NPD und Neonazis hetzen gegen Sexarbeiterinnen

Während der Sitzung des Saar­brück­er Stad­trats am Dien­stag, den 13. Mai 2014, protestierte eine „Bur­bach­er Ini­tia­tive gegen Straßen­pros­ti­tu­tion“ unter dem Mot­to „Nein zur Straßen­pros­ti­tu­tion in Saar­brück­en“ vor der Con­gresshalle. Auf­fäl­lig war, dass unter den rund 20 Teilnehmer_innen haupt­säch­lich Neon­azis waren, darunter ein großer Teil des Lan­desvor­standes der saar­ländis­chen NPD, sowie die Betreiberin der Nazikneipe „City Train“. Unter dem Vor­wand, sich um die ver­meintlichen oder tat­säch­lichen Äng­ste der Saar­brück­er Bürger_innen zu küm­mern, betreibt die NPD ihren ras­sis­tis­chen und men­schen­feindlichen Wahlkampf auf dem Rück­en nicht-deutsch­er Sexarbeiterinnen.

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Rund 20 Men­schen protestierten am ver­gan­genen Dien­stag mit Slo­gans wie „Wir wollen keine Straßen­pros­ti­tu­tion“ und „Straßen­strich und Krim­i­nal­ität Bekämpfen“ vor der Sitzung des Saar­brück­er Stad­trats vor der Con­gresshalle. Dabei ent­pup­pte sich die ver­meintliche „Bürg­erini­tia­tive“ aus Bur­bach, als die sich die Protestieren­den präsen­tierten, bei näherem Hin­se­hen als Ver­samm­lung bekan­nter Neon­azis aus Saar­brück­en und Umge­bung. Neben dem Anmelder der Kundge­bung, dem langjähri­gen NPD-Kad­er Otto Beck­er, nah­men mehrere Mit­glieder des NPD-Lan­desvor­standes – Peter Marx, Peter Richter, Sascha Wag­n­er, Cindy Schmidt und Niels Kan­dar – sowie die Vor­sitzende des NPD-Kreisver­ban­des Saar-Pfalz, Janine Walk, an der Kundge­bung teil. Eben­falls vor Ort war die Betreiberin der Nazi-Kneipe „City Train“, Jacque­line Süß­dorf, sowie ihr Türste­her Michael Seil­er. Vol­lends zur Farce geri­et der Ver­such der „Bürg­erini­tia­tive“, sich parteifern und betont bürg­er­lich zu geben, allerd­ings dadurch, dass die Protestieren­den ihre Slo­gans auf die Rück­seite von NPD-Wer­be­plakat­en schrieben.

Es ist natür­lich kein Zufall, dass sich die Het­ze der Nazi-Mah­nwache auss­chließlich gegen die Sexar­bei­t­erin­nen auf dem Saar­brück­er Straßen­strich, die zu großen Teilen aus osteu­ropäis­chen Län­dern stam­men, richtet. Die Bor­delle des Saar­brück­er Rotlicht­m­i­lieus möcht­en die Nazis indes nicht antas­ten. Das mag unter anderem auch daran liegen, dass es zwis­chen einzel­nen Akteuren der Naziszene und des Rotlicht­m­i­lieus gute fre­und­schaftliche und wirtschaftliche Kon­tak­te gibt. Offen­sichtlich­es Beispiel hier­für ist etwa die Nazi-Kneipe „City Train“ am Saar­brück­er Haupt­bahn­hof, und deren Betreiberin Jacque­line „Jacky“ Süß­dorf, die als Schnittstelle zwis­chen Saar­brück­er Naziszene / NPD und Rotlicht­m­i­lieu bzw. krim­ineller Rock­er-Szene ange­se­hen wer­den kann. Süßdorf’s Kneipe, die im Erdgeschoss eines als „Eros Cen­ter“ fir­mieren­den Bor­dells liegt, war auch Schau­platz der soge­nan­nten „Peniskuchen-Affäre“, die den NPD-Lan­desvor­sitzen­den Peter Marx bun­desweit in die Schlagzeilen und bei vie­len Parteikam­er­aden in Ver­ruf brachte.

Den Nazis der ver­meintlichen „Bürg­erini­tia­tive“ geht es bei ihrem Protest selb­stver­ständlich nicht um die Frauen, die – aus welchen Grün­den auch immer – als Sexar­bei­t­erin­nen an Saar­brück­ens Straßen ste­hen, und auch nicht um deren Rechte oder Sicher­heit vor gewalt­täti­gen Freiern, Zuhäl­tern und Polizis­ten. Unter dem Vor­wand, für die verängstigten Bürger_innen der Stadt zu sprechen, betreibt die NPD hier dieselbe plumpe ras­sis­tis­che Het­ze, mit der die Nazi­partei auch gegen Roma und Flüchtlinge agitiert.

Dazu Alexan­der Breser, Press­esprech­er der Antifa Saar / Pro­jekt AK:
Neben ihren klas­sis­chen The­men – der ras­sis­tis­chen Het­ze gegen Migrant_innen, Roma und andere mar­gin­al­isierte Grup­pen – hat die NPD im Kom­mu­nal­wahlkampf jet­zt die Sexar­bei­t­erin­nen auf dem Saar­brück­er Straßen­strich als Ziel ihrer Het­ze ent­deckt. Dabei ver­sucht die Nazi­partei, von der medi­alen Mobil­machung gegen die Sexar­bei­t­erin­nen auf dem Straßen­strich zu prof­i­tieren und poli­tis­ches Kap­i­tal daraus zu schla­gen. Das alles find­et mal wieder auf dem Rück­en der Frauen statt, die sowieso schon ständi­ger Krim­i­nal­isierung durch Behör­den und Polizei und der per­ma­nen­ten Gefahr, Opfer von Gewalt zu wer­den, aus­ge­set­zt sind.“