In der Nacht vom 1. auf den 2. Juli haben Nazis der Partei „Der III. Weg“ vor dem diesjährigen „Cristopher Street Day“ (CSD) in Saarbrücken vorzugsweise auf der geplanten Strecke der Parade circa 50 homophobe und rassistische Plakate verklebt. Antifaschist_innen haben noch in der Nacht praktisch alle Plakate wieder entfernt. Auch das Parteibüro der DKP wurde mit Plakaten zugeklebt.
„Der III. Weg“ ist eine im September 2013 von dem ehemaligen rheinland-pfälzischen NPD-Mitglied Klaus Armstroff und Nazis, die zuvor in Kameradschaften des später verbotenen „Freien Netzes Süd“ organisiert waren, gegründete Partei. Armstroff hatte sich nach einem parteiinternen Streit u.a. mit Sascha Wagner aus der NPD zurückgezogen. Mit Gründung des „III. Wegs“ konnte das hauptsächlich in Bayern aktive und vom Verbot bedrohte „Freie Netz Süd“ unter dem Schutz des Parteienrechts weitergeführt werden. Die Partei steht der radikalen Kameradschaftsszene nahe und vertritt programmatisch nationalsozialistische Inhalte.
In die Schlagzeilen schaffte es „Der III. Weg“ mit einer Karte bei „Google Maps“, auf der die genauen Standorte von Unterkünften von Geflüchteten mit Angabe von Adresse und geschätzter Bewohner_innenzahl veröffentlicht wurden.1 Dass die Veröffentlichung möglicher Ziele für Angriffe auf Geflüchtete nicht folgenlos bleibt sondern die Aufrufe des „III. Weges“ genauso verstanden werden, wie sie gemeint sind, haben mehrere Brandanschläge auf solche Unterkünfte bewiesen.2 Auf einem der in Saarbrücken verklebten Plakate („Asylflut stoppen“) ist eine Abbildung der „Google Maps“-Karte enthalten. Auch aus anderen Städten wurden im Vorfeld von CSD-Veranstaltungen ähnliche Plakataktionen des „III. Wegs“ bekannt, so etwa im sächsischen Dresden (Mai 2017) und Pirna (7. Juli 2017).
Organisiert ist die Partei in überregionalen „Gebietsverbänden“, wobei das Saarland gemeinsam mit Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen zum „Gebietsverband West“ gehört. Eine feste Organisationsstruktur im Sinne eines eigenen sogenannten „Stützpunktes“ existiert gegenwärtig wohl nicht im Saarland. Zuletzt ist „Der III. Weg“ jedoch vermehrt auch hier in Erscheinung getreten. So gab es im letzten Jahr mehrere Verteilaktionen von Nazipropaganda, etwa im Juni 2016 in Saarbrücken-Burbach. Daneben wurden auch im Saarland Postkarten an politische Gegner verschickt, auf denen die entsprechenden Personen zum Verlassen von Deutschland aufgefordert werden. Im März 2016 veranstaltete die Partei eine Demonstration in Kaiserslautern.3 Zuletzt haben Naziaktivisten des „III. Weges“ mit einem Infostand in der Saarbrücker Innenstadt ihre menschenfeindliche Propaganda verbreitet.
Die Antifa Saar / Projekt AK schätzt die Plakataktion in Saarbrücken als Teil einer bundesweiten Kampagne ein. Die mediale Präsenz des Themas „Ehe für Alle“ und die viel beachteten Paraden rund um die CSD-Veranstaltungen sollen genutzt werden, um Aufmerksamkeit für die eigene Partei zu erzeugen. Es zeigt zudem deutlich, dass „Der III. Weg“ derzeit mit dem Aufbau von Strukturen im Saarland beschäftigt ist.
1http://www.tagesspiegel.de/medien/fremdenfeindlichkeit-im-internet-rechte-karte-aus-dem-netz-genommen/12061912.html
2https://www.swr.de/report/drahtzieher-des-hasses-wie-der-iii/04/-/id=233454/did=15854616/mpdid=15949318/nid=233454/8w6568/index.html
3http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2016/03/09/bildergalerie-neonazis-marschieren-in-kaiserslautern_21360