Anfang August diesen Jahres wurde bekannt, dass die Polizei im Fall des rassistischen Mordes an Samuel Yeboah 1991 in Saarlouis wieder ermittelt. Der Generalbundesanwalt ließ verkünden, dass jetzt „gravierende Anhaltspunkte auf einen rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Hintergrund des Anschlags“ hindeuteten. Eine interne polizeiliche Ermittlungsgruppe spricht laut den Recherchen von SZ-Redakteur Michael Jungmann bereits jetzt von organisatorischen Defiziten, Schwachstellen, Fehlern und Pannen bei den damaligen Ermittlungen (SZ, 6.8.2020). Auch von mittlerweile vernichteten Akten bezüglich weiterer Brandanschläge aus der damaligen Zeit ist dort die Rede. Um zu verhindern, dass nun auch noch die letzten Hinweise vernichtet werden oder einfach verschwinden, fordert die Antifa Saar / Projekt AK die sofortige Offenlegung der Ermittlungs- sowie Geheimdienstakten im Fall Yeboah.
„Das, was bereits jetzt aus der Presse zu erfahren ist, lässt hellhörig werden – daher fordern wir eine Offenlegung der Akten. Bei den jetzigen Verlautbarungen der saarländischen Behörden handelt es sich um Floskeln, die uns bereits aus dem NSU-Skandal bekannt sind. Dort dienten diese dazu, Verstrickungen von Polizei und Geheimdiensten mit terroristisch agierenden rechten Gruppierungen zu verschleiern.”
Sara Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK
Die rechte Szene in Saarlouis gehörte Anfang der 1990er zu den am aggressivsten agierenden im gesamten Bundesgebiet und war gut vernetzt. In einem Interview im Magazin Stern kündigten Saarlouiser Nazis 1986 an, Morde begehen zu wollen. Fünf Jahre später musste Samuel Yeboah sterben. Der damalige SPD-Oberbürgermeister von Saarlouis, Alfred Fuß, wiegelte gerade mal eine Woche später Hinweise auf eine rassistische Tat ab. Gegenüber der taz erklärte er „Eine richtige Szene gibt es hier nicht.“ (taz, 26.9.1991). Der Mord an Samuel Yeboah darf nicht losgelöst davon betrachtet werden, dass die Saarlouiser Neonazi-Szene in den gesamten 1990er Jahren auf viel Verständnis und Wohlwollen von Seiten der Behörden und der Verwaltung traf.
Mehr Infos zum Fall Samuel Yeboah
Weiterführende Informationen und Quellen
Stern-Interview (1986): Bereits 1986 gibt die saarländische Naziszene ihre Mordlust in einem Interview preis. Bei einem der Interviewten handelt es sich um Markus Karl-Heinz Mang.
taz-Artikel (1991): Dieser Artikel widmet sich den unsäglichen Zuständen in Saarlouis. Auch noch nach dem Mord an Samuel Yeboah verharmlosen SPD und Grüne die rechte Szene der Stadt bzw. bestreiten sogar deren Existenz.