Nazikonzert mit dreistelliger Teilnehmerzahl in Saarbrücken — Massenschlägerei in der Innenstadt — Saarland entwickelt sich seit Jahren zur Hochburg organisierter Neonazis
PDF: Pressemitteilung vom 07.08.2005
Am gestrigen Samstag fand in Saarbrücken-Fechingen ein “Rechts-Rock” — Konzert mit mehreren hundert Neonazis aus dem Saarland, dem übrigen Bundesgebiet und dem europäischen Ausland statt. Es spielten Bands aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. Angekündigt wurde das Konzert als Wahlkampfveranstaltung der NPD — Rheinland-Pfalz. Nach dem Ende des Konzertes kam es in der Saarbrücker Innenstadt zu den zu erwartenten Übergriffen durch die braunen Schläger.
“Hauptkampflinie”, “Brigade M”, “Selbststeller”, “SKD”, “Calslage” und “Lemovice” heißen die Bands, die von der NPD-Rheinland-Pfalz für die gestrige Wahlkampfveranstaltung angekündigt wurden und vor allem Anhänger der militanten Neonazi-Szene anlockten. Die Besucher aus dem weiter entfernten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland wurden in den Großraum Homburg-Zweibrücken mobilisiert, um sie dann gestern Abend nach Saarbrücken-Fechingen weiterzuleiten. Auch der Schirmherr Klaus Menzel (MdL) ist kein unbeschriebenes Blatt, sondern bekannt für seine unverhohlene Nähe zu organisierten Nazischlägern. Dass Saarbrücken-Fechingen als Veranstaltungsort gewählt wurde, ist weder ein Zufall noch eine besondere Überraschung. Das Saarland und insbesondere Saarbrücken-Fechingen haben sich in den letzten Jahren zu einem organisatorischen und infrastrukturellen Schwerpunkt der Aktivitäten der NPD entwickelt. Christian Schneider erklärt für die Antifa Saar/Projekt AK: “In Brebach-Fechingen fanden in den letzten Monaten und Jahren verstärkt Veranstaltungen der Saar-NPD, der NPD-Rheinland-Pfalz und der Bundes-NPD statt. Das geht vom “gemütlichen Liederabend” über Bundesparteitage und “europäische Nationalistentreffen” bis hin zu Rechtsrockkonzerten wie am gestrigen Abend. In unseren Informationsveranstaltungen, die auch bereits den Parteien im Saarbrücker Stadtrat angeboten wurden, weisen wir seit Monaten auf diese Entwicklung hin.
Dass im Anschluss an solche Veranstaltungen die Teilnehmer häufig losziehen, um gegen im nationalsozialistischen Denken als “unwertes Leben” oder “Volksschädlinge” definierte Menschen mit extremer Gewalt vorzugehen, ist nichts Neues und dürfte auch den zuständigen Behörden im Innenministerium bekannt gewesen sein. So sind die gestrigen Übergriffe am St. Johanner Markt, bei denen sich die Täter vermutlich als “Vollstrecker des gesamtdeutschen Volkswillens” sahen, auch keine Überraschung. Christian Schneider führt dazu weiter aus: “Vom Innenministerium ist da nichts zu erwarten, da Frau Kramp-Karrenbauer ihre Inkompetenz zu dieser Thematik immer wieder zur Schau stellt. So schlägt sie jüngst vor, “rechtsextreme Musik” im Musikunterricht zu behandeln. Da stellt sich mir die Frage, ob sie dort die Tonreihen analysieren lassen will. Diese Thematik hätte im Schulunterricht — wenn überhaupt in dieser Form — ihren Platz im Politik- und eventuell noch im Geschichtsunterricht. Dazu kommt, dass die Praxis der Innenministerin in manchen Punkten, z.B. der rigorosen Abschiebepolitik, durchaus kompatibel mit so mancher Forderung der gestrigen Konzertveranstalter ist.”
Die Antifa Saar/Projekt AK fordert eine Förderung unabhängiger antifaschistischer Gruppen und die sofortige Einstellung der Kriminalisierung des antifaschistischen Widerstands. Detaillierte Informationen über Veranstalter, Redner und Bands der gestrigen Veranstaltung können von der Presse bei uns angefordert werden.
Antifa Saar / Projekt AK