Leseempfehlung: Saarbrücker Hefte # 122

Die neue Aus­gabe der Saar­brück­er Hefte hat als Titelthe­ma den Mord an Samuel Yeboah und den Umgang der saar­ländis­chen Behör­den und der Öffentlichkeit damit. Im Leitar­tikel von Wil­fried Voigt wird auf die schlecht­en Ermit­tlun­gen durch Polizei und Staatss­chutz einge­gan­gen.
Dem ein­lei­t­en­den Artikel fol­gt eine Chronolo­gie nazis­tis­ch­er Gewalt im Saar­land, die auf den Recherchen der Antifa Saar beruht. Auf den fol­gen­den acht Seit­en wer­den hier Bran­dan­schläge, Bombe­nan­schläge, Atten­tate, schwere Gewalt­tat­en, gewalt­tätige Über­griffe und Mord­ver­suche aufge­lis­tet, die durch organ­sisierte Nazis, rechte Skins und Rassist_innen seit 1990 im Saar­land began­gen wur­den. Es sind unzäh­lige Ein­träge zu Ver­brechen, die selb­st in dieser nüchter­nen Aufzäh­lung die Qual­ität des all­ge­gen­wär­ti­gen ras­sis­tis­chen Ter­rors erah­nen lassen. Wir müssen lei­der davon aus­ge­hen, dass die Dunkelz­if­fer groß ist, dass weit­ere Gewalt­tat­en nicht öffentlich bekan­nt wur­den und nicht in der Chronik erfasst wer­den kon­nten.
Die Chronik basiert auf der noch aus­führlicheren Chronolo­gie 1990–2000 in der Broschüre “Kein schön­er Land” der Antifa Saar in Zusam­me­nar­beit mit dem Antifaschis­tis­chen AutroIn­nenkollek­tiv, in der auch Nazi-Ver­anstal­tun­gen, ‑Demon­stra­tio­nen, rechte Pro­pa­gan­da, Pöbeleien usw. enthal­ten sind. Die Aufzäh­lung in den SBH wurde jet­zt durch die bekan­nt gewor­de­nen Fälle bis 2020 aktu­al­isiert.

Wir möcht­en die Lek­türe der Saar­brück­er Hefte empfehlen, obwohl wir an dem etwas reißerischen Titel “… waren es Skins?” auch Kri­tik haben. Denn mit der Zuord­nung zu “Skins” wur­den allzu oft rechte Gewalt­tat­en auf eine etwas rüpel­hafte Sub­kul­tur reduziert, die mörderischen Nazi-Angriffe kon­nten damit ent­poli­tisiert und bagatel­lisiert wer­den.
Das tun dann die Saar­brück­er Hefte im Fol­gen­den keineswegs, beim Lesen wird schnell klar: hier wird nicht ver­harm­lost und ver­tuscht. Es sind allein die “Skins” auf dem Titel, und es ist mithin auch eine Selb­stkri­tik, denn als Begriff damals all­ge­gen­wär­tig, wurde er auch von uns verwendet.

Der Leitar­tikel ist auf der Web­site der Saar­brück­er Hefte nachzule­sen:
https://www.saarbrücker-hefte.de/aktuelle-beitr%C3%A4ge/mordfall-yeboah/