 30 Neonazis, ein beschädigtes Naziauto
— mindestens 300 GegendemonstrantInnen
— mehrere Polizei-Hundertschaften
— Blockaden der Naziroute, Obst‑, Gemüse- und Flaschenwürfe
— mehrere Festnahmen und Knüppeleinsätze
Auch veröffentlicht auf indymedia: http://www.de.indymedia.org/2004/12/102195.shtml