Redebeitrag der Antifa Saar / Projekt AK auf der Solikundgebung für Charlie Hebdo

Lachen, um Gottes Willen

Male einen prächti­gen Mohammed, so stirb­st du.
Zeichne einen lusti­gen Mohammed, so stirb­st du.
Schmiere einen wider­lichen Mohammed hin, so stirb­st du.
Mache einen beschisse­nen Film über Mohammed, so stirb­st du.
Wehrst du dich gegen religiösen Ter­ror, so stirb­st du.
Leckst du den Fun­da­men­tal­is­ten den Arsch, so stirb­st du.
Halte einen Feind der Aufk­lärung für einen Idioten, so stirb­st du.
Ver­suche, mit einem Feind der Aufk­lärung zu disku­tieren, so stirb­st du.
Es gibt nichts zu ver­han­deln mit den Faschisten.
Die Frei­heit, hem­mungs­los zu lachen, wurde uns bere­its vom Gesetz gegeben, die sys­tem­a­tis­che Gewalt der Extrem­is­ten gibt sie uns auch.
Danke, ihr Arschlöcher.

Dieses Gedicht stammt aus dem Jahr 2012 von Stéphane Char­bon­nier alias Charb.
Charb ist ein­er der­jeni­gen, die am ver­gan­genen Mittwoch in den Redak­tion­sräu­men des Satiremagazins „Char­lie Heb­do“ ermordet wur­den. Der Mord an ihm und an 11 weit­eren Men­schen am ver­gan­genen Mittwoch ist der trau­rige Anlass der uns heute hier zusammenbringt.

Ich begrüße euch im Namen aller, die die heutige Kundge­bung vor­bere­it­et, organ­isiert und dazu aufgerufen haben und spreche nun für die Antifa Saar / Pro­jekt AK.
Als wir uns am Mittwoch abend getrof­fen haben anlässlich der Ereignisse in Paris und uns zu der heuti­gen Kundge­bung entschlossen haben, gab es bere­its zwölf Tote.
Die Mörder, die gezielt in die Redak­tion­sräume des franzö­sis­chen Satiremgazins Char­lie Heb­do einge­drun­gen waren, riefen während ihrer Tat „All­lahu Akbar“ und auf franzö­sisch „Wir haben den Propheten gerächt“.
Am Don­ner­stag wurde durch einen mut­maßlichen Unter­stützer der Ter­ro­rak­tion des Vortages eine Polizistin erschossen. Ver­mut­lich der gle­iche Täter ermordete gestern in einem jüdis­chen Super­markt vier weit­ere Men­schen. Dort hat­te er mehr als ein Dutzend Geiseln genom­men und gedro­ht diese zu erschießen, sollte die Druck­erei gestürmt wer­den, in der sich die Atten­täter vom Mittwoch mit­tler­weile ver­schanzt hatten.
Auch am Mittwoch sollen Ter­ror­is­ten der Boko-Haram-Gruppe  im Nor­dosten Nige­rias offen­bar ein Mas­sak­er verübt haben. Die Stadt Baga sei dem Erd­bo­den gle­ichgemacht wor­den, berichtet die BBC unter Bezug auf Behör­den­vertreter. Die Rede ist nach unter­schiedlichen Quellen von mehreren Hun­dert bis zu 2000 Toten.
Die Welt scheint aus den Fugen ger­at­en zu sein.

Aber nicht erst seit Mitte dieser Woche.
Weltweit befind­et sich der islamistis­che Ter­ror in ein­er Offen­sive. Während in Syrien und Irak der IS ganze Land­striche unter seine Kon­trolle gebracht hat und dort sowohl Mus­lime als auch Nicht-Mus­lime, die sich seinem Dik­tat nicht unter­w­er­fen, in Massen ermordet oder ver­sklavt, kommt es auch in der ganzen übri­gen Welt zu entsprechen­den Anschlä­gen durch Dschi­hadis­ten, die ihre Tat­en offen in den Kon­text des islamistis­chen Ter­rors stellen.
Am 24. Mai.2014 ermordet ein in Syrien aus­ge­bilde­ter Dschi­hadist mit einem Stur­mgewehr vier Men­schen im jüdis­chen Muse­um in Brüssel.
Am 23.10.2014 ermordet ein 32-jähriger Dschi­hadist in Ottawa zuerst einen kanadis­chen Sol­daten vor einem Kriegs­denkmal, stürmt daraufhin das kanadis­che Par­la­ment und wird dort bei einem Schuss­wech­sel getötet.
Am 15. Dezem­ber 2014 nimmt ein Islamist zahlre­iche Men­schen in einem aus­tralis­chen Café als Geiseln. Er ver­langt unter anderem eine Flagge des IS und zwingt einen Teil der Geiseln dazu, sich am Fen­ster mit der ara­bis­chen Scha­hada (dem islamis­chen Glaubens­beken­nt­nis) der ver­sam­melten Presse und somit der Weltöf­fentlick­eit zu präsen­tieren. Im Zuge der Befreiungsak­tion wer­den der Geisel­nehmer und zwei der Geiseln getötet.

Während in Deutsch­land ein Großteil der deutschen Linken zu dieser The­matik schweigt oder gar ver­sucht, den islamistis­chen Ter­ror als reines Pro­dukt west­licher Poli­tik zu verkaufen, find­en sich Tausende unter dem Label „Hogesa“ oder „Pegi­da“ zu ras­sis­tis­chen Man­i­fes­ta­tio­nen zusam­men, die in der Öffentlichkeit fälschlicher­weise als Islamkri­tiker wahrgenom­men wer­den. Dabei haben sie von Islamkri­tik genau­so wenig Ahnung wie von dem von ihnen vorge­blich vertei­digten christlich-jüdis­chen Abendland.
Für Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten sollte der Kampf gegen den Islamis­mus und eine Kri­tik des Islam im Speziellen sowie der Reli­gion im All­ge­meinen eine Selb­stver­ständlichkeit sein. SOLLTE!
Aber wie bere­its gesagt: Die Welt scheint aus den Fugen.

Denn statt ein­er fundierten Kri­tik an der poli­tis­chen Ökonomie und an der kri­tis­chen The­o­rie ori­en­tierten Analyse der Sit­u­a­tion und den daraus sich ergeben­den Schlussfol­gerun­gen dominiert unter den Linken in Deutsch­land zumeist eine Lethargie oder gar eine kul­tur­rel­a­tivis­tis­che Sicht auf die Dinge.
Ras­sis­mus, Faschis­mus, Anti­semitismus gehören bekämpft ! Egal ob sie nun im braunen oder dji­had-grü­nen Gewand daherkommen.

Stattdessen scheint die Stunde der Dem­a­gogen gekommen.
In Frankre­ich gibt es die ersten Anschläge auf mus­lim­is­che Ein­rich­tun­gen. Von der Moschee bis hin zum Imbiss!
Dass einem nun auch aus der extrem recht­en Ecke, von Front Nation­al über NPD bis Pegi­da „Je suis Char­lie“ ent­ge­gen­schallt, ist wenig ver­wun­der­lich, waren deren Aus­sagen doch noch nie son­der­lich dif­feren­ziert. Denn wenn Massen­morde von Boko Haram verübt wer­den, wie diese Woche in Nige­ria oder wenn der Islamis­che Staat gegen all die zu Felde zieht, die sich ihrem Tugendter­ror nicht unter­w­er­fen wollen, gibt es keine Sol­dar­ität­sak­tio­nen der selb­ster­nan­nten Vertei­di­ger des christlich-jüdis­chen Abend­lan­des. Im Gegen­teil wird gegen die Men­schen gehet­zt, die dem Ter­ror ent­fliehen, weil sie als Fremde und nicht der eige­nen Volks­ge­mein­schaft zuge­hörige emp­fun­den werden.
Denn die Pastörs, AfDler und Pegidis­ten sind die gle­ichen ordinären Men­schen­feinde, wie die Atten­täter von Paris und ihre Gesinnungsgenossen.

Die Dres­den­er Pegi­daabteilung wurde nicht etwa gegen mörderische Islamis­ten­ban­den gegrün­det, son­dern als Reak­tion auf eine Demon­stra­tion von Antifaschis­ten und Kur­den, die für eine bewaffnete Unter­stützung der vom islamistis­chen Ter­ror unmit­tel­bar bedro­ht­en Men­schen im Nahen Osten gewor­ben haben.
Wer sich also genau gegen die Feinde der Islamis­ten stellt und jet­zt das Atten­tat von Paris als Beweis für ihre Forderun­gen nach einem abgeschot­teten Europa anführt, dem geht es nicht um Men­schen­rechte oder Frei­heit, son­dern der betreibt wider­liche und völkische Het­ze gegen alles und jeden, was von ihnen als fremd emp­fun­den wird. Sie kämpfen nicht gegen den Islamis­mus, solange sich dieser nicht vor der eige­nen Haustür bre­it macht.
Wer fordert, Men­schen abzuschieben, oft unter dem schein­heili­gen Deck­man­tel der Dif­feren­zierung zwis­chen soge­nan­nten Wirtschafts­flüchtlin­gen und denen die sie „richtige Flüchtlinge“ nen­nen, ver­weigert den Men­schen ihr Recht auf das, was sie nun meinen zu vertei­di­gen: sim­ple bürg­er­liche Freiheitsrechte.

Und wenn von Seit­en der Poli­tik gefordert wird soge­nan­nte Syrien­heimkehrer oder deutsche Islamis­ten abzuschieben und zurück zu schick­en, liefert sie die Men­schen vor Ort dem Ter­ror der Islamis­ten aus. Den ohne­hin schon Ver­fol­gten wird von deutschen Behör­den noch das Mess­er in den Rück­en ger­ammt indem man ihren Ver­fol­gern neue Rekruten schickt.
Abschiebun­gen sind in Deutsch­land und ander­swo das seit langem bewährte Mit­tel um sich einem Prob­lem schein­bar zu entledi­gen. Das war in den 90er Jahren so als Asyl­be­wer­ber­heime bran­nten und die Poli­tik mit der fak­tis­chen Aufhe­bung des Asyl­rechts reagierte und das ist heute so, wenn man Islamis­ten lieber abschiebt als sich ihnen vor der eige­nen Haustür entgegenzustellen.

Islamis­ten und soge­nan­nte Syrien­heimkehrer tra­gen den Krieg nicht nach Europa. Der Krieg gegen die Feinde der Aufk­lärung ist weltweit im Gange und er muss weltweit aus­ge­focht­en wer­den. Man muss diese Men­schen­feinde dort stellen wo sie sind. Alles andere wäre ein feiges Abschieben des Prob­lems und ein Ver­rat an den Men­schen, denen man sie aussetzt.

Men­schen die wegen ihres Glaubens Nachteile erlei­den, sind gegen Diskri­m­inierung zu schützen. Nicht aber Reli­gio­nen vor Kri­tik. Wenn “ver­let­zte religiöse Gefüh­le” irgen­det­was bewiesen haben, dann nur eins — sie haben nichts ver­di­ent als den Krieg auf allen Ebe­nen, mit allen gebote­nen Mit­teln. Sie haben nichts ver­di­ent als Hohn und Spott wo sie jam­mernd-ver­ständ­nisheis­chend daherkom­men, das gebetsmüh­le­nar­tige Behar­ren auf die erkämpfte bürg­er­liche Frei­heit wo sie sich organ­isieren und Repres­sion und Gegenge­walt dort, wo sie ihre Borniertheit bru­tal durch­set­zen wollen.

Keine Tol­er­anz den Intoleranten!

Keinen Kom­pro­miss mit der Bar­barei – Islamis­mus und Ras­sis­mus bekämpfen!