Nachdem im Mai 2017 in Saarbrücken-Rußhütte ein Spaziergänger durch eine Selbstschussanlage verletzt worden war, wurde bei einer Durchsuchung des Grundstücks des Verdächtigen neben diversen Waffen auch eine Reichskriegsflagge und ein auf der Terrasse ausgelegtes Hakenkreuz gefunden. Bei dem Beschuldigten handelt es sich nach Informationen der Antifa Saar / Projekt AK um Heinrich Landau, der bereits an mehreren Kundgebungen der saarländischen Naziszene teilgenommen hat. Die Antifa Saar / Projekt AK wendet sich entschieden dagegen, bewaffnete Neonazis als „Waffennarren“ zu verharmlosen.
Heinrich Landau ist der Name des sogenannten „Waffennarrs“, dessen Selbstschussanlagen Marke Eigenbau bereits Ende Mai dieses Jahres für Aufmerksamkeit gesorgt hatten. Damals wurde ein 59jähriger Waldspaziergänger verletzt, als er auf das von Landau gepachtete Gelände im Saarbrücker Stadtteil Rußhütte geriet und dort eine der Sprengfallen auslöste. Installiert hatte Landau diese angeblich, um vor Wildschweinen und Holzdieben sicher zu sein. Nach einem Bericht des Saarländischen Rundfunks hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen den sogenannten „Waffennarren“ erhoben. Außerdem seien bei einer Hausdurchsuchung ein ganzes Arsenal an Kriegswaffen und eine Reichskriegsflagge gefunden worden. Auf der Terrasse des Gartengrundstückes habe Landau mit Verbundsteinen ein Hakenkreuz ausgelegt. Während der SR dies messerscharf als „Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung“ interpretiert heißt es im gleichen Bericht, dass den Behörden nichts bekannt sei über konkrete Kontakte in die „rechtsextreme Szene“.
Die Antifa Saar / Projekt AK widerspricht an dieser Stelle entschieden. Heinrich Landau hat mehrmals an Kundgebungen des neonazistischen „Bündnis Saar“ um die NPD-Ortsverbandsvorsitzende aus Burbach, Jacqueline Süßdorf, teilgenommen. So im August und Dezember 2016. Auf der Kundgebung im August 2016 ist Landau zu sehen, wie er ein Transparent der NPD hält. Mit ihm gemeinsam sind unter anderem Thorsten Dauster, Aktivist der saarländischen NPD und des “Bündnis Saar”, sowie Markus Karl-Heinz Mang zu erkennen. Mang, der bereits in den 80er-Jahren führendes Mitglied der Saarlouiser Skinheadszene war und in einem Artikel im Stern schon damals den Mord an Nichtdeutschen befürwortete, hält heute enge Kontakte zu dem revanchistisch und militaristisch ausgerichteten „Stahlhelm – Kampfbund für Europa“. Bei Mitgliedern dieser Vereinigung wurden in der Vergangenheit ebenfalls Waffen gefunden. Aussteiger berichteten bereits 1999 gegenüber dem Focus, dass fast jedes Mitglied der paramilitärischen Gruppe über eine Maschinenpistole verfüge.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass es zu solchen Waffenfunden innerhalb der ohnehin sehr lichten Reihen des „Bündnis Saar“ um die NPD-Ortsverbandsvorsitzende Süßdorf kommt. Bereits im Januar dieses Jahres berichteten die Antifa Saar / Projekt AK, der Spiegel und zahlreiche andere Medien über den „Nazidruiden“ Bangert. Auch bei ihm wurden Waffen gefunden und zwischenzeitlich ein Verfahren wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung eingeleitet; Das Verfahren wurde mittlerweile jedoch eingestellt.
Sara Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK erklärt hierzu:
„Mord, Vernichtung und Terror gegen Minderheiten sind konstitutive Bestandteile der nationalsozialistischen Weltanschauung. Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn Nazis Waffen horten, Anschläge planen und durchführen. Wundern müsste man sich viel eher dann, wenn sie es nicht täten. Insbesondere im Saarland werden solche Leute gerne als „Waffennarren“ verharmlost und so die politische Dimension ihres Handelns – nämlich die Vorbereitungen für den herbeigesehnten Endkampf – übersehen. Nazis müssen konsequent auf allen Ebenen bekämpft werden. Mit ihnen zu reden oder ihnen lediglich einen Sozialarbeiter zur Seite zu stellen ist nicht nur ‘vergebene Liebesmühe’, sondern hoch gefährlich“.
Ende September 2017 verhinderten engagierte Antifaschist_innen und Bürger_innen in Saarbrücken gemeinsam einen Aufmarsch des „Bündnis Saar“, in dem sich immer wieder höchst gefährliche Neonazis zusammenfinden, wie der Fall des „Waffennarren von der Rußhütte“ erneut beweist.