Am Samstag, den 3. Juli 2004 fand im rheinland-pfälzischen Zweibrücken das erste Mal seit mehren Jahren wieder eine Demonstration gegen den dortigen Abschiebeknast statt. Das Motto lautete “Abschiebehaft abschaffen — in Zweibrücken damit anfangen”. Organisiert wurde sie dieses Jahr von dem AK Asyl Rheinland-Pfalz, der AKTION 3.WELT Saar, der Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier, dem Multikulturellen Zentrum Trier und dem Saarländischen Flüchtlingsrat. Darüber hinaus riefen über 30 weitere Gruppen und Organisationen — darunter auch die Antifa Saar/Projekt AK — dazu auf. Angesichts der Zahl der aufrufenden Gruppen ist es als etwas mau anzusehen, dass sich lediglich 140 Leute auf dem Kundgebungsplatz einfanden. Der Anteil autonomer AntifaschistInnen (Schublade auf) machte etwa 70% der Demonstration aus.
Gegen 16.00 Uhr ging es dann los, nachdem wir noch einem Hobbymusiker und zwei Redebeiträgen lauschen durften. Bereits nach den ersten Hundert Metern wurden wir von der Polizei gestoppt, da in einem angrenzenden Cafe etwa 30 Faschos ausgemacht wurden. Ein Großteil von ihnen konnte sich dann als Bundeswehrsoldaten ausweisen, was in den Augen der Polizei die Sachlage natürlich entschärfte. Nichtsdestotrotz — oder gerade deswegen — durften sich die Bundis noch ein paar wüsten Beschimpfungen anhören und mussten auch noch ansonsten mehrere Schmähungen über sich ergehen lassen.
Zweibrücken schien wie ausgestorben (das lag aber nicht an unserer Demo, sondern ist immer so) und wurde nur selten durch laute Parolen aus seinem Schlaf gerüttelt. Im weiteren Lauf der Demo gab es dann noch ein paar Störversuche durch Mitglieder des “Nationalen Widerstands Zweibrücken” — einer Combo um den altbekannten Zweibrücker Neonazi Walk, die mit ihren Parolen bei uns tatsächlich den ein oder anderen Lacher provozierten. Nun ja, nach einer Zwischenkundgebung gings weiter Richtung Birkhausen, wo sich der Abschiebeknast abgelegen im Wald befindet. Der Lauti musste fast 1 km vorm Knast zurückgelassen werden und wir versuchten dann mittels Krach und Fahnenschwenken irgendwie Kontakt zu den Insassen des Gefängnisses herzustellen. Da wir dieses Jahr keine Antworten aus dem Abschiebelager vernehmen konnten, ist unklar ob wir gehört wurden. Aber nun mal ehrlich — wir hätten uns auch alle n bischen mehr Mühe geben können am Knast, oder? Schließlich sind wir deswegen ja hin. Trotz des beschwerlichen und langen Weges (14.00 Uhr Auftakt — 18.00 Uhr Ankunft Birkhausen) hätte da wirklich mehr drin sein müssen. Aber alles in allem war es gut dem Kaff Zweibrücken mal wieder einem Besuch abzustatten und ich hab von vielen gehört, dass sie vielleicht schon dieses Jahr wiederkommen wollen.
LET’S ROCK ZWEIBRÜCKEN!
Nachtrag:
Die Polizei konnte es sich dann im Nachgang doch nicht verkneifen noch extrem rumzustressen. An mehreren Bahnhöfen wurden Leute — aus Zweibrücken kommend -, die sie für Linke hielten noch kontrolliert und mussten sich einer Personalienkontrolle unterziehen. Und in Saarbrücken kam es schließlich sogar noch zu zwei Verhaftungen und es wurden Anzeigen erstattet. Als Vorwand für ihr Vorgehen gab die Polizei an, dass es in Zweibrücken am Bahnhof noch zu Sachbeschädigungen an KFZ gekommen sei.
BITTE ALLE DIE IM NACHGANG ZUR ZWEIBRÜCKER DEMO NOCH STRESS MIT DER STAATSMACHT BEKOMMEN HABEN BEIM ERMITTLUNGSAUSSCHUSS DER ANTIFA SAAR/PROJEKT AK MELDEN!
eMail: ermittlungsausschuss (at) yahoo.de