Die neue Ausgabe der Saarbrücker Hefte hat als Titelthema den Mord an Samuel Yeboah und den Umgang der saarländischen Behörden und der Öffentlichkeit damit. Im Leitartikel von Wilfried Voigt wird auf die schlechten Ermittlungen durch Polizei und Staatsschutz eingegangen.
Dem einleitenden Artikel folgt eine Chronologie nazistischer Gewalt im Saarland, die auf den Recherchen der Antifa Saar beruht. Auf den folgenden acht Seiten werden hier Brandanschläge, Bombenanschläge, Attentate, schwere Gewalttaten, gewalttätige Übergriffe und Mordversuche aufgelistet, die durch organsisierte Nazis, rechte Skins und Rassist_innen seit 1990 im Saarland begangen wurden. Es sind unzählige Einträge zu Verbrechen, die selbst in dieser nüchternen Aufzählung die Qualität des allgegenwärtigen rassistischen Terrors erahnen lassen. Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Dunkelziffer groß ist, dass weitere Gewalttaten nicht öffentlich bekannt wurden und nicht in der Chronik erfasst werden konnten.
Die Chronik basiert auf der noch ausführlicheren Chronologie 1990–2000 in der Broschüre “Kein schöner Land” der Antifa Saar in Zusammenarbeit mit dem Antifaschistischen AutroInnenkollektiv, in der auch Nazi-Veranstaltungen, ‑Demonstrationen, rechte Propaganda, Pöbeleien usw. enthalten sind. Die Aufzählung in den SBH wurde jetzt durch die bekannt gewordenen Fälle bis 2020 aktualisiert.
Wir möchten die Lektüre der Saarbrücker Hefte empfehlen, obwohl wir an dem etwas reißerischen Titel “… waren es Skins?” auch Kritik haben. Denn mit der Zuordnung zu “Skins” wurden allzu oft rechte Gewalttaten auf eine etwas rüpelhafte Subkultur reduziert, die mörderischen Nazi-Angriffe konnten damit entpolitisiert und bagatellisiert werden.
Das tun dann die Saarbrücker Hefte im Folgenden keineswegs, beim Lesen wird schnell klar: hier wird nicht verharmlost und vertuscht. Es sind allein die “Skins” auf dem Titel, und es ist mithin auch eine Selbstkritik, denn als Begriff damals allgegenwärtig, wurde er auch von uns verwendet.
Der Leitartikel ist auf der Website der Saarbrücker Hefte nachzulesen:
https://www.saarbrücker-hefte.de/aktuelle-beitr%C3%A4ge/mordfall-yeboah/