Im Oktober 1992, also 13 Monate nach dem Mord an Samuel Yeboah, überfiel ein Dutzend Nazis in Saarbrücken einen Studenten und prügelten diesen krankenhausreif. Zuvor machten sie sich am Itzenplitzer Weiher in Heiligenwald und dann in Neunkirchen auf die Suche um, in den Worten der Neonazis vor Gericht, „Neger oder Punks klatschen zu gehen“. Da sie dort niemanden ausfindig machen konnten, der in ihr Opferbild passte, machten sie sich auf den Weg nach Saarbrücken und stießen dann auf den damals 27jährigen Studenten. Aufgrund von Zeugenaussagen, die die KFZ-Kennzeichen der Fluchtfahrzeuge nennen konnten, wurden 12 Täter/innen ermittelt und noch in der gleichen Nacht ausfindig gemacht. Unter diesen befand sich auch Peter Werner Schlappal. Dieser gilt derzeit laut Polizei als Hauptverdächtiger im Mordfall Samuel Yeboah. Wir veröffentlichen hier eine 26 Jahre alte Zusammenstellung der Autonomen Antifa Saarbrücken zu dem Überfall und dem Gerichtsprozess im Jahr 1995. Diese enthält die Namen aller beteiligten Neonazis, eine politische Bewertung und zahlreiche Zeitungsartikel. Eindrücklich ergibt sich das Bild einer gut organisierten Neonaziszene im Saarland, die bei weitem nicht nur Saarlouis umfasst. Gleichzeitig ist es erschreckend, wie Saarbrücker Zeitung und Behörden auf den Fall reagierten. So wird ein Zeitungsartikel dokumentiert in dem eine an der Tat beteiligte Krankenschwester zu Wort kommt. Beschrieben wird sie dort mit „Blondes Haar und blaue Augen, humorvoll und stets einen flotten Spruch auf den Lippen.“ Sie kann unwidersprochen und ohne jegliche kritische Anmerkung seitens der Zeitungsredaktion verkünden: „Mit echten Nazis hat kaum einer von uns was am Hut“ und „Wenn keiner was unternimmt wird sich nie was ändern“. Wir empfehlen die Lektüre dieser Zusammenstellung als schon nahezu historisches Dokument mit erschreckender Aktualität.
Antifa Saar / Projekt AK im Februar 2021