Am Samstag, den 18.Dezember 2004, marschierten etwa 30 Neonazis durch Trier. Unter dem Motto “Schluss mit den BRD-Reformen — ein neues System bietet neue Möglichkeiten” forderten die aus der Region Trier und dem Saarland angereisten Neonazis (u.a. “Kameradschaft Moselland(Trier)”, “Kameradschaft Saarlautern(Saarlouis)”) die Wiedererrichtung des Nationalsozialismus.
Seit mehreren Wochen hatte die sog. “Kameradschaft Moselland” um den Trierer Neonazi Peter ‘Knolle’ Hallmann zu einem Aufmarsch am 18. Dezember 2004 in Trier aufgerufen. Unter dem eindeutigen Motto “Schluss mit den BRD-Reformen — ein neues System bietet neue Möglichkeiten” wollten die Neonazis für die Wiedererrichtung des Nationalsozialismus auf die Straße gehen. Unterstützt wurde der Aufmarsch von der Saarlouiser “Kameradschaft Saarlautern”.
Ab 11 Uhr wollten sich die Nazis vor dem Trierer Hauptbahnhof treffen, bis dann um 13 Uhr der Aufzug starten sollte. Die angemeldete Route durch die Innenstadt wurde von der Stadt Trier, wohl vor allem wegen dem zeitgleich stattfindenden Weihnachtsmarkt, verboten, das Verbot wurde vom Verwaltungsgericht bestätigt. Nachdem die Anmelder gegen dieses Verbot klagten und vor dem Oberverwaltungsgericht Koblenz Recht bekamen, einigten sie sich mit der Stadt Trier auf die Route außerhalb der Innenstadt, durch ein Wohngebiet hinter dem Hauptbahnhof.
Pünktlich um 11 Uhr trafen dann auch die ersten Nazis ein. Als Lautsprecherwagen fungierte einmal mehr der hellblaue VW Passat von Dominik Kleer (“Kameradschaft Saarlautern”). Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot den Bahnhofsvorplatz abgeriegelt, die nach und nach eintreffenden GegendemonstrantInnen, die zum Teil an der Gegenkundgebung vor der Basilika teilgenommen hatten, wurden von den Überwachungsteams der Polizei fleißig abgefilmt und fotografiert. Jetzt hieß es warten, ein paar einzeln hinzustoßende Nazis wurden verjagt, ansonsten wurde die Zeit bis zum Beginn des Aufmarsches durch Sprechchöre etc. überbrückt.
Unterdessen gab es die Nachricht, dass am Saarbrücker Hauptbahnhof mehrere Faschisten am Besteigen eines Zuges nach Trier gehindert wurden und im Laufschritt den Bahnsteig verlassen mussten.
Für gute Stimmung unter den GegendemonstrantInnen sorgten dann die Nazis selbst, als es kräftig aus dem Motor des Nazilautis anfing zu qualmen. Der Strom war weg, die Batterie futsch und die Stimmung ausgelassen. Nachrückende Nazis aus Saarbrücken brachten dann eine neue Autobatterie mit, so dass gegen 13.30 die Nazikundgebung beginnen konnte. Zu diesem Zeitpunkt nahmen etwa 30 Nazis an der Veranstaltung teil. Die Reden, u.a. von Dominik Kleer, Peter Hallmann und einem NPDler gingen im Großen und Ganzen unter den Rufen und Pfeifen der AntifaschistInnen unter.
Nun zog der Naziaufmarsch in Form von 30 Nazis mit 3 Transparenten und mehreren schwarzen und Schwarz-Weiß-Roten Fahnen los Richtung Kürenzer Straße. Kaum ein paar Meter gelaufen, ging ein wahrer Hagel aus Obst, Gemüse, Eiern und Flasche auf die Nazis nieder, so dass diese erstmal rennen mussten um aus der Schusslinie zu kommen. Zur angekündigten Schneeballschlacht (remember Stalingrad) kam es leider auf Grund der unsympathischen Wetterverhältnisse nicht, trotzdem wurden die Nazis den ganzen Tag über mit unterschiedlichsten Wurfgeschossen eingedeckt.
Geschützt von mehreren hundert PolizistInnen zogen die Nazis dann durch ein Wohngebiet hinter dem Hauptbahnhof. AntifaschistInnen gelang es immer wieder, die Naziroute zu blockieren und auf Wurfweite an den Naziaufmarsch heranzukommen. Dabei kam es zu Knüppeleinsätzen und ersten Festnahmen gegen AntifaschistInnen.
Eines der bereits beschriebenen Wurfgeschosse zerschlug zielgenau eine Scheibe des Lautsprecherwagens und bescherte den Nazis eine etwas zugige Heimfahrt. Durch die Scherben wurde eine im Auto sitzende Faschistin wohl leicht verletzt.
Gegen 16 Uhr endete der Aufmarsch unter ständigem antifaschistischen Protest und die Nazis durften ihre Heimreise antreten, diejenigen die mit dem Zug fuhren bekamen einen polizeilichen Geleitschutz bis zum Zielbahnhof gestellt.
Fazit:
— magere 30 Neonazis, ein beschädigtes Naziauto
— mindestens 300 GegendemonstrantInnen
— mehrere Polizei-Hundertschaften
— Blockaden der Naziroute, Obst‑, Gemüse- und Flaschenwürfe
— mehrere Festnahmen und Knüppeleinsätze
Auch veröffentlicht auf indymedia: http://www.de.indymedia.org/2004/12/102195.shtml