Am Samstag, dem 13. April 2013 fand in München, anlässlich der bevorstehenden Eröffnung des Prozesses gegen einige wenige Mitglieder und Unterstützer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) eine große antirassistische Demo statt. (Aufruf kann hier nachgelesen werden). Dass es aufgrund des fehlerhaften Vorgehens des Gerichts bei der Vergabe von Plätzen an Medienvertreter_innen zu einer Verschiebung des Prozesses kommen sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen.
Die Antifa Saar / Projekt AK organisierte, unterstützt durch die Heinrich Böll-Stiftung Saar und die Peter Imandt Gesellschaft einen Bus zu der Demo nach München und obwohl am gleichen Tag noch ein Aktionstag in Saarbrücken (UmFairteilen) und ein schon lange geplantes Konzert in St. Ingbert anstanden, machten sich etwa 30 Antifaschist_innen morgens mit dem Bus auf Richtung München.
Die Anfahrt verlief reibungslos und auf dem Busparkplatz trafen wir auch direkt auf Genoss_innen aus dem sächsischen Pirna und Dresden. Zusammen gingen wir dann die restlichen 4 km zu Fuß zur Auftaktkundgebung. Dort gab es massive und zum Teil auch schikanöse Vorkontrollen gegen uns und andere Demonstrationsteilnehmer_innen. Auch Flüchtlinge, die zur Demonstration wollten wurden aufgehalten und teilweise wegen Verstoß gegen die sogenannte Residenzpflicht festgenommen.
Auf dem Auftaktkundgebungsplatz warteten bereits schätzungsweise 10.000 Menschen auf den Beginn der Kundgebung. Das ging von Bürgerrechtsgruppen über Flüchtlingsgruppen über Antifa bis hin zu obskuren Volksbefreiungsfanatiker_innen. Etwas seltsam fanden wir auch die Begrüßung des Moderators der Kundgebung. Die zahlreich anwesenden “Flüchtlinge” und “Migranten” wurden ausdrücklich begrüßt mit dem Hinweis, dass sie “uns” doch helfen würden die Demo bunter zu machen. Mal abgesehen davon, dass es sich bei Menschen nicht um irgendwelche Buntstifte handelt, empfanden wir es als sehr seltsam, dass somit den genannten Leuten abgesprochen wurde, ganz eigene Beweggründe zur Teilnahme zu haben. Und eben nicht, weil sie als Statist_innen einer bunten Demo mitwirken wollen. Alles in allem waren auch die Reden auf der Auftaktkundgebung sehr enttäuschend. Linksradikale Inhalte suchte man da meist vergebens und es erschöpfte sich in Aufrufen zu Toleranz und Empörung. Von einem linksradikalen Bündnis hätten wir deutlich mehr erwartet. Gut war, dass Yvonne Boulgarides, Witwe von Theodorus Boulgarides, eines der Münchner Opfer des NSU sprach und forderte, die Aufklärung der Mordserie des NSU entschlossen fortzusetzen und dass Ibrahim Arslan, ein Überlebender des Brandanschlags 1992 in Mölln bekräftigte, wie wichtig die Solidarität mit den Opfern rassistischer Anschläge für diese ist.
Der Großteil unserer Reisegruppe entschied sich dann sich im unmittelbaren Umfeld des UmsGanze-Block aufzuhalten und sich dort lautstark einzubringen. Es war dann auch eine sehr kraftvolle Demonstration mit Zwischenkundgebungen an dem Mahnmal für die Opfer des Oktoberfestanschlags und an weiteren exponierten Orten. Auf dem Lautsprecherwagen bei uns spielte die Heidelberger Band Irie Revoltes und sorgte für gute Stimmmund mit dem notwendigen Ernst. Das martialische Auftreten der Polizei sorgte für Erschrecken, nicht nur bei denjenigen, die sich zum ersten Mal auf einer solchen Großdemonstration befanden und war auch später auf der Heimfahrt großes Thema. Nach etwa 5 Stunden Demo bei gutem Wetter traten wir dann den Weg zu unserem Bus und die sofortige Heimreise an. Irgendwann mitten in der Nacht waren wir dann wieder in Saarbrücken.
Danke an alle die mitgefahren sind und die Busreise ermöglicht haben.
Bericht eines Mitfahrers aus der
Antifa Saar / Projekt AK