Am 9. November 2015 begaben sich Antifaschist_innen nach Riegelsberg, um dort den Opfern der Novemberpogrome zu gedenken. Anlass dieses Gedenken gerade in Riegelsberg stattfinden zu lassen, gab eine Diskussion um ein auf dem Waldfriedhof geplantes Denkmal, das namentlich an die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs erinnern sollte. Dabei stand im öffentlichen Diskurs vor allem die Frage, ob man SS-Angehörigen genau so wie Wehrmachtssoldaten erinnern sollte, im Vordergrund, während vollkommen außer Acht gelassen wurde, dass diese sich am Vernichtungskrieg Nazi-Deutschlands ebenso beteiligten. Wir wiesen bereits an anderer Stelle auf diesen Widerspruch hin.1 Weiterlesen
Archiv des Autors: fritzpford
Vortrag: Mord von rechts von Rosa Luxemburg bis Ahmet Sharlak
Ein Vortrag mit Klaus Fuchs und Stefan Lang (Antifa Saar / Projekt AK) am Montag, 16.11.2015 im 18:00 Uhr RLS-Regionalbüro Saarland, Saarbrücken (Futterstraße 17–19 /66111 Saarbrücken).
Rosa Luxemburg wurde 1919 von rechtsradikalen Freikorps ermordet. Die Täter wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Jene Tat steht damit am Anfang einer ganzen Reihe von hunderten politischen Morden, die in der Weimarer Republik ungesühnt blieben. Wenn die Beschäftigung mit historischen Ereignissen jedoch mehr sein soll als ihre bloße Erzählung, muss der Versuch unternommen werden ihr Erkenntnis über die Gegenwart abzuringen. Doch auch heute noch werden Menschen von Neonazis ermordet.
Im Speziellen mit der saarländischen Neonaziszene beschäftigen sich die Referenten seit Jahren und untersuchen diese auch im Hinblick auf ihr Gewaltpotential. Der Beitrag wird sich daher mit den Parallelen zwischen dem Fall Luxemburg und aktuellen Entwicklungen der extremen Rechten im Saarland beschäftigen.
In Kooperation mit der Peter Imandt Gesellschaft, RLS im Saarland
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung »Rosa Luxemburg — ein Leben für die sozialistische Idee« vom 30.10. bis 27.11.2015 im Rathaus Saarbrücken statt.
Wehrmachtsdenkmal in Riegelsberg
In Riegelsberg ist es einer revisionistischen Initiativgruppe gelungen, ihre Vorstellungen einer Gedenkplatte für die deutsche Wehrmacht im Ortsrat durchzusetzen. Die Kritik der Opposition und der saarländischen Medien geht in die falsche Richtung.

Verbrechen der Wehrmacht: Vom Infanterieregiment 15 (mot.) erschossene polnische Kriegsgefangene in Ciepielów (9. September 1939)
Bereits vor zwei Jahren sorgte die Initiativgruppe „Hindenburgturm“ aus Riegelsberg für allgemeine Irritation, als ihr Sprecher Dietmar Braun sein Bestreben, dort am 8. Mai einen Fackelzug zu veranstalten, in der kommunalen Verwaltung durchzusetzen versuchte. Zustimmung gab es damals schon von SPD-Bürgermeister Klaus Häusle, der von der Idee, den „Opfern“ zu gedenken, sehr begeistert war und die Idee so gut fand, dass er sie gleich im Ortsrat durchwinken lassen wollte.1
Während Politiker der CDU Riegelsberg wie der Ortsvorsteher Heiko Walter die Idee als „sehr lobenswert“2 bezeichnen, reagieren die im Ortsrat vertretenen bürgerlichen Parteien jedoch eher verhalten.3 Die Abgeordnete der Linken störte sich an dem militärischen Moment und lehnte den Vorschlag ab „weil das Geld kostet“4 und der SPD-Sprecher begründete seine Absage damit, dass für die „Opfer des Zweiten Weltkrieges“ bereits „ein Mahnmal auf dem Friedhof“5 existiere. Auch der Ortsvorsteherin Rommel stieß die militaristische Komponente der Feier sauer auf und sagte den Termin „aus Zeitgründen“6 schließlich ab. Stephan Lehberger (Grüne) lehnte ebenfalls eine solche Veranstaltung ab, indem er einräumte, dass man ja nicht wisse, „wer Täter und wer Opfer waren“.7
Kurzmeldung: Antifaschisten besuchen SaGeSa-Aktivist Sascha Wagner
Wie auf dem linken Nachrichtenportal linksunten.indymedia.org bekannt gegeben wurde, haben Antifaschisten am Montag den 19.10.2015 in Thaleischweiler-Fröschen die Nachbarschaft des SaGeSa-Kopfes Sascha Wagner auf dessen Treiben aufmerksam gemacht und dazu aufgefordert seinem Treiben ein Ende zu bereiten.
Wir dokumentieren im Folgenden den Text aus dem verlinkten Artikel auf indymedia, das verteilte Flugblatt kann hier direkt heruntergeladen werden.
“Marsch für das Leben” der Piusbruderschaft am 1. Oktober 2015 in Saarbrücken
Am Donnerstag, 1. Oktober 2015, fand in Saarbrücken der alljährliche Gebetszug „Marsch für das Leben“ statt. An dem gruseligen Aufmarsch, der aus dem Umfeld der in St. Arnual ansässigen, katholisch-fundamentalistischen „Priesterbruderschaft Pius X.“, organisiert wurde, nahmen rund 150 Menschen aller Altersklassen teil. Die Anhänger_innen der Piusbruderschaft, die in Saarbrücken zwei Schulen sowie ein Internat betreibt, trafen sich wie jedes Jahr Anfang Oktober vor der Schwangeren-Beratungsstelle von proFamilia in der Mainzer Straße in Saarbrücken, wo sie auf zahlreichen Plaketen gegen Schwangerschaftsabbrüche protestierten und für die abgetriebenen Föten beteten. Weiterlesen
Kurzmeldung: Autonome Antifa Freiburg enttarnt VS — Spitzel bei den Hammerskins
Die Autonome Antifa Freiburg hat ein Communiqué veröffentlicht, in dem sie ein verstorbenes Mitglied der rassistischen “Hammerskins Westmark” als Vertrauensperson des Inlandsgeheimdienstes “Verfassungsschutz” enttarnt.
Der Bericht bietet einen umfangreichen Einblick in die Strukturen südwestdeutscher Nazis insbesondere der “Hammerskins” und macht wieder einmal deutlich, wie tief der “Verfassungsschutz” in den Ausbau und Erhalt neonazistischer Vereinigungen involviert ist. Auch die saarländischen “Hammerskins” finden in dem Bericht Erwähnung.
Links:
Bericht auf Linksunten: Hammerskin Roland: Tod eines Spitzels
Autonome Antifa Freiburg
Kurzmeldung: Demonstration türkischer Nationalisten

Einzelne Teilnehmer zeigten den “Wolfsgruß” (Bildquelle: Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3. Welt Saar)
Am Samstag, dem 26. September 2015 fand in Saarbrücken eine Demonstration türkischer Nationalisten statt. Die Demonstration, die unter dem Motto „Wir wollen Frieden, was wollt Ihr?“ stand, richtete sich in erster Linie gegen die Politik der PKK. Die, nach unseren Zählungen, knapp 350 Nationalisten zogen, begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot durch die Stadt, hielten eine Zwischenkundgebung vor dem Rathaus ab und lösten ihre Demo, bei der neben lautstarken AllahuAkbar-Rufen auch der Wolfsgruß der türkischen Faschisten gezeigt wurde dann vor dem Saarbrücker Hauptbahnhof auf. Vereinzelt kam es zu kleineren Protestaktionen gegen den Aufmarsch. Die Polizei ging allerdings von Anfang an massiv gegen potentielle „Störer“, die beispielsweise am Rande ihrer Sympathie für die PKK Ausdruck verliehen, vor. Mehrere Menschen wurden in diesem Zusammenhang vorläufig festgesetzt bzw. auch festgenommen.
Bericht zur Gedenkveranstaltung für Samuel Yeboah
Am Samstag, dem 19. September fand in Saarlouis eine Gedenkveranstaltung für Samuel Kofi Yeboah, der vor 24 Jahren Opfer eines Brandanschlages in Saarlouis-Fraulautern wurde, statt. Aufgerufen zur Demonstration hatte der Linksjugend [’solid]- Kreisverband Saarlouis, der mit dem Verweis, dass die Stadt Saarlouis nach 24 Jahren ein angemessenes Gedenken an das Opfer immer noch vermissen lässt, Samuel Yeboah und allen anderen Opfer rassistischer Gewalt gedenken wollte.
Unter den 70 Teilnehmer_innen befanden sich zahlreiche autonome Antifaschist_innen.
Vom Parkplatz gegenüber des JuZ Utopia ging es durch die Fußgängerzone in Richtung Rathaus. Da parallel in Saarlouis der „Tag des Handwerks“ stattfand, war die Saarlouiser Innenstadt gut besucht, wodurch die Demonstration große Aufmerksamkeit auf sich zog. Wir konnten durch diesen Umstand mehrere hundert Flyer unter die Leute bringen und viele Passanten kontaktieren. Dabei stießen wir neben den üblichen Pöbeleien auch auf viel Zuspruch und konnten unsere Kritik im direkten Gespräch vermitteln.
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Kurzmeldung: Antifa Saar / Projekt AK bei Gedenkkongress 2015 in Leipzig
Vom 11. bis 13. September 2015 fand in Leipzig der erste „Gedenkkongress“ statt. Verschiedene Initiativen, die sich teilweise schon seit vielen Jahren mit Erinnerungsarbeit für Opfer neonazistischer und rassistischer Gewalt beschäftigen, haben unter dem Motto „NSU-Gedenken im Kontext bisheriger Gedenk- und Erinnerungspolitik nichtstaatlicher Gruppen an rechte Morde und Gewalttaten“ nach Leipzig geladen, um einen Austausch der verschiedenen lokalen Initiativen zu initiieren und die Frage zu diskutieren, wie nichtstaatliches Gedenken und Erinnern gerade auch nach den Erfahrungen mit dem „NSU-Komplex“ aussehen kann. Vertreter_innen der Antifa Saar / Projekt AK informierten im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung am Freitag über rund 20 Jahre Gedenkarbeit zum Mord an Samuel Yeboah am 19.9.1991 in Saarlouis. Die vielfältigen Veranstaltungen des Wochenendes boten einiges an Kritik, aber auch zahlreiche Ideen und positive Rückmeldungen für zukünftige Projekte. Der inhaltliche Input wie auch die angestoßene Vernetzung mit anderen Gruppen, die zu einer ähnlichen Thematik arbeiten, werden sicherlich ihren Widerhall im nächsten Jahr finden, wenn sich der rassistische Mord an Samuel Yeboah zum 25. Mal jährt.
Webseite des Kongress: www.gedenkkongress.de
Presseberichte zum Kongress:
Jungle World, 17.9.2015
Neues Deutschland, 14.9.2015
Flugblatt: Für einen konsequenten Antifaschismus
Nazis morden, der Staat schiebt ab — Für einen konsequenten Antifaschismus

Antifaschist_innen stellen sich in Heidenau (Sachsen) einem marodierenden Nazimob entgegen (23.8.2015) “Es ist schade, dass wir so auftreten müssen, aber es ist gut, dass wir es können”
1991 — 2015
Am 19. September 1991 wurde Samuel Kofi Yeboah, der aus Ghana in die Bundesrepublik geflüchtet war, bei einem rassistischen Brandanschlag auf das Flüchtlingswohnheim in Saarlouis-Fraulautern, in dem Samuel Yeboah lebte, ermordet. Der Mordanschlag ist bis heute nicht juristisch aufgeklärt, die Ermittlungen wurden nach wenigen Wochen ergebnislos eingestellt. Samuel Yeboah war eines der ersten, lange aber nicht das letzte Opfer rassistischer und neonazistischer Brand- und Mordanschläge nach der sogenannten Wiedervereinigung. In einem Klima zunehmender rassistischer Mobilmachung sowohl auf der Straße als auch in den Reihen der etablierten Politik kam es im wiedervereinigten Deutschland täglich zu Übergriffen und Anschlägen auf Asylsuchende, Geflüchtete und Menschen, die der rassistische Mob als „Ausländer“ brandmarkte. Orte wie Hoyerswerda (17.–23.9.1991), Rostock-Lichtenhagen (22.–26.8.1992), Mölln (23.11.1992) und Solingen (29.5.1993) sind bis heute untrennbar verknüpft mit den rassistischen Pogromen, Übergriffen und Morden der Nachwendezeit.
Wenn man sich heute, im Jahr 2015, die Bilder aus Tröglitz, Freital und Heidenau anschaut, meint man sich unweigerlich zurückversetzt in die frühen 1990er Jahre. Unterkünfte für Geflüchtete werden angezündet, und auf den Straßen und im Internet tobt sich eine widerliche Melange aus Neonazis und rassistischen Bürgern aus und hetzt gegen „Asylanten“, „Ausländer“ und „Lügenpresse“. Hat sich nichts geändert in den letzten 25 Jahren? Dabei war man doch so stolz auf das „Sommermärchen“ 2006, als die ganze Welt die Gastfreundlichkeit der Deutschen kennen und lieben lernte.
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