Blau-Schwarze-Family – Der 1. FC Saarbrücken und seine Nazis

Prob­leme mit Nazis in Fankur­ven beste­hen nicht nur im gesamten Bun­des­ge­bi­et, son­dern europaweit. Nazis wer­den von dem beim Fuss­ball ver­bre­it­eten Gewalt- und Männlichkeit­skult magisch anzogen.Deshalb wun­dert es wenig, dass auch rund um den 1. FC Saar­brück­en (FCS) Nazis immer wieder von sich reden machen. Dabei kann man davon aus­ge­hen, dass nur ein Bruchteil der tat­säch­lichen Vor­fälle die Öffentlichkeit erre­icht, denn ger­ade beim Fußball wer­den rechte Über­griffe immer wieder ver­harm­lost, herun­terge­spielt und als Stre­it­igkeit­en zwis­chen Fan­grup­pierun­gen abgetan. 

Nazis beim FCS: Gruppenfoto mit Jacky Süßdorf und Marion Meier (beide mittig in der zweiten Reihe)

Nazis beim FCS: Grup­pen­fo­to mit Jacky Süß­dorf und Mar­i­on Meier (bei­de mit­tig in der zweit­en Reihe)

Es ist erfol­gre­ich­er antifaschis­tis­ch­er Öffentlichkeit­sar­beit zu ver­danken, dass zumin­d­est einige Vor­fälle rund um den FCS in den let­zten Jahren pub­lik wur­den. Zu erin­nern ist etwa an einen Über­griff durch rechte Hooli­gans auf antifaschis­tis­che Jugendliche am 13. August 2013 oder die Ernen­nung der recht­en Hooli­gan­gruppe „Saar­land Brigade“ zum Fan­klub des Monats am 9. Novem­ber 2013 (dem Tag der Reich­s­pogrom­nacht). Doch die Ver­strick­un­gen der recht­en Szene in diverse Fan­grup­pierung des FCS reichen weit tiefer, als es die einzel­nen Vor­fälle erah­nen lassen. Denn nicht nur die „Saar­land Brigade“ und der „SC 95“ haben Nazis in ihren Rei­hen, son­dern auch die „Saar­brück­er Jungs“ und die „Cru­saders“ ver­fü­gen über Verbindun­gen in die rechte Szene. Zahlre­iche Fotos bele­gen, dass das Tra­gen von Klei­dung der Naz­i­marke „Thor Steinar“ offen­bar zum guten Ton inner­halb der genan­nten Grup­pierun­gen gehört. Doch es beste­hen auch per­son­elle Über­schei­dung mit der Naziszene. Beispiel­sweise ist das Mit­glied der „Saar­brück­er Jungs“ Mar­vin Wedel, nicht nur mehrfach Teil­nehmer bei recht­en Aufmärschen gewe­sen, son­dern hat über seine Mut­ter Ivone Wedel und ihren aktuellen Lebens­ge­fährten Andreas Stauter Kon­tak­te zu den Hammerskins.

Braunes Familienfoto (v.l.n.r.): Marvin Wedel, Andreas Stauter, Ivonne Wedel

Braunes Fam­i­lien­fo­to (v.l.n.r.): Mar­vin Wedel, Andreas Stauter, Ivonne Wedel

Der Facebooknutzer „Kerstin Mayer“ aus Auersmacher in „Thor Steinar“-Kleidung zusammen mit Marvin Wedel

Der Face­booknutzer „Ker­stin May­er“ aus Auers­mach­er in „Thor Steinar“-Kleidung zusam­men mit Mar­vin Wedel

Saalveranstaltung der „Saarbrücker Jungs“ mit dabei „Thor Steinar“-Kleidung (roter Pullover in der Mitte) und die beiden Nazis Jörn Bußmann und Daniel Zanner (auf der Bühne ganz rechts).

Saalver­anstal­tung der „Saar­brück­er Jungs“ mit dabei „Thor Steinar“-Kleidung (rot­er Pullover in der Mitte) und die bei­den Nazis Jörn Buß­mann und Mar­vin Wedel (auf der Bühne ganz rechts).

Zumin­d­est zum Umfeld der „Saar­brück­er Jungs“ gehört auch Michael Seil­er, der im City Train, einem ehe­ma­li­gen Laden von Jacky Süß­dorf am Saar­brück­er Haupt­bahn­hof als Türste­her arbeit­ete und dort gerne mal sein Hak­enkreuz-Tat­too präsen­tierte. Die Beziehung zu Jacky Süß­dorf scheint ohne­hin sehr eng zu sein, so dass es wenig wun­dert, dass Mit­glieder der ein­schlägi­gen Fan­clubs auch in Süß­dorfs, inzwis­chen geschlossen­em Laden, in der Bur­bach­er Hochstraße ein und aus­gin­gen. Der Kon­takt zu Jacky Süß­dorf ist auch keineswegs ein­seit­ig und so fahren Süß­dorf und ihre Schwest­er Mar­i­on Meier in den Bussen der „Fan­clubs“ zu Auswärtsspielen.

Daumen hoch? Michael Seiler zeigt Haut, deutlich zu erkennen das Hakenkreuz.

Dau­men hoch? Michael Seil­er zeigt Haut, deut­lich zu erken­nen das Hakenkreuz.

Nazis unter sich: Der Facebooknutzer „Yannic Walter“ mit Jacky Süßdorf und Thorsten Eberhardt

Nazis unter sich: Der Face­booknutzer „Yan­nic Wal­ter“ mit Jacky Süß­dorf und Thorsten Eberhardt

Jacky Süßdorf beim Gruppenfoto mit Kevin Ruppert und Kevin Ney samt Freundin

Jacky Süß­dorf beim Grup­pen­fo­to mit ein­er unbekan­nten Per­son und Kevin Ney samt Freundin

Seit­dem Jacque­line Süß­dorf ihren Laden schließen musste,verlagern sich die Aktiv­itäten der Nazis zunehmend in die bei Hooli­gans ohne­hin seit Jahren beliebte Kneipe „Reich­seck“ in der Saar­brück­er Reichsstraße und das Gasthaus „Tick Tack“ in der Bre­ite Straße. Berührungsäng­ste mit Nazis scheint auch dort nie­mand zu haben.

Nazis in der Kneipe „Reichseck“ (vlnr.): Michael Bütikofer, Markus Mang, Jacky Süßdort, Unbekannt, Andreas Kraul

Nazis in der Kneipe „Reich­seck“ (vlnr.): Michael Bütikofer, Markus Mang, Jacky Süß­dort, Unbekan­nt, Andreas Kraul

Gemütlicher Abend im „Tick Tack“: Hakenkreuz-Tattoo-Träger Michael Seiler (ganz links) und „Thor Steinar“-Träger „Kerstin Mayer“ (ganz rechts).

Gemütlich­er Abend im „Tick Tack“: Hak­enkreuz-Tat­too-Träger Michael Seil­er (ganz links) und „Thor Steinar“-Träger „Ker­stin May­er“ (ganz rechts).

Die „Saarbrücker Jungs“ in geselliger Runde im Gasthaus „Tick Tack“, ganz rechts „Kerstin Mayer“

Die „Saar­brück­er Jungs“ in gesel­liger Runde im Gasthaus „Tick Tack“, ganz rechts „Ker­stin Mayer“

Das Gasthaus „Tick Tack“ und seine Gäste: Nazihooligans u.a. mit Marvin Wedel und Michael Seiler

Das Gasthaus „Tick Tack“ und seine Gäste: Naz­i­hooli­gans u.a. mit Mar­vin Wedel und Michael Seiler

Doch zumin­d­est vere­inzelte Reak­tio­nen auf die ver­gan­genen Vor­fälle lassen hof­fen, dass in der Fan­szene eine pos­tive Entwick­lung einge­set­zt hat. Der Zus­tand, der es Nazis unter dem Deck­man­tel des „Unpoli­tis­chen“ jahrzehn­te­lang erlaubte ihre rechte Gesin­nung ins Sta­dion zu tra­gen, scheint been­det. So ver­suchen zumin­d­est einige Fans sich den Nazis, wie im Fall des Kur­venbe­suchs von Süß­dorf und Kraul, aktiv in den Weg zustellen und sie aus dem Sta­dion zu wer­fen. Vom Vere­in haben die Fans dabei kaum Unter­stützung zu erwarten, denn dieser bedauert die Vor­fälle zwar stets oder rud­ert wie im Falle der Preisver­lei­hung an die „Saar­land Brigade“ zurück, untern­immt aber kaum offen­sive Maß­nah­men um den Nazis im Sta­dion das Leben so schw­er wie möglich zu machen. Auf eine Unter­stützung der antifaschis­tis­chen Fans im Sinne des Präsi­den­ten von Ein­tra­cht Frankfurt,Peter Fis­ch­er, der in einem Inter­view völ­lig zu Recht sagte, dass Nazis aus dem Block geprügelt gehören, wartet man bish­er verge­blich. Und so wird es vor­est die Auf­gabe der antifaschis­tis­chen Fans bleiben sich den Nazis im Stad­tion entgegenzustellen.

Antifa in die Offensive!
Nazis raus aus dem Stadion!

Antifa Saar / Pro­jekt AK

EDIT — 15.04.16: In ein­er früheren Ver­sion dieses Artikel wurde auf einem Foto Mar­vin Wedel mit Daniel Zan­ner ver­wech­selt. Diesen Fehler haben wir nun kor­rigiert. Daniel Zan­ner ist auf den Fotos nicht zu sehen. Zan­ner war aber an einem Über­griff auf Antifaschis­ten am 15. August 2013 beteiligt. Außer­dem wurde auf einem Foto eine Per­son falsch zu geord­net. Diesen Fehler haben wir eben­falls korrigiert.