Am 22. Februar 2019 feierten rund 50 Nazis und Hooligans mit der Naziband „Kategorie C“ in Heiligenwald / Polizei erzwingt Durchführung gegen den Willen des Verpächters.
Pressemitteilung vom Abend des 22. Februar:
Im Schiffweiler Ortsteil Heiligenwald findet zur Stunde ein Konzert der Rechtsrockband „Kategorie C“ statt. Rund 50 Neonazis aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern feiern unter Polizeischutz in einem Veranstaltungslokal in der Pestalozzistraße zu der „Musik“ der Hooligan-Rocker aus Bremen. Dass – und vor allem wie – das konspirativ beworbene Konzert in dieser Form stattfinden kann, ist ein politischer Skandal.
Der Verpächter der Lokalität wurde über den Hintergrund der Veranstaltung bewusst getäuscht: angekündigt wurde eine „kleine Feier mit Gitarre“. Nachdem der wahre Charakter am gestrigen Donnerstag bekannt wurde, wollte der Verpächter seine Räume nicht länger zur Verfügung stellen. Die Neunkircher Polizei sowie der polizeiliche Staatsschutz setzten ihn jedoch mit falschen Behauptungen unter Druck und drängten ihn zur Schlüsselübergabe an die Nazis.
Dazu Sarah Jost, Pressesprecherin der Antifa Saar / Projekt AK: „Es ist ein Skandal, wie sich der Bürgermeister von Schiffweiler und die Polizei zu Helfershelfern der saarländischen Naziszene machen. Anstatt einen Bürger der Gemeinde dabei zu unterstützen, die regionale Nazi-Szene aus seinen Räumen heraus zu halten, scheinen Polizei und Lokalpolitik ein großes Interesse daran zu haben, den zweifelhaften Ruf des Saarlandes als Komfortzone für neonazistische Musikveranstaltungen erneut zu unterstreichen.“
Das Vorgehen von Polizei und Stadtverwaltung erinnert stark an den 6. April 2018, als in Sulzbach ebenfalls ein Konzert mit „Kategorie C“ stattfand. Auch hier setzten sich die Polizei sowie die Stadt Sulzbach nachdrücklich für die Durchführung des Nazi-Konzertes ein, das aufgrund einer Verspätung der Band bereits auf der Kippe stand. Als „versöhnliche Geste“ den Nazis gegenüber verlängerte man jedoch spontan und ohne Not die Nutzungserlaubnis für den Veranstaltungsort um mehrere Stunden nach hinten.
Hintergrundinformationen:
„Kategorie C“ (KC) ist eine rechtsextreme Hooligan-Band, die zwischenzeitlich unter den Namen „Hungrige Wölfe“ und „VollKontaCt“ firmierte und 1997 in Bremen gegründet wurde. Der Name „Kategorie C“ bezieht sich auf die Polizei-Bezeichnung für gewaltsuchende Fußballfans, d.h. Hooligans. Frontmann und Zugpferd der Band ist der Bremer Neonazi und Hannes Ostendorf, der 1991 an einem Brandanschlag auf ein Bremer Flüchtlingsheim beteiligt war.
Organisiert wurde das heutige Konzert von Michael Bütikofer (Saarbrücken) und Alexander Flätgen (Sulzbach).
Alexander Flätgen (Jahrgang 1979) tritt seit einigen Jahren offensiv in Erscheinung. Er beteiligte sich an zahlreichen Naziaufmärschen und Kundgebungen, z.B. des „Nationalen Widerstands Zweibrücken“, von „Die Rechte“ sowie beim sogenannten „Frauenbündnis Kandel“, und war Mitglied in der saarländischen NPD. 2017 initiierte er die rassistisch motivierte „Bürgerinitiative“ „Sulzbach wehrt sich“. Flätgen war Veranstalter des „Kategorie C“-Konzerts im April 2018. Nur einen Monat zuvor griff Flätgen in einem Regionalzug einen jugendlichen Antifaschisten an, was ihm eine Verurteilung wegen Körperverletzung einbrachte.
Michael Bütikofer stammt ursprünglich aus der Schweiz. Er bewegt sich seit einigen Jahren in der Neonaziszene in Saarbrücken, vor allem an der Seite und in den diversen Projekten von Jacqueline Süßdorf. Bütikofer, der auf dem Saarbrücker Rotenbühl wohnt und als „Jurist“ und „unabhängiger Vermögensberater“ tätig ist, pflegt gute Kontakte in die gesamte saarländische Naziszene, von Peter Marx (NPD) über Jacqueline Süßdorf bis ins rechtsextreme Hooligan-Milieu um Alexander Flätgen.