Pressemitteilung: 150 Menschen nehmen an Kundgebung zur Erinnerung an Samuel Yeboah teil – Antifa Saar spricht von rechtem Terror-Netzwerk

150 Men­schen fol­gten heute dem Aufruf der Antifa Saar / Pro­jekt AK und weit­er­er Organ­i­sa­tio­nen zur Gedenkkundge­bung anlässlich des 29. Jahrestages der Ermor­dung Samuel Yeboahs. Dieser wurde durch einen ras­sis­tis­chen Bran­dan­schlag in Saar­louis-Fraulautern ermordet. Erst vor kurzem wur­den die Ermit­tlun­gen wieder aufgenom­men und erst jet­zt geht auch die Polizei von Tätern aus der Neon­azi-Szene aus. 

Sara Jost, Press­esprecherin der Antifa Saar / Pro­jekt AK: „Wir sind mehr als ges­pan­nt, ob die Ermit­tlun­gen der saar­ländis­chen Polizei etwas Neues zu Tage fördern oder ob diese nur dazu führen den Fall endgültig wieder auf Eis zu leg­en. Es ste­ht zu befürcht­en, dass ver­heerende Ermit­tlungs­fehler oder gar Ver­strick­un­gen der damals einge­set­zten Beamten und struk­tureller Ras­sis­mus bei der Polizei ver­tuscht wer­den, wenn nun die eige­nen Kol­le­gen und Amt­snach­fol­ger ermit­teln.

Die Antifa Saar / Pro­jekt AK macht seit über zwei Jahrzehn­ten durch Veröf­fentlichun­gen (Broschüren, Büch­er, Artikel) darauf aufmerk­sam, dass im Saar­land seit min­destens Anfang der 90er Jahre ungewöhn­lich viele Brand- und Sprengstof­fan­schläge mit einem extrem recht­en Hin­ter­grund zu verze­ich­nen sind und die Aufk­lärungsrate nahezu bei Null liegt. Die hohe Anzahl und die Pro­fes­sion­al­ität dieser Anschläge lassen auf eine mil­i­tante rechte Organ­i­sa­tion schließen. Dafür sprechen auch ins­beson­dere die damals vor allem in Saar­louis, aber auch darüber hin­aus, aktiv­en Struk­turen der Neon­azior­gan­i­sa­tion Blood & Hon­our und der FAP, die sich in und um die lokale Nazi-Skin­head­szene organ­isierte. Auch ein Großteil des NSU-Net­zw­erkes entstammte genau diesen Strukturen.

Bis vor Kurzem leugneten auch die Vertreter_innen der Stadt Saar­louis immer wieder, dass es sich bei Saar­louis schon seit min­destens Ende der 80er Jahre um eine Hochburg der mil­i­tan­ten Neon­aziszene han­delte. Sich dies einzugeste­hen wäre der erste Schritt hin zu ein­er Aufar­beitung dieser Zeit. Die Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tio­nen der dama­li­gen Struk­turen, näm­lich die Ham­mer­skins und die Kam­er­ad­schaft 13. Jan­u­ar sind nach wie vor aktiv.

Wir fordern die Ein­set­zung eines öffentlichen Unter­suchungsauss­chuss­es und die Offen­le­gung der Akten im Fall Samuel Yeboah. 

Wir fordern einen würdi­gen Erin­nerung­sort an Samuel Yeboah.

Wir rufen auf zur nach­halti­gen Zer­schla­gung der noch aktiv­en neon­azis­tis­chen Struk­turen im Saar­land und anderswo.

Die Kundge­bung wurde unter­stützt von: Antifa Saar / Pro­jekt AK; Con­n­Act Saar, Ini­tia­tive See­brücke Saar, Cri­think e.V. — Gesellschaft zur Förderung des kri­tis­chen Denkens und Han­delns, Hein­rich-Böll-Stiftung Saar; Linksjugend.Solid Saar.

Pressefotos (Bildquelle: Antifa Saar / Projekt AK)