Demonstration gegen die Einheitsfeierlichkeiten in Bonn am 03.10.2011


IMA­GI­NE THERE‘S NO DEUTSCHLAND
Bun­des­wei­te De­mons­tra­ti­on gegen die Einheitsfeierlichkeiten
03. Ok­to­ber 2011 · 11.​00 Uhr · Haupt­bahn­hof · Bonn

Aufruf des Bünd­nis “Imag­ine there´s no Deutsch­land” [PDF]

I. Neues, altes Deutschland
Mit dem Fall der Mauer und der „Wie­der­ver­ei­ni­gung“ wurde das Ende der Nach­kriegs­ära ein­ge­lei­tet. Eine der sicht­bars­ten Fol­gen von Na­tio­nal­so­zia­lis­mus und Ausch­witz – die deut­sche Tei­lung – wurde auf­ge­ho­ben, die aus dem al­li­ier­ten Sieg fol­gen­de geo­po­li­ti­sche Schwä­chung Deutsch­lands be­en­det. Vor­bei waren die Zei­ten, in denen ein „Bun­des­re­pu­blik” vor­an-​ oder ein „De­mo­kra­ti­sche Re­pu­blik” nach­ge­setzt wer­den muss­te. Ohne die al­li­ier­te Auf­sicht brach un­ge­hemmt her­vor, was oh­ne­hin nie ganz be­siegt oder auf­ge­ar­bei­tet war: Po­gro­me in Ho­yers­wer­da, Mann­heim und Ros­­tock-​Lich­ten­ha­­gen, Brand­an­schlä­ge in Mölln, Lübeck und So­lin­gen spra­chen eine deut­li­che Spra­che der deut­schen Ein­heit – die mehr­heit­lich als völ­ki­sche, im Blut lie­gen­de, ver­stan­den wurde. Be­reits der Be­griff der „Wie­der”-​Ver­ei­ni­gung macht das deut­lich: Er un­ter­stellt, es sei zu­sam­men­ge­kom­men, was schon immer zu­ge­sam­men­ge­hört habe – und des­sen Tei­lung un­er­träg­lich sei. Was da durch die schlich­te An­ne­xi­on der DDR ver­ei­nigt wurde, ein Deutsch­land in die­sen Gren­zen, hat­te es je­doch vor­her nie ge­ge­ben. Am ehes­ten ent­spricht es noch den Gren­zen der Wei­ma­rer Re­pu­blik und des „Drit­ten Rei­ches” bis zum „An­schluss” Ös­ter­reichs. Weite Teile des heu­ti­gen Po­lens ge­hör­ten 1918 wie 1937 eben­falls noch zu „Deutsch­land” – ein noch bis heute ge­äu­ßer­ter An­spruch. Pla­ka­tiv zeig­te er sich 1991 an der Wie­der­auf­nah­me des bis zum Kriegs­en­de gül­ti­gen Na­mens „Mit­tel­deut­scher Rund­funk” für den in Leip­zig sit­zen­den Sen­der: Eine fak­ti­sche Nicht-​An­er­ken­­nung der Oder-​Nei­ße-​Gren­ze. Diese muss­te bei den Ver­hand­lun­gen zur „Wie­der“-​Ver­ei­ni­gung von Polen unter mas­si­vem Wi­der­stand der deut­schen Re­gie­rung erstrit­ten werden.
Die sich in die­ser Klar­heit of­fen­ba­ren­den volks­ge­mein­schaft­li­chen Kon­ti­nui­tä­ten in Den­ken und Han­deln der Deut­schen im Jahre 1989 mar­kier­ten eine Zäsur, der sich linke Kri­tik stel­len muss­te. Spä­tes­tens jet­zt hät­ten auch die letz­ten Lin­ken ein­se­hen müs­sen, dass eine ra­di­ka­le Kri­tik an na­tio­na­ler Ver­ge­mein­schaf­tung auf ras­sis­ti­scher Grund­la­ge und an der Re­la­ti­vie­rung von Ausch­witz nötig war. Denn das völ­ki­sche Den­ken war ge­samt­ge­sell­schaft­li­cher Kon­sens, was sich unter an­de­rem in der fak­ti­schen Ab­schaf­fung des Grund­rechts auf Asyl zeig­te, die im „Asyl­kom­pro­miss“ von CDU, CSU, FDP und der SPD-​Op­po­si­ti­on mit ver­ein­ten Kräf­ten be­schlos­sen wurde. In den An­grif­fen auf die als fremd Mar­kier­ten setz­te der deut­sche Mob auf der Stra­ße durch, was spä­ter im Bun­des­tag in Ge­set­zes­form ge­gos­sen wurde: „Wir sind ein Volk“.
Eine wei­te­re Zäsur stell­te die 1998 von der rot-​grü­­nen Bun­des­re­gie­rung ein­ge­lei­te­te „Ber­li­ner Re­pu­blik” dar. Das Bild der Na­ti­on wan­del­te sich. Seit dem „Som­mer­mär­chen“ 2006 prä­sen­tie­ren Me­di­en wie Po­li­ti­ker_in­nen stolz die vie­len „Mi­gran­t_in­nen“, die in den deut­schen Fuß­ball-​Na­­tio­­nal­teams spie­len. Und tat­säch­lich gibt es kon­kre­te Ver­än­de­run­gen im Staats­bür­ger­schafts­recht, Samy De­lu­xe fin­det Deutsch­land mitt­ler­wei­le ganz knor­ke und in jed­er Deutsch­­land-​Wer­bung wer­den peop­le of co­lour in­sze­niert. Al­ler­dings wird die völ­ki­sche Vor­stel­lung der Na­ti­on auf meh­re­ren Ebe­nen fort­ge­setzt: Für die, die da ganz hap­py das „mo­der­ne Deutsch­land“ pro­pa­gie­ren, gel­ten die Özils, Ka­d­iras und Jones ja ge­ra­de nicht als „nor­ma­le Deut­sche“, son­dern sind – re­du­ziert auf ihren „Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund“ – nur die Aus­hän­ge­schil­der der ver­meint­li­chen Mo­der­ni­sie­rung. Für den Mob und die Me­di­en sind sie ge­ra­de gut genug, wenn sie Tore schies­sen, gleich­zei­tig wird aber ganz genau hin­ge­schaut, ob „die“ auch die Na­tio­nal­hym­ne mit­sin­gen und sich auch gegen die Tür­kei rich­tig ins Zeug leg­en. Die In­te­gra­ti­ons­de­bat­te des letz­ten Jah­res hat ge­zeigt, dass mitt­ler­wei­le auch CDU-​Po­li­k­er_in­­­nen mehr „ge­ziel­te“ Ein­wan­de­rung for­dern. Sie haben er­kannt, dass es bes­ser ist, den völ­ki­schen Na­tio­na­lis­mus nicht offen zu for­mu­lie­ren, und dass Im­mi­gra­ti­on öko­no­misch un­aus­weich­lich ist. Doch auch wenn dies be­deu­tet, dass es für einen Men­schen etwa aus Pa­kis­tan mit tech­ni­scher Aus­bil­dung evtl. ein­fa­cher wird, einen Auf­ent­halts­sta­tus zu be­kom­men, viel­leicht sog­ar einen deut­schen Pass, wird ih­n_­sie die Frage, wo er_­sie denn „ei­gent­lich her­kommt“, ein Leben lang be­glei­ten. Eine Frage, die auch fällt, wenn es sich um die Kin­der be­reits Ein­ge­wan­der­ter han­delt. Es bleibt dabei: Rich­tig deutsch ist, wer von Deut­schen abstammt.
Seit der Ber­li­ner Re­pu­blik fin­det auch eine of­fen­si­ve Um­kehr in der Er­in­ne­rungs­po­li­tik statt. Die zuvor noch ab­ge­wehr­te Aus­ein­an­der­set­zung mit den deut­schen Ver­bre­chen wurde in­sti­tu­tio­na­li­siert. Was frü­her be­schwie­gen wurde, le­gi­ti­miert heute unter stän­di­gem Ge­re­de von „Ver­ant­wor­tung“ deut­sche Po­li­tik. Die Ver­gan­gen­heit wird nicht mehr ge­leug­net, statt­des­sen deren „Auf­ar­bei­tung” in den Vor­der­grund ge­stellt. Wäh­rend die Deut­schen sich zuvor mit­tels Schwei­gen ein­er ernst­haf­ten Aus­ein­an­der­set­zung mit ihrer Ge­schich­te ent­zo­gen, tun sie es heute durch die Gui­do­knop­pi­sie­rung der Ge­schich­te und das Ge­schwätz von „deut­schen Op­fern“ in Dres­den. Diese Pseu­do­re­fle­xi­on wird dabei noch zum mo­ra­li­schen Al­lein­stel­lungs­merk­mal auf­ge­wer­tet: Aus­ge­rech­net mit den deut­schen Ver­bre­chen be­grün­de­te der grüne Au­ßen­mi­nis­ter Josch­ka Fi­scher den ers­ten Aus­lands­ein­satz der Bun­des­wehr gegen das in die­sem Jahr­hun­dert be­reits zum drit­ten Mal von Deut­schen at­ta­ckier­te Ser­bi­en. Ausch­witz und seine „Auf­ar­bei­tung” ver­kom­men somit zur ideo­lo­gi­schen Recht­fer­ti­gung für Deutsch­land, seine In­ter­es­sen im Aus­land auch mit mi­li­tä­ri­schen Mit­teln durchzusetzen.
Heute ist Deutsch­land wie­der Glo­bal Play­er, Ex­port­welt­meis­ter und die Füh­rungs­macht in Eu­ro­pa. Selbst­be­wusst wird mitt­ler­wei­le ein stän­di­ger Sitz im UN-​Si­cher­heit­s­rat ge­for­dert, in dem Gre­mi­um also, das als Re­ak­ti­on auf die deut­schen An­griffs­krie­ge ge­grün­det wor­den war. Nach den USA hat die Bun­des­wehr die meis­ten Sol­da­t_in­nen auf dem Erd­ball ver­teilt, Deutsch­land ist welt­weit dritt­größ­ter Rüs­tungs­ex­por­teur. Daran wird auch die Krise nichts än­dern. Am Ent­wurf der eu­ro­päi­schen Kri­sen­re­ak­ti­on ist Deutsch­land fe­der­füh­rend be­tei­ligt, sie fol­gt somit ins­be­son­de­re deut­schen Wün­schen. Hier wir­ken ideo­lo­gi­sche wie wirt­schaft­li­che In­ter­es­sen zu­sam­men: „Old Eu­ro­pe“ soll als Ge­gen­macht zu den USA in Stel­lung ge­bracht und gleich­zei­tig der Eu­ro-​Raum im Sinne deut­scher Tu­gen­den zu Fleiß und Spar­sam­keit an­ge­hal­ten wer­den – und ne­ben­bei sol­len alle EU-​Staa­ten or­dent­lich deut­sche Pro­duk­te im­por­tie­ren. Dies ge­schieht zu Las­ten der „Plei­te-​Grie­chen”, denen, be­glei­tet von ein­er Hetz­kam­pa­gne gegen „faule Süd­län­der”, ein bei­spiel­lo­ses Spar­pro­gramm dik­tiert wird, ohne dass die Aus­wir­kun­gen deut­scher Nied­rig­lohn-​ und Han­dels­po­li­tik auf die an­de­ren EU-​Staa­ten ins Vi­sier geraten.
Eine heu­ti­ge Kri­tik an Deutsch­land muss etwas zu die­ser spe­zi­fi­schen deut­schen Si­tua­ti­on zu sagen haben. Wenn sie den hie­si­gen Ver­hält­nis­sen an­ge­mes­sen sein soll, muss sie die Kri­tik eines Na­tio­na­lis­mus be­inhal­ten, der sich in Deutsch­land immer völ­kisch for­mier­te und sich not­wen­dig auf Ausch­witz be­zie­hen muss.

II. Deut­scher Sonderweg
Ausch­witz, der in­dus­tri­el­le Mas­sen­mord, war mehr als der bis heute gern pos­tu­lier­te „Be­triebs­un­fall”. Be­reits im Kai­ser­reich pro­kla­mier­ten die Deut­schen einen Son­der­weg, der sich so­wohl gegen die auf­klä­re­ri­schen Ent­wick­lun­gen in Frank­reich als auch gegen das „rück­schritt­li­che“, za­ris­ti­sche Russ­land ab­zu­gren­zen such­te. Dem stell­ten sie das Kon­strukt ein­er deut­schen Kul­tur und eine Ideo­lo­gie von Ge­hor­sam, Treue und Hin­ga­be an die Ge­mein­schaft ent­ge­gen. Ge­rüs­tet mit die­sen „Tu­gen­den“ und der Vor­stel­lung, die Welt solle am „deut­schen Wesen“ ge­ne­sen, wur­den der Ko­lo­nia­lis­mus und die Mo­bil­ma­chung für den Ers­ten Welt­krieg untermauert.
Selbst­ver­ständ­lich gibt es kei­nen „nor­ma­len” Weg in die ka­pi­ta­lis­ti­sche Mo­der­ne, auch die Ent­wick­lung der „west­li­chen” Ge­sell­schaf­ten war blu­tig, ge­walt­voll und mör­de­risch. Je­doch bleibt die immer wie­der­keh­ren­de Frage, warum keine an­de­re Na­ti­on ver­such­te, sich der Wi­der­sprü­che der ge­sell­schaft­li­chen Mo­der­ni­sie­rung durch die rest­lo­se, in­dus­tri­ell be­trie­be­ne Ver­nich­tung der eu­ro­päi­schen Jü­din­nen_Ju­den, Sin­ti und Roma zu ent­le­di­gen. Der deut­sche Son­der­weg und die deut­sche Ideo­lo­gie zeich­nen sich bis heute durch eine auf­klä­rungs­feind­li­che und au­to­ri­täts­hö­ri­ge Ge­sin­nung aus, wel­che auf die be­son­de­re po­li­tisch-​ideo­lo­gi­sche sowie öko­no­mi­sche Ent­wick­lung im Ver­lauf der deut­schen Staats­grün­dung zu­rück­zu­füh­ren ist. Im Ge­gen­satz zu an­de­ren Staa­ten blieb die bür­ger­li­che Re­vo­lu­ti­on in Deutsch­land aus – dem in den deut­schen Staa­ten immer schon schwa­chen Bür­ger­tum ge­lang es nie, über den Stän­de­staat zu tri­um­phie­ren, das deut­sche Volk kon­sti­tu­ier­te sich nie als po­li­ti­scher Sou­ve­rän, son­dern immer als Bluts­ge­mein­schaft. Die späte Staats­grün­dung ging nicht als re­vo­lu­tio­nä­rer Pro­zess, son­dern als groß­macht­po­li­ti­sche Reichs­grün­dung von­stat­ten. Gleich­zei­tig ge­lang eine ra­san­te öko­no­mi­sche Mo­der­ni­sie­rung und Trans­for­ma­ti­on im Sinne der Ka­pi­ta­l­ak­ku­mu­la­ti­on. Den dar­aus ent­ste­hen­den so­zia­len Ver­wer­fun­gen wurde in Deutsch­land in die­ser au­­to­ri­tär-​völ­k­i­schen Tra­di­ti­on mit der Schlie­ßung der Volks­ge­mein­schaft als Form ein­er re­ak­tio­nä­ren Mo­der­ni­sie­rung begegnet.
Wer be­haup­tet, Deutsch­land habe nie einen Son­der­weg be­schrit­ten oder ihn mitt­ler­wei­le ver­las­sen, kommt nicht drum­her­um, Ausch­witz und seine Wur­zeln im völ­ki­schen Na­tio­na­lis­mus zu leug­nen, zu ver­harm­lo­sen oder zu relativieren.

III. Deut­sche Arbeit
Die Tra­di­ti­on der deut­schen Ob­rig­keits­hö­rig­keit wur­zelt in ein­er spe­zi­fi­schen Vor­stel­lung von Ar­beit, wel­che sich auch im „au­to­ri­tä­ren Cha­rak­ter“ fin­det. Das deut­sche Ar­beits­ethos wurde seit der Re­for­ma­ti­on ent­schei­dend durch die Über­zeu­gung ge­prägt, dass Ar­beit an sich von mo­ra­li­schem Wert, also Selbst­zweck sei, und so das ar­bei­ten­de Sub­jekt in die Ge­sell­schaft in­te­grie­re. Im Cal­vi­nis­mus Eng­lands hin­ge­gen de­fi­niert sich Ar­beit vor allem über ihren Out­put, also über das ge­fer­tig­te Pro­dukt sowie den pro­du­zier­ten Tausch­wert. Der Zwang zur Ar­beit wurde nur in den deut­schen Staa­ten zu einem po­si­tiv be­setz­ten und selb­st auf­er­leg­ten Drang, tätig zu sein. Für alle als „Nicht-​Ar­bei­ten­de“ oder als „Zi­geu­ner“ Stig­ma­ti­sier­ten gab es kei­nen Platz, sie wur­den als Ge­fahr für die Ge­sell­schaft ver­folgt. Die größ­te Be­dro­hung je­doch sah schon Mar­tin Lu­ther in „den Juden“, die vor allem mit der abs­trak­ten Zir­ku­la­ti­ons­sphä­re as­so­zi­iert und als Wu­che­rer zum raf­fen­den Ne­ga­tiv der schaf­fen­den deut­schen Ar­bei­ter_in­nen sti­li­siert wurden.
Die deut­sche Ideo­lo­gie der Ar­beit ver­steht diese nicht als not­wen­di­ge Na­tur­ber­herr­schung und ma­tie­rel­le Exis­tenz­si­che­rung, son­dern als Bei­trag der Ein­zel­nen zum Wohle des Volkes. Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen wer­den als ego­is­ti­sche Schä­di­gung der na­tio­na­len Ge­mein­schaft ge­äch­tet. Im Ka­pi­ta­lis­mus ge­ne­riert sich Ar­beit als „Ver­ge­gen­ständ­li­chung ver­mit­tel­ter ge­sell­schaft­li­cher Be­zie­hun­gen“ (Mois­he Pos­to­ne), wird je­doch nicht als sol­che er­kannt. Viel­mehr gehen die ar­bei­ten­den Sub­jek­te davon aus, einem schöp­fe­ri­schen Pro­zess nach­zu­ge­hen. Ei­gent­li­cher Zweck der Lohnar­beit ist je­doch die Schaf­fung von Mehr­wert durch die Ver­aus­ga­bung abs­trakt mensch­li­cher Ar­beit. Die ver­schlei­er­te Ent­frem­dung von der ei­ge­nen Ar­beits­kraft ma­ni­fes­tiert sich im Res­sen­ti­ment gegen den abs­trak­ten Teil des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses, wel­chem wie­der­um im Ste­reo­typ des „raf­fen­den Juden“ ein Ge­sicht ge­ge­ben wird. Diese Vor­stel­lung kul­mi­nier­te im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus in der Ge­gen­über­stel­lung von „Ari­er” und „Jude”. An­ti­ka­pi­ta­lis­mus in sei­ner deut­sches­ten Va­ri­an­te ver­such­te, Ent­frem­dung und Klas­sen­spal­tung ein für alle mal in der Volks­ge­mein­schaft auf­zu­lö­sen: An Stel­le ein­er dia­lek­ti­schen Kri­tik von Wert und Ware trat die „End­lö­sung der Judenfrage”.
Als im Mai 1945 dem Ver­nich­tungs­wahn durch die al­li­ier­ten Streit­kräf­te ein Ende ge­setzt wurde, hat­ten die Deut­schen sechs Mil­lio­nen Jü­din­nen_Ju­den, eine halbe Mil­li­on Sin­ti und Roma sowie un­zäh­li­ge an­de­re „Volks­fein­de” er­mor­det. Und als wäre nichts ge­we­sen, gin­gen sie zu­rück an die Ar­beit. Diese funk­tio­nier­te wei­ter als schein­bar vor­po­li­ti­sche Größe, an der sie sich auf­rich­ten konn­ten. So wurde in West­deutsch­land die Er­in­ne­rung an De­por­ta­tio­nen und Mas­sen­ver­nich­tung durch die leb­haf­ten Bil­der eif­ri­ger Trüm­mer­frau­en und den Stolz auf das „Wirt­schafts­wun­der” er­setzt: „Ein Volk, das diese wirt­schaft­li­chen Leis­tun­gen voll­bracht hat, hat ein Recht dar­auf, von Ausch­witz nichts mehr hören zu wol­len.“ (Franz-​Jo­sef Strauß, 1969) Dabei wird der im­men­se Vor­teil un­ter­schla­gen, den deut­sche Fir­men aus Zwangs­ar­beit und „Ari­sie­run­gen“ zogen. Auch die groß­zü­gi­ge Un­ter­stüt­zung durch die Al­lier­ten und der Er­lass der deut­schen Kriegs­schul­den An­fang der Fün­zi­ger Jahre – mo­ti­viert durch den be­gin­nen­den Kal­ten Krieg – sowie die weit­ge­hen­de Ab­leh­nung so­ge­nann­ter „Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen“ an ehe­ma­li­ge Zwangs­ar­bei­ter_in­nen und Opfer der Deut­schen Ari­sie­rungs-​ und Ver­nich­tungs­po­li­tik spie­len in der deut­schen Er­in­ne­rung keine Rolle.
Die Vor­stel­lung von Ge­sell­schaft als einig für die Ge­mein­schaft ar­bei­ten­des Volk be­steht fort, Ar­beit bleibt in Deutsch­land Dreh- und An­gel­punkt ge­sell­schaft­li­cher In­te­gra­ti­on. Wäh­rend Ar­beits­lo­se in Frank­reich mehr Geld for­dern, schrei­en sie hier­zu­lan­de nach Ar­beits­plät­zen. Denn „Voll­be­schäf­ti­gung” wird nicht als Dro­hung emp­fun­den, son­dern ist immer noch ein gern ge­se­he­nes Wahl­ver­spre­chen. Im Ein-​Eu­ro-​Job zeigt sich die ganze Sinn­ent­leertheit deut­scher Ar­beit. Oft wird hier nicht ein­mal Mehr­wert er­zeugt, son­dern bloß der Zwang zu Ar­bei­ten dort durch den Staat auf­recht­er­hal­ten, wo der Markt nicht mehr greift. In Deutsch­land ist ge­sell­schaft­li­che Teil­ha­be immer an Lohnar­beit ge­bun­den, nicht als Selbst­er­hal­tung, son­dern als Dienst an der Nation.

IV. Ge­den­ken und Postnazismus
In der Reichs­po­grom­nacht am 9. No­vem­ber 1938 wur­den – ge­plant von SA und wei­te­ren Tei­len der NSDAP, aus­ge­führt von „ganz nor­ma­len Deut­schen” – im ge­sam­ten Reich Syn­ago­gen in Brand ge­steckt, Jü­din­nen_Ju­den miss­han­delt, ein­ge­sperrt und er­mor­det. Was hier in der kol­lek­ti­ven Ra­se­rei in Er­schei­nung trat, voll­zog sich spä­ter in den Gas­kam­mern der Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger und den Er­schie­ßungs­ak­tio­nen der Ein­satz­grup­pen. Akri­bisch ver­such­ten die Deut­schen noch die letz­ten Jü­din­nen_Ju­den auf­zu­spü­ren und zu er­mor­den. Die­sem Vor­ge­hen kann keine öko­no­mi­sche Ratio un­ter­ge­ju­belt wer­den, Mo­ti­va­ti­on war ein­zig der Wun­sch nach voll­stän­di­ger Ver­nich­tung. Genau hier zeigt sich der Um­schlag der in­stru­men­tel­len Ver­nunft, das Schei­tern an der nicht mehr mit ihr ver­bun­de­nen Hu­ma­ni­tät. Die Auf­klä­rung und ihr Wis­sen wur­den nicht zur Be­frei­ung der Men­schen aus ihrem Joch, son­dern zur Ver­nich­tung der „Ge­gen­ras­se” ge­nutzt. Durch Be­tei­li­gung, Zu­stim­mung und Un­ter­stüt­zung die­ser an­ti­se­mi­ti­schen Ra­se­rei be­kun­de­te die über­gro­ße Mehr­heit der Deut­schen Ge­schlos­sen­heit und Ein­ver­ständ­nis mit der mas­sen­haf­ten Ver­nich­tung von Jü­din­nen_Ju­den, als deren Auf­takt die­ses Po­grom zu fas­sen ist. Nicht zu­fäl­lig wurde eben nicht der zu­nächst an­ge­dach­te 9. No­vem­ber 1989 als Jah­res­tag des Mau­er­falls zum „Tag der deut­schen Ein­heit” er­wählt. Die Ju­bel­ari­en des neuen Deutsch­land soll­ten nicht durch seine fünf­zig Jahre zu­rück­lie­gen­de Ge­schich­te be­droht werden.
Doch von sol­cher­art Au­gen­wi­sche­rei soll­te sich kei­ne_r ver­wir­ren las­sen: Die deut­sche Volks­ge­mein­schaft, die­ser kol­lek­ti­ve Zu­sam­men­schluss, der sich in sei­ner Ein­heit per­ma­nent vom „Ge­gen­volk” be­droht fühlt, hat mit der mi­li­tä­ri­schen Nie­der­la­ge 1945 kei­nes­wegs ein Ende ge­fun­den. Mit dem Be­griff des Post­na­zis­mus wird die Tat­sa­che ge­fasst, dass mit der mi­li­tä­ri­schen Nie­der­la­ge 1945 zwar das Mor­den en­de­te, die viel be­schwo­re­ne „Stun­de Null” aber nie ein­trat. Viel­mehr haben die nach­na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen De­mo­kra­ti­en in Deutsch­land und Ös­ter­reich Struk­­tur-​ und Ideo­lo­gie­ele­men­te des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus mo­di­fi­ziert in sich auf­ge­nom­men. Die Kon­ti­nui­tät, die sich am au­gen­fäl­ligs­ten in der Ver­nich­tungs­po­li­tik der Na­tio­nal­so­zia­lis­t_in­nen als Basis des heu­ti­gen Mas­sen­wohl­stan­des aus­drückt, be­stimmt bis heute den Um­gang mit der Na­ti­on. Der An­ti­se­mi­tis­mus wurde durch die of­fi­zi­el­le Ta­bui­sie­rung zeit­wei­lig in den psy­chi­schen Un­ter­grund ge­drängt, ver­schwun­den ist er aber nicht.
Ein Bruch exis­tiert also nur in der Bil­dung von Tabus, der Ab­drän­gung von offen an­ti­se­mi­ti­schen Aus­sa­gen in eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­la­tenz. Unter deren Druck ent­wi­ckel­te sich eine ein­ge­schwo­re­ne Ge­mein­schaft, deren An­ti­se­mi­tis­mus sich wan­deln muss­te, aber nicht ver­schwand. Viel­mehr gab es be­reits 1950 mas­si­ven Pro­test gegen die Rück­erstat­tung jü­di­schen Ei­gen­tums, ein Zei­chen für den Wun­sch, die Ver­bre­chen des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zu ver­ges­sen und die mit ihnen ver­bun­de­nen Ge­füh­le ver­schwin­den zu las­sen. Die zen­tra­le Be­din­gung für letz­te­res war die Ver­drän­gung der Ver­gan­gen­heit ins­ge­samt, ins­be­son­de­re aber die der Ge­schich­te der Opfer der deut­schen Ver­bre­chen. Die sol­cher­art Ver­ge­mein­schaf­te­ten agier­ten gegen jede Be­dro­hung die­ses Sta­tus Quo, der ihnen die Mög­lich­keit zur wei­te­ren Iden­ti­fi­zie­rung mit Deutsch­land bot, gegen Mah­ner_in­nen und Über­le­ben­de. So steck­te in der „kol­lek­ti­ve[n] Ge­walt der Ab­wehr des ge­sam­ten Schuld­zu­sam­men­hangs“ (Theo­dor W. Ador­no) ein An­ti­se­mi­tis­mus, der die eins­ti­gen Opfer ver­ges­sen woll­te oder verhöhnte.
Die nach Ausch­witz für immer zer­stör­te po­si­ti­ve Iden­ti­fi­ka­ti­on mit deutsch-​na­­tio­­na­ler Iden­ti­tät zu re­stau­rie­ren und die kol­lek­­tiv-​nar­zis­s­ti­schen Be­schä­di­gun­gen zu über­win­den, ist das Ziel der Tä­ter_in­nen­ge­sell­schaft. So wird Ausch­witz mitt­ler­wei­le in alle Welt ex­por­tiert, indem über dor­ti­ge Grau­sam­kei­ten ver­glei­chend be­rich­tet wird. In Ju­go­sla­wi­en wird es di­rekt be­kämpft, in Dres­den mit den al­li­ier­ten Bom­bar­de­ments gleichgesetzt.
Aus Tä­ter_in­nen wer­den Opfer und Ge­läu­ter­te, über­all ist von „be­wäl­tig­ter Ver­gan­gen­heit” und dem „kol­lek­ti­ven Ler­nen” der deut­schen Ge­sell­schaft zu hören. Diese Be­schwö­run­gen sind zum ri­tua­li­sier­ten Ele­ment des neue­ren Er­in­ne­rungs­dis­kur­ses ge­wor­den. So wird ge­ra­de durch die Eta­blie­rung des Er­in­nerns an Ausch­witz Ab­wehr pro­vo­ziert. Zwi­schen der Ab­leh­nung selbst­kri­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zung und der Äu­ße­rung von Vor­ur­tei­len be­steht ein Zu­sam­men­hang, das Un­be­ar­bei­te­te bricht sich immer wie­der Bahn in re­for­mu­lier­ten Res­sen­ti­ments gegen Er­in­nern­de und Jü­din­nen_Ju­den. Das vor­he­ri­ge kol­lek­ti­ve Schwei­gen über die deut­sche Schuld wurde von ein­er Be­red­sam­keit über den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, die „deut­schen Dik­ta­tu­ren” und die „Ver­trei­bun­gen” ab­ge­löst. Die immer prä­sen­te Be­deu­tung der Ver­gan­gen­heit wurde nach­hal­tig in die Öf­fent­lich­keit ge­rückt. Dabei füh­ren die in­ten­si­vier­ten Ver­gan­gen­heits­dis­kur­se je­doch kei­nes­wegs zu mehr Auf­klä­rung, son­dern be­güns­ti­gen auch die teils sub­ti­len, teils un­ver­hüll­ten Ab­wehr­for­men. Die Ab­wehr kann heute Ausch­witz ge­ra­de als ihre Stär­ke dar­stel­len, muss sich nicht mehr daran vor­bei steh­len. Deutsch­land soll als „Auf­ar­bei­tungs­welt­meis­ter“ be­son­ders sein, da es aus Ausch­witz ge­lernt hat. Auf der an­de­ren Seite wird ver­sucht, sich als nor­mal dar­zu­stel­len, damit sich wie­der un­ge­hemmt po­si­tiv auf Deutsch­land be­zo­gen wer­den kann. Es wird ein Wan­del im Ver­ständ­nis der Na­ti­on hin zum Ver­fas­sungs­pa­trio­tis­mus „wie über­all son­st” be­haup­tet. Die­ses „über­all son­st”, wom­it in der Regel an­de­re eu­ro­päi­schen Staa­ten ge­meint sind, ist dabei zu­meist reine Pro­jek­ti­on. Der Irr­sinn der Nor­ma­li­tät ist eben kein Wun­sch nach Gleich­ar­tig­keit zu „über­all son­st“, son­dern wün­scht sich die bruch­lo­se Iden­ti­fi­ka­ti­on mit Deutschland.
Be­reits durch das Be­an­spru­chen der eu­ro­päi­schen Nor­ma­li­tät für die deut­sche Ge­schich­te wird Ausch­witz in Eu­ro­pa ver­teilt. Und dar­über hin­aus. Denn be­reits die Exis­tenz Is­raels er­in­nert an die deut­schen Ver­bre­chen. Durch die Tä­ter_in­­­nen-​Op­fer-​Um­kehr, die zum Kit­ten des Bru­ches mit Deutsch­land nach 1945 not­wen­dig ist, wer­den Jü­din­nen_Ju­den kol­lek­tiv als „Tä­ter­volk“ ima­gi­niert. Auf sie wird das ei­ge­ne schlech­te kol­lek­ti­ve Ge­wis­sen pro­ji­ziert, da sie der er­wünsch­ten Nor­ma­li­tät im Wege ste­hen. So wird die Po­li­tik Is­raels mit der des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus par­al­le­li­siert, wie sich zum Bei­spiel bei den re­flex­haf­ten Ver­glei­chen der Si­tua­ti­on im Ga­za­strei­fen mit der im War­schau­er Ghet­to zeigt. Is­ra­el er­scheint so als pro­jek­ti­ves Zerr­bild eines „staat­lich kol­lek­ti­vier­ten Juden”. In Deutsch­land, wo sich der An­ti­se­mi­tis­mus an die ge­sell­schaft­li­chen Be­din­gun­gen nach der Nie­der­la­ge an­pas­sen muss­te, war es die Linke, die jenen nach dem Sechs­ta­ge­krieg 1967 als An­ti­zio­nis­mus re­for­mu­lier­te und ihn damit wie­der sa­lon­fä­hig mach­te. So kann es auch nicht ver­wun­dern, dass der ein­zi­ge von allen Par­tei­en ge­stütz­te Bun­des­tags­be­schluss der ak­tu­el­len Le­gis­la­tur­pe­ri­ode aus­ge­rech­net der von der Par­tei „Die Linke“ ein­ge­brach­te An­trag ist, der Is­ra­el nach der Er­stür­mung der ers­ten „Gaza­flo­til­le“ verurteilte.

V. Deutsch­land hassen!
Wer am 3. Ok­to­ber gegen deut­sche Zu­stän­de auf die Stra­ße geht – an jen­em Tag also, der statt des 9. No­vem­ber als Fei­er­tag ge­wählt wurde, um nicht mehr über Ausch­witz reden zu müs­sen – muss eine Kri­tik an die­ser deut­schen Spe­zi­fik for­mu­lie­ren. Eine Kri­tik, die die Be­son­der­hei­ten Deutsch­lands nicht zu er­ken­nen ver­mag, die die Vor­gän­ge in die­sem Land le­dig­lich aus der welt­wei­ten Stand­ort­kon­kur­renz er­klä­ren will, greift nicht nur zu kurz – sie geht auch der Ideo­lo­gie des neuen, ge­läu­ter­ten Deutsch­land auf den Leim. Schlim­mer noch: Eine Ent­schul­dung Deutsch­lands aus den Rei­hen der ra­di­ka­len Lin­ken, wo ei­gent­lich die er­bit­terts­ten Fein­de der Na­ti­on ste­hen müss­ten, be­stä­tigt die­ser Ge­sell­schaft, heute eine unter vie­len zu sein. Die deut­sche Na­ti­on kann nicht nur in ihrer Funk­ti­on als Mo­bi­li­sie­rung der Be­völ­ke­rung im Kampf in­ner­halb der Welt­markt­kon­kur­renz ver­stan­den wer­den. Denn da­durch wer­den die Sub­jek­te nur als Na­tio­nal­au­to­ma­ten ver­stan­den und ohne ei­ge­nes in­ten­tio­na­les Han­deln aus ihrer Ei­gen­ver­ant­wor­tung ent­las­sen. Dabei ist es ge­ra­de die dia­lek­ti­sche Ver­wo­ben­heit von ge­sell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen und ihrem Nie­der­schlag im In­di­vi­du­um, die im Hin­blick auf Ausch­witz zu er­grün­den sind.
Ein kon­form zur deut­schen Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung ge­hen­der Fort­schritts­glau­be ist also schon des­halb ein Skan­dal, weil die ge­sell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se fort­exis­tie­ren, deren Dy­na­mik die Liai­son von Ra­tio­na­li­tät und Wahn und damit die in­dus­tri­ell or­ga­ni­sier­te Ver­nich­tung er­mög­lich­te. Der deut­sche Na­tio­na­lis­mus hat sich immer wie­der gegen die öko­no­mi­sche Ver­nunft ge­stellt, der ihm in­hä­ren­te An­ti­se­mi­tis­mus kann nicht be­rech­net werden.
Die von der deut­schen Ideo­lo­gie for­mu­lier­ten und aus­ge­führ­ten Aus­schlüs­se gehen weit über die hin­aus, die für die ka­pi­ta­lis­ti­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se not­wen­dig sind. Nicht nur der über den Sieg an der Ost­front ge­stell­te Be­trieb der Ver­nich­tungs­la­ger bleibt un­er­klär­lich, wenn man sie nicht mit­denkt, son­dern auch der deut­sche All­tag. Immer noch wird diese Ideo­lo­gie jeden Tag re­pro­du­ziert und in der Pra­xis voll­zo­gen: von den Ver­trie­be­nen­ver­bän­den, die kei­nen Frie­den mit Polen und Tsche­chi­en schlie­ßen wol­len, von den An­ti­zi­ga­nis­t_in­nen, die im Juli 2011 in Le­ver­ku­sen ein von Roma be­wohn­tes Haus an­zün­de­ten, von Sach­be­ar­bei­ter_in­nen im Job­cen­ter, von Fuß­ball­kom­men­ta­tor_in­nen, die von „deut­schen Tu­gen­den“ im Sport fa­seln, von Na­zisch­lä­ger_in­nen auf der Stra­ße – und von lin­ken An­ti­se­mit_in­nen, die das­sel­be has­sen wie ihre Na­zi­groß­el­tern: die USA und Israel.
Gegen sie alle gilt es, wei­ter­hin die Kri­tik an den deut­schen Ver­hält­nis­sen zu schär­fen und dabei auch jene ein­zu­be­zie­hen, die über eine ver­flach­te Ana­ly­se der Ver­hält­nis­se und der Na­ti­on im Spe­zi­el­len sowie den Auf­ruf zur Pra­xis ver­su­chen, die „linke Masse“ zu mo­bi­li­sie­ren. So­lan­ge die Mehr­heit der Be­völ­ke­rung bis hin­ein in die ra­di­ka­le Linke wei­ter­hin der deut­schen Ideo­lo­gie an­hängt, wird sich eine ra­di­ka­le Kri­tik not­wen­dig gegen diese rich­ten müssen.

Nie wie­der Deutsch­land – Für den Kommunismus!