Offener Brief zum Umgang mit der NPD
An die
CDU Saar — info@cdu-saar.de
SPD Saar — landesverband@spd-saar.de
Bündnis 90/Die Grünen Saar — lgs@gruene-saar.de
FDP Saar — lgs@fdp-saar.de
PDS Saar — info@pds-saar.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
am Montag, dem 30.08.2004, fand in Saarbrücken im Rathaus eine Podiumsdiskussion anlässlich der Saarbrücker Oberbürgermeisterwahl statt. Unter dem Motto “Kampf ums Rathaus” waren nach Einladung des Saarländischen Rundfunk die KandidatInnen folgender Parteien vertreten: CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/ Die Grünen, PDS und NPD.
Auf dem Podium saß für die NPD deren Bundesvorsitzender und OB-Kandidat Udo Voigt, welcher 8 Tage zuvor beim Naziaufmarsch zum Gedenken an den Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess in Wunsiedel eine Rede hielt und das Fronttransparent mit trug.
Ein scheinbares Tabu wurde an dieser Stelle gebrochen. Die bürgerlich-demokratischen Parteien, die sich selbst weltoffen und multikulturell und zum Teil auch antifaschistisch verstehen, setzten sich mit einem bekennenden Nazi an einen Podiums-Tisch.
Die NPD ihrerseits macht unmissverständlich klar, was sie will. In national-sozialistischer Tradition organisiert sie, wie in Wahlkämpfen zu beobachten ist, die Hetze gegen alles und jeden, was bzw. wer in dem wahnhaften Weltbild ihrer Aktiven und Sympathisanten als “undeutsch” ausgemacht wird. Darüber hinaus paktiert die NPD mit militanten Nazis, wie beispielsweise der “Kameradschaft Saarlautern”, von denen einige am besagten Abend der Podiumsdiskussion beiwohnten. Genau zu diesen Themen muss die Auseinandersetzung geführt werden.
Die gemeinsame Diskussion mit Nazis ist weder ein Zeichen von Offenheit noch von toleranter Gesinnung. Faschismus ist keine diskutierbare Meinung, sondern die Anleitung und Anstiftung zu antisemitischer und rassistischer Hetze bis hin zum Mord. Dessen sollten sich alle Parteien bewusst sein.
In diesem Zusammenhang kritisieren wir die politische Praxis von der SPD, der CDU, der FDP, der PDS sowie Bündnis 90/ die Grünen Saar und fordern eine Stellungnahme dieser Parteien.
Die Unterzeichner:
AGSA — Arbeitsgemeinschaft saarländischer Ausländerbeiräte
AKTION 3.WELT SAAR
Antifa Saar / Projekt AK
attac-Saar
Deutsch Israelische Gesellschaft Trier (DIG)
Initiativgruppe gegen den Abbau des Sozialstaates (IGAS)
Jugendantifa St. Ingbert
Jugendzentrum Neunkirchen
Pax Christi Saar
Saarländischer Flüchtlingsrat e.V. (SFR)
Sozialforum Saar
VVN/BdA, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der Antifaschisten Saarland
Saarbrücken, den 23. September 2004