Riegelsberger „Initiativgruppe Hindenburgturm“ bestätigt erneut ihr nationalsozialistisches Weltbild

Nach­dem es Antifaschist_innen gelun­gen ist, den Bau eines Denkmals für Wehrma­chts- und SS-Ange­hörige in Riegels­berg vor­erst unmöglich zu machen, melden sich nun die Ini­tia­toren des Vorhabens zu Wort. In zwei in der „Riegels­berg­er Wochen­post“ veröf­fentlicht­en kon­fusen und vor Hass über­schäu­menden „Gegen­darstel­lun­gen“ stellt die „Ini­tia­tiv­gruppe (IG) Hin­den­burgturm“ um Diet­mar Braun erneut ihr nation­al­sozial­is­tis­ches Welt­bild zur Schau.

Nach­dem die Ini­tia­tiv­gruppe mit der Ver­hin­derung des Baus des Denkmals eine empfind­liche Nieder­lage ein­steck­en musste, veröf­fentlichte die Gruppe bere­its am 3. März eine erste „Gegen­darstel­lung“1, in welch­er sie die Gegner_innen des Wehrma­chts­denkmals als „Ver­leumder“, „Het­zmeute“ sowie „Fre­unde der Gewalt und Feinde der Demokratie“ schmähte. In Anbe­tra­cht ein­er abso­lut friedlich ver­laufe­nen antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion durch Riegels­berg ent­pup­pt sich dieses wahn­hafte Ges­tam­mel als Pro­jek­tion eigen­er Gewalt- und Machtvorstel­lun­gen der Hin­den­burgtruppe, denn: Die Fre­unde der Gewalt und die Feinde der Demokratie sind ger­ade jene Mörder­ban­den, um deren „Ehren­ret­tung“ sich die IG mit aller Kraft bemüht. Wer, wie die IG in ihrer „Gegen­darstel­lung“, Schulen und Gesellschaft eine „ein­seit­ige Geschichts­be­tra­ch­tung“, welche mit dem „immer­währen­den deutschen Kollek­tivschuld-Vor­wurf“ „über­frachtet“ sei, vor­wirft und meint, eine „vorherrschende Mei­n­ungs­dik­tatur ein­er links­grü­nen Min­der­heit“ zu verorten, legt den ide­ol­o­gis­chen Grund­stein für den Krieg und die Ver­nich­tung kom­mender Tage.

In ein­er am 9. März fol­gen­den zweit­en Stel­lung­nahme2 holte die braune Truppe dann zum Run­dum­schlag aus. Die „Saar­brück­er Zeitung“ (SZ) – mit ihrer Berichter­stat­tung in der Ver­gan­gen­heit der Ini­tia­tiv­gruppe gegenüber äußerst wohlgeson­nen – bekommt genau­so ihr Fett weg wie SPD-Bürg­er­meis­ter Häusle: Der SZ-Redak­teur Fred­dy Dittgen habe das „rechte Pro­jekt“ (sic!) Wehrma­chts­denkmal „mit kaputt gemacht“; Bürg­er­meis­ter Häusle lamen­tiere eh nur: „bla, bla, bla“.

Die Sprache der IG ist die Sprache des Nationalsozialismus.

In Bezug auf die Äußerun­gen Brauns im „Saar­ländis­chen Rund­funk“ („Die Grü­nen wollen eine „Umvolkung betreiben“) behauptete die Ini­tia­tiv­gruppe in ihrer Gegen­darstel­lung, es han­dele sich hier um eine „beliebte links-grüne Tak­tik, durch die Nazikeule und frech-dreiste Lügen poli­tis­che Geg­n­er zu out­en [und] mund­tot zu machen“. Braun sei „von Linken gelinkt“ wor­den und werde von „der links-grü­nen Sipp­schaft als Nazi beschimpft“. Die Truppe ver­stieg sich gar zu der Ver­schwörungs­the­o­rie, dass das Wort „Umvolkung“ mit einem Tabu belegt werde, „um den ‘Umvolkungs-Trans­fer’ zu ver­schleiern, solange er noch nicht abgeschlossen ist.“

Umvolkung“ ist ursprünglich ein Begriff aus der nation­al­sozial­is­tis­chen Volk­s­tum­spoli­tik und wird heute von extrem recht­en Grup­pierun­gen in Kon­ti­nu­ität völkisch­er Denkmuster zur Kri­tik am Mul­ti­kul­tur­al­is­mus und dem Zuzug von Migrant_innen ver­wen­det. Mit der Beze­ich­nung „links-grüne Sipp­schaft“ greift die IG eben­so auf nation­al­sozial­is­tis­ches Vok­ab­u­lar zurück: In der Sprache der Nation­al­sozial­is­ten wurde der Begriff „Sippe“ anstelle von „Fam­i­lie“ ver­wen­det, eine „Reichsstelle für Sip­pen­forschung“, Ende 1940 in „Reichssip­pe­namt“ umbe­nan­nt, entsch­ied darüber, ob im soge­nan­nten „Ari­er­nach­weis“ die „arische Rassen­zuge­hörigkeit“ bescheinigt wurde.

Adolf Hitler wäre sich­er stolz auf die „Ini­tia­tiv­gruppe“

Mit der abschließen­den Bemerkung, dass „die soge­nan­nte ‘Poli­tis­che Kor­rek­theit’ […] ein (sic!) Kreb­s­geschwulst [ist], von der wir nicht befall­en sind“, zeigte die IG dann noch ein­mal, dass sie den von ihr verehrten NS-Tätern in Vok­ab­u­lar und Denkweise in nichts nach­ste­ht. Ihr Ziel ist auch nicht auss­chließlich ein Denkmal für die Täter von gestern zu erricht­en, son­dern eben­so die Befreiung des deutschen Volkes von den „Krankheit­en der Demokratie“. Adolf Hitler, der von der „Besei­t­i­gung des Kreb­ss­chadens der Demokratie“3 träumte, wäre sich­er stolz auf die IG.

3 Thi­lo Vogel­sang: Neue Doku­mente zur Geschichte der Reich­swehr 1930–1933. In: Viertel­jahrshefte für Zeit­geschichte 2, 1954, Heft 4, S. 397–436 (PDF, 1,77 MB), hier S. 434 f. (Down­load vom Serv­er der Antifa Saar)