Presseerklärung zur Demonstration in Saarbrücken am 09.April 2005


160 Men­schen demon­stri­erten in Saar­brück­en gegen Neon­azis und rechte Gewalt

Über 160 vor­wiegend junge Men­schen beteiligten sich am Sam­stag Nach­mit­tag an ein­er Demon­stra­tion der Antifa Saar / Pro­jekt AK in der Saar­brück­er Innenstadt.

Nach dem Über­fall auf 4 junge Men­schen am frühen Son­ntag Mor­gen durch eine Gruppe von etwa 7–8 Saar­brück­er Neon­azis, bei dem ein junger Mann schw­er und 2 sein­er Begleit­er leicht ver­let­zt wur­den, und dem Über­griff zwei Wochen zuvor in Hom­burg rief die Antifa Saar / Pro­jekt AK für Sam­stag, den 09.April 2005 zu ein­er Demon­stra­tion unter dem Mot­to “Gegen die deutschen Zustände! NS-Struk­turen zer­schla­gen! Deutsche Ide­olo­gie angreifen nach Saar­brück­en auf. Ab 14 Uhr sam­melten sich die Demon­stra­tionsteil­nehmerIn­nen am Max-Ophüls-Platz, wo sich die Demon­stra­tion gegen 14:45 Uhr auf den Weg durch die Saar­brück­er Innen­stadt machte. Bis zu diesem Zeit­punkt hat­ten sich etwa 160 Men­schen dem Demon­stra­tionszug angeschlossen.

Am Brun­nen vor der Berg­w­erks­di­rek­tion in der Reichsstraße fand eine Zwis­chenkundge­bung mit Rede­beiträ­gen statt. Eine Red­ner­in der Aktion 3.Welt Saar wies auf die Zusam­men­hänge zwis­chen kap­i­tal­is­tis­chem Ver­w­er­tungs­denken und einem gesellschaftlichen Kli­ma, das Über­griffe von Neon­azis auf Men­schen, die sie als unnütz und unwert anse­hen, begün­stigt. Ein Sprech­er der Antifa St.Wendel ver­las anschließend einen Erfahrungs­bericht eines Men­schen, der Opfer eines Über­falls durch Neon­azis wurde.

Nach­dem die Zwis­chenkundge­bung been­det war, zog die Demon­stra­tion gegen 15:30 Uhr weit­er durch die Bahn­hof­s­traße zum St.Johanner Markt, wo die Abschlusskundge­bung stat­tfand. Hier wur­den zwei Rede­beiträge der Antifa Saar / Pro­jekt AK sowie der Jugen­dan­tifa St.Ingbert ver­lesen. Die Red­ner gin­gen auf das Mot­to der Demon­stra­tion ein und erk­lärten, was sie unter den “deutschen Zustän­den” ver­standen. Die Demon­stra­tion wurde gegen 16:30 Uhr beendet.

Unter­stützt wurde die Demon­stra­tion von fol­gen­den Grup­pen und Organisationen:
Jugen­dan­tifa St.Ingbert, Antifa St.Wendel, lif:t Tri­er, AGF Tri­er, Net­zw­erk Saar

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Presseerklärung zur angekündigten Demonstration am 09.04.2005

Erneuter Über­fall durch Neon­azis in Saar­brück­en — Demo in Saar­brück­en am 9.April 2005

Nach dem erneuten bru­tal­en Über­fall von Neon­azis auf junge Men­schen in Saar­brück­en kündigt die Antifa Saar / Pro­jekt AK für kom­menden Sam­stag, den 09.04.2005 um 14 Uhr eine Demon­stra­tion in der Saar­brück­er Innen­stadt an.

Nur 2 Wochen nach dem bru­tal­en Über­fall von 6 bewaffneten Neon­azis auf 3 BesucherIn­nen des Hom­burg­er Jugendzen­trums (die saar­ländis­chen Medi­en berichteten) über­fie­len in der Nacht von Sam­stag auf Son­ntag, den 03.04.2005 gegen 3:00 Uhr erneut mehrere Neon­azis eine Gruppe junger Men­schen in Saar­brück­en. Ein junger Mann wurde durch gezielte Tritte gegen den Kopf schw­er ver­let­zt, zwei zu Hil­fe eilende Fre­unde erlit­ten Schläge auf den Hin­terkopf, einem wurde ein Fin­ger gebrochen.
Da die Täter aus ein­er Gruppe von etwa 10 Neon­azis angrif­f­en, von denen ein­er sich dazu bekan­nte “stolz, ein deutsch­er Neon­azi” zu sein, und die Opfer sich klar gegen Neon­az­i­tum und Ras­sis­mus aussprachen, ste­ht die poli­tis­che Moti­va­tion für diesen Über­fall unzweifel­haft fest. Die Täter kön­nen dem Umfeld ein­er Saar­brück­er Neon­azikam­er­ad­schaft zugerech­net wer­den, die in das bun­desweit agierende Neon­azinet­zw­erk “Aktions­büro Saar” einge­bun­den ist.
Erneut grif­f­en saar­ländis­che Neon­azis Men­schen an, die sie als ihre Geg­n­er iden­ti­fizierten, und fügten ihnen schw­er­ste Ver­let­zun­gen zu. Dabei nah­men sie auch den Tod ihrer Opfer in Kauf, denn wer gezielt gegen Kopf und Schläfe eines auf dem Boden liegen­den Men­schen tritt, hat nichts anderes im Sinn.
Bun­desweit, aber auch im Saar­land, häufen sich die gewalt­samen Über­griffe von Neon­azis auf ihnen missliebige Men­schen, schwere Kör­per­ver­let­zun­gen und Bedro­hun­gen sind an der Tage­sor­d­nung, und immer häu­figer schreck­en die Täter auch vor Mord nicht mehr zurück. So wurde in Dort­mund am Oster­mon­tag erst ein 32jähriger Mann von einem 17jährigen Neon­azi erstochen.

Die Antifa Saar/Projekt AK ruft anlässlich dieses erneuten Über­falls auf zu ein­er Demon­stra­tion am Sam­stag, den 09. April 2005 um 14.00 Uhr unter dem Mot­to “Gegen deutsche Zustände! — NS — Struk­turen zer­schla­gen! — Deutsche Ide­olo­gie angreifen!”. Tre­ff­punkt ist der Max-Ophüls-Platz in Saarbrücken.

Grup­pen und Organ­i­sa­tio­nen, die die Demon­stra­tion unter­stützen wollen, kön­nen sich unter der e‑mail Adresse antifasaar@yahoo.de an uns wenden.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

Presseerklärung zum Naziüberfall in Saarbrücken — 04.April 2005

Erneuter Über­fall durch Neon­azis in Saarbrücken


PDF: Pressemit­teilung zum Naz­iüber­fall in Saarbrücken


Zwei Wochen nach den Über­grif­f­en auf BesucherIn­nen des AJZ Hom­burg durch bewaffnete Neon­azis wur­den am Son­ntag­mor­gen erneut vier junge Men­schen Opfer neon­azis­tis­ch­er Gewalt, dies­mal mit­ten in der Saar­brück­er Innenstadt.

Am frühen Son­ntag­mor­gen, den 03.04.2005, gegen 3:00 Uhr wur­den vier Men­schen aus ein­er Gruppe von 10 Neon­azis her­aus ange­grif­f­en, drei von ihnen wur­den teils schw­er ver­let­zt. Der Über­griff ereignete sich an der Ecke Ble­ich­straße / Neugäss­chen ganz in der Nähe der Diskothek “Garage”, aus der die 10 Angreifer kurz zuvor ver­wiesen wor­den waren, da sie bere­its dort Stre­it mit Gästen provoziert hatten.

Eine Frau aus der 10köpfigen Gruppe der Angreifer schlug ein­er jun­gen Frau grund­los ins Gesicht, worauf der Fre­und der Ange­grif­f­e­nen ihr zu Hil­fe kam. Daraufhin prügel­ten etwa fünf männliche Per­so­n­en auf den jun­gen Mann ein und schlu­gen und trat­en ihn bis zur Bewusst­losigkeit. Ein­er der Angreifer bekan­nte sich, “stolz, ein deutsch­er Neon­azi zu sein”. Der junge Mann erlitt schwere Ver­let­zun­gen im Kopf­bere­ich, darunter zahlre­iche Hämatome und Frak­turen, außer­dem Ver­let­zun­gen im Unter­leib­s­bere­ich. Zwei Fre­unde, die dem Opfer helfen woll­ten, wur­den eben­falls ange­grif­f­en und attack­iert. Einem der bei­den wurde ein Fin­ger gebrochen, dem zweit­en immer wieder mit Fäusten auf den Kopf geprügelt.
Nach­dem die Opfer einen Ret­tungswa­gen gerufen hat­ten, traf auch die Polizei am Ort des Über­griffes ein. Statt nach den flüchti­gen Tätern, die sich zu diesem Zeit­punkt noch ganz in der Nähe befind­en mussten, zu suchen, nah­men die anwe­senden Polizis­ten erst ein­mal die Per­son­alien der Opfer auf. Auf das Ange­bot eines der Opfer, eine Beschrei­bung der Täter zu geben, ging die Polizei gar nicht erst ein.

Dies war nun der zweite Über­griff von Neon­azis auf ihnen missliebige Per­so­n­en inner­halb von nur zwei Wochen im Saar­land, der schw­erver­let­zte Opfer zur Folge hat­te. Daneben gehören Kör­per­ver­let­zun­gen, Belei­di­gun­gen und Dro­hun­gen durch Neon­azis mit­tler­weile nicht nur in Ost­deutsch­land, son­dern auch im Saar­land zum All­t­ag. Nur wenige find­en jedoch soviel medi­ale Aufmerk­samkeit, wie der Über­griff vor zwei Wochen in Hom­burg. Der Press­esprech­er der Antifa Saar / Pro­jekt AK erk­lärt hierzu: “Über­griffe wie diese, durch die sich Neon­azis eine Hege­monie im öffentlichen Raum zu schaf­fen ver­suchen, und das indiskutable Ver­hal­ten der Polizei führen zu ein­er wach­senden Angst, vor allem unter den Men­schen, die — wie etwa Migran­tInnen, Linke, Obdachlose oder Men­schen jüdis­chen Glaubens — die näch­sten Opfer neon­azis­tis­ch­er Gewalt­tat­en sein könnten.”

Für Nach­fra­gen und weit­ere Infor­ma­tio­nen wen­den Sie sich bitte an unsere eMail-Adresse: antifasaar@yahoo.de

Antifa Saar / Pro­jekt AK

 

Saarbrücker Zeitung / sr-online zum Naziüberfall in Saarbrücken

Medi­en­berichte vom 04.04.2005

 

Von Schlägern schw­er verletzt

Ver­brechen im Neugäßchen

 

Saar­brück­en. Auf Anfrage der SZ bestätigte die Polizei am Mon­tag, dass am Son­ntag gegen 3 Uhr ein 22-Jähriger Saar­brück­er im Neugäßchen schw­er ver­let­zt wurde. Laut Polizei hat ein Zeuge erk­lärt, der 22-Jährige sei “aus ein­er Gruppe von cir­ca 10 Per­so­n­en ange­grif­f­en” wor­den, “mehrere Per­so­n­en hät­ten den 22-Jähri­gen niedergeschla­gen” und noch auf ihn einge­treten, als er am Boden lag. Das Opfer erlitt laut Polizei “erhe­bliche Gesichtsver­let­zun­gen und Prel­lun­gen am ganzen Kör­p­er” und “musste in eine Klinik ein­geliefert wer­den”. Eine Täterbeschrei­bung, so erk­lärt die Polizei, kon­nte sie nicht bekom­men. Aber sowohl das Opfer als auch der Zeuge haben laut Polizei erk­lärt, dass die Angreifer aus “der recht­en Szene” seien. Die Fah­n­dung, bei der die Polizei nach eige­nen Angaben vom Bun­des­gren­zschutz unter­stützt wurde, blieb erfol­g­los. red

Hin­weise auf die Täter unter Tel. (0681) 9622538.

 

Quelle: Saar­brück­er Zeitung, 05.04.05

 

Erneut bru­taler Über­griff von Neonazis

Saar­brück­en. Erneut haben offen­bar Neon­azis im Saar­land zwei junge Leute über­fall­en. Dabei wurde ein 22-jähriger Mann ver­prügelt und mit Fußtrit­ten so schw­er ver­let­zt, dass er mit dem Ret­tungswa­gen ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste. Wie die Polizei mit­teilte, erfol­gte der Über­fall am frühen Son­ntag­mor­gen im Saar­brück­er Neugäss­chen. Nach Darstel­lung des Bil­dungs- und Forschungswerks Saar-Lor-Lux (Bifor) wurde die Attacke auf den 22-Jähri­gen und seine Beglei­t­erin von zehn Neon­azis aus­ge­führt. Mehrere Men­schen, die den Ange­grif­f­e­nen zu Hil­fe eilen woll­ten, seien eben­falls ver­let­zt wor­den. red

Die Polizei bit­tet um Hin­weise unter Tel. (0681) 9622538.

 

Quelle: Saar­brück­er Zeitung, 05.04.05

Saar­brück­en: Junges Paar in der Innen­stadt von Unbekan­nten überfallen

Am Son­ntag­mor­gen sind ein junger Mann und seine Beglei­t­erin im Neugäss­chen in Saar­brück­en von ein­er Gruppe unbekan­nter Angreifer über­fall­en wor­den. Der Mann wurde im Gesicht schw­er verletzt.

Ein Polizeis­prech­er sagte dem SAARTEXT, das Paar sei “mit­telmäßig alko­holisiert” gewe­sen und habe eine schlechte Täterbeschrei­bung abgeliefert.

Die bei­den hät­ten angegeben, von zehn Neon­azis über­fall­en wor­den zu sein. Die Polizis­ten hät­ten die Täter in der näheren Umge­bung jedoch nicht mehr aus­find­ig machen kön­nen. Die Ermit­tlun­gen des Krim­i­nal­dien­stes liefen noch.

 

Quelle: Saar­text / SR online, 04.04.2005

Saarbrücker Zeitung: “Klare Absage an NPD

Saar­brück­er Zeitung vom 29.03.2005

 

Klare Absage an NPD

 

von sz-mitar­beit­er daniel heintz

 Nach­dem eine Demon­stra­tion gegen Recht­sradikalis­mus am Oster­sam­stag in Hom­burg weit­ge­hend friedlich ver­lief, kam es einige Stun­den später zu ein­er Fes­t­nahme wegen eines Bran­dan­schlages auf ein Lokal.

 

Hom­burg. Etwa 300 Men­schen haben am Sam­sta­gnach­mit­tag in der Hom­burg­er Innen­stadt aus Anlass des Über­fall von der recht­en Szene zuge­ord­neten Jugendliche auf drei Besuch­er des Jugendzen­trum (AJZ) am Hom­burg­er Güter­bahn­hof am 18. März (wir berichteten) demon­stri­ert. Während die Demon­stra­tion friedlich ver­lief, kam es am Sam­stagabend an ein­er Gast­stätte in der Nähe des Autonomen Jugendzen­trums zu einem Zwis­chen­fall. Drei Jugendliche, die nach Angaben des Lan­deskrim­i­nalamtes mut­maßlich der Punker­szene zuzurech­nen sind, hat­te dort einen Brand­satz in eine leer ste­hende Garage in einem Gasthaus in der Kreuz­garten­straße geworfen.

Der Brand­satz richtete nach Angaben der Polizei durch das rasche Ein­greifen der Feuer­wehr keine größeren Schä­den an. Zwei der drei Täter kon­nten flücht­en. Ein 17-Jähriger, den die Polizei am Tatort fes­t­nahm, wurde dem Haftrichter vorge­führt. Der hier­bei erlassene Haft­be­fehl sei gegen Aufla­gen außer Vol­lzug geset­zt wor­den, so das Lan­deskrim­i­nalamt. Über weit­ere Hin­ter­gründe und das Motiv der Tat machte die Polizei mit Hin­weis auf weit­er laufende Ermit­tlun­gen bis gestern noch keine Angaben.

Zu der Demon­stra­tion am Sam­sta­gnach­mit­tag unter dem Mot­to “Gegen die deutschen Zustände — NS-Struk­turen zer­schla­gen — Deutsche Ide­olo­gie angreifen!” hat­te die Aktion Antifa Saar/Projekt AK unter anderem in Koop­er­a­tion mit dem Jugendzen­trum und antifaschis­tis­chen Grup­pen aus dem Saar­land und Rhein­land-Pfalz aufgerufen. Nach Angaben der Polizei und der Ver­anstal­ter ver­lief der Demon­stra­tionszug, der von einem großem Aufge­bot an Polizis­ten begleit­et wurde, ohne größere Zwis­chen­fälle. Wie der stel­lvertre­tende Leit­er des Polizeibezirks Saarp­falz, Richard Bauer, vor Ort mit­teilte, seien im Vor­feld der Demon­stra­tion und während der Ver­anstal­tung zwölf Platzver­weise aus­ge­sprochen wor­den. Fünf Jugendliche aus dem Umfeld der antifaschis­tis­chen Szene seien mit Schlag-Uten­silien wie Totschlägern angetrof­fen worden.

Eben­so aus dem Innen­stadt­bere­ich ver­wiesen wur­den mehrere Jugendliche, die der recht­sradikalen Szene zuge­ord­net wer­den. Sie hat­ten sich am Rande der Demon­stra­tion gezeigt, und für Unruhe gesorgt. Demo-Teil­nehmer woll­ten die Jugendlichen stellen, die Polizei ging sofort dazwis­chen. Einige der “Stören­friede” stiegen zu Beginn der Demon­stra­tion aus einem Lin­ien­bus, der aus Rich­tung Zweibrück­en kam, wo am Sam­stag eine Kundge­bung der Neon­azi-Szene stat­tfand (siehe unten).

 

Quelle: Saar­brück­er Zeitung, 29.03.05

Redebeitrag eines der Opfer auf der Demonstration in Homburg am 26. März 2005

Hal­lo Fre­undin­nen und Fre­unde, Teil­nehmerin­nen und Teil­nehmer dieser Demonstration!
Am ver­gan­genen Fre­itag wurde ich abends von sechs Neon­azis auf dem Weg vom Autonomen Jugendzen­trum Hom­burg zum Bahn­hof abge­fan­gen. Ich befand mich mit mein­er Beglei­t­erin in der Hälfte des Weges, in Höhe der Fir­ma Havekost, als wir auf die “Sieg Heil” rufende Gruppe von Skin­heads und Hooli­gans trafen. Ich wurde bru­tal ver­prügelt. Mit deutsch­er Härte haben sie zugeschla­gen und auf mich einge­treten. Mit Fäusten und einem Teleskop­schlag­stock schlu­gen sie mich, bis ich am ganzen Kör­p­er Prel­lun­gen hat­te, ein blaues Auge, Platzwun­den am Bein und der Nase, bis mein Blut nicht nur das Gesicht und die Haare bedeck­te, son­dern auch meinen Pullover, meine Hose, meine Strümpfe und meine Schuhe. Sie zogen mich an den Haaren, spuck­ten mich an, zer­störten meine Brille und raubten mir das Handy, damit ich die Polizei nicht rufen kon­nte. Mein­er Beglei­t­erin zogen sie das T‑Shirt, mit der Auf­schrift “Gegen Nazis”, aus und ver­bran­nten es. Es gab für mich kein Entkom­men bis sie selb­st von mir abließen. Erst nach etwa ein­er Vier­tel­stunde kon­nte ich zurück zum Jugendzen­trum. Von dort aus wurde ich ins Kranken­haus gebracht. Nach sieben Stun­den im Kranken­haus und bei der Polizei, wurde ich ent­lassen. Zwei der Täter kon­nte die Polizei am sel­ben Abend in Gewahrsam nehmen. Der detail­lierte Bericht der Ereignisse ist auf der Inter­net­seite des Autonomen Jugendzen­trums Hom­burg nachzule­sen unter www.ajzhomburg.de.

Wir wur­den Opfer der deutschen Realität.
Diese Real­ität bedeutet, dass täglich irgend­wo in Deutsch­land Men­schen von Neon­azis belei­digt, angepö­belt, bedro­ht und ver­let­zt wer­den, viel zu oft auch ermordet.
Fast jede Woche marschieren hun­derte von Neon­azis auf irgen­dein­er Demon­stra­tion, Kam­er­ad­schaften und Nationale Wider­stände ziehen unter den Fah­nen des Nation­al­sozial­is­mus durch die Städte.
Regelmäßig erscheinen rechte Zeitun­gen wie die “Junge Frei­heit” oder “Nationale Wochen­zeitung” und wer­den an zahlre­ichen Kiosken verkauft.
Die Städte wer­den mit Nazi-Aufk­le­bern voll­gek­lebt und dumpfen Parolen vollge­sprüht. Rechte Parteien wer­den von Tausenden gewählt und ziehen in Par­la­mente ein.
Das passiert nicht erst seit kurzem, wie es im Main­stream der Berichter­stat­tung scheint, son­dern seit Jahrzehn­ten. Das Dritte Reich hat in Deutsch­land nie aufge­hört zu existieren. Täter des Nation­al­sozial­is­mus waren schnell reha­bil­i­tiert, haben die BRD mitaufgebaut.
Quer durch alle gesellschaftlichen Bere­iche find­en sich Beispiele für eine Fälschung und Umkehrung der Geschichte: Deutsche wer­den zu Opfern des Nation­al­sozial­is­mus verkehrt, Schlussstriche wer­den unter die ver­brecherische Bilanz deutsch­er Ver­gan­gen­heit gezo­gen, Anti­semiten het­zen öffentlich gegen Juden oder Israel und wenige stören sich daran. Nazis kön­nen sich auf diesem Hin­ter­grund recht wohl fühlen. Abge­se­hen von Zeit­en, wo das The­ma, wie jet­zt ger­ade, in ist und über­all darüber berichtet wird, kön­nen sie sich der Zus­tim­mung Viel­er sich­er sein. Ob ger­ade jemand über die Aus­län­der schimpft, die nicht arbeit­en gehen und uns doch irgend­wie die Arbeit­splätze weg­nehmen oder ob an allen Eck­en gefordert wird wieder stolz sein zu dür­fen auf Deutsch­land: der Ras­sis­mus der Nazis kommt aus der soge­nan­nten Mitte der Gesellschaft und dort find­en sie auch ihre Unter­stützung. Mir hat dieser Über­fall wieder ein­mal gezeigt, wie häßlich und scheiße Deutsch­land ist.
Ungläu­big fragte eine Kranken­schwest­er in der Klinik, ob es sowas in Hom­burg gäbe. Ja, Nazis gibt es in jed­er Stadt und in jedem Dorf. Über­all sind ihre Spuren zu find­en und um Deutschtümelei und Volksstolz zu find­en muss man sich nur mal in der Kneipe umhören oder dem Nach­bar mal genauer zuhören.
Auch das Jugendzen­trum musste sich jüngst mit der Dro­hung aus dem Inter­net-Forum des neon­azis­tis­chen Aktions­büro Saar auseinan­der­set­zen, wo angekündigt war, eine Ver­anstal­tung zum The­ma “NPD und freie Kam­er­ad­schaften im Saar­land” zu besuchen. Die bei­den Ver­anstal­tun­gen zum The­ma Recht­sex­trem­is­mus, die am 10. und 15. März im Juz stat­tfan­den, ver­liefen ruhig: Trotz­dem kön­nte dieser Angriff damit im Zusam­men­hang ste­hen. Auch wenn die Kam­er­ad­schaft Homburg/Neunkirchen, die Teil des Aktions­büro Saar ist, schein­bar nur auf dem Papi­er existiert, sollte diese weit­er beobachtet und in jed­er Form ange­grif­f­en werden.
Es wäre wün­schenswert, wenn Men­schen aus Hom­burg und Umge­bung diesen Vor­fall als Gele­gen­heit begreifen wür­den, organ­isiert gegen Faschis­mus vorzuge­hen, wenn sie sich in der Gruppe zusam­men­schließen wür­den, um Nazis auf der Straße zu beseit­i­gen, eben­so wie rechte Spin­nereien aus den Köpfen der Men­schen. Auch in Hom­burg ist es nötig sich gegen jede Form von Ras­sis­mus zur Wehr zu set­zen und Nazis jede Chance, ihre häßliche Fratze zu zeigen, zu nehmen. Hom­burg darf kein schützen­des Hin­ter­land für nationale Idioten sein. Dazu gehört auch, das Autonome Jugendzen­trum mit sein­er mehr als 20-jähri­gen Geschichte und antifaschis­tis­chen Tra­di­tion zu unter­stützen, aufzubauen und zu fördern. Das Jugendzen­trum muss weit­er als Freiraum genutzt wer­den, in dem Neon­azis und Träger von sex­is­tis­chem, ras­sis­tis­chem, anti­semi­tis­chem, nation­al­is­tis­chem und faschis­tis­chem Gedankengut keinen Platz haben und wo Posi­tio­nen für ein schöneres Leben erar­beit­et und gelebt werden.
Lei­der kann ich heute nicht selb­st hier sein, aber ich danke allen , die sich nach dem Über­fall um mich geküm­mert haben, sich nach meinem Zus­tand erkundigt haben und mir gut zuge­sprochen haben. Eben­so danke ich allen, die zur Demon­stra­tion gekom­men sind und denen, die die Demon­stra­tion organ­isiert haben und durch­führen. Es tut gut, soviel Sol­i­dar­ität zu erfahren.

Angriff ist die beste Vertei­di­gung, also schlagt die Faschis­ten, wo ihr sie trefft!

Flugblatt “Homburg, Nazis, deutsche Zustände” — 26.März 2005

Am späten Abend des 18.März 2005 wur­den in der Nähe des Hom­burg­er Jugendzen­trums ins­ge­samt 3 Jugendliche von Neon­azis ange­grif­f­en. Ein junger Mann wurde von den bewaffneten Nazis kranken­haus­reif geschla­gen, 2 junge Frauen wur­den gezwun­gen, ihre T‑Shirts mit dem Auf­druck “Gegen Nazis” auszuziehen. Die T‑Shirts wur­den ver­bran­nt, die Frauen wur­den sex­uell belästigt und bedroht.

Deutsche Zustände
Über­griffe wie diese stellen in Deutsch­land schon lange keine Aus­nahme mehr da, sie sind im Gegen­teil eher die Regel. Im Osten Deutsch­lands befind­en sich ganze Dör­fer und Stadt­teile unter der Hege­monie neon­azis­tis­ch­er Grup­pen, und auch im West­en wer­den täglich Men­schen beschimpft, bedro­ht, kör­per­lich ange­grif­f­en und schw­er ver­let­zt. Mit den Worten “Das ist mein Land! Hier habe ich das Recht!” grif­f­en die 6 Hom­burg­er Neon­azis am ver­gan­genen Woch­enende die BesucherIn­nen des Jugendzen­trums an und führten aus, wozu sie sich verpflichtet glaubten: die physis­che Bekämp­fung und Vertrei­bung von Men­schen, die in ihren Augen “undeutsch” und damit Men­schen sind, denen sie das Recht auf Leben und kör­per­liche Unversehrtheit absprechen dür­fen. Opfer solch­er Über­griffe sind oft­mals jüdis­che und dunkel­häutige Men­schen, Sin­ti, Roma, Homo­sex­uelle, Linke oder — wie in Hom­burg — Jugendliche, die sich der Unterord­nung in eine deutsche “Schick­sals­ge­mein­schaft” bewusst ver­sagen und darauf scheißen, deutsch zu sein.
Wer vor einem solchen ide­ol­o­gis­chen Hin­ter­grund han­delt, hat auch keine Hem­mungen davor, Men­schen umzubrin­gen. Erin­nert sei an Samuel Yeboah, Flüchtling aus Ghana, der vor 13 Jahren bei einem Bran­dan­schlag auf eine Asyl­be­wer­berun­terkun­ft in Saar­louis ermordet wurde. Erin­nert sei auch an Ahmed Sar­lak, der im August 2002 auf dem Sulzbach­er Salzbrun­nen­fest im Alter von 19 Jahren von einem stadt­bekan­nten Neon­azi erstochen wurde. Ein Mord übri­gens, der in kein­er Sta­tis­tik über recht­sradikale Gewalt­tat­en auf­taucht: das Gericht kon­nte oder wollte keinen frem­den­feindlichen Hin­ter­grund erken­nen und ver­buchte den Fall schließlich als Kirmess­chlägerei. Die Zahl der Opfer neon­azis­tis­ch­er Gewalt­tat­en dürfte um ein Vielfach­es höher liegen, als es die Krim­i­nal­itätssta­tis­tiken und die Ver­laut­barun­gen der Ver­fas­sungss­chutz-Ämter angeben.
Über­fälle wie der vom 18.März in Hom­burg gehören 2005 schon lange zum All­t­ag in der BRD. Längst fol­gt nicht mehr auf jeden Über­griff eine Demon­stra­tion, und längst haben sich viele Men­schen mit den Real­itäten in diesem Land abge­fun­den. Heute zog ein solch­er Über­fall wieder eine Demon­stra­tion nach sich, und wir sind froh, dass so viele Men­schen aus den unter­schiedlich­sten gesellschaftlichen Grup­pen unser Anliegen unter­stützen. Keines­falls in unserem Inter­esse läge es jedoch, wenn es am Mon­tag nach der Demon­stra­tion aus dem spär­lich bewach­se­nen saar­ländis­chen Blät­ter­wald schallen würde: “Hom­burg set­zt Zeichen gegen Neon­azis — alles wieder gut”. Wir sind kein Teil von Ger­hard Schröders lau­thals verkün­de­tem “Auf­s­tand der Anständi­gen”, der toll klingt und doch nur dazu da ist, aus­ländis­che Inve­storen und Jour­nal­is­ten davon zu überzeu­gen, dass es hier halt doch nicht so schlimm sei. Wir wer­den niemals vergessen, wo die Nazis herka­men und wo sie heute immer noch und ver­stärkt wieder auftreten.

NS-Struk­turen zerschlagen!
Während Über­griffe von Neon­azis oft und gerne mit zuviel Alko­hol, Frus­tra­tion und Per­spek­tivlosigkeit herun­terge­spielt wer­den, zeich­net die Real­ität ein anderes Bild. Die Täter sind oft­mals unter den organ­isierten Neon­azis — zum einen die Salon­faschis­ten der NPD, zum anderen die mil­i­tan­ten Neon­azis, die sich in soge­nan­nten “Freien Kam­er­ad­schaften” organ­isiert haben — oder in deren Umfeld zu find­en. Im Saar­land beste­ht mit der ehe­ma­li­gen “Kam­er­ad­schaft Saar­lautern” aus Saar­louis, die sich in der ver­gan­genen Woche aus juris­tisch-tak­tis­chen Grün­den für aufgelöst erk­lärt hat, eine der aktivsten Neon­azi­grup­pen im süd­west­deutschen Raum. Als fed­er­führende Gruppe im “Aktions­büro Saar”, einem Zusam­men­schluss von Neon­azikam­er­ad­schaften aus Saar­louis, Köller­tal, Saar­brück­en, Hom­burg und Neunkirchen, organ­isieren die Saar­louis­er Neon­azis vor allem Aufmärsche im Saar­land, Rhein­land-Pfalz bis nach Hes­sen und fungieren bei Neon­azikonz­erten als Saalschutz.
Zwis­chen mil­i­tan­ten Kam­er­ad­schaften und demokratis­chen Nazi-Parteien wie der NPD beste­hen feste Verbindun­gen und eine regelmäßige Zusam­me­nar­beit, die sich für die Öffentlichkeit wahrnehm­bar z.B. in gemein­samen Demon­stra­tio­nen (August 2004 in Völk­lin­gen) und Ver­anstal­tun­gen (Jan­u­ar 2005 in Fechin­gen) äußert. Offen propagiertes Ziel dieser Grup­pierun­gen, ganz egal ob partei­los oder ‑gebun­den, ist die Wieder­errich­tung eines nation­al­sozial­is­tis­chen Sys­tems. Gehör find­en diese Ideen in einem immer größeren Teil der Bevölkerung, der die NPD im let­zten Jahr in den Völk­linger Stad­trat und in zwei Saar­brück­er Bezirk­sräte wählte. Diese Men­schen wählten die NPD nicht obwohl , son­dern eben weil es Nazis sind.

Deutsche Ide­olo­gie angreifen!
5000 Neon­azis marschierten vor weni­gen Wochen durch Dres­den, um den deutschen Opfern der Bom­bardierung der Stadt zu gedenken. Tausende Dres­d­ner Bürg­er tat­en im Grunde genom­men das Gle­iche, auch wenn sie sich von den Nazis erst mal dis­tanzierten. Bun­deskan­zler Schröder erk­lärte zu diesem Tag, bezo­gen auf die NPD: “Geschichtliche Zusam­men­hänge wer­den ver­fälscht, die Schuld und Ver­ant­wor­tung, die Nazi-Deutsch­land für den Aus­bruch des zweit­en Weltkriegs, für Ver­nich­tung und Ter­ror hat­te, wird gar geleugnet.” Da hat er Recht. Aber wenige Sätze später ging es dann weit­er “Brück­en bauen, Ver­söh­nung leben — das ist die Botschaft des 13. Feb­ru­ar eine Botschaft die in Dres­den eben­so ver­standen wird wie in Coven­try, Guer­ni­ca und anderen Orten, die Opfer des Krieges wur­den”. Die NS-Stadt Dres­den also in ein­er Rei­he mit den­jeni­gen Städten, die Opfer der deutschen Angriff­skriege wur­den. Der Zeitungsredak­teur Her­mann Grem­l­iza stellte daraufhin in ein­er sein­er Kolum­nen die berechtigte Frage: “Waren die Bewohn­er Coven­trys und Guer­ni­cas Mit­glieder und Wäh­ler ein­er Partei, die die sich die Ver­nich­tung der Juden, der Kom­mu­nis­ten, der Sin­ti und Roma, der Homo­sex­uellen, der Behin­derten auf die Fah­nen geschrieben hat? Haben auch sie sich an dem Ver­mö­gen der vor ihren Augen abge­holten Nach­barn bere­ichert, dem ober­sten Mörder zwölf Jahre lang “Wir wollen unsern Führer sehn” zugerufen und auf die Frage, ob sie den total­en Krieg woll­ten Ja! gebrüllt? Gar auf die Nach­frage “Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute über­haupt noch vorstellen kön­nen?” noch lauter? Wur­den sie deshalb Opfer ein und des­sel­ben Täters “der Unmen­schlichkeit des Krieges” ?” (Konkret März 2005)
Wenn solche Rel­a­tivierun­gen zur Mehrheitsmei­n­ung wer­den, schaf­fen sie ein gesellschaftlich­es Kli­ma, das gewalt­same Über­griffe auf für anders erachtete Men­schen her­vor­ruft. Diese Täter-Opfer-Ver­drehung, wie sie seit eini­gen Jahren von deutschen His­torik­ern wie Gui­do Knopp oder dem Autor Jörg Friedrich massen­wirk­sam aufgear­beit­et wird, legit­imiert die Tat­en neon­azis­tis­ch­er Schläger wie hier in Hom­burg, denn wer sich selb­st als Opfer sieht, nimmt sich das Recht, sich gegen die, die man als Schuldige aus­macht, zu wehren. Mit dem Wis­sen im Rück­en, die Mei­n­ung viel­er tatkräftig auszuführen, macht sich die deutsche Jugend auch hier in Hom­burg auf, die Straßen von all dem zu säu­bern, was ihnen nicht deutsch genug erscheint.
Opfer der­sel­ben Ide­olo­gie, allerd­ings durch staatliche Hand, wer­den Men­schen, die aus den ver­schieden­sten Grün­den — poli­tis­che und sex­uelle Ver­fol­gung, Armut, dem Wun­sch nach einem besseren Leben etc. — nach Deutsch­land fliehen. Geduldet wer­den mit­tler­weile die aller­wenig­sten, für die meis­ten heißt es oft schon nach der Ankun­ft: Abschiebung! Oder wie es im so bürokra­ten­deutsch heißt: “Rück­führun­gen ins Heimat­land”. Sie sind an der Tage­sor­d­nung in dieser Repub­lik. Jährlich wer­den Tausende aus ihrem gewohn­ten Leben­sum­feld geris­sen, zum Frank­furter Flughafen ver­frachtet und in ihr ange­blich­es Heimat­land gebracht. Auch dann, wenn sie hier geboren wur­den und die Sprache des Lan­des, in das sie “rück­ge­führt” wer­den, gar nicht sprechen kön­nen. Auch hier­für gibt es Beispiele. Das bekan­nteste Beispiel im Saar­land ist wohl immer noch die Fam­i­lie Özdemir. Aber das ist bei weit­em nicht der let­zte Fall gewe­sen. Nur die Wenig­sten ger­at­en an die daran zum Großteil unin­ter­essierte Öffentlichkeit.

Was in Hom­burg geschehen ist, ist kein Einzelfall, der für sich alleine ste­ht. Was in Hom­burg geschehen ist, ist etwas in Deutsch­land alltäglich­es. Hom­burg ste­ht hier stel­lvertre­tend für das, was wir als “deutsche Zustände” begreifen. Diesen Zus­tand gilt es anzu­greifen. Wie, dafür haben auch wir kein Paten­trezept. Der Pub­lizist Wiglaf Droste hat ein­mal tre­f­fend for­muliert: “Ver­baler Antifaschis­mus ist Käse. Mil­i­tant soll er sein, vor allem aber erfol­gre­ich. Wenn sich dabei her­ausstellen sollte, dass es sich gegen 50, 60, 70, 80 oder 90 Prozent des deutschen Volkes richtet, dann ist das eben so. Wo Nazis “demokratisch” gewählt wer­den kön­nen, muss man sie nicht demokratisch bekämpfen”.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

PDF: Flug­blatt: “Hom­burg, Nazis, deutsche Zustände”

Saarländischer Rundfunk: “Nazi-Überfälle in Homburg”

Saar­ländis­ch­er Rund­funk vom 21.03.2005

 

Nazi-Über­fälle in Homburg

 Heute ist der Inter­na­tionale Tag gegen Ras­sis­mus. Der Gedenk­tag, der vor fast 40 Jahren ins Leben gerufen wurde, hat von sein­er Aktu­al­ität nichts einge­büßt. Auch im Saar­land nicht, wie jet­zt Neon­azi-Über­fälle in Hom­burg zeigen.

 

(21.03.2005) Der Neon­azi-Über­fall am Woch­enende in Hom­burg sorgt im ganzen Saar­land für Auf­se­hen. Sechs Neon­azis über­fie­len am Fre­itag gegen 21.00 Uhr zwei Jugendliche, die ger­ade das Jugendzen­trum (JUZ) Hom­burg in Rich­tung Haupt­bahn­hof ver­ließen. Die Angreifer schlu­gen mit ein­er Eisen­stange auf den 19-Jähri­gen ein und ver­let­zten ihn schw­er. Mit Prel­lun­gen, Platzwun­den und Gesichtsver­let­zun­gen musste er ins Kranken­haus gebracht wer­den. Seine zwei Jahre jün­gere Beglei­t­erin wurde sex­uell belästigt. Die Neon­azis zwan­gen sie, ihr T‑Shirt mit der Auf­schrift “Gegen Nazis” auszuziehen und ver­bran­nten das Shirt.

 

Ober­staat­san­walt Raimund Weyand sagte SR 3 Saar­landwelle, an dem Abend sei ein weit­er­er sehr ähn­lich­er Vor­fall gemeldet wor­den. Eine eben­falls 17-Jährige sei beim Ver­lassen des JUZ belästigt wor­den. Auch ihr T‑Shirt mit ähn­lichem Auf­druck sei ver­bran­nt wor­den. Außer­dem habe das Mäd­chen aus­ge­sagt, sie sei mit einem Holzknüp­pel geschla­gen worden.

 

Drei mut­maßliche Täter ste­hen fest

Drei der sechs Täter sind inzwis­chen ermit­telt. Die bei­den 16-Jähri­gen und der 14-Jährige wur­den den Opfern bere­its gegenüber gestellt. Nach SR-Infor­ma­tio­nen sind sie dem Ver­fas­sungss­chutz bis­lang noch nicht aufge­fall­en. Staat­san­walt Weyand sagte, die Beschuldigten seien wohl “dem recht­en Spek­trum zuzuord­nen“. Am Tatabend sei wahrschein­lich “viel Alko­hol im Spiel“ gewe­sen. Weyand betonte, die Vor­fälle wür­den ernst genom­men. Gegebe­nen­falls werde beim Jugend­schöf­fen­gericht Anklage erhoben.

 

Hin­ter­grund: Inter­na­tionaler Tag gegen Rassismus

Vor fast 40 Jahren haben die Vere­in­ten Natio­nen (UN) den “Inter­na­tion­al Day for the Elim­i­na­tion of Racial Dis­crim­i­na­tion” ins Leben gerufen. In der UN-Res­o­lu­tion 2142 vom 26. Okto­ber 1966 verurteilen die UN Rassendiskri­m­inierung jeglich­er Form und fordern alle Län­der auf, Ras­sis­mus zu bekämpfen. Sechs Jahre zuvor hat­ten Polizis­ten in Südafri­ka bei ein­er friedlichen Demon­stra­tion gegen die Apartheid 69 Men­schen erschossen. Der 21. März wird in der Res­o­lu­tion zum weltweit­en Gedenk­tag gegen Ras­sis­mus ernannt.

runiceurope.org UN-Res­o­lu­tion 2142 gegen Rassismus

un.org Weit­ere Infor­ma­tio­nen der UN zum Kampf gegen Ras­sis­mus (in englis­ch­er Sprache)

 

Ver­fas­sungss­chutz weist Vor­würfe zurück

Nach Angaben des Bil­dungs- und Forschungswerks (BIFOR) Saar-Lor-Lux hat­ten die Über­fälle eine Vorgeschichte. Am 15. März habe die Polizei mit einem mas­siv­en Aufge­bot eine Ver­anstal­tung gegen Recht­sradikalis­mus im Hom­burg­er Jugendzen­trum schützen müssen. Ein Polizeis­prech­er bestätigte SR-online, dass die Ver­anstal­tung durch Poilzeibeamte geschützt wurde. Das BIFOR kri­tisierte den Direk­tor des saar­ländis­chen Ver­fas­sungss­chutzes, Hel­mut Albert. Er habe in einem Inter­view mit dem “Pfälzis­chen Merkur” die regionale Naziszene “ver­harm­lost”. Damit lief­ere er den Neon­azis “einen sym­bol­is­chen Freifahrtschein” für Über­griffe wie den in Hom­burg. Das Lan­desamt für Ver­fas­sungss­chutz wies die Vor­würfe zurück.

 

Antifa von Vor­fällen nicht überrascht

Nach Angaben der Antifa Saar sind die Über­fälle in Hom­burg keine Einzelfälle. Ein Antifa-Sprech­er sagte SR 3 Saar­landwelle, in den ver­gan­genen Wochen habe es mehrere Aufmärsche Rechter in der Region gegeben, unter anderem in Zweibrück­en. In Saar­louis, im Köller­tal, in Hom­burg und Neunkirchen gebe es “Kam­er­ad­schaften“. Diese seien in das bun­desweit agierende neon­azis­tis­che ‘Aktions­büro Saar’ einge­bun­den. Die bun­desweite Kam­er­ad­schaftsszene könne bis zu 5000 Per­so­n­en mobil­isieren. Dabei seien auch “immer starke Grup­pierun­gen aus dem Saar­land vertreten”.

 

Saar­louis­er Rechte geben Auflö­sung bekannt

Fed­er­führend sei hier die Saar­louis­er Kam­er­ad­schaft, die sich “Kam­er­ad­schaft Saar­lautern” nen­nt. Diese hat am Woch­enende im Inter­net ihre eigene Auflö­sung und die Auflö­sung der Kam­er­ad­schaft Köller­tal bekan­nt gegeben. Das hält die Antifa jedoch für einen Trick. Ihr Sprech­er sagte der Saar­landwelle, damit wolle die Kam­er­ad­schaft ein­er “Ver­botsver­fü­gung zuvorkom­men“. Nach der Bekan­nt­gabe der Auflö­sung müssten die Ermit­tlungs­be­hör­den eine neue Bewe­is­führung starten.

 

Quelle: Saar­ländis­ch­er Rund­funk, 21.03.05

Saarbrücker Zeitung: “Schwere Übergriffe auf Besucher des Homburger Jugendzentrums”

Saar­brück­er Zeitung vom 21.03.2005

 

Schwere Über­griffe auf Besuch­er des Hom­burg­er Jugendzentrums

Jugendliche Täter wer­den Neon­azi-Szene zugerechnet

 

Saar­brück­en. Zwei Über­fälle auf Besuch­er des Hom­burg­er Jugendzen­trums haben am Fre­itagabend jugendliche Täter verübt, die offen­bar der Neon­azis-Szene zuzurech­nen sind. Wie der Sprech­er der Staat­san­waltschaft, Raimund Weyand, am Son­ntag bestätigte, wurde ein 19-jähriger Mann ver­prügelt. Nach Angaben des Bil­dungs- und Forschungswerks Saar-Lor-Lux (Bifor) wurde der Mann mit ein­er Stahlrute zusam­mengeschla­gen, wobei er am ganzen Kör­p­er Ver­let­zun­gen erlitt, darunter auch schwere Gesichtsver­let­zun­gen. Außer­dem soll eine 17-jährige Frau ange­grif­f­en und sex­uell belästigt wor­den sein. Sie wurde gezwun­gen, ihr T‑Shirt mit der Auf­schrift “Gegen Nazis” auszuziehen, das anschließend ver­bran­nt wor­den sei.

 

Weyand bestätigte fern­er, dass die Polizei drei der mut­maßlichen Täter festgenom­men habe, Jugendliche im Alter von 16 und 14 Jahren.

 

Das Bil­dungswerk Bifor stellt einen Zusam­men­hang zwis­chen den Über­fällen und ein­er Infor­ma­tionsver­anstal­tung über “Recht­sradikalis­mus” mit Bifor-Ref­er­enten her, die am ver­gan­gen Dien­stag durchge­führt und durch ein mas­sives Polizeiaufge­bot gesichert wor­den sei. gf

 

Quelle: Saar­brück­er Zeitung, 21.03.05

 

 

Homburg/Saarbrücken. Die drei Jugendlichen, die am Fre­itagabend Über­fälle auf Besuch­er des Hom­burg­er Jugendzen­trums verübt hat­ten (wir berichteten), sind wieder auf freiem Fuß. Dies bestätigte der Sprech­er der Staat­san­waltschaft, Raimund Weyand, gestern gegenüber unser­er Zeitung. Man gehe zwar davon aus, dass die drei Täter, zwei 16-Jährige und ein 14-Jähriger, dem “recht­sori­en­tierten Milieu” zuzuord­nen seien. Allerd­ings gebe es keinen Haft­grund, weil wed­er Flucht- noch Ver­dunkelungs­ge­fahr bestünde. Dass die drei jun­gen Leute der Neon­azi-Szene zuzurech­nen seien, kon­nte Weyand nicht bestäti­gen. nip

 

Quelle: Saar­brück­er Zeitung, 22.03.2005

Pressemitteilung zum Naziüberfall in Homburg am 18.03.2005

Bru­taler Nazi-Über­fall auf antifaschis­tis­che Jugendliche in Hom­burg — Antifa Saar/Projekt AK kündigt Demon­stra­tion für näch­stes Woch­enende an.

Am späten Abend des 18. März wur­den in der Nähe des Hom­burg­er Haupt­bahn­hofs zwei jugendliche Antifaschis­ten von ein­er sech­sköp­fi­gen Gruppe junger Neon­azis über­fall­en. Mit den Worten “Dies ist mein Land! Hier habe ich das Recht!” wurde mit Fäusten und einem Teleskop­schlag­stock auf einen der Jugendlichen eingeprügelt, während eine junge Frau dazu gezwun­gen wurde ihr T‑Shirt mit der Auf­schrift “Gegen Nazis” auszuziehen. Das T‑Shirt wurde ver­bran­nt. Der junge Mann musste mit zahlre­ichen Ver­let­zun­gen in Gesicht, an Armen und Beinen im Kranken­haus mehrere Stun­den behan­delt wer­den. Er erstat­tete Anzeige. Zwei der Täter wur­den noch am sel­ben Abend von der Polizei gefasst.

Bei dieser Tat han­delt es sich um keinen Einzelfall. Auch wenn Jus­tizmin­is­ter Heck­en davon spricht, dass es im Saar­land im ver­gan­genen Jahr keine “recht­sex­trem­istis­chen Gewalt­tat­en” gab, so liegen der Antifa Saar mehrere doku­men­tierte Fälle von neon­azis­tis­chen Über­grif­f­en vor. So berichtete beispiel­sweise auch die Saar­brück­er Zeitung im Novem­ber 2004 von einem bru­tal­en Über­griff, began­gen von recht­en Schlägern, in Saar­brück­en. Und in Hom­burg existiert mit der Kam­er­ad­schaft Hom­burg / Neunkirchen eine ins bun­desweit agierende neon­azis­tis­che “Aktions­büro Saar” einge­bun­dene Struktur.

Ein Sprech­er der Antifa Saar/Projekt AK erk­lärte: “Solche Tat­en sind einge­bet­tet in ein all­ge­meines Kli­ma von Chau­vin­is­mus, Ras­sis­mus und Anti­semitismus in Deutsch­land. Die Nazis han­deln in solchen Momenten mit dem Gefühl die Inter­essen des Volkes zu vertreten. Und ide­ol­o­gisch sind sie auch von einem Großteil der Bevölkerung nicht allzu weit entfernt.”

Die Antifa Saar/Projekt AK ruft anlässlich dieses Über­falls auf zu ein­er Demon­stra­tion am Sam­stag, den 26. März 2005 um 14.00 Uhr unter dem Mot­to “Gegen deutsche Zustände! — NS — Struk­turen zer­schla­gen! — Deutsche Ide­olo­gie angreifen!”. Tre­ff­punkt ist vor dem Haupt­bahn­hof in Hom­burg. Grup­pen und Organ­i­sa­tio­nen, die die Demon­stra­tion unter­stützen wollen, kön­nen sich unter der e‑mail Adresse antifasaar@yahoo.de an uns wenden.

Antifa Saar / Pro­jekt AK

PDF: PE_190305