Saarbrücken, den 25.09.2011
Gedenkdemo an Samuel Yeboah mit 200 Teilnehmer_innen
Anlässlich des 20 Todestages von Samuel Yeboah erinnerten am gestrigen Samstag knapp 200 Menschen mit einer mehrstündigen Kundgebung und Demonstration in Saarlouis an die Ermordung des Flüchtlings aus Ghana. Die Teilnehmer_innen forderten eine Gedenktafel in der Stadt und ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik.
Auf der Auftaktkundgebung in der Französischen Straße sprach Peter Nobert als Vertreter des saarländischen Flüchtlingsrats und der Aktion 3. Welt Saar. Er forderte die Schließung des Flüchtlingslagers Lebach, in dem zahlreiche Menschen unter unwürdigen Bedingungen untergebracht sind. Ein Vertreter des Bündnis Buntes Homburg thematisierte in seinem Beitrag das kollektive Verdrängen, wie es im Fall Samuel Yeboah zu beobachten ist. Die Antifa Saar / Projekt AK machte in ihrem Redebeitrag auf den universalistischen Ursprung des antirassistischen Gedankens aufmerksam und warnte davor, diesen durch kulturrelativistische Auffassungen aufzuweichen und ins Gegenteil zu verkehren.
Der Demonstrationszug machte sich dann auf den Weg, um mit Parolen wie „Samuel Yeboah, das war Mord – Widerstand an jedem Ort“ und „Abschiebung ist Folter, Abschiebung ist Mord – Bleiberecht für alle – jetzt sofort!“ auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.
Auf der Zwischenkundgebung in der Silberherzstraße sprach der Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze (dieLinke) und betonte, dass es ihm, insbesondere wegen dem Umgang der Stadtratsfraktion seiner eigenen Partei, ein besonderes Anliegen sei auf der Demonstration zu sprechen.
Erich Später, Autor der Monatszeitschrift konkret hielt eine Ansprache in der er skandalisierte, dass im Saarland nicht an Opfer rassistischer Mordbrenner gedacht wird, während Naziverbrecher wie beispielsweise Franz-Josef Röder einen festen Platz in der Erinnerungskultur einnehmen. In diesem Zusammenhang wies er auch nochmal auf die Unterstützung der extrem rechten Burschenschaft Ghibellinia durch den ehemaligen Ministerpräsidenten Müller hin und forderte die Verantwortlichen dazu auf, zu verhindern, dass dieser in das Amt eines Verfassungsrichters gelangt.
Lautstark zog die Demonstration dann noch einmal durch die Innenstadt vor das Rathaus, wo zum Abschluss der fraktionslose Linke Dirk Scholl über die ablehnende Haltung des Saarlouiser Stadtrates über seine dortigen Initiativen zur Erinnerung an Samuel Yeboah berichtete.
Ein Vertreter der Gruppe antinationale.org sprach über den Ausbau der „Festung Europa“ und rief zum Kampf gegen die europäischen Flüchtlingsbekämpfungsmaßnahmen auf.
Sara Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK erklärte:
„Die Teilnahme von nahezu 200 Personen an unserer Demonstration zeigt deutlich, dass der rassistische Mord an Samuel Yeboah nicht in Vergessenheit geraten ist. Die Demonstration am Samstag war lediglich der Auftakt weiterer Aktionen, die die Erinnerung an Samuel Yeboah und die Kritik an der Gedenkpolitik der Stadt Saarlouis zum Inhalt haben.“
Bezüglich den jüngsten Äußerungen des Saarlouiser Oberbürgermeisters Henz erklärte Jost weiter: „Wir werden noch an Samuel Yeboah erinnern, wenn an OB Henz längst niemand mehr denkt.“
Die Demonstration wurde organisiert von der Antifa Saar / Projekt AK, der anarchistischen Gruppe antinationale.org und dem Bündnis Buntes Homburg.