Was wir zu sagen haben
Dokumentation des Redebeitrages der Antifa Saar / Projekt AK anlässlich der heutigen Kundgebung, der von den Organisatoren wegzensiert wurde
Dass offen verbalisierter Antisemitismus in Deutschland schon lange wieder salonfähig ist, machen nicht nur die öffentlich ausgetragenen antisemitischen Hetzreden eines Hohmann oder Möllemann deutlich. Auch die Verfechter der sogenannten Schlussstrichdebatte, die sowohl über den Stammtisch als auch über vermeintlich linke Zusammenhänge den Weg zueinander finden, stoßen bei den “deutschen Volksgenossen” auf mehr als nur zustimmende Worte. Dieses gesellschaftliche Klima spiegelt sich auch in den Wahlerfolgen der Rechten Parteien wieder. Auf Landesebene hetzt Peter Marx von der NPD öffentlich gegen jüdisches Leben und wird als Dank dafür vom Wählerkreis der AntisemiteInnen in den Bezirksrat Halberg (Stadtteil Saarbrücken) befördert. Doch wie lässt sich dieses Erstarken von Antisemitismus und Antizionismus erklären? Einen derart starken Zulauf erfährt die heutige Form des deutschen Antisemitismus auch auf Grund des Bedürfnisses nach einer Normalisierung der eigenen Geschichte. Juden und jüdisches Leben erinnern an die deutsche Vernichtungspolitik, wovon die meisten Deutschen nichts mehr wissen wollen. Auf geradezu perverse Weise werden diejenigen, die den Massenmord überlebt haben sowie deren Nachfahren erneut zum Hassobjekt, eben weil sie an die deutsche Tat erinnern. Und was geschieht mit den Tätern? Diese werden plötzlich zu Opfern und laden dazu ein, sich zum deutschen Opferkollektiv dazu zu gesellen, um gemeinsam das eigene Leid zu bedauern und Auschwitz zu vergessen. Durch genau diesen Geschichtsrevisionismus und pervertierten Umgang mit deutscher Vergangenheit glänzt übrigens derzeit die Saarbrücker Zeitung, wenn sie allmontäglich über den Bombenkrieg gegen die Deutschen- im Besonderen gegen die SaarländerInnen — berichtet und dazu auch gerne mal das ein oder andere Mädel oder Kameraden aus dem Saargebiet zu Wort kommen lässt.
Es herrscht also ein gesellschaftlicher Konsens, der zu antisemitischer Hetze und Praxis einlädt, diese möglich macht und einen geschützten Rahmen für entsprechende Taten bereithält. So wird in Frankfurt am Main ein Rabbiner auf offener Straße von einer Gruppe Neonazis attackiert und mit den Worten beschimpft: “Dass du noch da bist, liegt wohl daran, dass sie deine Eltern und Großeltern vergessen haben!”. In Dortmund wird einem Juden die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio verwehrt, da selbiges kein Interesse daran hat, Ausländer und Juden im Kreise des gesunden deutschen Volkskörpers zu begrüßen. Und in Neunkirchen wird ein jüdischer Friedhof geschändet; Grabsteine zerschlagen, Grabanlagen verwüstet — bereits zum zweiten Mal innerhalb von neun Monaten. Offener kann der Antisemitismus schwerlich auftreten. Zudem sei darauf verwiesen, dass auf Antisemitismus längst nicht mehr nur die organisierte Rechte das Monopol hat. Der zunehmende Antisemitismus in Deutschland und Europa wird gerade in linken Zusammenhängen gerne verharmlost, z. B. indem er als berechtigter Widerstand migrantischer Gruppen ausgegeben wird. In globalisierungskritischen Kreisen ist eine offen antisemitische Diskussion entbrannt, in der der Staat Israel einseitig für das Scheitern des Friedensprozesses verantwortlich gemacht wird. Zudem hat eine Umfrage ergeben, dass der Großteil der Bevölkerung Deutschlands das kleine Israel neben den USA für eine der größten Gefahren des Weltfriedens hält. “Man wird ja wohl noch Israel kritisieren dürfen”, lautet die mit Unschuldsmiene verkündete Erklärung.
Anstatt den reaktionären Gehalt der palästinensischen und arabischen Organisationen und Machtcliquen zu benennen und die Bedrohung Israels zu thematisieren, solidarisiert man sich bevorzugterweise mit dem “palästinensischen Volk” oder maßt sich an, die Moralkeule gegen Israel und dessen Regierung zu schwingen. In den vergangenen drei Jahren haben wir offen “antizionistisch” auftretende Kritik Israels beobachten können, die sich wieder und wieder antisemitischer Stereotypen bediente. So wurde wiederholt die “Medienmacht” Israels und der Juden sowohl hier als auch in den USA behauptet, die israelischen Streitkräfte unverhältnismäßiger Grausamkeiten bezichtigt (Kindermord) und einem sekundären Antisemitismus folgend das Vorgehen Israels und der Juden in relativierender Art und Weise mit der nationalsozialistischen Politik verglichen.
Wir wenden uns gegen Antisemitismus und Antizionismus sowie die mittelbare Unterstützung des palästinensischen Terrors über die palästinensische Autonomiebehörde; zum Beispiel durch die Verwendung von EU-Geldern für Selbstmordanschläge !
Gegen antisemitische Kritik an Israel!
Wir stehen ein für die Solidarität mit Israel sowie die Bekämpfung von Antisemitismus und Antizionismus !
KONTAKT: www.antifa-saar.de.vu
e‑mail: antifasaar@yahoo.de