Saarländische Neonazis bauen massiv ihre Strukturen aus — Übergriff von Potsdam kein Einzelfall — Neonazi-Szene ist nach wie vor aktiv – 2006 bereits mehrere Übergriffe durch Neonazis im Saarland
Während sich nach dem brutalen Überfall von 2 deutschen Rassisten auf einen 37jährigen Mann in Potsdam am Osterwochenende und dem kurzen Aufschrei der Anständigen nun vor allem darum bemüht wird, die Tat als einen Einzelfall herunterzureden und dem Opfer sogar eine Mitschuld zuzuschreiben, lässt sich für uns weder ein qualitativer noch quantitativer Rückgang neonazistischer Gewalttaten und Aktivitäten feststellen. So sind der Antifa Saar / Projekt AK für 2006 bereits mehrere Übergriffe und Körperverletzungen durch Neonazis im Saarland bekannt. Dazu Christian Schneider, Pressesprecher der Antifa Saar / Projekt AK: „Vor dem Hintergrund der gewalttätigen Übergriffe durch Neonazis, die auch im Westen Deutschlands zum Alltag gehören, halten wir das Vorhaben des Afrika-Rates Berlin, WM-BesucherInnen aus Afrika durch eine Broschüre vor „No-Go-Areas“ zu warnen, für sinnvoll und notwendig.“ Solche „No-Go-Areas“ sind kein ostdeutsches Phänomen, denn auch in saarländischen Orten, z.B. in Friedrichsthal-Bildstock, sind die zentralen Plätze fast dauerhaft von Nazis besetzt.
Die saarländische Neonaziszene hat sich im vergangenen Jahr verstärkt um interne Schulungen, die Durchführung von größeren „Rechtsrock“-Konzerten sowie die Festigung der bestehenden Strukturen bemüht. Dazu gehört auch der Aufbau einer Infrastruktur, z.B. Tattoo- und Bekleidungsläden und Kneipen, die zur Finanzierung neonazistischer Aktivitäten beitragen und darüber hinaus der Szene als Treff- und Kontaktpunkte dienen. Ebenso gibt es Versuche von Neonazis, sich durch verstärkte Aktivitäten im Modegeschäft, dabei vor allem auch durch das Produzieren eigener Kleidungsmarken, im Jugendmainstream zu etablieren. Auch hat die Anzahl der Internetseiten, die von saarländischen Neonazigruppen betrieben werden, zugenommen. Gewachsen ist auch die Hooliganszene im Umfeld des 1.FC Saarbrücken, die sich zu großen Teil nach rechts orientiert.
Neben diesen strukturellen Veränderungen kam es auch 2005 zu einer Vielzahl gewalttätiger Übergriffe durch saarländische Neonazis. Christian Schneider dazu: „Auch wenn Neonazis im Saarland selbst im vergangenen Jahr kaum durch öffentlichkeitswirksame Demonstrationen aufgefallen sind, lässt sich weiterhin eine enge Organisierung und länderüberschreitende Vernetzung und damit eine permanente Gefahr für alle Menschen, die nicht in das rassistische und antisemitische Weltbild deutscher Neonazis passen, feststellen.“
Antifa Saar / Projekt AK