Filmvorführung “Blut muss fließen” in Saarbrücken

Mon­tag, 05.03.18
20 Uhr
Kino 8 1/2
Nauwieser­str. 19, Saarbrücken

Der Sänger grölt Gewalt­parolen, die Arme gehen hoch zum Hit­ler­gruß: Der Jour­nal­ist Thomas Kuban ermöglicht Ein­blicke in eine Szene, in die sich kaum ein Außen­ste­hen­der wagt.

Eine Recht­srock­szene, die auch im Saar­land feste Struk­turen besitzt. Seit Jahren ist ein abgele­genes Grund­stück im gren­z­na­hen franzö­sis­chen Ort Eschviller ein zen­traler Bestandteil der Infra­struk­tur der saar­ländis­chen Naziszene. Seit 2008 ist das Gelände mit Hüt­ten und Konz­ert­bühne im Besitz saar­ländis­ch­er Neon­azis und war in den ver­gan­genen zehn Jahren regelmäßig Aus­tra­gung­sort für Neon­azi-Konz­erte, Par­tys und Szene-Ver­anstal­tun­gen. Besitzer des Grund­stücks ist ein Püt­tlinger Neon­azi. Dieser gilt als ein­er der führen­den und aktivsten Neon­azis im Saar­land; er ist Mit­glied der elitären Nazi-Skin­head-Vere­ini­gung „Ham­mer­skin Nation“, Schlagzeuger der Nazi-Band „Wolfs­front“ sowie Grün­dungs- und aktives Mit­glied der kon­spir­a­tiv agieren­den „Kam­er­ad­schaft 13. Jan­u­ar“. Die saar­ländis­chen „Ham­mer­skins“ betreiben darüber hin­aus seit 2015 in ein­er ehe­ma­li­gen Pizze­ria in der Siemensstraße 5 in Dillin­gen die „Hate­bar“. Dieses Club­haus fungiert eben­falls als Tre­ff­punkt, Ver­anstal­tung­sort und Konz­ert­bühne für die extreme Rechte im Saar­land und darüber hinaus.


Nach neun Jahren hat Thomas Kuban fün­fzig Under­cov­er-Drehs hin­ter sich, auch jen­seits deutsch­er Gren­zen, z.B. im Elsass. Ein Lied begeg­net ihm immer wieder: „Blut muss fließen knüp­pel­hageldick, wir scheis­sen auf die Frei­heit dieser Juden­re­pub­lik…“. Hochbrisant und einzi­gar­tig ist das Mate­r­i­al, das er unter extremem per­sön­lichem Risiko mit ver­steck­ter Kam­era zusam­menge­tra­gen hat. Es doku­men­tiert haut­nah, wie junge Leute mit Recht­srock geködert und radikalisiert werden.
Gemein­sam mit dem Filmemach­er Peter Ohlen­dorf reist er noch ein­mal zurück an Orte, an denen er under­cov­er gedreht hat. Im Fokus ste­ht dabei die Frage, die er auch auf der poli­tis­chen Ebene zu klären ver­sucht: Wie ist es möglich, dass auf der recht­sex­tremen Par­tymeile über alle Gren­zen hin­weg gefeiert wer­den kann?

Bis heute ist der Film nicht im öffentlich-rechtlichen Fernse­hen zu sehen gewe­sen, son­dern nur bei Ver­anstal­tun­gen von Film­Fak­tum in Koop­er­a­tion mit Ini­tia­tiv­en und Organ­i­sa­tio­nen aus Zivilge­sellschaft, Poli­tik, Gew­erkschaften, Kirche und Sport. Rund 1500 Vor­führun­gen mit anschließen­der Diskus­sion kon­nten bis­lang real­isiert wer­den, viele davon an Schulen. Auch fünf Jahre nach der Pre­miere hat der Film nichts an sein­er Aktu­al­ität eingebüßt.

Ver­anstal­tet von der Antifa Saar / Pro­jekt AK, der Hein­rich Böll Stiftung Saar, der Linksju­gend sol­id Saar, dem Vere­in Cri­Think! e.V., der Gew­erkschaft Erziehung und Wis­senschaft Saar­brück­en und der Peter Imandt Gesellschaft.