Vortrag: Revolte und Flucht: der „Arabische Frühling“ und die Festung Europa am 03.09.2012

Vor­trag und Diskus­sion mit Judith Gleitze
Mon­tag, 03.09.2012
19.00 Uhr
DAJC, Johan­nis­straße 13, Saarbrücken

Früh­jahr 2011: In Tune­sien, Alge­rien und Ägypten, später auch in Libyen bricht der so genan­nte Ara­bis­che Früh­ling los. Auf­stände, Regierungsstürze, nicht zulet­zt auch Flucht­be­we­gun­gen erschüt­tern die Region. Mit ein­er Mis­chung aus Verzwei­flung und Hoff­nung nutzen viele ihre Chance und ver­suchen über das Mit­telmeer nach Europa zu gelan­gen. Unter ihnen auch viele Flüchtlinge, die in Libyen gelebt haben oder dort inhaftiert waren. Wie in solchen Umbruch­si­t­u­a­tio­nen üblich, reagiert Kern-Europa mit ver­stärk­ter Abschot­tung der Außen­gren­zen: Bere­its im Feb­ru­ar startet die FRON­TEX-Mis­sion „Her­mes“ im Kanal von Sizilien, Ital­ien schiebt ver­stärkt ab, mit der „Über­gangsregierung“ Libyens wird — bere­its lange vor dem Sieg über Gaddafi — die Fort­set­zung der Verträge zur Migra­tionskon­trolle vereinbart.
2011 wird zugle­ich das Jahr, in dem die meis­ten Men­schen im Mit­telmeer ums Leben kom­men. Das Auf­fanglager auf Lampe­dusa ist wochen­lang völ­lig über­füllt; im Sep­tem­ber kommt es zu ein­er Revolte, woraufhin das Lager geschlossen und erst im Juli 2012 wieder eröffnet wird. In Europa find­et man zwar gute Worte für den begin­nen­den Demokratisierung­sprozess, nicht jedoch für die Flüch­t­en­den. Immer wieder hört man: Ihr habt eine Rev­o­lu­tion gemacht, nun ist es doch in Ord­nung! Zugle­ich geben die Bilder der in Südi­tal­ien und Mal­ta anlan­den­den Boote Anlass zur Irri­ta­tion: sind es doch die jun­gen Helden dieser Rev­o­lu­tio­nen, die nun als Flüchtlinge mit zer­ris­se­nen und aus­ge­ble­icht­en Hem­den auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa kommen.
Judith Gleitze lebt in Paler­mo. Für den Vere­in bor­der­line-europe unter­stützt sie Flüchtlinge in den sizil­ian­is­chen Flüchtlingslagern, begleit­et Boots­flüchtlinge und ihre Ange­höri­gen, informiert die Öffentlichkeit über die Sit­u­a­tion an dieser Gren­ze Europas und besucht mehrfach Flüchtlingslager in Tune­sien. Mit ihrem Vor­trag informiert sie über die Verän­derun­gen und Lebens­be­din­gun­gen für Flüchtlinge in und aus den ara­bis­chen Län­dern. Dabei geht sie auf die beson­dere Sit­u­a­tion und die Auswirkun­gen des ara­bis­chen Früh­lings auf schwarzafrikanis­che Flüchtlinge ein. Sie berichtet über die Behand­lung der Flüchtlinge u. a. in Italien.
Bor­der­line Europe wurde 2007 als gemein­nütziger Vere­in von ein­er Gruppe von Personen,die schon seit Jahren im Flüchtlings­bere­ich arbeit­eten, als Antwort auf die Men­schen­rechtsver­let­zun­gen und die Fol­gen der europäis­chen Abschot­tungspoli­tik gegrün­det. Weit­ere Infor­ma­tio­nen: www.borderline-europe.de

Veranstalter_innen:
Hein­rich-Böll-Stiftung Saar, Antifa Saar Pro­jekt / AK, Cri­Think! e.V. — Gesellschaft zur Förderung des kri­tis­chen Denkens und Han­delns, Peter-Imandt-Gesellschaft und DAJC Saar­brück­en (Deutsch-Aus­ländis­ch­er JugendClub)