Im März fanden zahlreiche Veranstaltungen der extremen Rechten von NPD bis zu Kameradschaften im Saarland statt. Auf den ersten Blick könnte man deshalb annehmen, dass die rechte Szene deutlich erstarkt ist. Dies ist zumindest teilweise der Fall, denn so viele öffentliche Aktionen fanden seit Jahren nicht statt. Allerdings trügt der Schein, denn bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass die Taktiken der Nazis vielfach nicht aufgegangen sind. Der Versuch breite Teile der saarländischen Nazi-Hooliganszene hinter „SaGeSa“ zu scharren, scheiterte schon im letzten Jahr an Streitigkeiten rund um die Rolle der NPD bei „SaGeSa“. Die Versuche der NPD Saar über „SaGeSa“ an den Aktionen von „SaarGIDA“ teilzunehmen scheiterten ebenfalls.
Stattdessen entwickelt sich „SaGeSa“ immer stärker zu einem, unattraktiven, von der NPD dominierten, Sammelbecken von Kameradschaftsnazis und solchen die es werden sollen. Fast alle öffentlichen Aktionen, die die saarländischen Naziszene im Monat März durchführt, sind Kleinveranstaltungen mit Teilnehmerzahlen im unteren zweistelligen oder gar einstelligen Bereich. Dies gilt insbesondere für die Aufmärsche der Sturmdivision Saar, aber auch bei den Aktionen von „SaGeSa“ sinken die Teilnehmerzahlen merklich. Außerdem wird deutlich, dass die saarländische Naziszene nach wie vor eine äußerst dünne Personaldecke aufweist und kaum über fähige Kader verfügt. Dass die NPD Saar auf Sascha Wagner angewiesen ist, dem von erheblichen Teilen der bundesweiten Naziszene Bereicherung an der Partei vorgeworfen wird und der sich wegen der Misshandlung seiner Töchter vor Gericht verantworten muss, verdeutlicht dies. Dank der Affäre rund um Sascha Wagner ist die NPD im Süd-Westen tief gespalten und auch ein Teil der saarländischen Kameradschaftszene unterstützt die NPD Saar und Sascha Wagner nicht vorbehaltlos. Nicht zuletzt wegen einem, von Akteuren der NPD Westpfalz initiierten, NPD-internen Schiedsverfahren könnte die Belastung durch Sascha Wagner für die saarländische NPD noch größer werden.
Auch für die Vorzeige-“Geschäftsfrau“ der NPD, Jacqueline Süßdorf, läuft das Jahr 2015 schlechter als von ihr geplant. Nachdem sie im letzten Jahr damit gescheitert war ein Gastroschiff am Staatstheater zu übernehmen, hatte sie großspurig verkündet vier neue Gaststätten zu eröffnen. Von den beiden zwischenzeitlich in Burbach und Güdingen eröffneten Kneipen („Jacky’s“), existiert seit Anfang März nur noch eine in Burbach.
Aus antifaschistischer Sicht gilt es die Aktivitäten der Naziszene weiterhin kritisch zu beobachten und den öffentlichen Druck auf die wenigen aktiven Personen zu erhöhen. Diese Übersicht liefert dazu einen weiteren Beitrag:
- Bereits am Montag, den 2. März, marschiert die NPD-Vorfeldorganisation „SaGeSa“ mit etwa 60 Nazis durch Sulzbach.
- Am Donnerstag, den 5. März, findet der „politische Gesprächskreis“ der NPD Saar-Pfalz in einem Restaurant in Bexbach statt. Es sprechen Stefan Lux (stellv. Landesvorsitzender und Geschäftsführer der NPD Berlin) und Detlef Paulus (1. Vorsitzender der „Deutschen Volksgewerkschaft“) zum Thema „Der völkerrechtliche Status von Deutschland“.
- Am Freitag, den 6. März, findet eine Schulungsveranstaltung der NPD bzw. „SaGeSa“ zum Thema „Verhalten vor Polizei, Justiz und Geheimdienste“ in Burbach statt. Als Referent tritt erneut Stefan Lux auf.
- Am Samstag, den 7. März finden gleich zwei Aktionen statt. Zunächst veranstaltet der „Nationale Widerstand Zweibrücken“ mit Unterstützung der „Sturmdivision Saar“ eine Kundgebungstour von Zweibrücken über Blieskastel nach Homburg an der etwa 10 Nazis teilnehmen. Am Abend des gleichen Tages findet eine „Führungskräfteschulung“ des NPD Kreisverbandes Saar-Pfalz statt. Referent ist erneut Stefan Lux, der über das Parteiprogramm der NPD informiert.
- Am Montag, den 9. März, versucht eine Gruppe von etwa 10 Nazis unter dem Label „SaGeSa“, angeführt von Sascha Wagner, einen Workshop der Stadt mit dem Motto „Flüchtlinge in Saarbrücken – Gemeinsam mehr erreichen“ zu stören. Vor Ort beschränken sich die Nazis darauf mit Transparenten vor der Tür zu stehen.
- Am 13. März tritt der Moderator des Nazimedienprojekts „FSN-TV“ Patrick Schröder auf Einladung des saarländischen Kameradschaftsaktivisten Nikolas Hohenfels bei einer internen Veranstaltungen in dessen Wohnung vor etwa 10 Personen auf.
- 16. März: Ein für Neunkirchen angekündigter „SaGeSa“-Aufmarsch wird kurzfristig „wegen Krankheit“ abgesagt.
- Am 23. März marschiert „SaGeSa“ dann doch noch durch Neunkirchen. Es kommen etwa 40 Teilnehmer. Im Nachgang wird gegen eine Rednerin wegen Volksverhetzung ermittelt.
- Für den 28. März kündigt die „Sturmdivision Saar“ einen Aufmarsch in Völklingen an. Es erscheinen weniger als 10 Nazis.
- Am Montag, den 30. März marschiert „SaGeSa“ mit etwa 40 Anhänger ebenfalls in Völklingen.