Wie Spiegel Online berichtet, gibt es im Fall des durch einen Brandanschlag am 19. September 1991 ermordeten Samuel Yeboah eine neue und konkrete Spur.1 In den Morgenstunden des heutigen 28. Januar 2021, fast 30 Jahre nach der Tat, durchsuchte die Polizei die Wohnung und den Arbeitsplatz eines heute 49-jährigen „seit Jahren aktiven Rechtsextremisten“ aus Saarlouis. Nach Informationen der Antifa Saar / Projekt AK soll es sich bei dem Beschuldigten um Peter Werner Schlappal handeln. Ihm wird vorgeworfen, den Brandanschlag verübt zu haben. Festgenommen wurde der des Mordes an Samuel Yeboah sowie des 18-fachen versuchten Mordes beschuldigte Schlappal nicht. Außerdem fanden Durchsuchungen bei weiteren vier Personen statt.
Peter Werner Schlappal, der am 13.05.1971 geboren ist und mittlerweile Peter Werner Schröder heißt, war in den 1990er Jahren in der Saarlouiser Naziszene aktiv und neben Peter Strumpler eine ihrer Führungsfiguren. Im März 1996 fungierte Schlappal beispielsweise auf einer Nazidemonstration in Saarlouis als Ordner. Im Oktober 1992 war er einer der Hauptbeteiligten an einem Übergriff von zwölf Neonazis auf einen Studenten in Saarbrücken. Am 18. August 1996 nahm Schlappal am sog. „Rudolf-Heß-Gedenkmarsch“ in Worms teil. Unter den rund 200 teilnehmenden Nazis fanden sich auch die Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben. Als sich im September 1997 herausstellte, dass Schlappal in Zusammenhang mit dem Naziaufmarsch gegen andere Nazis aussagte, fiel er bei den anderen organisierten Saarlouiser Nazis in Ungnade.
Seit Jahrzehnten2 haben antifaschistische und linke Organisationen immer wieder darauf hingewiesen, dass die Tat einen rassistischen Hintergrund hat.3 Jahrelang wurden Proteste gegen die Verharmlosung der Tat durch die Stadt und durch Lokalpolitiker_innen diskreditiert.4 Dass nun nach so vielen Jahren ein Täter aus dem Nazimilieu in Saarlouis ermittelt werden konnte ist auch der Beharrlichkeit der vielen engagierten Antifaschist_innen zu verdanken, die ihre Forderung nicht aufgeben, dass der rassistische Hintergrund der Tat anerkannt und aufgeklärt werden muss und die mit zahlreichen eigenen Recherchen und Protestveranstaltungen immer wieder Öffentlichkeit für den Fall schufen.5
Weitere Informationen zu faschistischen Strukturen und Aktivitäten in den 1990er Jahren im Saarland sind unter anderem hier zu finden:
https://antifa-saar.org/2012/01/25/dokumentation-der-broschuere-kein-schoener-land/
1 https://www.spiegel.de/politik/deutschland/saarland-fahnder-ermitteln-mutmasslichen-taeter-eines-rassistischen-brandanschlags-im-jahr-1991-a-8a1758f0-ed24-475a-b451-b84e6fe11403