Saarbrücker Zeitung vom 20.12.2003
Der Feuerdrache spuckt Gift und Galle
Antifa Saar will ihren Teil der Alten Feuerwache per Demo veteidigen
Von MARTIN ROLSHAUSEN
Saarbrücken.Unterstützung kommt aus dem Odenwald. Und vom autonomen Zentrum im Exil in Heidelberg. Auch viele Geschäfte, Kultureinrichtungen und Kneipen im Nauwieser Viertel — etwa der Buchladen, das Kino achteinhalb, das Theater im Viertel, das Gasthaus Bingert, das Cafè Schrill und die Blattlaus — stehen hinter der Forderung des Vereins Alter Feuerdrache, dass der Teil der Alten Feuerwache am Landwehrplatz, der nicht zum Theater gehört, ein Zentrum für “alternative” Gruppen bleiben soll. “Nur” der Saarbrücker Stadtrat kann mit dieser Forderung ziemlich wenig anfangen. Alle 63 Stadtverordneten — die 29 von der CDU, die 29 von der SPD und die fünf der Grünen — haben nämlich beschlossen, dass der Verein, unter dessen Dach sich unter anderem Gruppen wie der kurdische Kulturverein, die Antifa Saar, das Kommando Luftschloss, der anatolische Kulturverein und die Deutsch-Lateinamerikanische Gesellschaft zusammengeschlossen haben, raus muss aus dem historischen Gebäude. 50000 Euro könne die Stadt so sparen, hat Finanzdezernent Frank Oran (CDU) ausgerechnet.
Das allerdings wohl nicht sofort. Die Kündigungen seien zwar rechtzeitig vor dem Jahresende an den Feuerdrachen und die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die einen Seniorentreff in dem Gebäude eingerichtet hat, rausgegangen. Sofort wirksam werden diese Kündigungen aber natürlich nicht, erklärt Ursula Marquardt von der Stadtpressestelle. Die Kündigung des Vertrags zwischen der Stadt und dem Feuerdrachen werde zum 1. Juli nächsten Jahres wirksam. Danach habe der Verein noch sechs Monate Räumungsfrist, so dass die Räume der Stadt frühestens im Januar 2005 zur Verfügung stünden. Das gelte auch für die von der Awo genutzen Räume. Der Mietvertrag sei zum 31. Dezember 2004 gekündigt, sagt Ursula Marquardt.
Während sich die Arbeiterwohlfahrt durchaus Hoffnungen machen kann, dass sie einen neuen Vertrag bekommt, eventuell sogar den kompletten Gebäudeflügel nutzen darf, ist es erklärte Absicht der Stadtverwaltung und des Stadtrates, die links-alternativen Vereine aus der Alten Feuerwache rauszuwerfen. Wobei die Stadtverwaltung angekündigt hat, den Vereinen bei der Suche nach neuen Räumen behilflich zu sein.
Das scheint die Feuerdrache-Mitglieder allerdings nicht zu interessieren. Sie wollen die “Feuerwache verteidigen”. Unter diesem Motto ruft die Antifa Saar an diesem Samstag zu einer Demonstration auf. Ab 16 Uhr soll sich der Demonstrationszug vom Max-Ophüls-Platz durch das Nauwieser Viertel und die Bahnhofstraße bewegen. “Es geht darum, politische Entscheidungen, die alleine der ökonomischen Verwertungslogik geschuldet sind, nicht ständig und immer öfter ohnmächtig hinzunehmen”, heißt es im Demonstrationsaufruf der Antifa. Saarbrücken brauche ein links-alternatives Zentrum für Konzerte, Ausstellungen, Workshops, Seminare und “Vorbereitungstreffen für antifaschistische und Antikriegsdemonstrationen”, argumentiert die Antifa.. Und dieses Zentrum sei nunmal die Alte Feuerwache. Bei einer Demonstration wollen es die Nutzer der Alten Feuerwache nach eigenen Angaben nicht belassen.