Veranstaltung: Nationale Wiedergeburt, moralische Revolution. Strukturen des völkischen Denkens in Ungarn

07.02.2012 | 19.00 Uhr | Saar­brück­en | Frauen­bib­lio­thek Saarbrücken
Ble­ich­str. 4, 66111 Saarbrücken

Bei den ungarischen Wahlen im April 2010 kon­nte die völkische Partei Fidesz-Bürg­er­liche Union 53% der Stim­men auf sich vere­inen und hat bei den Kom­mu­nal­wahlen im Okto­ber einen weit­eren erdrutschar­ti­gen Sieg erzielt. Ihre Pop­u­lar­ität hat inzwis­chen einge­büßt, doch noch immer würde sie an die Macht kom­men, wären mor­gen Wahlen in Ungarn. Dass die recht­sradikale, offen anti­semi­tis­che und antizigan­is­tis­che Partei Job­bik bei den let­zten Par­la­mentswahlen mit 17% als drittsträrk­ste Kraft ins Par­la­ment kam, ist alles andere als Zufall, ist doch der Fidesz Chef, Vik­tor Orban sozusagen der ide­ol­o­gis­che Ziehvater des Chefs von Job­bik, Gabor Vona. Fidesz’ und Job­biks Ide­olo­gien liegen nicht weit voneinan­der ent­fer­nt. Weit­er­lesen

Buchvorstellung „Das ‚Großdeutsche Reich‘ und die Juden: Nationalsozialistische Verfolgung in den ‚angegliederten‘ Gebieten“

Das “Großdeutsche Reich” und die Juden: Nation­al­sozial­is­tis­che Ver­fol­gung in den “angegliederten” Gebieten
Buchvorstel­lung von und mit Jörg Osterloh
Mon­tag, 17. Jan­u­ar 2011, 20.00 Uhr
N.N. Nauwieser 19, Nauwieser­straße 19, Saarbrücken

Das Buch beleuchtet erst­mals sys­tem­a­tisch die anti­jüdis­che Poli­tik in den vom NS-Staat zwis­chen 1935 und 1940 “angegliederten” Gebi­eten. Dazu zählten unter anderen die Saar, Öster­re­ich und das Memel­ge­bi­et wie auch Danzig-West­preußen oder Lux­em­burg. Die Autoren unter­suchen die Ver­fol­gung in diesen Gebi­eten und ihre Auswirkun­gen auf die jüdis­che Bevölkerung: Welche Insti­tu­tio­nen waren zu welchem Zeit­punkt für welche Maß­nah­men ver­ant­wortlich? Wie ver­hielt sich die ein­heimis­che deutsche und nicht­deutsche Bevölkerung? Wie bee­in­flusste nicht zulet­zt die Ver­fol­gungspoli­tik die Bil­dung der von den Nation­al­sozial­is­ten propagierten “Volks­ge­mein­schaft”? Anstelle gle­ich­er, von Berlin ange­ord­neter Maß­nah­men zeigen die Beiträge eigen­ständi­ge Entwick­lun­gen in den “angegliederten” Gebi­eten, die oft­mals auf die anti­jüdis­che Poli­tik im Reich zurückwirkten.

Dr. Jörg Oster­loh (geb. 1967) ist wis­senschaftlich­er Mitar­beit­er des Arbeits­bere­ichs Zeit­geschichts­forschung am Fritz-Bauer-Insti­tut in Frank­furt am Main. Er hat in Han­nover Geschichte und Poli­tik­wis­senschaften studiert. Seine Pro­mo­tion schrieb er in Dres­den zum The­ma “Nation­al­sozial­is­tis­che Juden­ver­fol­gung im Reichs­gau Sude­ten­land 1938–1945″. Weit­ere Veröf­fentlichun­gen von ihm umfassen u.a. “Ein ganz nor­males Lager. Das Kriegs­ge­fan­genen-Mannschaft­slager 304″, “Zei­thain bei Riesa/Sa. 1941–1945″ und “Flick. Der Konz­ern, die Fam­i­lie, die Macht.”
Eine Ver­anstal­tung in Zusam­me­nar­beit mit der Hein­rich Böll Stiftung Saar und CriThink!e.V.

Pressemitteilung: LKA ermittelt gegen “Provokateure”

Das Lan­deskrim­i­nalamt, Abteilung Staatss­chutz, ermit­telt gegen Antifaschis­ten, welchen vorge­wor­fen wird, am 24. Juli 2006 eine anti-israelis­che Demon­stra­tion in der Saar­brück­er Bahn­hof­s­traße durch das Zeigen der Fahne Israels „provoziert“ und damit gegen das Ver­samm­lungsrecht ver­stoßen zu haben.

Am 24. Juli 2006 fand in der Saar­brück­er Innen­stadt eine „Friedens­demon­stra­tion“ gegen Israel statt, an der etwa 300–400 Men­schen, viele mit libane­sis­chen Fah­nen und Gräuelfo­tos tot­er libane­sis­ch­er Kinder aus­ges­tat­tet, teil­nah­men. In der Bahn­hof­s­traße auf Höhe der Thalia-Buch­hand­lung protestierten drei Antifaschis­ten gegen diesen ein­seit­i­gen Auf­marsch, bei dem Parolen wie „Israel – Kin­der­mörder“ gerufen und Papp­schilder mit anti­semi­tis­chen Stereo­typen gezeigt wur­den, indem sie Fah­nen des Staates Israel zeigten. Sie wur­den unmit­tel­bar von etwa 50 Demon­stran­tInnen ange­grif­f­en, dabei raubten die Angreifer eine Israel-Fahne, zer­ris­sen sie und ver­let­zten einen Demo-Geg­n­er durch Schläge im Gesicht.

Nun ermit­telt das Lan­deskrim­i­nalamt (LKA) gegen die mut­maßlichen „Pro­voka­teure“ wegen „Ver­stoß gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz“. Min­destens eine Per­son, die von der Polizei verdächtigt wird, an besagter „Pro­voka­tion“ beteiligt gewe­sen zu sein, bekam eine Vor­ladung wegen “Ver­stoß gegen das Ver­samm-lungs­ge­setz” und “Ver­samm­lungsspren­gung” vom Saar­ländis­chen LKA.

Alexan­der Breser, stel­lvertre­tender Press­esprech­er der Antifa Saar / Pro­jekt AK, kom­men­tiert die polizeilichen Ermit­tlun­gen so: „Es ist doch irgend­wie para­dox, wenn gegen Men­schen die ihren Protest durch das Zeigen ein­er Israelfahne geäußert haben und ver­prügelt wer­den, im nach­hinein ein Ermit­tlungsver­fahren angestrengt wird, während sich die Polizei gle­ichzeit­ig schein­bar über­haupt nicht für die Schläger vom 24. Juli interessiert.“

So wer­den die Fak­ten, wer bei dieser Auseinan­der­set­zung vor zwei Monat­en die Angreifer waren, völ­lig ver­dreht. Schein­bar hält der Saar­ländis­che Staatss­chutz tätliche Angriffe auf mit Stoff­fah­nen protestierende Men­schen für gerecht­fer­tigte Notwehr.

Dazu Alexan­der Breser weit­er: „Dass einige der Demon­stra­tionsteil­nehmer noch mit Dachlat­ten bewaffnet durch die Stadt zogen, um den israel­sol­i­darischen Gegen­demon­stran­ten ihre Vorstel­lung vom „Frieden“ deut­lich zu machen, scheint dabei über­haupt nicht zu interessieren.“

Die Antifa Saar / Pro­jekt AK fordert die sofor­tige Ein­stel­lung dieser Ermit­tlungsver­fahren gegen AntifaschistInnen.

ANTIFA SAAR / PROJEKT AK

Pressemitteilung: Verletzte bei Übergriffen auf Pro-Libanon-Demonstration

Ver­let­zte bei Über­grif­f­en auf Pro-Libanon-Demonstration

Ent­ge­gen der Darstel­lung der Saar­brück­er Polizei hat es bei den Über­grif­f­en von Pro-Libanon-Demon­stran­ten auf Men­schen, die die Fahne Israels zeigten, am Mon­tag sehr wohl Ver­let­zte gegeben.

Wie ver­schiedene Medi­en bere­its berichteten, kam es am Mon­tag, 24.07.2006, auf ein­er anti­is­raelis­chen, pro-libane­sis­chen Demon­stra­tion mit etwa 300–400 Teil­nehmerIn­nen zu Über­grif­f­en auf Jugendliche, die am Rande mit Israelfah­nen ihre Sol­i­dar­ität mit Israel gezeigt hat­ten. Die Medi­en­berichte, die sich auf Ver­laut­barun­gen der Saar­brück­er Polizei stützen, bericht­en jedoch, es hätte keine Ver­let­zten gegeben. Tat­säch­lich wurde ein­er der Ange­grif­f­e­nen durch Faustschläge im Gesicht ver­let­zt, er trug Blutergüsse unter den Augen („Blaues Auge“) davon. Die bei­den anderen Ange­grif­f­e­nen, die eben­falls mit Fäusten ins Gesicht geschla­gen wur­den, kamen ohne sicht­bare Ver­let­zun­gen davon.

Dazu sagte Sara Jost, Press­esprecherin der Antifa Saar / Pro­jekt AK: „Durch das Ein­schre­it­en der PolizistIn­nen vor Ort kon­nte zwar Schlim­meres ver­hin­dert wer­den. Wer jedoch von ‚Rangeleien’ und ‚keinen Ver­let­zten’ spricht, ver­harm­lost die Tat­sache, dass am Mon­tagabend eine Gruppe von bis zu 50 Leuten auf drei Men­schen los­ging und auf sie einprügelte.“

Dabei spielt nach Ansicht der Antifa Saar / Pro­jekt AK die Tat­sache, dass die vorge­bliche „Pro­voka­tion“ einzig und allein darin bestand, dass drei Men­schen die Fahne des Staates Israel am Rande der Demon­stra­tion zeigten, eine gewichtige Rolle bei der Bew­er­tung der Demon­stra­tion. Dazu Sara Jost: „Die Teil­nehmerIn­nen dieser ‚Friedens’-Demo haben in meinen Augen eine höchst zweifel­hafte Auf­fas­sung von ‚Frieden’, wenn sie ein­er­seits über Gewalt im Nahen Osten kla­gen und ander­er­seits in Saar­brück­en auf unbe­waffnete Men­schen, die eine Fahne zeigen, einprügeln.“

ANTIFA SAAR / PROJEKT AK

Pressemitteilung: Antiisraelische Schläger prügeln auf Antifaschisten ein

Anti­is­raelis­che Schläger prügeln auf Antifaschis­ten ein

Auf ein­er Demon­stra­tion von etwa 300–400 His­bol­lah-Sym­pa­thisan­tInnen kam es am Mon­ta­gnach­mit­tag in Saar­brück­en zu Über­grif­f­en auf Jugendliche, die am Rande mit Israelfah­nen gegen den Aufzug protestiert hatten.

Gegen 17.30 Uhr begann der Aufzug mit zahlre­ichen libane­sis­chen, aber auch palästi­nen­sis­chen und deutschen Fah­nen vor der Berg­w­erks­di­rek­tion. Unter Rufen wie „Frei­heit für Libanon“, „Israel – Kin­der­mörder, Israel – Men­schen­mörder“ und „Juden raus!“ zogen die Demon­stran­tInnen durch die Bahn­hof­s­traße in Rich­tung St.Johanner Markt. Als in der Bahn­hof­s­traße eine kleine Gruppe von AntifaschistIn­nen zwei Israel Fah­nen zeigte, um damit ihre Sol­i­dar­ität mit Israel gegen die islamistis­chen Ter­ror­grup­pen zum Aus­druck zu brin­gen, stürmten mehrere Dutzend Teil­nehmer der Demon­stra­tion in Lynch­stim­mung los und prügel­ten auf die AntifaschistIn­nen ein. Die weni­gen anwe­senden PolizistIn­nen kon­nten glück­licher­weise das Schlimm­ste ver­hin­dern. Die Schläger entwen­de­ten dabei eine der Israel-Fah­nen und zer­ris­sen sie.

Während die His­bol­lah-Sym­pa­thisan­tInnen im Anschluss ihre anti­is­raelis­che Demon­stra­tion fort­set­zten, soll die Polizei nach Augen­zeu­gen­bericht­en noch nach den Men­schen mit den Israel-Fah­nen gefah­n­det haben, die sie als „Pro­voka­teure“ ausmachte.

Dazu sagte Sara Jost, Press­esprecherin der Antifa Saar / Pro­jekt AK: „Schein­bar gilt das Zeigen der Fahne des israelis­chen Staates in Deutsch­land schon als Pro­voka­tion. Wir find­en es – ger­ade in der derzeit­i­gen Sit­u­a­tion – wichtig und richtig, dass sich Men­schen mit Israel und sein­er Bevölkerung sol­i­darisieren. Ger­ade wenn Leute auf die Straße gehen und ‚Frieden’ rufen, damit aber nichts anderes als die Ver­nich­tung des Staates Israel meinen, ist es wichtig, ihnen ent­ge­gen­zutreten und die Unter­stützerIn­nen der islamistis­chen Ter­ror­grup­pen zu demask­ieren. Um es mit Paul Spiegel zu sagen: ‚Hin­ter dem Ruf nach Frieden ver­schanzen sich die Mörder.’“

Für weit­ere Nach­fra­gen sind wir unter Tele­fon 0175–1271105 und per eMail unter antifasaar@yahoo.de zu erreichen.

ANTIFA SAAR / PROJEKT AK

Pressemitteilung der Antifa Saar / Projekt AK zur Kundgebung in Illingen am 09.November 2005

Über 60 Teil­nehmerIn­nen bei Kundge­bung in Illin­gen „gegen anti­semi­tis­chen Ver­nich­tungswahn — gestern wie heute“

Über 60 Teil­nehmerIn­nen nah­men am Abend des 9. Novem­ber an ein­er Kundge­bung anlässlich des 67. Jahrestages der Reich­s­pogrom­nacht im saar­ländis­chen Illin­gen teil. Die Kundge­bung stand unter dem Mot­to „Gestern wie heute — Gegen den anti­semi­tis­chen Ver­nich­tungswahn“. Dazu aufgerufen hat­ten die Antifa Saar/Projekt AK, die Antifaschis­tis­che Jugend St. Ing­bert und das Offene Antifaschis­tis­che Komi­tee Neunkirchen.

In Rede­beiträ­gen wur­den die his­torischen Ereignisse im Vor­feld der Reich­s­pogrom­nacht beleuchtet, die Prof­i­teure der Arisierungs­ge­set­ze in Illin­gen benan­nt und zur Sol­i­dar­ität mit Israel aufgerufen. Der Press­esprech­er der Antifa Saar/Projekt AK Chris­t­ian Schnei­der erk­lärte: „Wir haben uns bei der heuti­gen Kundge­bung bewusst nicht darauf beschränkt, auss­chließlich an die his­torischen Ereignisse zu erin­nern, son­dern poli­tis­che Kon­se­quen­zen auch für die aktuelle Sit­u­a­tion zu ziehen. Die jüng­sten Ver­nich­tungs­dro­hun­gen gegenüber Israel durch den iranis­chen Präsi­den­ten zeigen deut­lich, dass es gegenüber Jüdin­nen und Juden und dem ihnen Schutz bietenden Staat Israel weit­er­hin ern­stzunehmende Ver­nich­tungs­dro­hun­gen gibt, denen es wirk­sam ent­ge­gen­zutreten gilt“.

Mit der heuti­gen Kundge­bung ist es gelun­gen seit langem wieder antifaschis­tis­che Präsenz in Illin­gen zu zeigen, vor Ort auf die Ereignisse von vor 67 Jahren zu erin­nern und aktuelle poli­tis­che Forderun­gen zu stellen.

Die Antifa Saar/Projekt AK arbeit­et seit mehreren Jahren kon­tinuier­lich zu den The­men „Antifaschis­mus“, „Anti­ras­sis­mus“, „Kri­tik deutsch­er Ide­olo­gie“, und bezieht deut­lich Stel­lung gegen Anti­semitismus und Antizion­is­mus. Ref­er­enten zu den The­men kön­nen bei uns ange­fordert werden.

Für Print­me­di­en kön­nen Fotos von der Kundge­bung in Illin­gen bei uns ange­fordert werden.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Saarbrücker Zeitung: “Neunkirchen, es reicht!”

Saar­brück­er Zeitung vom 24.09.2004

 

Neunkirchen, es reicht!

 Auf Ini­tia­tive des Jugendzen­trums Neunkirchen fand gestern Nach­mit­tag auf dem Stumm­platz eine Protestkundge­bung gegen die jüng­ste Schän­dung des jüdis­chen Fried­hofs in der Her­mannstraße statt. Rund 350 Men­schen kamen.

 

Neunkirchen. Angst vor einem Wieder­erstarken des Anti­semitismus kennze­ich­nete die gestrige Protestkundge­bung auf dem Stumm­platz. Anlass war die jüng­ste Schän­dung des jüdis­chen Fried­hofs in der Her­mannstraße, bei der 19 Gräber bru­tal ver­wüstet wor­den waren (wir berichteten).

Thomas Schmitt vom Jugendzen­trum ver­wies in seinem Rede­beitrag darauf, dass der jüdis­che Fried­hof in Neunkirchen inner­halb von neuen Monat­en zwei Mal geschän­det wor­den sei. Umso betrof­fen­er mache dies vor dem Hin­ter­grund des Abschnei­dens der rechts­gerichteten NPD bei der Land­tagswahl — in Neunkirchen 5,6 Prozent — und zahlre­ichen Nazi-Schmier­ereien in Hangard an Pfin­g­sten. Er beklagte ein gesellschaftlich­es Kli­ma, “in dem Anti­semitismus, Geschicht­sre­vi­sion­is­mus und Deutschtümelei wieder her­anwach­sen und hof­fähig wer­den”, und warnte ein­dringlich vor den Fol­gen. Auch Toni Hol­weck vom der Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Nazi-Regimes beschwor das Gespenst eines neu erstark­ten Antisemitismus.

 

Neunkirchen, es reicht!”, rief der Vor­sitzende der Syn­a­gogenge­meinde Saar, Richard Borg, den Anwe­senden zu. Er zog “eine düstere Bilanz für Neunkirchen” indem er auflis­tete, dass der jüdis­che Fried­hof seit 1971 bere­its zehn Mal geschän­det wurde. “Kommt euren Bürg­erpflicht­en nach. Erzieht eure Kinder so, dass sie Respekt vor den Men­schen haben, den leben­den und den toten”, appel­lierte er. Musikalisch umrahmt wurde die Kundge­bung von der Gitar­ristin Gaby Klees.

Was wir zu sagen haben — Flugblatt zur Kundgebung gegen Antisemitismus in Neunkirchen

Was wir zu sagen haben
Doku­men­ta­tion des Rede­beitrages der Antifa Saar / Pro­jekt AK anlässlich der heuti­gen Kundge­bung, der von den Organ­isatoren wegzen­siert wurde

Dass offen ver­bal­isiert­er Anti­semitismus in Deutsch­land schon lange wieder salon­fähig ist, machen nicht nur die öffentlich aus­ge­tra­ge­nen anti­semi­tis­chen Het­zre­den eines Hohmann oder Mölle­mann deut­lich. Auch die Ver­fechter der soge­nan­nten Schlussstrichde­bat­te, die sowohl über den Stammtisch als auch über ver­meintlich linke Zusam­men­hänge den Weg zueinan­der find­en, stoßen bei den “deutschen Volksgenossen” auf mehr als nur zus­tim­mende Worte. Dieses gesellschaftliche Kli­ma spiegelt sich auch in den Wahler­fol­gen der Recht­en Parteien wieder. Auf Lan­desebene het­zt Peter Marx von der NPD öffentlich gegen jüdis­ches Leben und wird als Dank dafür vom Wäh­lerkreis der Anti­semiteIn­nen in den Bezirk­srat Hal­berg (Stadt­teil Saar­brück­en) befördert. Doch wie lässt sich dieses Erstarken von Anti­semitismus und Antizion­is­mus erk­lären? Einen der­art starken Zulauf erfährt die heutige Form des deutschen Anti­semitismus auch auf Grund des Bedürfniss­es nach ein­er Nor­mal­isierung der eige­nen Geschichte. Juden und jüdis­ches Leben erin­nern an die deutsche Ver­nich­tungspoli­tik, wovon die meis­ten Deutschen nichts mehr wis­sen wollen. Auf ger­adezu per­verse Weise wer­den diejeni­gen, die den Massen­mord über­lebt haben sowie deren Nach­fahren erneut zum Has­sob­jekt, eben weil sie an die deutsche Tat erin­nern. Und was geschieht mit den Tätern? Diese wer­den plöt­zlich zu Opfern und laden dazu ein, sich zum deutschen Opfer­kollek­tiv dazu zu gesellen, um gemein­sam das eigene Leid zu bedauern und Auschwitz zu vergessen. Durch genau diesen Geschicht­sre­vi­sion­is­mus und per­vertierten Umgang mit deutsch­er Ver­gan­gen­heit glänzt übri­gens derzeit die Saar­brück­er Zeitung, wenn sie all­montäglich über den Bombenkrieg gegen die Deutschen- im Beson­deren gegen die Saar­län­derIn­nen — berichtet und dazu auch gerne mal das ein oder andere Mädel oder Kam­er­aden aus dem Saarge­bi­et zu Wort kom­men lässt.

Es herrscht also ein gesellschaftlich­er Kon­sens, der zu anti­semi­tis­ch­er Het­ze und Prax­is ein­lädt, diese möglich macht und einen geschützten Rah­men für entsprechende Tat­en bere­i­thält. So wird in Frank­furt am Main ein Rab­bin­er auf offen­er Straße von ein­er Gruppe Neon­azis attack­iert und mit den Worten beschimpft: “Dass du noch da bist, liegt wohl daran, dass sie deine Eltern und Großel­tern vergessen haben!”. In Dort­mund wird einem Juden die Mit­glied­schaft in einem Fit­nessstu­dio ver­wehrt, da sel­biges kein Inter­esse daran hat, Aus­län­der und Juden im Kreise des gesun­den deutschen Volk­skör­pers zu begrüßen. Und in Neunkirchen wird ein jüdis­ch­er Fried­hof geschän­det; Grab­steine zer­schla­gen, Gra­ban­la­gen ver­wüstet — bere­its zum zweit­en Mal inner­halb von neun Monat­en. Offen­er kann der Anti­semitismus schw­er­lich auftreten. Zudem sei darauf ver­wiesen, dass auf Anti­semitismus längst nicht mehr nur die organ­isierte Rechte das Monopol hat. Der zunehmende Anti­semitismus in Deutsch­land und Europa wird ger­ade in linken Zusam­men­hän­gen gerne ver­harm­lost, z. B. indem er als berechtigter Wider­stand migrantis­ch­er Grup­pen aus­gegeben wird. In glob­al­isierungskri­tis­chen Kreisen ist eine offen anti­semi­tis­che Diskus­sion ent­bran­nt, in der der Staat Israel ein­seit­ig für das Scheit­ern des Frieden­sprozess­es ver­ant­wortlich gemacht wird. Zudem hat eine Umfrage ergeben, dass der Großteil der Bevölkerung Deutsch­lands das kleine Israel neben den USA für eine der größten Gefahren des Welt­friedens hält. “Man wird ja wohl noch Israel kri­tisieren dür­fen”, lautet die mit Unschuldsmiene verkün­dete Erklärung.

Anstatt den reak­tionären Gehalt der palästi­nen­sis­chen und ara­bis­chen Organ­i­sa­tio­nen und Macht­cliquen zu benen­nen und die Bedro­hung Israels zu the­ma­tisieren, sol­i­darisiert man sich bevorzugter­weise mit dem “palästi­nen­sis­chen Volk” oder maßt sich an, die Moralkeule gegen Israel und dessen Regierung zu schwin­gen. In den ver­gan­genen drei Jahren haben wir offen “antizion­is­tisch” auftre­tende Kri­tik Israels beobacht­en kön­nen, die sich wieder und wieder anti­semi­tis­ch­er Stereo­typen bedi­ente. So wurde wieder­holt die “Medi­en­macht” Israels und der Juden sowohl hier als auch in den USA behauptet, die israelis­chen Stre­itkräfte unver­hält­nis­mäßiger Grausamkeit­en bezichtigt (Kin­der­mord) und einem sekundären Anti­semitismus fol­gend das Vorge­hen Israels und der Juden in rel­a­tivieren­der Art und Weise mit der nation­al­sozial­is­tis­chen Poli­tik verglichen.

Wir wen­den uns gegen Anti­semitismus und Antizion­is­mus sowie die mit­tel­bare Unter­stützung des palästi­nen­sis­chen Ter­rors über die palästi­nen­sis­che Autonomiebe­hörde; zum Beispiel durch die Ver­wen­dung von EU-Geldern für Selbstmordanschläge !
Gegen anti­semi­tis­che Kri­tik an Israel!

Wir ste­hen ein für die Sol­i­dar­ität mit Israel sowie die Bekämp­fung von Anti­semitismus und Antizionismus !

KONTAKT: www.antifa-saar.de.vu
e‑mail: antifasaar@yahoo.de

Redebeitrag der Antifa Saar auf der Kundgebung “Wider die Antisemitische Internationale!” am 24.04.2004

Offen ver­bal­isiert­er Anti­semitismus ist in der deutschen Öffentlichkeit wieder salon­fähig. Anti­semi­tis­che Attack­en eines Walser, Mölle­mann oder des Bun­destagsab­ge­ord­neten Hohmann sind jedoch lediglich die öffentlich disku­tierten Aus­drücke ein­er schwe­len­den Stim­mung. Die bekan­nten Pro­tag­o­nis­ten sprechen allzu oft den Durch­schnitts­deutschen aus dem Herzen. So, wenn wie im Fall Hohmann Juden als “Täter­volk” beze­ich­net wer­den. Dem Satz “Aus­sagen wie Hohmann sie gemacht hat, müssen heute möglich sein” stim­men immer­hin 42 Prozent der Deutschen nach ein­er “Causa-Umfrage” zu. Die heutige Form des deutschen Anti­semitismus speist sich häu­fig aus dem Bedürf­nis nach ein­er Nor­mal­isierung der eige­nen Geschichte. Juden und jüdis­ches Leben erin­nern an die deutsche Ver­nich­tungspoli­tik, wovon die meis­ten Deutschen nichts mehr wis­sen wollen. Auf ger­adezu per­verse Weise wer­den diejeni­gen, die den Massen­mord über­lebt haben sowie deren Nach­fahren erneut zum Has­sob­jekt, eben weil sie an die deutsche Tat erin­nern. Kein Wun­der also, dass nach 1989, seit­dem das vere­inte Deutsch­land wieder an die Welt­spitze will, der Ruf nach einem “Schlussstrich” immer lauter wird. Im Zuge der von Mar­tin Walser aus­gelösten Schlussstrichde­bat­te und der Frage nach Zwangsar­beit­er­entschädi­gung gab es weitest­ge­hen­den Kon­sens in der deutschen Gesellschaft: Man hat genug gebüßt und gezahlt, die Opfer sollen endlich die Klappe halten.
Dass dieser Kon­sens Gen­er­a­tio­nen über­greifend ist, bestätigte der Star-DJ “Dr. Motte”.
“Dies ist ein Aufruf an alle Juden der Welt: Sie sollen mal eine andere Plat­te aufle­gen und nicht immer rumheulen”, so der pop­uläre Mitini­tia­tor der Berlin­er Love-Parade.
Während der Entschädi­gungs­de­bat­ten Ende der 90-er stell­ten sich deutsche Poli­tik und Indus­trie allzu gerne als Opfer dar. Die Gegen­seite wurde in Tageszeitun­gen immer wieder mit anti­semi­tis­chen Stereo­typen verse­hen. So glaubte etwa die Zeitschrift “Der Spiegel” hin­ter den Opfer­ver­bän­den “raf­fgierige” New York­er Anwälte ent­deckt zu haben. Auch die “Süd­deutsche Zeitung” veröf­fentlichte Artikel, in denen sie die Opfer­an­wälte als “Haifis­che im Anwalts­ge­wand” oder “Welt­polizei” tit­ulierte, welche den Holo­caust benutze, um die Deutschen finanziell auszubeuten. Der von Hen­drik Broders geprägte Satz, “dass die Deutschen den Juden Auschwitz nie verzei­hen” wird aufs zynis­chste bestätigt.
Auch wenn die beken­nende Naziszene längst kein Monopol auf Juden­hass besitzt, fällt es dieser, inner­halb eines solchen gesellschaftlichen Kli­mas, leichter, den Volksmob zu aktivieren. Zum Beispiel wenn zum Protest gegen den Bau ein­er Syn­a­goge aufgerufen wird. So geschehen im März diesen Jahres in Bochum. Deut­lich­er kann nicht zum erneuten Angriff auf jüdis­ches Leben in Deutsch­land geblasen werden.
Nicht mehr nur der einzelne Jude als Teil ein­er Ver­schwörung wird benan­nt, dif­famiert und bekämpft, son­dern der jüdis­che Staat, Israel. In Anbe­tra­cht der nahezu voll­ständi­gen Ver­nich­tung der jüdis­chen Bevölkerung Europas war vor­erst Büßer­hemd und verord­netes Schweigen ange­sagt. Freilich war die Abnahme des offiziellen Anti­semitismus nicht darin begrün­det, dass es einen strik­ten Bruch gegeben hätte. Nein, gesellschaftliche Bedin­gun­gen des Anti­semitismus und die Vir­u­lenz anti­semi­tis­ch­er Ide­olo­gie sind geblieben. Man hielt sich aus einem anderen Grunde vor­erst zurück: nach­dem man in Fab­riken den Massen­mord organ­isiert und Europa in Scher­ben geschla­gen hat­te, galt es sich nach 1945 klein zu hal­ten, um mit­tel­fristig wieder in der Welt­poli­tik mit­mis­chen zu können.
Ein Ersat­zob­jekt fürs anti­semi­tis­che Ressen­ti­ment war jedoch schnell gefun­den: Israel, durch dessen staatliche Präsenz man nun glaubte nach­weisen zu kön­nen, dass die Juden in Israel die wahren Täter seien.
Moishe Postone‘s Erken­nt­nis, dass “der Anti­semitismus im Antizion­is­mus enthal­ten ist, wie das Gewit­ter in der Wolke” geht den Fein­den Israels logis­cher­weise ab.
Im restlichen “old europe” sieht die Lage nicht wesentlich bess­er aus. Durch eine von der EU in Auf­trag gegebe­nen Umfrage sollte ermit­telt wer­den, welch­es Land “die größte Gefährdung für den Welt­frieden darstellt”. Das Ergeb­nis spricht Bände: 59% der EU Bürg­er betra­cht­en das kleine und immer mehr isolierte Israel als die größte Gefahr für den Welt­frieden, nicht etwa ein deutsch-dominiertes “Kern-Europa”.
Was in den Köpfen der EU-Bürg­er so rum­spukt ist auch Teil der offiziellen Poli­tik der Europäis­chen Union. In diesem Sinne ist der EU-Par­la­men­tari­ere­in Ilka Schröder wohl zuzus­tim­men, die den zunehmenden “europäis­chen Anti­semitismus als eine Folge der offiziellen Hal­tung der EU gegenüber Israel” begreift.
So hat die EU in den Jahren 2000–2001 der palästi­nen­sis­chen Autonomiebe­hörde 330 Mil­lio­nen Euro zukom­men lassen, ohne hören zu wollen, was mit dem Geld passiert.
Dass auch durch diese Gelder der Ter­rorkrieg gegen Israel geführt und anti­semi­tis­che Pro­pa­gan­da zum Beispiel in Schul­büch­ern finanziert wird, scheint den EU-Akteuren egal zu sein. Dabei dürfte jedem halb­wegs Informierten der Schul­ter­schluss zwis­chen der palästi­nen­sis­chen Autonomiebe­hörde und Ter­ro­ror­gan­i­sa­tio­nen wie der Hamas nicht ent­gan­gen sein. Fol­glich ist nicht auszuschließen, dass die jüng­sten Ter­ro­ran­schläge durch Steuergelder der EU — zumin­d­est indi­rekt — mit­fi­nanziert wurden.

Kein Wun­der also, dass die anti­semi­tis­che Ver­nich­tungs-Gesin­nung und Poli­tik der Hamas öffentlich ver­harm­lost wird, wie beispiel­sweise im Som­mer let­zten Jahres noch von Rei­jo Kempin­nen, dem Sprech­er der EU-Kom­mis­sion. “Dass die Hamas in Gänze eine Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion sei, ist gewiss nicht unsere Posi­tion” so Kempin­nen, der diese Aus­sage damit begrün­det, dass die Hamas auch soziale Dien­ste und Kliniken betreibe. Einen solchen Sprachge­brauch ken­nt man auch hierzu­lande nur zu gut. Noch heute wird auf “Hitlers Auto­bah­nen” ver­wiesen, wenn es darum gehen müsste, kri­tis­che Selb­st­besin­nung zu üben.
Gle­ichzeit­ig wer­den die EU-Moral­is­ten nicht müde, Israel zu verurteilen und nach jedem weit­eren Ter­rorschlag einen Palästi­nenser­staat zu fordern, was der Tötungspoli­tik im Nach­hinein einen bar­barischen Sinn verleiht.
Noch nie hat­te Anti­semitismus, wie auch Ras­sis­mus etwas mit den tat­säch­lichen Eigen­schaften oder dem Ver­hal­ten der Opfer zu tun. Fol­glich hat es wed­er eine “Juden”- noch eine “Aus­län­der­frage” zu geben. Das Prob­lem muss bei den Anti­semiten und Ras­sis­ten gesucht und bekämpft wer­den, nicht bei deren Opfern.
Seit Beginn der Al-Aqsa-Intifa­da 2000 und den Anschlä­gen auf das WTC 2001 ist Israel immer offen­er in den Fokus ein­er inter­na­tionalen Allianz ger­at­en, die vor direk­tem Ter­ror gegen Israel nicht mehr zurückschreckt. Par­al­lel zu den genan­nten Ereignis­sen ist eine Rei­he weltweit­er, anti­semi­tis­ch­er Gewalt gegen jüdis­che Ein­rich­tun­gen und Men­schen ent­bran­nt, ins­beson­dere auch inner­halb der europäis­chen Staaten.
Genau das bekam auch die EUMC bei ein­er in Auf­trag gegebe­nen Unter­suchung heraus.
So kon­nte inner­halb Europas ein stark­er Anstieg von Angrif­f­en gegen jüdis­che Ein­rich­tun­gen und gegen Juden fest­gestellt wer­den. Beson­ders in Frankre­ich, Bel­gien, den Nieder­lan­den und Großbri­tan­nien scheinen gewalt­same Über­griffe, so ein Tenor der Ermit­tlung, keine Aus­nahme mehr darzustellen. Wie reagierte die EUMC, ein Organ der EU auf die erschreck­enden Entwick­lun­gen? Nicht etwa alarmiert, wie man annehmen kön­nte. Nein, sie ver­hin­derte kurz­er­hand die Veröf­fentlichung der Unter­suchung mit faden­scheini­gen Begründungen.
Eine weit­ere inter­na­tion­al ver­net­zte Bewe­gung lässt eben­falls von sich hören, allerd­ings nicht durch ern­stzunehmende Kap­i­tal­is­muskri­tiken als vielmehr durch die Ver­bre­itung plat­ter anti­amerikanis­ch­er, antizion­is­tis­ch­er und offen anti­semi­tis­ch­er Ressen­ti­ments: die so genan­nte glob­al­isierungskri­tis­che Bewe­gung. Freilich ist dieser Vere­in keine homo­gene Masse, den­noch soll­ten sich jene, die entschuldigend auf den Plu­ral­is­mus der Bewe­gung hin­weisen, bedenken, wo eine kap­i­tal­is­muskri­tis­che Poli­tik aufhört und wo der reak­tionäre Antikap­i­tal­is­mus anfängt, bei dem Poli­tik als “Geisel der Finanzmärk­te” ver­standen wird und die auss­chließliche Kri­tik an multi­na­tionalen Konz­er­nen, der USA und Israel mehr zur Ver­schleierung als zur Aufk­lärung beiträgt. Zudem gipfelt dieses Poli­tikver­ständ­nis nicht sel­ten in einem ver­schwörungs­the­o­retis­chen Weltbild.
Spätestens, wenn, wie in Kopen­hagen beim EU-Gipfel von den Haup­tor­gan­isatoren zum “umfassenden Boykott Israels” aufgerufen wird, auf ein­er Attac-Ver­anstal­tung in Köln die Poli­tik Israels mit den Ver­brechen der NS-Poli­tik im Warschauer Ghet­to gle­ichge­set­zt wird, sich in Davos Men­schen mit Masken von US-Poli­tik­ern einen gel­ben Juden­stern anheften, um auf diese ekel­hafte Weise auf ein ver­schwörerisches Zusam­men­spiel von USA und jüdis­ch­er Lob­by hinzuweisen oder ital­ienis­che No-Glob­als einen Fah­nen­zug mit “Intifa­da, Intifa­da”- Rufen um das ehe­ma­lige jüdis­che Ghet­to in Rom insze­nieren und zum Abschluss des Sozial­fo­rums in Flo­renz ein Fah­nen­meer von Palästi­na-Fah­nen durch die Stadt zieht, dann sind das keine einzel­nen Wirrköpfe mehr.
Auch saar­ländis­che Grup­pen kon­nten ähn­liche Erfahrun­gen sam­meln. Genossen von der ADW wur­den beim Europäis­chen Sozial Forum in Paris gewalt­sam daran gehin­dert Flug­blät­ter zu verteilen, in denen das Exis­ten­zrechts Israels bekräftigt wurde. Mit­glieder unser­er Gruppe sahen sich — eben­falls beim Verteilen von Flug­blät­tern, in denen eine Kri­tik am Anti­amerikanis­mus und Nation­al­paz­i­fis­mus der Friedens­be­we­gung for­muliert wurde — zu Beginn des Irakkrieges mit aufge­bracht­en Schülern kon­fron­tiert, die in den Genuss kamen, mal nicht zur Schule zu müssen, um stattdessen regierungs­fre­undliche Demon­stra­tio­nen besuchen zu können.
Ein weit­eres Phänomen der hiesi­gen Bewe­gungslinken ist die ständi­ge Hofierung des pop­ulis­tis­chen Vul­gärökonomen Oskar Lafontaine, der sich dadurch her­vor­tut, dass er immer wieder durch latent anti­semi­tis­che Aus­sagen und unre­flek­tierten Anti­amerikanis­mus auf­fällt. Dieser meinte let­zten Monat während ein­er Friedens­de­mo in Ram­stein, ver­ständ­nisvoll über islamistis­chen Ter­ror schwadronieren zu müssen.
Lei­der sind die genan­nten Beispiele, die nach Belieben erweit­ert wer­den kön­nten, keine Aus­nah­men, sie sind lediglich die immer öfter auftre­tenden Höhep­unk­te eines reak­tionären Antikap­i­tal­is­mus, der nichts, aber auch gar nichts mit Emanzi­pa­tion zu tun hat.
Will man sich nicht der Mit­täter­schaft über­führen lassen, sind klare Tren­nun­gen und Dis­tanzierun­gen notwendig, auch wenn man sich an das wohlige Gefühl gewöh­nt hat, in der Masse der Glob­al­isierungskri­tis­chen und Friedens­be­wegten mitzu­latschen: “So oder so” sang ein­mal der Lie­der­ma­ch­er Franz Josef Degen­hardt. Eine Entschei­dung tut Not.
Jean Paul Sartre schrieb im Jahre 1946 “Kein Fran­zose wird in Sicher­heit sein, solange noch ein Jude in Frankre­ich und in der ganzen Welt um sein Leben wird fürcht­en kön­nen.” Der schöne Satz hat heute, fast 60 Jahre später, eine Erweiterung zu erfahren; denn kein Men­sch wird in Sicher­heit sein, solange auch nur ein Jude um sein Leben wird fürcht­en müssen. Der Kampf gegen Anti­semitismus und Faschis­mus ist die Bedin­gung jed­wed­er Emanzipation.

KONTAKT: www.antifa-saar.de.vu
e‑mail: antifasaar@yahoo.de

Pressemitteilung zum Angriff von ESF-Teilnehmern auf Aktivisten der Aktion 3.Welt Saar in Paris 19.11.2003

Aktion 3.Welt Saar auf ESF in Paris ange­grif­f­en — Antifa Saar / Pro­jekt AK sol­i­darisiert sich mit “Aktion 3. Welt Saar”

Mehrere AktivistIn­nen der “Aktion 3. Welt Saar” waren in dieser Woche beim Europäis­chen Sozial­fo­rum ESF in Paris anwe­send. Dort verteilte die Gruppe unter anderem Flug­blät­ter, in denen sie sowohl ihre Sol­i­dar­ität mit dem Staat Israel zum Aus­druck bracht­en als auch ihre Kri­tik gegenüber der Hal­tung seit­ens Teilen der glob­al­isierungskri­tis­chen Bewe­gung bezüglich dieser The­matik deut­lich for­mulierten. Daraufhin wurde die Gruppe attack­iert, belei­digt und am weit­eren Verteilen ihrer Flug­blät­ter gehin­dert. Die Antifa Saar / Pro­jekt AK verurteilt das Vorge­hen von Teilen der Glob­al­isierungskri­tik­erIn­nen und sol­i­darisiert sich mit der “Aktion 3. Welt Saar”.
Die AktivistIn­nen der “Aktion 3. Welt Saar” macht­en deut­lich, dass es sich bei Teilen der Glob­al­isierungskri­tik­erIn­nen um eine Bewe­gung han­delt, welche sich sowohl durch eine mehr als unkri­tis­che Hal­tung hin­sichtlich dieser The­matik ausze­ich­net als auch durch fast reflex­haften Antizion­is­mus zu glänzen vermag.
Dieser, von der “Aktion 3. Welt Saar” geäußerten Kri­tik fol­gten vehe­mente Reak­tio­nen. So wurde die Gruppe ver­bal attack­iert, eingeschüchtert und beschimpft. Schließlich gin­gen einige der Glob­al­isierungskri­tik­erIn­nen auch dazu über, die AktivistIn­nen am Verteilen der Handzettel zu hin­dern und diese let­z­tendlich zu beschlagnah­men, wohl um die Quertreiber auf diese Weise endlich mund­tot machen zu können.
Wir verurteilen das Vorge­hen von Teilen der glob­al­isierungskri­tis­chen Bewe­gung gegenüber dieser fortschrit­tlichen Gruppe und brin­gen zugle­ich unsere Sol­i­dar­ität mit der “Aktion 3. Welt Saar” (ADW) zum Ausdruck.
Es han­delt sich um keine neue Entwick­lung oder gar Ein­ma­ligkeit, wenn von Ereignis­sen wie dem obi­gen berichtet wird. Vielmehr ist ger­ade inner­halb der Glob­al­isierungs­be­we­gung festzustellen, dass Anti­semitismus und Antizion­is­mus zum guten Ton gehören und men­sch sich gerne entsprechen­der Ressen­ti­ments bedi­ent. Diese Kon­ti­nu­ität anti­semi­tis­ch­er Stereo­type nahezu aller gesellschaftlich­er Teil­grup­pen verdeut­licht die Notwendigkeit von Flug­blät­tern, wie sie die ADW verfasste.
Ähn­liche Erfahrun­gen, wie sie die AktivistIn­nen der ADW beim ESF macht­en, erlebten wir in Saar­brück­en regelmäßig im Rah­men der diesjähri­gen Friedens­demon­stra­tio­nen. Hier wur­den u.a. nicht nur anti­amerikanis­che und deutschna­tionale Ten­den­zen trans­par­ent; anti­semi­tis­che und antizion­is­tis­che Denkweisen wur­den u.a. auf Plakat­en propagiert. Die all­ge­mein anti­semi­tis­chen Ten­den­zen in der derzeit­i­gen Welt­poli­tik, wie die Anschläge auf die Istan­buler Syn­a­gogen und die sog. “Hohmann-Affäre” — um nur die aktuell­sten Beispiele zu nen­nen — verdeut­lichen umso mehr die Notwendigkeit und Exis­ten­zsicherung des Staates Israel.
Zudem gilt es eine dif­feren­zierte Betra­ch­tung des Kon­flik­tes inner­halb ein­er emanzi­pa­torischen Linken zu fördern und weiterzubringen.

Antifa Saar / Pro­jekt AK